Gerd, diese Kampagne wurde gerade neu auf Change.org gestartet und wir denken, das könnte Sie interessieren.
Offener Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel: Angemessene Reaktion auf die NSA-Affäre
Von Juli Zeh |
Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,
Über die Speicherung und Auswertung von Meta-Daten werden unsere Kontakte, Freundschaften und Beziehungen erfasst. Unsere politischen Einstellungen, unsere Bewegungsprofile, ja, selbst unsere alltäglichen Stimmungslagen sind für die Sicherheitsbehörden transparent.
Damit ist der „gläserne Mensch“ endgültig Wirklichkeit geworden.
Wir können uns nicht wehren. Es gibt keine Klagemöglichkeiten, keine Akteneinsicht. Während unser Privatleben transparent gemacht wird, behaupten die Geheimdienste ein Recht auf maximale Intransparenz ihrer Methoden. Mit anderen Worten: Wir erleben einen historischen Angriff auf unseren demokratischen Rechtsstaat, nämlich die Umkehrung des Prinzips der Unschuldsvermutung hin zu einem millionenfachen Generalverdacht.
Frau Bundeskanzlerin, in Ihrer Sommer-Pressekonferenz haben Sie gesagt, Deutschland sei „kein Überwachungsstaat“. Seit den Enthüllungen von Snowden müssen wir sagen: Leider doch. Im gleichen Zusammenhang fassten Sie Ihr Vorgehen bei Aufklärung der PRISM-Affäre in einem treffenden Satz zusammen: „Ich warte da lieber.“
Aber wir wollen nicht warten. Es wächst der Eindruck, dass das Vorgehen der amerikanischen und britischen Behörden von der deutschen Regierung billigend in Kauf genommen wird. Deshalb fragen wir Sie: Ist es politisch gewollt, dass die NSA deutsche Bundesbürger in einer Weise überwacht, die den deutschen Behörden durch Grundgesetz und Bundesverfassungsgericht verboten sind? Profitieren die deutschen Dienste von den Informationen der US-Behörden, und liegt darin der Grund für Ihre zögerliche Reaktion?
Wie kommt es, dass BND und Verfassungsschutz das NSA-Spähprogramm XKeyScore zur Überwachung von Suchmaschinen einsetzen, wofür es keine gesetzliche Grundlage gibt? Ist die Bundesregierung dabei, den Rechtsstaat zu umgehen, statt ihn zu verteidigen?
Wir fordern Sie auf, den Menschen im Land die volle Wahrheit
über die Spähangriffe zu sagen. Und wir wollen wissen, was die
Bundesregierung dagegen zu unternehmen gedenkt. Das Grundgesetz
verpflichtet Sie, Schaden von deutschen Bundesbürgern abzuwenden. Frau
Bundeskanzlerin, wie sieht Ihre Strategie aus?
Diese Schriftsteller unterstützen Juli Zeh bereits:
Juli Zeh | Ilija Trojanow | Carolin Emcke |
Friedrich von Borries | Moritz Rinke | Eva Menasse |
Tanja Dückers | Norbert Niemann | Sherko Fatah |
Angelina Maccarone | Michael Kumpfmüller | Tilman Spengler |
Steffen Kopetzky | Sten Nadolny | Markus Orths |
Sasa Stanisic | Micha Brumlik | Josef Haslinger |
Simon Urban | Kristof Magnusson | Andres Veiel |
Feridun Zaimoglu | Ingo Schulze | Falk Richter |
Hilal Sezgin | Georg M. Oswald | Ulrike Draesner |
Clemens J. Setz | Ulrich Beck | Katja Lange-Müller |
Ulrich Peltzer | Thomas von Steinaecker | Peter Kurzeck |
Jo Lendle | Jan Christophersen | Angela Krauß |
Christiane Neudecker | Kurt Drawert | Michael Augustin |
Robert Menasse | Mareike Krügel | Annett Gröschner |
Tanja Langer | Ron Winkler | Artur Becker |
Cornelia Becker | Antje Ravic Strubel | Ulrike Steglich |
Norbert Kron | Benjamin Lauterbach | Anton G. Leitner |
Anke Bastrop | Annika Reich | Ditha Brickwell |
Marica Bodrozic | Gisela von Wysocki | Kerstin Grether |
Nora Bossong | Zora del Buono |
Lesen Sie (hier) das Aktuelle und die Kommmentare. Dort erfahren Sie auch wer die Petition unterstützt.
Keine Kommentare :
Kommentar veröffentlichen
Der Kommentar erscheint manchmal erst nach Freigabe