Mittwoch, 20. August 2014

Was macht eigentlich Julian Assange, der Gründer von Wikileaks?

T-Online
Thema: Wikileaks-Gründer
Assanges verzweifelte Offensive

18.08.2014, 18:34 Uhr | Von Carsten Volkery, London, Spiegel Online
Kommt er raus? Seit zwei Jahren sitzt Wikileaks-Gründer Assange in der Londoner Botschaft von Ecuador fest, nun spricht er vom "baldigen" Ende seines Zwangsexils. Nur wie will er das anstellen?

Julian Assange ist zurück. Mit einem einzigen Satz schaffte er es am Montag, die Aufmerksamkeit der Weltmedien zu wecken. Er könne bestätigen, dass er die Botschaft bald verlassen werde, sagte Assange bei einer Pressekonferenz in der Botschaft von Ecuador in London. Über das Wann und Wie hüllte er sich lächelnd in Schweigen.

Wohnen auf engstem Raum

Damit hatte der Wikileaks-Gründer sein Ziel erreicht: Die Welt redet wieder über sein Schicksal. Seit zwei Jahren wohnt Assange bereits auf engstem Raum in der Botschaft. Er hatte im Juni 2012 politisches Asyl beim Staat Ecuador beantragt, um der Auslieferung von Großbritannien nach Schweden zu entgehen. Dort sollte er zu Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs zweier Frauen befragt werden.

Die Nachricht, dass sein Zwangsexil nun nach zwei Jahren ein Ende haben könnte, elektrisierte die Medien. Am Morgen hatte der TV-Sender "Sky News" bereits berichtet, dass Assange sich womöglich der britischen Polizei stellen wolle, weil er gesundheitliche Probleme habe. Daraufhin machten sich Dutzende Reporter auf den Weg zu dem Botschaftsgebäude direkt neben dem Luxuskaufhaus Harrods, um die Festnahme vor dem Eingang mitzuerleben.

Die Lage ist unverändert festgefahren

Doch sie wurden enttäuscht. Assange erschien nicht auf den Stufen, er gab nur im Innern eine Pressekonferenz vor einigen ausgewählten Journalisten. Zusammen mit dem ecuadorianischen Außenminister Ricardo Patino forderte er erneut eine "politische Lösung" seiner Lage. Europa gelte als Ort, an dem die Menschenrechte geachtet würden, sagte Assange. Und doch werde er von seiner Familie ferngehalten, ohne dass eine Anklage gegen ihn vorliege.

Der Auftritt warf mehr Fragen auf, als er beantwortete. Assange machte nicht den Eindruck, als wolle er sich der britischen Polizei stellen. Ein Wikileaks-Sprecher bestätigte, Assange werde die Botschaft erst verlassen, wenn die "lächerliche Belagerung" vor der Tür aufhöre. Da die britische Regierung dem Australier kein freies Geleit gewähren will, sondern seine Festnahme droht, sobald er einen Fuß vor die Tür setzt, scheint die Lage unverändert festgefahren.

Eine von Großbritannien und Ecuador eingesetzte Arbeitsgruppe konnte sich in den vergangenen Monaten auch nicht auf einen Ausweg verständigen. Patino klagte, die Briten hätten ihnen nur die hiesige Rechtslage noch einmal erklärt, jedoch nicht über eine politische Lösung reden wollen. Man habe keine Fortschritte gemacht, er sprach von "zwei verlorenen Jahren". Der Außenminister würde Assange gern nach Ecuador ausfliegen lassen.

Patino erhebt Vorwürfe gegen Schweden

Mit der Pressekonferenz wollten Assange und Patino den öffentlichen Druck auf Großbritannien und Schweden erhöhen. Der Wikileaks-Mann erinnerte daran, dass die Bewachung der Botschaft den britischen Steuerzahler bereits sieben Millionen Pfund gekostet habe.

Patino warf der schwedischen Justiz Nichtstun vor. Die schwedische Staatsanwaltschaft, die 2010 einen internationalen Haftbefehl gegen Assange erwirkt hatte, könne dessen Aussage jederzeit in der Botschaft oder per Videoschalte aufnehmen, sagte er. Dies sei nach schwedischem Recht möglich, und Ecuador habe dies angeboten. Doch Schweden habe abgelehnt. Assange sitze in der Botschaft fest. "Wie lange will die schwedische Justiz das noch zulassen?", fragte der Außenminister. "Fünf Jahre, zehn Jahre?"

