Sonntag, 16. März 2014

Günther Jauch 16.03.2014 Uli Hoeneß zum x-ten

Foto: ARD
    Die Gäste
  • Hans-Ulrich Jörges Mitglied der "Stern"-Chefredaktion und Freund von Uli Hoeneß
  • Herta Däubler-Gmelin, SPD Ehemalige Bundesjustizministerin
  • Jakob Augstein Publizist und Verleger
  • Thomas Selter Unternehmer
  • Waldemar Hartmann Sportjournalist

Uli Hoeneß – Absturz mit Anstand?

Nur vier Tage hat der aufsehenerregende Prozess gegen Bayern-Boss Uli Hoeneß gedauert, dann fiel am Donnerstagmittag das Urteil: Schuldig im Sinne der Anklage, dreieinhalb Jahre Gefängnis, keine Bewährung.
Die Haftstrafe kam für die meisten Prozessbeobachter angesichts der imposanten Summe an Steuerschulden wenig überraschend. Ging die Staatsanwaltschaft zum Prozessbeginn noch von 3,5 Millionen Euro aus, räumte Hoeneß kurze Zeit später bereits eine Summe von 18,5 Millionen Euro ein. Am Dienstag sorgte dann eine Steuerfahnderin für den großen Paukenschlag, als sie eine Steuerschuld von insgesamt mindestens 27,2 Millionen Euro nannte. Am Ende sprach der Richter von 28,5 Millionen.

Am Freitag legte Hoeneß alle Ämter beim FC Bayern München nieder und erklärte öffentlich, dass er das Urteil des Gerichts nicht anfechten wolle. "Nach Gesprächen mit meiner Familie habe ich mich entschlossen, das Urteil des Landgerichts München II in meiner Steuerangelegenheit anzunehmen. […] Das entspricht meinem Verständnis von Anstand, Haltung und persönlicher Verantwortung. Steuerhinterziehung war der Fehler meines Lebens. Den Konsequenzen dieses Fehlers stelle ich mich."

Wie geht es weiter mit Uli Hoeneß? Ist das Urteil ein Warnschuss für andere Steuerbetrüger? Brauchen wir mehr Steuergerechtigkeit?

Darüber spricht Günther Jauch am Sonntagabend mit seinen Gästen.

Link zur Günther-Jauch-Seite (hier)
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ausgesuchte Kommentare aus dem Blog

#28 Bernd Langer
Noch rechtzeitig die Kurve gekriegt
Uli Hoeness verdient mit seiner Entscheidung sehr großen Respekt. Durch diese Entscheidung heilt er moralisch seinen Fehler.
Käßmann und Friedmann haben es vorgemacht, dass wenn man zu seinen Fehler steht und sie akzeptiert, kann man an Größe gewinnen.
Ich hoffe, dass er und seine Familie die Haftzeit gut überstehen. Sollte er irgendwelche Hafterleichterungen bekommen - sei es ihm gegönnt.
Ich hoffe - sofern inhaltlich nicht noch was nachkommt - das er nach dieser Zeit für den FC Bayern wieder aktiv wird, auch in führender Rolle.
Sofern keine Verquickung in dieser Sache mit dem FC Bayern vorliegt, könnte auch wieder das Präsidentenamt mit ihm besetzt werden, da er sich nach bisherigen Informationen lediglich im Privatbereich selber geschadet hat.
In diesem Sinne alles Gute!

#31 Demokrat
Der Fall Uli Hoeneß vs. der Fall Gustl Mollath
Ich hoffe, daß dann, wenn endlich der Fall Gustl Mollath wieder vor Gericht kommt, die öffendlichen Medien mindestens genauso present sind wie beim Fall Uli Hoeneß.
Im Fall Hoeneß ging es ja schließlich nur um Steuergeld. Es sind zwar 28 Millionen, gemessen am Bundeshaushalt sind das nur Peanuts.
Im Gegensatz dazu geht es im Fall Gustl Mollath um einen Angriff auf unseren Rechtsstaat, unsere Grundrechte, unsere Freiheit, unsere Demokratie. Diese Werte sind mit Geld keineswegs zu ersetzen

#36 BrigitteMonika
Woher kam das ganze Geld?
Herr Hoeneß wird schon seine Gründe haben, dass er die Haftstrafe "akzeptiert"! Bestimmt will er nicht, dass endlich mal nachgeforscht wird, woher die Hunderte von Millionen kamen, die er als "Spielgeld" (wie zynisch!) verwenden konnte. Die knapp 30 Millionen sind ja nur Steuern! Wieviel muss ein Mensch verdient (??) haben, um solch eine Steuerschuld zu akkumulieren?
Also: WOHER kam das Geld?? Vom Verein? Das wage ich mir nicht vorzustellen...

#49 und #50 Marie
Derr Herr H. ist gut beraten, wenn er NICHT in Revision geht. Anders, als das viele Rechtsverdreher im Vorfeld Glauben machen wollten, gibt es sehr wohl ein Grundsatzurteil des BGH, wann eine Selbstanzeige wirksam ist, vom 25.07.2011. Demnach ist bereits eine Selbstanzeige, die um mehr als 5% von den tatsächlich hinterzogenen Steuern abweicht, unwirksam. Bei Herrn H. betrug die Abweichung der unvollständigen Selbstanzeige (rund 3,5 Millionen zu rund 28,5 Millionen) mehr als 800 %!!! Und es kann durchaus noch mehr werden, für die endgültige Berechnung wird das FA noch sehr viel Zeit brauchen.

