Mittwoch, 11. Dezember 2013

Bricht die Ukraine auseinander?

"Es wird Zeit, die Trottel an die Arbeit zu bringen" 
schreibt t-online am 10.12.2013 und weiter:

Die Hauswände sind rußgeschwärzt im Heimatort des ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch. Hier, in Jenakijewo, hängt die Luft schwer über der Stadt. Schadstoffgrenzwerte gelten hier wenig. Die Männer sterben jung in Jenakijewo, viele davon bei Arbeitsunfällen


Demonstrierende Ukrainer - treibt das Land auf die Spaltung zu? (Quelle: AFP)
Die aufmüpfigen Demonstranten in Kiew finden hier wenig Verständnis. Auf dem Unabhängigkeitsplatz Maidan in der weit entfernten Hauptstadt fordern seit drei Wochen Zehntausende eine Hinwendung der Ukraine nach Westen. Hier, im Osten des Landes, ist die Stimmung ganz anders.

"Es wird Zeit, die Demos auf dem Maidan aufzulösen und die Trottel an die Arbeit zu bringen", sagt Alexej Dschugastranski, ein 46-jähriger Bergarbeiter aus Jenakijewo. "Wir riskieren hier unser Leben mit unserer Arbeit und die streiken in Kiew und zerstören die Ukraine."

Prekäres Zerfallsprodukt der Sowjetunion

In der Tat ist die Ukraine eines der prekärsten Zerfallsprodukte der Sowjetunion. Eine Spaltung des Landes, das fast so groß ist wie Frankreich und 46 Millionen Einwohner zählt, ist nicht ausgeschlossen. Der Westen spricht die eigene slawische Sprache Ukrainisch, fühlt sich europäisch und unterstützt das geplante Assoziierungsabkommen mit der EU.

Im Osten des Landes wird Russisch gesprochen, dort sitzen die Kohleminen und die Schwerindustrie, und eine Annäherung an die EU wird eher skeptisch beurteilt. Aus dieser Gegend kommt der derzeitige Präsident der Ukraine.

Die EU-Fans haben an den vergangenen beiden Wochenenden mit massiven Demonstrationen auf dem Maidan den Rücktritt Janukowitschs gefordert. Umfragen im Land geben ihnen Recht: Eine Mehrheit der Ukrainer bevorzugt demnach eine Westbindung statt einer engeren Beziehung zu Moskau. Wer sich aber im Osten umhört, erlebt massive Ressentiments gegen eine Zuwendung zur EU. Und dem Kreml ist der Spaltpilz in der Ukraine sehr willkommen.

Jenakijewo ist etwa so groß wie Schwerin und liegt 50 Kilometer vor der Millionenmetropole Donjezk im Südosten der Ukraine. Hier gibt es neun Kohleminen, davon sind sechs in Betrieb. Ferner gibt es hier einen Galvanisierungsbetrieb und eine Kokerei. Die veraltete Technik und die niedrigen Sicherheitsstandards machen Jenakijewo zu einem der gefährlichsten Arbeitsplätze der Welt. 2008 starben hier bei einem Minenunglück 13 Kumpel.

Warum Moskau im Stich lassen?

Aber die Industrieregion Donjezk verdient ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts, und entsprechend selbstbewusst treten die Ostukrainer auf. Allein sie sind vom russischen Markt abhängig und von der zuverlässigen Lieferung russischen Gases. "Wenn ihr uns vom russischen Markt abkoppelt, schneidet ihr uns ein Bein ab", sagt der 33-jährige Wladimir Toporow. Der Vorarbeiter im Galvanisierungsbetrieb von Jenakijewo scherzt bitter: "Und mit einem Bein werden wir nicht nach Europa marschieren".

Die desolaten Staatsfinanzen tragen auch nicht gerade zu einer Steigerung der Attraktivität der Ukraine bei: Das politische Patt zwischen Ost und West hat die sinkende Bonität des Landes angeheizt. Seit mehr als einem Jahr herrscht Rezession in der Ukraine und eine Staatspleite ist eigentlich nur noch mit Geld aus dem Ausland abzuwenden.

