Donnerstag, 10. Oktober 2013

Anne Will - 09.10.2013 - USA vorübergehend geschlossen


Ist das noch eine Supermacht


Die Gäste der Sendung:

John Kornblum Früherer US-Botschafter in Deutschland
Oskar Lafontaine Fraktionsvorsitzender der Linken im Saarländischen Landtag
Max Otte Wirtschaftswissenschaftler
Gayle Tufts Entertainerin
Fotomontage: ARD


Die Runde

Der Etatstreit in Amerika zwischen Präsident Obama und den Republikanern eskaliert. Die Konservativen wollen nur dann einem neuen Haushalt zustimmen, wenn Obama im Gegenzug seine Gesundheitsreform vorerst stoppt.
Die Konsequenz: Hunderttausende Staatsbedienstete sind in den unbezahlten Zwangsurlaub geschickt worden und Touristen stehen vor verschlossenen Türen.

Zudem müssen sich Demokraten und Republikaner bis zum 17. Oktober auf eine Anhebung der Schuldengrenze einigen, sonst wird das Land zahlungsunfähig. Sind die USA wirklich noch eine Weltmacht oder vielmehr ein Sanierungsfall? Wird aus der Haushalts- nun eine weltweite Finanzkrise? fragt die Redaktion

Die größte Überraschung?
Sie haben sich gegenseitig ausreden lassen und sind sich nicht ins Wort gefallen.


Es schrieb im Blog:

3 Helmut Krüger 8. Oktober 2013 um 16:33 Uhr

Die Hoffnung hab´ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube, dass es zumindest schon so sein könnte, dass den USA endlich ihre Zuschreibung als so bezeichnete Supermacht verlorengeht, besser noch: sie sich auch selbst nicht darauf beziehen.

Dagegen steht allerdings immer noch dasjenige, was fast jeder US-Amerikaner fast schon mit der Muttermilch eingesogen bekommen hat: Die Auffassung und Überzeugung, auf unserem Erdball die “Number One” zu sein.

Alles Leben wäre einfacher, alle kämen von solchen einschlägigen Denkfiguren los und die US-Amerikaner als Erste. Alles Leben wäre einfacher, die USA würden auch in der Weltpolitik in etwa jene Rolle spielen, die sie beispielsweise im internationalen Männerfußball spielen.

Auf diesem Weg gibt es immer noch immens viel zu tun: Ein Staat unter Vielen. Einer von 300. Nicht mehr und auch nicht weniger. Die indische Soziolgin Arundhati Roy hat angesichts der verheerenden und keinesfalls zu rechtfertigenden Anschläge einen vielbeachteten Text geschrieben, der mittlerweile leider etwas in Vergessenheit geraten ist: Wut ist der Schlüssel. Das Römische Reich ist zerbrochen, weil es an seinen Übermachtsphantasien zerbrach, die Sowjetunion hat aufgehört zu existieren aufgrund dessen, dass sie den Zusammenschluss vorwiegend militärisch erzwang, Und auch der American Way of Live wird fallen, weil er nichts anderes neben sich duldet.

Wenn die USA sich mit der Geburtsstunde ihrer Gewalt beschäftigen würden, als weiße Europäer in das Land drangen und sich mit der Waffe in der Hand die Menschen in diesem Land gefügig machten, dann wären sie menschlich weiter. Dann bräuchte auch kein Barack Obama versuchen dass das hochtechnisierteste Land der Erde dem Status eines sozialen Entwicklungslandes entrinnen müsste und es ginge ein Aufschrei durch die Welt, würde eine Tea Party Bewegung versuchen, an diesem Status eines sozialpolitischen Entwicklungslandes krampfhaft festzuhalten.