Ein Hinterziehungsbetrag von fast 30 Millionen ist zweifellos als schwerer Fall zu betrachten, da beträgt das Mindeststrafmaß 5 Jahre. Aus diesem Grund, weil das ein besonders schwerer Fall ist, hat die Staatsanwaltschaft auch 5,5 Jahre gefordert und Herr H. kann von großem Glück sagen, wenn der Staatsanwalt NICHT in Revision geht.

Die vom BGH festgelegten Milderungsgründe, z.B. ein im Vergleich zu den im fraglichen Zeitraum bezahlten Steuern geringer Hinterziehungsbetrag treffen überwiegend auf H. nicht zu, nur das Geständnis, die nicht vorhandenen Vorstrafen und eventuell die falsche Selbstanzeige können als echte Milderungsgründe herhalten.

Strafverschärfend wirkt es sich dagegen nach dem BGH Urteil aus, wenn durch „wiederholte Tatbegehung das Steueraufkommen über einen längeren Zeitraum nachhaltig [ge]schädigt [wird] oder durch Gewinnverlagerungen ins Ausland schwer aufklärbare Sachverhalte geschaffen“ werden. Beides trifft hier in vollem Umfang zu. Es wäre also sehr wahrscheinlich, dass im Falle einer Revision der Schuss nach hinten losgehen würde.

Ich hatte vor dem Urteil übrigens eine Wette abgeschlossen, 3-4 Jahre. Genauso ist es gekommen. Das wollte mir im Vorfeld niemand glauben, alle anderen rechneten mit Bewährung. Und ich würde auch glatt eine Wette abschließen, dass, falls es zur Revision kommt, es mehr als 5 Jahre und nicht weniger werden. Die Staatsanwaltschaft hat da schon richtig gelegen, das ist ein schwerer Fall und da fängt es bei 5 Jahren erst an.

ZEIT-ONLINE: Uli Hoeneß
Doch nur ein Fußballpräsident

Uli Hoeneß wurde überhöht, wie das System Fußball. Selbst nach seiner Verurteilung schaut man nicht so genau hin, woher das viele Geld kam, und was er damit machte. Ein Kommentar von Oliver Fritsch
Lesen Sie hier weiter: http://www.zeit.de/sport/2014-03/uli-hoeness-bayern-muenchen-gefaengnis

Einen tollen Beitrag gab es bei Konstantin Wecker
12.03.2014

Liebe Freunde,
Freiheit für Uli Hoeneß!
Bei Uli Hoeneß passt einfach alles.
Er ist Wurstfabrikant, Spekulant, Präsident der derzeit spektakulärsten Fußballmannschaft
der Welt und wohnt in einer Villa am Tegernsee.
Er ist ein Bilderbuchkapitalist, hat steuervergünstigt Millionen gespendet und etliche Millionen mehr hinterzogen. Business as usual. Ein Bankensystem, das spezialisiert ist auf den Steuerbetrug superreicher Schwerverbrecher hat es ihm leicht gemacht.

Ich weiß nicht genau, was man als Hilfsarbeiter in einer Wurstfabrik verdient, aber man muss schon ein paar Stunden schuften um sich ein Ticket in der Allianz Arena zu erarbeiten. Nirgendwo in Europa klafft die Schere zwischen arm und reich so weit auseinander wie in Deutschland.

Gut für Menschen wie Hoeneß, der sich seinen Reichtum ja auch hart erarbeitet hat.
Zum Beispiel durch kräftezehrendes Zocken am Handy.

So funktioniert nun mal das System.
Der Uli ist ein ehrenwerter Mann.
82 Prozent der Deutschen wünschten sich noch vor zwei Jahren mehr Hoeneß in der Politik.
Das sagt mehr über uns Deutsche aus, als die meisten soziologischen Abhandlungen.
Ich habe ihn mal in einer Talkshow fragen hören, warum es denn überhaupt noch andere Parteien als die CSU brauche.

Mehr Hoeneß in der Politik?

Dieser Mann - und das kann man ihm gar nicht übel nehmen, wenn man bedenkt, wie er jahrzehntelang hofiert und angeschleimt wurde- dieser Mann wird nie verstehen, dass er irgend etwas falsch gemacht haben soll.

In seinem Universum hat er auch nichts verbrochen. So funktioniert nun mal das System und der Uli ist ein ehrenwerter Mann.
Ich wünsche niemandem den Knast. Verständlicherweise. Und auch dem Herrn Hoeneß nicht.

Warum auch. Der Mann ist sowieso nicht resozialisierbar. Ebensowenig wie seine Freunde von den Banken und Automobilkonzernen und Versicherungen.

Aber ich fordere ab sofort die Möglichkeit zur straffreien Selbstanzeige für alle Opferstockdiebe, Drogenkonsumenten, Bankräuber, Hausbesetzer, Demonstrationsvermummer, Sitzblockierer - ach, mir fielen noch viele ein.

Ich halte den Fussballmanager für nicht schuldfähig.
Er ist wie das System, das er verkörpert, verteidigt und liebt.
Ulli Hoeneß ist - und das trägt er schon lange zur Schau - der fleischgewordene Kapitalismus. Eine wandelnde Wurstfabrik.

Und wenn man ihm eines vorwerfen kann, dann nur seinen sattsam bekannten vergeigten Elfmeter. Wir linksradikalen Häuserbesetzer, Kryptokommunisten, Steinewerfer, Gutmenschen und Friedensdeppen sehen das eventuell anders.
Aber für jeden aufrechten Kapitalisten gibt es nur einen möglichen Kampfruf: Freiheit für Uli Hoeneß!

Was danach eintrat lesen Sie hier: Konstantin Wecker

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