Am Internationalen Tag der
Menschenrechte haben sich 562 international anerkannte Autoren zu einer
öffentlichen Intervention gegen die Gefahren der systematischen
Massenüberwachung zusammengeschlossen. Diese einmalige globale Schriftsteller-Aktion wurde u.a. unterschrieben von Umberto Eco, Orhan Pamuk, J.M. Coetzee, Elfriede Jelinek, Günter Grass, T.C. Boyle, Margaret Atwood, Daniel Kehlmann,
Nawal El Saadawi, Arundhati Roy, Henning Mankell, Richard Ford, Javier
Marias, Björk, David Grossman, Arnon Grünberg, Angeles Mastretta, Juan
Goytisolo, Nuruddin Farah, João Ribeiro, Victor Erofeyev, Liao Yiwu
und David Malouf.
Der Aufruf der Autoren-Gruppe „Writers Against Mass
Surveillance“ wurde auf Initiative von Juli Zeh, Ilija Trojanow, Eva
Menasse, Janne Teller, Priya Basil, Isabel Fargo Cole und Josef
Haslinger am 10. Dezember 2013 in über 30 internationalen Zeitungen
veröffentlicht:
In den vergangenen Monaten ist ans Licht gekommen, in welch
ungeheurem Ausmaß wir alle überwacht werden. Mit ein paar Maus-Klicks
können Staaten unsere Mobiltelefone, unsere E-Mails, unsere sozialen
Netzwerke und die von uns besuchten Internet-Seiten ausspähen. Sie haben
Zugang zu unseren politischen Überzeugungen und Aktivitäten, und sie
können, zusammen mit kommerziellen Internet-Anbietern, unser gesamtes
Verhalten, nicht nur unser Konsumverhalten, vorhersagen.
Eine der tragenden Säulen der Demokratie ist die Unverletzlichkeit
des Individuums. Doch die Würde des Menschen geht über seine
Körpergrenze hinaus. Alle Menschen haben das Recht, in ihren Gedanken
und Privaträumen, in ihren Briefen und Gesprächen frei und unbeobachtet
zu bleiben.
Dieses existentielle Menschenrecht ist inzwischen null und
nichtig, weil Staaten und Konzerne die technologischen Entwicklungen zum
Zwecke der Überwachung massiv missbrauchen.
Ein Mensch unter Beobachtung ist niemals frei; und eine
Gesellschaft unter ständiger Beobachtung ist keine Demokratie mehr.
Deshalb müssen unsere demokratischen Grundrechte in der virtuellen Welt
ebenso durchgesetzt werden wie in der realen.
* Überwachung verletzt die Privatsphäre sowie die Gedanken- und Meinungsfreiheit.
* Massenhafte Überwachung behandelt jeden einzelnen Bürger als
Verdächtigen. Sie zerstört eine unserer historischen Errungenschaften,
die Unschuldsvermutung.
* Überwachung durchleuchtet den Einzelnen, während die Staaten und
Konzerne im Geheimen operieren. Wie wir gesehen haben, wird diese Macht
systematisch missbraucht.
* Überwachung ist Diebstahl. Denn diese Daten sind kein öffentliches
Eigentum: Sie gehören uns. Wenn sie benutzt werden, um unser Verhalten
vorherzusagen, wird uns noch etwas anderes gestohlen: Der freie Wille,
der unabdingbar ist für die Freiheit in der Demokratie.
WIR FORDERN DAHER, dass jeder Bürger das Recht haben muss
mitzuentscheiden, in welchem Ausmaß seine persönlichen Daten gesammelt,
gespeichert und verarbeitet werden und von wem; dass er das Recht hat,
zu erfahren, wo und zu welchem Zweck seine Daten gesammelt werden; und
dass er sie löschen lassen kann, falls sie illegal gesammelt und
gespeichert wurden.
WIR RUFEN ALLE STAATEN UND KONZERNE AUF, diese Rechte zu respektieren.
WIR RUFEN ALLE BÜRGER AUF, diese Rechte zu verteidigen.
WIR RUFEN DIE VEREINTEN NATIONEN AUF, die zentrale Bedeutung
der Bürgerechte im digitalen Zeitalter anzuerkennen und eine
verbindliche Internationale Konvention der digitalen Rechte zu
verabschieden.
WIR RUFEN ALLE REGIERUNGEN AUF, diese Konvention anzuerkennen und einzuhalten.
Initiatorinnen und Initiatoren:
Juli Zeh Germany
Ilija Trojanow Germany
Eva Menasse Germany
Janne Teller Denmark
Priya Basil UK
Isabel Fargo Cole USA
Josef Haslinger Austria
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