Montag, 21. Oktober 2019

WeMove EU - Meilenstein gegen Ackergift


Österreich könnte das erste EU-Land sein, das Glyphosat vollständig verbietet: ein Meilenstein auf dem Weg zu einem europaweiten Verbot. Doch die EU-Kommission will noch mitreden und Bayer-Monsanto macht seinen Einfluss bereits geltend.
Wir fordern die Kommission jetzt auf, sich an das eigene Versprechen zu halten: Jedes Mitgliedsland entscheidet, ob es aussteigen will. Österreich muss Glyphosat-frei werden.
Liebe  Leser,
im Kampf gegen das krebserregende Ackergift Glyphosat [1] gibt es einen Durchbruch: Das Parlament Österreichs hat mit deutlicher Mehrheit Glyphosat verboten. Damit ist Österreich das erste EU-Mitglied, das Glyphosat vollständig vom Markt nehmen will.
Österreich hat die EU-Kommission informiert. Sie muss grünes Licht geben. Aber obwohl die Kommission versichert hat, bei Glyphosat können die Länder trotz der EU-weiten Zulassung allein entscheiden, droht sie nun einzuschreiten. Natürlich macht auch der größte Hersteller, der Konzern Bayer-Monsanto, Druck und argumentiert, das Verbot verstoße gegen EU-Recht. [2] Sie wollen weiter Gewinne mit dem todbringenden Gift machen.
Wir erinnern die Kommission an ihr Versprechen. Jedes Mitgliedsland muss Glyphosat verbieten können. Unsere Gesundheit kommt vor Konzerngewinnen.
Appell unterzeichnen
Noch bis zum 29. November kann die EU-Kommission Einspruch einlegen und Österreich anweisen, das Glyphosat-Verbot aufzuheben. Das wollen wir verhindern.
Bayer-Monsanto aber will das österreichische Verbot unbedingt aushebeln. Selbst die vielen verlorenen Gerichtsprozesse, die Krebsopfer in den USA angestrengt haben, führen bislang nicht zum Umdenken. Ist ja ein anderer Kontinent, mit einem ganz anderen Rechtssystem. In den USA haben Geschädigte Anspruch auf Schadenersatz. In der EU gilt das Vorsorgeprinzip. Stoffe, von denen eine Gefahr ausgeht, dürfen gar nicht auf dem Markt sein. Kein Wunder, dass Bayer-Monsanto argumentiert, wegen der EU-weiten Zulassung von Glyphosat dürfe es kein Verbot in einem Mitgliedsland geben.
Es war 2017, als die EU-Kommission gegen den breiten Widerstand von Bürgerinnen und Bürgern versucht hat, die Mitgliedsländer zu einer weiteren Zulassung von Glyphosat zu bewegen. Die Länder waren unentschieden. Deshalb versprach die Kommission, dass die Länder nach einer Zulassung allein darüber entscheiden können, ob Glyphosat auf den heimischen Markt kommt. [3] Diese Zusage droht nun zu kippen.
Es liegt nun wieder an uns, die bisher erreichten Erfolge abzusichern und das erste landesweite Glyphosat-Verbot zu bewahren.
Appell unterzeichnen
Der Kampf gegen die Gifte von Bayer-Monsanto begleitet uns, seitdem wir vor vier Jahren mit ersten Kampagnen online gegangen sind. Mit der Europäischen Bürgerinitiative (EBI) haben wir für eine pestizidfreie Landwirtschaft gekämpft. In einem breiten Bündnis von Umweltorganisationen sammelten wir 2017 in nur sechs Monaten mehr als eine Million gültige Unterschriften. Am Ende erhielt Glyphosat nur eine Zulassung für fünf Jahre, und nicht die von der Industrie gewünschten 15 Jahre. [4]
Und ein weiterer Erfolg der EBI wird uns sehr helfen, wenn Bayer-Monsanto in den kommenden Monaten wieder eine verlängerte Zulassung beantragen wird. Bisher geheime Studien über die krankmachende Wirkung von Giften müssen von der Industrie nämlich künftig öffentlich gemacht werden! [5]
Das macht es unabhängigen Wissenschaftler/innen endlich möglich, schnell entsprechende Nachprüfungen vorzunehmen. Beim letzten Mal konnten die fehlerhaften Zusammenfassungen der Industrie erst im letzten Moment aufgedeckt werden, weil die Studien erst mit Gerichtsbeschluss öffentlich wurden.
Der nächste große Schritt in unserem Kampf gegen Glyphosat passiert jetzt in Österreich. Wir wollen das Verbot des Ackergifts schützen. Anderen EU-Ländern würde es dann auch leichter fallen, Glyphosat ebenfalls zu verbieten.
Appell unterzeichnen
Wir grüßen mit Entschlossenheit aus vielen Ecken Europas,
Jörg Rohwedder (Lübeck)
Virginia López Calvo (Madrid)
Marta Tycner (Warschau)
Giulio Carini (Rom)
Fatima Ibrahim (London)
Alexandre Naulot (Marseille)
für das gesamte WeMove.EU-Team

P.S. Die erfolgreichen Gerichtsverfahren von Krebsopfern in den USA haben dramatische Folgen. Die Gerichte sind überzeugt, dass der Krebs von Glyphosat verursacht wird. Allein diese Entscheidungen haben den Wert der Bayer-Aktie um die Hälfte reduziert. [6] Inzwischen klagen über 13.000 Opfer. Wir wollen sicherstellen, dass es in Europa wenigstens in Zukunft keine weiteren Opfer gibt. Jetzt unterzeichnen!

Referenzen:
[1] https://www.reuters.com/article/us-austria-glyphosate/austrian-parliament-backs-eus-first-total-ban-of-weedkiller-glyphosate-idUSKCN1TX1JR
https://www.dw.com/en/austrian-parliament-votes-to-ban-glyphosate-weedkiller/a-49450418
[2] https://www.wsj.com/articles/austrian-herbicide-ban-adds-to-problems-for-roundup-owner-bayer-11562087770
[3] Bayer hat Monsanto übernommen. Monsanto wird schrittweise in den Bayer-Konzern integriert. Wir verwenden den Namen weiter, um die Kontinuität deutlich zu machen. https://ec.europa.eu/germany/news/hintergrund-fragen-und-antworten-zu-einer-m%C3%B6glichen-neuzulassung-von-glyphosat_de
[4] https://euobserver.com/environment/140042
[5] http://www.europarl.europa.eu/news/en/press-room/20181205IPR20935/food-safety-more-transparency-better-risk-prevention
https://www.euractiv.com/section/agriculture-food/news/meps-ready-to-negotiate-efsas-transparency-rule-but-need-to-find-a-new-negotiator/
https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/TA-8-2018-0489_DE.html
[6] https://www.nytimes.com/2019/05/13/business/monsanto-roundup-cancer-verdict.html
https://www.bloomberg.com/news/articles/2019-07-19/bayer-judge-cuts-2-billion-roundup-verdict-in-tentative-ruling

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