Was die Wahrnehmung angeht, so bin ich selbst davon überzeugt, dass in den einschlägig und einseitig hochtechnisierteren USA die Entwicklung in gewisser Weise vorangeschrittener ist als sie bei uns wäre, gingen wir diesen Weg weiter:

Die Verwobenheit von Realität und Fiktion.
Ich glaube ganz ernsthaft, dass der Anteil derer, die Beides nicht mehr auseinanderzuhalten in der Lage sind, ein Beträchtliches beträgt des Anteils hierzulande und dass wir das bei uns allenfalls bei den Dreijährigen haben werden, die jetzt von Kindesbeinen an lernen, dass die Welt per Computer-Knopfdruck funktioniert. Und dann als Jugendliche und Heranwachsene bass erstaunt sind, dass das Verhalten des einen mit der Reaktion des anderen zu tun haben könnte und umgekehrt ja auch.

Jenseits der Polemik und der Denunziation:
Die USA sind in meinen Augen das Land der Schauspieler. In dreierlei Hinsicht:

  • 1. Schauspieler im Film, wie allgemein bekannt und unumstritten: SPIELEN analog eingeübter Rollen
  • 2. Schau-Spieler: Spielen zur SCHAU gegenüber einem anderen im Sinne eines bloß Effekthaschenden
  • 3. Schauspieler, pardon, eher im Sinne eines Gauklers, gegenüber anderen eine ganz eigene Realität zu kreiieren, an die man selbst zudem auch noch glaubt, sodass sich die Wahrnehmungsebenen tatsächlich vermischen.
Ich glaube, mehr noch als nach knallharten wirtschaftlichen Interessen darin einen Schlüssel zu finden, was uns Aufschluss gibt, wollen wir die Lage einschätzen.



14 Gerd 49: 8. Oktober 2013 um 18:22 Uhr

Ja wenn es einmal kommt, dann kommt es knüppeldick für die USA, denn die US-Trucker haben für den 11. bis 13. Oktober angekündigt: „Wenn sich in der Politik nichts bewegt, dann bewegt sich auf den Strassen auch nichts mehr.“

Bis zu eine Million LKW-Fahrer sind dazu aufgerufen die Verfassung wieder herzustellen. Sie nennen das: CONVOY 2013, Truckers roar to D.C. with impeachment movement

Das Ziel ist es, den schlafenden Riesen zu wecken, die Menschen von Amerika.

Sie werden aus dem ganzen Land eine Sternfahrt nach Washington DC machen. Sie haben einen mächtigen Verbündeten bekommen – die Impeachment – Bewegung schließt sich ihnen an – das ist die Bewegung zu Amtsenthebung Obamas, ebenso hunderttausende Motorradfahrer.

Schon die Ankündigung dieser Super-Demo war von solcher Brisanz, dass Facebook Feuerwehr spielte und die Seite der Independent Truckers of America (Unabhängige LKW-Fahrer Amerikas) mit ihrem Aufruf vom Netz genommen hat.

Nach der Facebook-Abschaltung von ‘Truckers To Shutdown America’ schufen die LKW-Fahrer sofort eine neue Webseite ‘RideForTheConstitution.org’ und eine neue Facebook- Seite ‘Truckers Ride For The Constitution’, wo sie auch ihr eigenes Manifest aufgelegt haben, das es in sich hat.

Gleichzeitig rufen sie dazu auf, an diesen Tagen nichts zu kaufen.

Das Echo des Aufrufs ist enorm, die Leute reagieren zu zehntausenden und das Guerilla Media Network hat eine spezielle Radioshow ‘Ride for the Constitution’ aufgelegt und bringt regelmäßige Sendungen.

Auch im Manifest werden in unmissverständlichen Worten die Wiederherstellung der Verfassung gefordert, und es wird gefordert, dass die Kriminellen, die dem Land Billionen gestohlen haben, ins Gefängnis geworfen werden.

Natürlich haben die Trucker von der Occupy-Bewegung gelernt, aber sie sprechen eine deutlichere Sprache und sie haben ein Druckmittel in der Hand: Wenn die Regierung schwerhörig ist und nichts passiert, dann passiert auch auf den Straßen nichts.

