Dienstag, 19. August 2014

Reaktion auf EU-Sanktionen - Importstopp für westliche Autos?

Thema: Auto
Vor allem Daimler muss zittern
Russland erwägt Import-Verbot für Autos aus der EU

Russland will in der Sanktions-Spirale den Druck auf die EU verstärken: Beschließt der Westen weitere Straf-Aktionen, will Moskau den Import europäischer Autos stoppen. Dies würde vor allem die deutsche Industrie schwer treffen.

Im Streit mit dem Westen denkt Russland einem Zeitungsbericht zufolge über ein Importverbot für Autos aus der EU und den USA nach. Für den Fall schärferer Sanktionen dieser Länder gegen Russland erwäge die Regierung in Moskau, die Einfuhr westlicher Fahrzeuge teilweise oder vollständig zu stoppen, berichtete die Zeitung „Vedomosti” in ihrer Montagausgabe. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen.

In Russland produzierte Fahrzeuge sollen demnach von einem möglichen Bann nicht betroffen sein. Von den deutschen Herstellern fertigen etwa Volkswagen, Audi oder BMW vor Ort (mehr hier), Daimler dagegen nicht. Vom russischen Industrieministerium war zunächst keine Stellungnahme zu bekommen. Die Autobauer wollten sich nicht äußern.

Der russische Pkw-Markt ist fast so groß wie der deutsche und galt lange Zeit als Hoffnungsträger in Europa, wo Länder mit kräftigen Zuwächsen rar sind. Wegen der Schwäche des Rubels und der Auswirkungen der Ukraine-Krise gingen die Verkaufszahlen jedoch zuletzt deutlich zurück. Ausländische Autobauer haben seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts rund fünf Milliarden Dollar in den Aufbau lokaler Fertigungsstrukturen investiert. Die russische Regierung beschleunigte dies, indem sie die Importzölle für Autos nach oben schraubte und diejenigen für Teile senkte. Allein VW steckte zwischen 2006 und 2013 nach eigenen Angaben rund 1,3 Milliarden Euro in die lokale Produktion und in neue Modelle für Russland; bis 2018 sollen weitere 1,2 Milliarden dazukommen, vor allem für ein neues Motorenwerk in Kaluga, wo eine Autofabrik des Konzerns steht.

Außer deutschen Fahrzeugherstellern produzieren in Russland auch Ford, Renault, Toyota oder Hyundai. Daimler prüft nach wie vor eine Pkw-Fertigung vor Ort. Die Stuttgarter sind am russischen Lkw-Bauer Kamaz beteiligt und lassen in zwei Gemeinschaftsunternehmen besonders robuste Lastwagen der Marken Mercedes-Benz und Fuso montieren. Von den 5.600 Lkw der beiden Marken, die im vergangenen Jahr in Russland ausgeliefert wurden, stammte etwa die Hälfte aus der Produktion vor Ort, der Rest wurde aus Deutschland importiert.

Aus dem Zeitungsbericht ging nicht hervor, ob das mögliche Einfuhrverbot für alle importierten Fahrzeuge gelten soll, also außer für Pkw auch für Lastwagen und Busse. Dem Blatt zufolge waren im ersten Halbjahr 27 Prozent der verkauften Autos in Russland importiert, während bei Lkw der Anteil 46 Prozent und bei Bussen 13 Prozent betrug.

Wie Vedomosti weiter schrieb, ist das Importverbot für westliche Fahrzeuge einer von mehreren Vorschlägen, die Russlands Präsident Wladimir Putin vorgelegt wurden. Er habe die Idee abgelehnt, aber sie bleibe eine Option für den Fall, dass der Westen weitere Sanktionen gegen Russland verhängt. Die Regierung sei noch nicht angewiesen worden, die Einführung irgendwelcher neuer Maßnahmen vorzubereiten. Als Reaktion auf Wirtschaftssanktionen wegen der Ukraine-Krise hatte Russland bereits den Import von Obst, Gemüse, Fleisch und Milchprodukten aus dem Westen gestoppt (mehr hier).

Ein Einfuhrverbot für westliche Autos könnte asiatischen Herstellern wie Great Wall oder Chery aus China oder Ssang Yong aus Südkorea in die Hände spielen, von denen einige ebenfalls Pläne für eine Produktion in Russland haben.

Von Deutschland aus wurden dem Branchenverband VDA zufolge im vergangenen Jahr insgesamt 132.400 Pkw und entsprechende Bausätze nach Russland exportiert. Konzerne wie BMW oder Audi betreiben dort keine kompletten Werke, sondern montieren Fahrzeugteile und Baugruppen, die zuvor aus Europa oder den USA nach Russland transportiert wurden (sogenannte CKD- oder SKD-Fertigung).

Volkswagen, Europas größter Autohersteller, weitete seine 2007 gestartete SKD-Montage aus und begann im Herbst 2009 mit der Vollproduktion. Ende 2012 begann zudem die Auftragsfertigung beim lokalen Partner GAZ. So wird der Löwenanteil der Nachfrage in Russland gedeckt, der Rest wird importiert. BMW fertigt rund die Hälfte der in Russland verkauften Autos (2013: knapp 45.000 Fahrzeuge) in Kaliningrad. Deutsche Marken sind in Russland beliebt: Von den rund 2,78 Millionen im vergangenen Jahr verkauften Pkw trugen laut VDA 585.500 das Emblem eines deutschen Autobauers.