Darauf weist auch Nikolai Sagoruiko hin, der lokale Chef von Janukowitschs Partei der Regionen im Donjezk-Becken. Er sagt, die Unterzeichnung des Assoziierungsabkommens mit der EU würde dazu führen, dass die meisten der Minen in seiner Region geschlossen würden. "Das gäbe einen gesellschaftlichen Schock. Und die Studenten auf dem Maidan, die in ihrem Leben noch keine Kopeke verdient haben, wären die ersten Opfer der EU", droht er.

In Ukrainsk, einem Städtchen von 10.000 Einwohnern mit einer verbliebenen intakten Mine, sagt Juri Galaburda: "Weißrussland, Kasachstan und Russland sind doch unsere Brüder. Warum sollten wir sie im Stich lassen?". Ukrainsk liegt ein paar Kilometer nordwestlich von Donjezk, und seine Einwohnerzahl hat sich im Zuge der Deindustrialisierung seit Sowjetzeiten halbiert. Die Fenster vieler Gebäude sind zerschellt, der Wind pfeift durch, und Hunde streunen durch die Ruinen.

Hier ist die "Orangene Revolution" der 1990er Jahre niemals angekommen. "Während dieses Regimes haben wir hier keinen Pfennig gesehen", erzählt Galaburda über die Zeit der Präsidentschaft von Viktor Juschtschenko von 2005 bis 2010. "Jetzt scheint es langsam besser zu werden", sagt er.
10.12.2013, 09:13 Uhr | Yuras Karmanau, AP

Ein Video von Antikrieg TV
Umsturzpläne in der Ukraine - Westen involviert 9.12.13


Danke Klaus für den Link


Kommentare bei t-online

nanny_1
Habe heute Morgen den Sprecher der Kanzlerin(Seibel) gehört-War erstaunt-volle Kehrtwende zu den letzten beiden Tagen. Die Menschen Ukraine sollen über Ihr Land selbst entscheiden! Nachdem man wieder einmal die Meinung des Mobs, aus dem Hintergrund beobachtet hat, wird nun mit allen Paddeln zurück gerudert. Ob sich der BP jetzt schämt? Wenn er von Kreml Seite aus, als dumm bezeichnet wird?
Wie dem auch sei-Es ist Weihnachtszeit und ich wünsche den Menschen in der Ukraine viel Kraft und vor allen Dingen Klugheit, alles noch einmal in Ruhe zu überdenken. Vielleicht wären Neuwahlen wirklich sinnvoll, dann weiß man endlich was das gesamte Volk der Ukraine will!

brauni
Würde unsere Regierung anderst handeln? Ich denke nicht, den egal in welchem Land, die Machtgier ist zu groß um sich um das Dumme Volk zu kümmern. In der Ukraine regiert eine Diktatur, also genauso wie bei uns auch, es wird durch Wahlen die sehr fragwürdig sind das nach oben gestellt was eine Minderheit will und braucht. War es bei uns am 22.09.2013 anderst, wohl nicht.

KaHaKa
Warum marschiert Westerwelle Seit an Seit mit den Klitschkos?
Er denkt schon an die Zeit nach der Politik, denn er bekommt kein Mandat mehr. Sein(e) Mann/Frau ist doch Eventmanager/in und da muss der Gier der Weg bereitet, diese für die Oligarchen in geordnete Bahnen gelenkt werden?

NICKMANN
Merkel und Co sollen sich raushalten. Im eigenen Land ist reichlich zu tun, aber mit dem Finger auf andere zeigen ist ja einfach. Übrigens die Partei von Klitschko wurde in der Wahl nur mit 15 % gewählt.
Ich möchte nicht wissen, was passiert wenn hier eine 15 % Partei zum Sturz von Merkel aufruft. Die Eimischerei in anderen Ländern muss aufhören.

Bernie_
Es gibt viele Länder, denmen tut die EU nicht gut. Die Ukraine ist eins davon. Geographisch gehört sie natürlich wesentlich näher zu Europa als die Türkei mit ihrem kleinen Landzipfel. Das wars aber auch schon. Die Wirtschaft geht durch die EU kaputt, die Preise steigen und das Land wird ausgeblutet. Die, die jetzt demonstrieren wollen das nicht wahr haben, sondern sehen in der EU das Schlaraffenland. Halt, EU? Nein, es geht so:
EU>Freizügikeit>Deutscheland>Soziale Hängematte oder viel Geld verdienen. Wirtschaftliche Zusammenarbeit auf fairer Basis-ja, aber nur nicht mit den Schnarchern aus Brüssel.



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