Mittwoch, 28. August 2013

Das droht dem Westen bei einem Angriff auf Syrien

Thema: Pulverfass Nahost

So sieht das schweizer Nachrichtenblatt 20min.ch die Gefahr in Syrien:

Angesichts der über 1000 Toten nach der mutmaßlichen Giftgas-Attacke mehren sich die Rufe nach einer neuen «Koalition der Willigen». Doch ein Angriff bliebe nicht folgenlos.

Hat Assad die viel zitierte rote Linie überschritten? Uno-Inspektoren untersuchen einen mutmaßlichen Giftgas-Angriff.

Bis zu 1300 Menschen sollen bei einem Chemiewaffenangriff vergangene Woche in einem Vorort von Damaskus ihr Leben verloren haben. Als Folge werden die Rufe nach einem Eingreifen des Westens in den syrischen Bürgerkrieg immer lauter.


Hat Assad die viel zitierte rote Linie überschritten? Uno-Inspektoren untersuchen einen mutmasslichen Giftgas-Angriff. Bild: Keystone/str
Einer der Wagen der UN-Chemiewaffeninspektoren in Syrien ist am 26. August 2013 von Scharfschützen beschossen worden. Die Mitglieder des Teams seien unverletzt, hätten ihre Mission aber unterbrechen müssen, um das Fahrzeug zu ersetzen. Die Schüsse fielen demnach in einer Pufferzone zwischen den von Rebellen und Regierungstruppen kontrollierten Teilen von Damaskus. Welche Seite sie abgegeben hat, war zunächst unklar.

Die internationale Gemeinschaft beratschlagt sich über eine «mögliche Antwort» auf den mutmasslichen Chemiewaffen-Einsatz in Syrien.
Alle Augen sind auf die USA gerichtet, die ein militärisches Eingreifen nicht ausschliessen.
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel soll ihrem britischen Amtskollegen Cameron am Telefon gesagt haben, es gebe wenig Zweifel an der Schuld des Assad-Regimes am Giftgasangriff.
Auch der französische Präsident François Hollande sieht ein «Bündel Belege» dafür, dass es am 21. August einen Chemiewaffeneinsatz bei Damaskus gegeben hat.

Die Experten der Vereinten Nationen untersuchen den angeblichen Giftgasangriffs ab Montag, 26. August 2013. Generalsekretär Ban Ki Moon hat dem Vorfall höchste Priorität gegeben.
Am 25. August teilt das syrische Aussenministerium mit, UNO-Vertreter zu einer Untersuchung in der betroffenen Region zuzulassen.

Die Zustimmung gilt als Erfolg der deutschen UNO-Spitzendiplomatin Angela Kane.
Angela Kane, UNO-Beauftragte in Damaskus: Chemiewaffen-Experten der UNO sind von Damaskus aus aufgebrochen, um die angeblich mit Giftgas bombardierten Gebiete in Augenschein zu nehmen.

Die USA, Großbritannien, Frankreich und Deutschland machen – mehr oder weniger deutlich – syrische Truppen für den Giftgas-Angriff verantwortlich und drohen mit einer unmissverständlichen «Antwort». Die USA haben bereits Truppen verschoben: Rund 1000 Soldaten, eine Batterie mit Patriot-Abwehrraketen und etwa ein Dutzend F-16-Kampfflugzeuge wurden in Jordanien stationiert. Zudem haben die US-Streitkräfte ihre Flotte mit «Tomahawk»-Marschflugkörpern im östlichen Mittelmeer verstärkt.

Zu Angriff ohne Mandat bereit

Grossbritannien und die Türkei gehen noch einen Schritt weiter. Sie fordern eine Neuauflage der «Koalition der Willigen», wie sie bereits im Jahr 2003 vor dem Angriff westlicher Mächte auf den Irak gegründet wurde. Im Klartext heisst das, dass sie auch ohne Mandat des Uno-Sicherheitsrats aktiv werden wollen.

Anderseits hält Russland seine schützende Hand vor Assad. Zwar ist nicht anzunehmen, dass sich Putin in eine kriegerische Auseinandersetzung mit dem Westen einlassen wird. Doch Moskau droht, Syrien im Fall eines westlichen Eingreifens mit modernen Flugabwehrraketen zu beliefern. Und auch China stellt sich vehement gegen ein Eingreifen in den Bürgerkrieg. Syriens Präsident Baschar al-Assad selbst droht mit «sehr ernsten Konsequenzen».

Unkalkulierbare Konsequenzen

Dass ein Angriff des Westens auf Syrien nicht folgenlos bliebe, glauben laut dem «Spiegel» auch Nahost-Experten. Das deutsche Nachrichtenmagazin zählt drei Hauptgefahren auf:

Israel könnte den Iran angreifen.

Wenn Syrien in Bedrängnis kommt, dürfte der Iran seine Waffenlieferungen an das Nachbarland intensivieren. Das wiederum könnte Israel dazu veranlassen, die lange geäusserte Drohung wahrzumachen und die iranischen Nuklearanlagen anzugreifen. Dies wiederum würde die zurzeit angestrebte politische Lösung des Nuklearkonflikts torpedieren.

Krieg zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon.