Mit freundlicher Genehmigung von DEUTSCHE WIRTSCHAFTS NACHRICHTEN



T-Online
Wirtschaftskrieg
Russland erwägt offenbar Importstopp für westliche Autos

18.08.2014, 16:31 Uhr | dpa-AFX Der Wirtschaftskrieg zwischen der EU und Russland ist im vollen Gange. Jetzt erwägt Moskau Medien zufolge ein Importverbot für westliche Autos. Ein entsprechender Vorschlag sei Kremlchef Wladimir Putin übermittelt worden, berichtete die Moskauer Tageszeitung "Wedomosti" unter Berufung auf Regierungsvertreter. Eine Anweisung des Kremls, neue Sanktionen auszuarbeiten, gebe es aber noch nicht.

Vergeltung für Sanktionen? Russland will offenbar Import von West-Autos verbieten (Quelle: dpa)
Als Reaktion auf Strafmaßnahmen des Westens im Ukraine-Konflikt hatte Russland Anfang August einen Importstopp für Lebensmittel aus der EU, den USA, Norwegen, Kanada und Australien beschlossen. Putins Sprecher Dmitri Peskow sagte damals, eine Ausweitung sei möglich. Auch ein Überflugverbot für westliche Airlines ist im Gespräch.

Hoher Anteil an Importautos

Ein vollständiger oder teilweiser Importstopp für westliche Fahrzeuge wäre der Zeitung zufolge denkbar. In Russland produzierte Autos sollen demnach aber nicht betroffen sein. Ein Einfuhrverbot soll wohl auch die Nachfrage nach heimischen Marken steigern. Im ersten Halbjahr kamen der Zeitung zufolge Importautos in Russland auf einen Anteil von 27 Prozent am Absatz, Lastwagen machten 46 Prozent aus.

Zuletzt war der russische Automarkt massiv eingebrochen. Die Verkaufszahlen gingen nach Informationen der Vereinigung Europäischer Unternehmen im Juli verglichen mit dem Vorjahr um 22,9 Prozent zurück.
Quelle: T-Online


Kommentare von der T-online-Seite

thruh
Es musste so kommen. Seit der Westen Russland mit unseliger Einflusspolitik in der Ukraine immer weiter in die Enge zu treiben begonnen hatte, war eines klar. Die Sanktionsspirale würde sich immer schneller drehen. Und am Ende würde es nur Verlierer und verbrannte Erde geben. In Jahrzehnten mühevoll aufgebaute Beziehungen auf allen Ebenen würden in Schutt und Asche liegen. Und: genauso kommt es. Wie zwei ungebremste vollbeladene Güterzüge rasen der Westen und Russland aufeinander zu. Wir können nur hoffen und beten, dass sich die Vernunft vor dem Crash noch durchsetzt!

Juan
Im tiefsten kalten Krieg war immer von Entspannung die Rede und keiner hat von Handelssaktionen gesprochen. Man hat fast den Eindruck, daß im Westen bestimmte Akteure einen Show-Down mit den Russen wollen und selbst nicht davor zurückschrecken, daß das Ganze auf eine blöde Art und Weise in einem nuklearen Schlagabtausch endet. Die westlichen Politiker sollen mal langsam vom Gas gehen. Der Schaden für alle wird immer größer.

Verges
Sollte es so kommen, sollte man Brüssel die Rechnung präsentieren! Unvergesslich, wer auf dem Maidan eine rechtmäßig gewählte Regierung aus dem Sattel hob, die sich lediglich weigerte EU-Bedingungen zu unterzeichnen.
Grabesstille herscht in Brüssel, beim Boxer und dem Marktschreier der EU, Elmar Brock! Verzeihung, ich vergaß die so tüchtige:Adenauer-Stiftung und ihre Tagegeldkasse!

ibWuetend
Das ist der schlimmste Albtraum den man sich nur denken kann. Es trifft voll den deutschen Mittelstand , als Zulieferer und behindert auf Jahre hinaus die Entwicklung von neuen Lösungen und technischen Spitzenleistungen.Die kommen ja meistens nicht aus den USA , sondern sind teil des deutschen Erfindergeistes.
Wenn man dann noch seriöse Meldungen bekommt , dass neues Militärgerät , hier in Europa , gebunkert wird dann wird einem Angst und Bange. Wo sind wir nur hingeraten!

HaGK
Wann endlich kapieren unsere "Politiker", dass sie für das "Wohl unseres Volkes" gewählt wurden und sich nicht immer vor der Karren der USA und EU spannen lassen. Diese beschließen Sanktionen, halten sich jedoch nicht daran Wer wird denn getroffen? Unsere mittelständigen Unternehmen... Frankreich liefert Hubschrauberträger, England Waffen und die USA ist bankrott!

gloriamay
Dumme Deutsche Regierung. Es gibt genug Spitzenfahrzeuge aus Japan, Korea und bald auch aus China, und sogar mit 5 Jahren Garantie ohne Kilometerbegrenzung.

Reinhard5
Märchenerzähler Steinmeier ist als Außenminister eine ein glatter Ausfall. Er bringt nichts zu Stande, weder im Irak, noch in Syrien, noch in Israel und schon lange nichts in der Ukraine. Eine Ablösung ist umgehend durch zuführen.

g-rauber
Diese Spirale von Sanktionen und Gegensanktionen bringt gar nichts außer einer weiteren Verschärfung der Lage. Eine Lösung für die Ukraine ist nur mit und nicht gegen Russland möglich. Mutti sollte sich schnellstens überlegen, wie die EU und speziell Deutschland aus dieser Sackgasse wieder herauskommt. Aber da sind keine Ansätze erkennbar, im Gegenteil. Der Schaden für Deutschland wird ungleich größer sein als der für Russland oder gar die USA.

Oscar50
Klasse, macht weiter so mit Handelsverboten gegen alle, deren Politik euch nicht passt. Dann wird der Export zusammenbrechen. Ich als Steuerberater habe den großen Vorteil, dann nicht mehr so viele affige Ausfuhrnachweise beschaffen oder kontrollieren zu müssen. Danke Mutti.


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