Donnerstag, 24. September 2015

Mail an STERN - "Von aller Welt verlassen"

Thema: briefe@stern.de 20.09.2015


Bitte an Herrn Steffen Gassel weiterleiten

Sehr geehrter Herr Gassel,

einen interessanten Bericht haben Sie da im Stern-Nr. 39 unter dem Titel "Von aller Welt verlassen" geschrieben. Allerdings finde ich keine Erklärung wie es begann und warum Assad "mit Fässern voll Metall und Sprengstoff" kämpft.
Auch vermisse ich eine klare Aussage, wer das Chaos im Nahen Osten zu Anfang, und damit letztendlich die Flüchtlinge heute, verursacht hat.
Kein Wort zu den Wünschen von Saudi-Arabien und Katar bezüglich Pipelines zum Mittelmeer, kein Wort zu den damals falschen Anschuldigungen gegen Assad wegen Giftgasangriffen, wobei das Giftgas nachweislich aus Saudi-Arabien kam.
Und sagen Sie nicht der eigentliche Auslöser waren die Demonstrationen.

Kein Wort zum Entstehen von ISIS bzw. IS, dafür ein Foto welches Assad mit Lawrow zeigt.
Die Bilder von Assad mit Westerwelle, Merkel oder Steinmeier sind Ihnen doch sicherlich auch bekannt. Wenn Sie tatsächlich schon seit 2009 recherchieren, sollte Sie das beigefügte Bild auch kennen. Warum bringen Sie nicht auch davon eines damit der Leser sieht, das Assad nicht nur von Lawrow umschwärmt wurde?

Um nicht in den Verdacht zu geraten ganz bewusst nur einseitig zu berichten, wäre es angebracht, das Mitmischen der USA nicht nur am Rande zu erwähnen und Russland als den Bösewicht darzustellen sondern auch den Anteil der USA und der Nato näher zu beleuchten. Vielleicht geht es doch mehr um Rohstoffe und Pipelines als um Menschenrechte, Frauenhäuser und Brunnenbohren.

Wie sehr die USA am Syrienkonflikt beteiligt sind, ob sie gar die Hauptschuld an all den Zerstörungen tragen, am Entstehen und der Förderung von Al Quaida und IS, deren Mitfinanzierung und Waffenlieferungen, wissen Sie nach 6-jähriger Recherche bestimmt besser als ich.

Und wenn Sie es besser wissen, sollten Sie es auch so schreiben, oder muss ich den "Stern" doch zu den "Nato-Pressestellen" zählen? Das wäre allerdings nach mehr als 30-jährigem Abonnement für mich ein sofortiger Kündigungsgrund.

Ich werde den Verdacht nicht los, dass die eigentliche Aufgabe der Presse, das unvoreingenommene Informieren ihrer Leser, vom politischen Kabarett übernommen wurde und sämtliche Medien sich nur noch mit Manipulation und Beeinflussung der Leser und Zuschauer beschäftigen, ja am liebsten selber Politik machen wollen. Ganz vorne weg Ihre Kollegen von BILD, aber das hat ja nichts mit Journalismus zu tun, was die machen.

Ich möchte Ihnen zwei Zitate in Erinnerung rufen, wobei ich hoffe, dass Sie sich nicht das Zweite zu Eigen machen:

"Es gibt kein Verbrechen, keinen Kniff, keinen Trick, keinen Schwindel, kein Laster, das nicht von Geheimhaltung lebt. Bringt diese Heimlichkeiten ans Tageslicht, beschreibt sie, macht sie vor aller Augen lächerlich, und früher oder später wird die öffentliche Meinung sie hinwegfegen. Bekanntmachung allein genügt vielleicht nicht - aber es ist das einzige Mittel, ohne das alle anderen versagen." Joseph Pulitzer Journalist, Herausgeber, Zeitungsverleger und Stifter des nach ihm benannten Pulitzer-Preises

“. . .Die Aufgabe der Journalisten ist es, die Wahrheit zu zerstören, gerade heraus zu lügen, zu verdrehen, zu verunglimpfen, vor den Füssen des Mammons zu kuschen und sein Land und seine Rasse um sein tägliches Brot zu verkaufen. Sie wissen es und ich weiss es. . .”
John Swinton, (1829 – 1901), US-amerikanischer Redaktions-Chef der New York Times

Mit freundlichen Grüßen
Gerd Dietrich

PS: ich werde diese Mail und eine eventuelle Antwort in meinem Blog "Politikparadox.blogspot.de" veröffentlichen

Das angehängte Bild:

John McCain (rechts) mit Terroristen vom IS

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