Es ist zu befürchten, dass sich die Schiiten-Miliz Hisbollah vom Libanon aus an den westlichen Staaten rächt. Und zwar mit Angriffen auf Israel. Israel seinerseits geht davon aus, dass die Hisbollah auch über syrische Bio- und Chemiewaffen verfügt. Das Land könnte seine Drohung wahrmachen und bei einem Angriff auf die Hisbollah keine Rücksicht auf libanesische Zivilisten zu nehmen.

Weltweite Terrorangriffe.

Bei einem Eingreifen westlicher Staaten in den syrischen Bürgerkrieg ist mit einer Welle von Terrorattacken weltweit zu rechnen, zumal bereits jetzt schon die libanesische Hisbollah und das internationale Terrornetzwerk Al Kaida im syrischen Bürgerkrieg mitmischen.

Obamas Dilemma

 
Auch RP Online weist auf die Gefahr einer unkalkulierbaren Ausweitung des Bürgerkriegs im Fall eines westlichen Eingreifens hin. Das weiss natürlich auch Obama, der sich bisher durch Zurückhaltung ausgezeichnet hat. Doch angesichts der 100'000 Toten und der Millionen von Flüchtlingen im In- und Ausland, die der syrische Bürgerkrieg in den vergangenen zwei Jahren gefordert hat, wird der Druck auf den US-Präsidenten immer grösser. Und immer lauter werden die Stimmen, die ihn nach dem mutmasslichen Giftgas-Anschlag an die «rote Linie» erinnern, die er selbst aufgestellt hat.

Anderseits dürfte er die Gefahr fürchten, in eine jahrelange Auseinandersetzung hineingezogen zu werden – gerade jetzt, wo sich die USA langsam aus der unpopulären Afghanistan-Mission zurückziehen. Ihm bleibt daher «nur» die Möglichkeit, die militärische Macht der syrischen Regierungstruppen mit gezielten Raketenangriffen aus der Luft zu schwächen und so Assad eine unmissverständliche Botschaft zu hinterlassen. Aber auch ein solcher «chirurgischer Eingriff» würde von Assads Verbündeten wohl unweigerlich als Angriff interpretiert.

Mit freundlicher Genehmigung von http://www.20min.ch


Kommentare


Steve Meyer
Wie war das mit Chemie im Irak?
Die USA war 100% sicher dass der Irak chemische Waffen hat und gefunden hat man ein Hairspray der Marke Schwarzkopf. Und schon wieder sind sie sicher dass Assad es war. Was wenn es die Rebellen waren um Assad los zu werden? Die Bewohner die Rebellen sind ist eine Sache, aber die meisten Rebellen sind Taliban und Islamisten, die einem Sieg ein Scharia Land aufbauen wollen. Will das Amerika?


Jessica Sánchez
Kann es nicht verstehen!
Die USA Wirft Agent Orange über Vietnam ab. Die USA setzt als einziges Land die Atombombe ein...zweimal. Die USA setzt Uranmunition in Jugoslawien, Libanon, Afghanistan und Libyen ein. ...Alles cool! Syrien setzt angeblich Chemiewaffen ein. Wie Menschenverachtend und abscheulich ist das denn?! Sofort Angreifen!!!


Thomas Schichtar
Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Die grösste Perversität in diesem Syrien-Spiel ist, dass es nur einen Gewinner bei dieser Geschichte gibt und das ist die Waffen- und Pharmaindustrie. Das Verbrechen gegen die Menschlichkeit, der Koalition der Willigen hat bereits damit begonnen, den Rebellen und den Söldnern überhaupt mit Waffen auszustatten. Und nicht nur das, sondern Deutschland, der Vasall der USA, unterstützt das Kriegstreiben durch jede mögliche Hintertür, obwohl dies ausdrücklich verboten ist und sie sich somit zum Mittäter degradieren.


Chch
Ahhhhh
Wer einigermaßen klar im Kopf ist dem sollte sein dass Assad und das syrische Regime sicher nix mit dem Giftgas der letzten tage zu tun haben... Ist halt die Politik der USA und ihrer untergebenen irgendwas zu erfinden um ein Land angreifen zu können... Das Bush und Blair gelogen haben dass Saddam Atomwaffen haben ist euch wohl entgangen was?? Aber interessiert ja keinen, solang auf CNN, Sky News, n-tv und ähnlichen Schrott Propaganda Sendern gesagt wird die und die sind böse dann ist der Normalbürger der Meinung ja das wird wohl stimmen! Übrigens, gegen Assad kämpfen radikale Islamisten! Naja


Fragesteller
Beachte den weiteren Artikel von 20min
Der weitere Artikel von 20min in dieser Ausgabe, unter dem Titel: "Hat diesmal Obama Assads rote Linie überschritten?" dürfte die Wahrheit in diesem Konflikt weit näher kommen, als alle Übrigen Artikel zu diesem Thema schlechthin. Dass Obama schon längst eigene Truppen in Syrien hat, die die Aufständischen ausbilden, unterstützen und mit Waffen beliefern, ist ein offenes Geheimnis. Und auch hier wieder: "Die Lieben sind die Bösen und die Bösen sind die Lieben".



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