Der Monitor-Chef Georg Restle begründet am 31. Juli 2014 das Verschwinden der Ukraine aus den Nachrichten damit, dass für mehr als einen Krieg kein Platz in den Nachrichten ist. http://hinter-der-fichte.blogspot.de/
Thema: Kriegsschauplätze
02. August 2014 12:35; Akt: 02.08.2014 12:40
Die letzten Tage gehörten zu den blutigsten im syrischen Bürgerkrieg.
In zehn Tagen starben 1600 Menschen. Viele Zeitungen schrieben jedoch keine Zeile darüber – wegen Gaza.
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Militante Aufständische der Gruppe Islamischer Staat im Irak und Syrien (Isis) gehen in Syrien beispiellos brutal vor. Auf Amateurvideos ist laut CNN ein Eisenzaun zu sehen, auf dem Isis-Islamisten die Köpfe ihrer Gegner aufgespiesst haben.
Keine Zeile über Syrien
Trotz solcher Gräueltaten schafft es der syrische Bürgerkrieg dieser Tage kaum in die Spalten der wichtigen Zeitungen. Der erfahrene weltpolitische Journalist Jeffrey Goldberg hat für das Magazin «Atlantic» die Berichterstattung in der «New York Times» untersucht. Die wichtigste Zeitung der USA rühmt sich ihres weitgespannten Netzes von Auslandkorrespondenten und ist für viele andere Medien so etwas wie eine Messlatte hinsichtlich News.
Goldberg erwartete, dass die «Times» über das Blutwochenende in Syrien schreiben würde. Er hoffe, er werde etwas darüber in der Zeitung vom Montag finden, tweetete er am Sonntagabend:
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I sincerely hope the @nytimes covers the slaughter in Syria -- 700 dead in 48 hours -- in tomorrow's paper. Very important story as well.
— Jeffrey Goldberg (@JeffreyGoldberg) July 21, 2014
Gaza überstrahlt andere News
Ist die Weltöffentlichkeit angesichts von über 170'000 Kriegstoten in Syrien abgestumpft? Das glaubt Goldberg nicht, denn er hat beobachtet, dass die «Times» auch den Konflikten in Libyen, Ägypten, Nigeria, dem Jemen und anderen islamischen Ländern nicht die Aufmerksamkeit schenkt, die sie verdienen würden. Goldbergs These: Gaza überstrahlt alles.
Der Journalist nennt mehrere Gründe, warum die wichtigen News-Institutionen so intensiv über die erneut aufgeflammten Nahost-Krieg berichten, obwohl das Kräftemessen in Syrien strategisch bedeutsamer ist. Gaza ist leichter erreichbar und für Journalisten weniger gefährlich, schreibt er. Auch verstehe es die Hamas sehr gut, die internationalen Medienleute an Orte zu führen, wo sie emotional aufrüttelnde Bilder finden. Zudem sei Israel ein enger Verbündeter der USA, weshalb alle seine Aktionen sehr genau beobachtet würden.
Wenn Israeli töten, ist es anders
Am Ende gebe jedoch das mangelnde Interesse an Syrien in der islamischen Welt den Ausschlag, schliesst Goldberg. Er zitiert Joyce Karam, Washington-Bürochefin der panarabischen Zeitung «al-Hayat». Sie hatte getweetet: «Syrien ist im Grund Gaza mal 320 an Toten und mal 30 an Flüchtlingen, aber es gibt keinen Protest in Pakistan ...»
Die Frage nach dem Grund für das Desinteresse beantwortete Karam illusionslos: «Muslime, die Muslime töten, oder Araber, die Araber töten, sind akzeptabler als Israel, wenn es Araber tötet.»
Mit freundlicher Genehmigung von http://www.20min.ch
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