Die Trucker können die USA wirklich zum ‘Shut down’ bringen.
Das haben sogar die Parlamentarier begriffen.
Wie man hört, sind sie in großer Unruhe.



30 Bart: 8. Oktober 2013 um 20:32 Uhr

Ein paar Hintergrundinfos zu den wutbürgernden ‘Truckern’, die u. a. vom rechtskonservativen Scharfmacher Glenn Beck und dem Verschwörungstheoretiker Alex Jones unterstützt werden:

1. Grund für die Abschaltung der Facebook-Page waren rassistische Kommentare.
2. Die neue Domain gehört Peter Santilli, ebenfalls rechter Talkshow Host und Verschwörungsfreak, der sich selbst via Twitter auch schon als “Proud Domestic Terrorist” (in etwa: stolzer Heimatterrorist) bezeichnet hat, ein ehem. U.S. Marine und Ex-Exekutive bei Coca Cola, der Hillary Clinton in den Unterleib, eine exaktere Wiedergabe verbietet die Netikette, uund auf die Bushs und Obama schießen wollte (O-Töne auf rightwingwatch.org unter “Radio Host Frequented By Gun Activists Calls For Shooting of Bush Family & Obama, Sexual Violence Against Hillary Clinton”).
3. Die Like-Anzahl bei Facebook lässt sich beliebig manipulieren. Selbst dann, wenn es sich um echte Likes handelte, ist die Menge gleichwohl nichtssagend. Lunatics gibt es schließlich unter mehr als drei Hundert Millionen genug.



34 Gerd 49: 8. Oktober 2013 um 21:08 Uhr
@30 Bart
Das ist ein Teil der Forderungen von den “wutbürgernden ‘Truckern’”:

Die Forderungen des amerikanischen Volkes sind einfach:

  • Wir fordern die Aufhebung des NDAA (NDAA; deutsch Genehmigungsgesetz zur nationalen Verteidigung) ist ein US-Bundesgesetz, das den Haushalt des US Department of Defense (DoD) bestimmt.)
  • Wir fordern die Aufhebung des Patriot Act („Gesetz zur Stärkung und Einigung Amerikas durch Bereitstellung geeigneter Instrumente, um Terrorismus aufzuhalten und zu blockieren“)
  • Wir fordern, dass die Banken für ihre Verbrechen zur Verantwortung gezogen werden.
  • Wir fordern einen Lohn von dem man Leben kann.
  • Wir fordern, dass Citizens United aufgelöst werden. Citizens United beschreibt seine Mission als auf die Wiederherstellung der Regierung der Vereinigten Staaten. Es geht um Werbung, um Sendezeit, um Wahlkampfspenden, um Lobbyismus u.s.w.
  • Wir fordern, dass die Kriminellen in der Regierung wegen Verrat, Kriegsverbrechen und Völkermord verhaftet werden.
  • Wir fordern die Auflösung der FED. (die US-amerikanische Zentralbank (Federal Reserve System))
  • Wir fordern eine einheitliche Krankenkasse, die für alle Amerikaner erschwinglich ist.
  • Wir fordern eine Verfassungsergänzung, die die Amtszeit der Politiker begrenzt.
  • Wir fordern die Auflösung von NSA, FBI, CIA. (Geheimdienste und Bundespolizei)
  • Präsidentenverfügungen gehören verboten.
Aktuell: US-Bürger wurden als Eigentum der Regierung definiert.
“Die Verfügung des Präsidenten, die eigens öffentlich erwähnt, dass wir Humankapital sind, war die Präsidentenverfügung Nr. 13037 vom 4. März 1997 (besonders Absatz 2, Unterabsatz (b)”

Werter Bart, überzogen sind die Forderungen aber nicht, oder?
Ich könnte mir vorstellen, dass sie ernst machen, denn “die Amerikaner” sind genauso gekniffen wie “die Deutschen”, wie alle, die für ihr Geld noch arbeiten müssen und nicht römisch dekadent leben können.



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