"Diese Situation muss ein Ende haben"

Die Nerven bei der ecuadorianischen Regierung liegen offenbar blank. "Diese Situation muss ein Ende haben", sagte Patino. Er versicherte jedoch, dass man Assange weiterhin Schutz bieten werde.

Inzwischen macht auch die Gesundheit des berühmten Asylanten seinen Gastgebern Sorgen. Weil er sich nur in geschlossenen Räumen aufhält, soll er unter anderem unter Vitamin-D-Mangel leiden. Auch von Lungen- und Herzproblemen wird berichtet. Assange selbst wollte sich dazu nicht äußern. Er sagte nur, jeder Mensch würde in dieser Umgebung "gewisse Schwierigkeiten" haben.

Das Tauziehen geht also weiter, keine der beiden Seiten scheint bereit nachzugeben. Patino kündigte an, er wolle in den kommenden Wochen erneut das Gespräch mit seinem britischen Kollegen Philip Hammond suchen. Auf viel Verständnis kann er nicht hoffen: Die Briten sehen Assange als Flüchtling, der sich ihrer Justiz entzogen hat.
Quelle: T-Online


Kommentare von T-Online

Gegenlicht
Es ist komischerweise nie die Lüge, sondern immer nur die Wahrheit, die verfolgt wird. Oder kann sich wer erinnern, dass jemals ein Lügner rund um den Globus verfolgt wurde und in Russland oder einer Botschaft Schutz für Leib und Leben suchen musste? Oder in US-Militärgefängnissen schmachten musste, wie Manning? Nur auf die Wahrheit wird täglich gnadenlos und jenseits aller Gesetze Treibjagd veranstaltet - von wem? Natürlich von den Herren der Lüge, die unsere Welt beherrschen und nach deren Pfeife unsere Politiker und Medien tanzen.

Hobbit111
Da kann meiner Meinung nach jeder dran fühlen das bei den Vorwürfen der Ami seine Hände im Spiel hat.! Ein schönes Laienspiel der US Geheimdienste und ein Beispiel wie eine Regierung nicht funktionieren sollte.! Leider dulden und helfen unsere EU Staaten in diesem traurige Spiel auch noch.!

rajuri
SO VIEL SCHREIENDES UNRECHT - europaweit durch Vasallen Amerikas, die ihrerseits mit Guantanamos, Folter, Mord und Totschlag brillieren. Ist es diese FREIHEIT, für die alle gekämpft und gestritten haben?!

Schwabo
Meine Meinung: Es ist bedrückend, wenn man von den Verbrechern in Politik und Wirtschaft - weil man deren Schweinereien publik macht - verfolgt wird und um sein Leben fürchten muss. Leider hat dieses Geld- und Machtgesindel genügend Vasallen, die deren Sauerei um einen eigenen Vorteilsnutzen bedenkenlos unterstützen. Auch heute gäbe (gibt?) es deshalb noch genügend Blockwarte, KZ-Wächter, Stasi- und Gestaposchergen und Denunzianten. Die Geschichte wird es zeigen, ob Assange, Snowden etc. auch einmal ähnlich wie die Geschwister Scholl u.a. erwähnt oder genannt werden?

gordon69
Assange, Stauß-Kahn wer muß noch weg?Edward Snowden ? Tolle Sache eine Vergewaltigung da braucht man weder Zeugen noch Beweise um jemanden ins Gefängniss zuschicken und seine Karriere zu zerstören??Fragt doch mal Herrn Kachelmann! oder noch besser Herrn Strauß-Kahn der wäre nähmlich Frz.Präsi geworden!
Wo Leben wir?

simplitius
wie schwach ist die USA, wenn sie einen solchen Mann so geißeln möchte? Wer hat denn Verbrechen begangen?

JefKe
Wann werden endlich die wahren Gesetzesbrecher verurteilt und die Aktivisten von den Völkern (nicht Vasallen Regierungen) ausgezeichnet! Es ist für Europa mit Schweden und England peinlich von Ecuador vorgeführt zu werden. Womit werden sie bedroht, das sie dieses Drama aufführen müssen?
Dagegen hat jeder Banker Narrenfreiheit im Länder versenken! Also deshalb!

Keine Kommentare :

Kommentar veröffentlichen

Der Kommentar erscheint manchmal erst nach Freigabe