Jean Claude Juncker und José Manuel Barroso: Der ehemalige Verfassungsrichter Klein will, dass die EU weniger Kompetenzen haben sollte. (Foto: consilium)
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Damit reiht sich erstmals ein prominenter Mann aus dem Dunstkreis des Bundesverfassungsgerichts in die Stimmen derer ein, die die aktuelle Entwicklung der EU als den Ausdruck von massivem Scheitern ansieht (darum geht es – hier).
Die aktuelle Finanz- und Staatsschuldenkrise in der EU sei nur ein Symptom der eigentlichen Krise Europas, schreibt Hans Hugo Klein, früherer Richter des Bundesverfassungsgerichts, in der FAZ. Nicht erst seit den Maßnahmen der Euro-Rettung gebe es eine Krise der Demokratie. Und selbst wenn der Euro gerettet werden könnte, wäre das Vertrauen der Völker Europas nicht zurückgewonnen, so Klein.
Der frühere Verfassungsrichter kritisiert zum einen die mangelnde Vertragstreue in der EU:
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„Das willkürliche Vorgehen der Union gegen Österreich wegen der Regierungsbeteiligung einer rechtsgerichteten, aber keineswegs verfassungsfeindlichen Partei ist in schlechtester Erinnerung. Bei der Aufnahme einiger Staaten (Belgien, Italien, Griechenland) in die Eurozone wurden die Aufnahmekriterien nicht beachtet, der verantwortungslosen Haushaltspolitik nicht weniger Staaten wurde tatenlos zugesehen, auf Betreiben Deutschlands und Frankreichs wurde der Stabilitäts- und Wachstumspakt praktisch außer Wirkung gesetzt.“
Die Kompetenzverteilung zwischen der Union und ihren Mitgliedstaaten sei aus dem Gleichgewicht geraten.
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„Die Union muss in die Lage versetzt werden, die Haushaltsdisziplin der Mitgliedstaaten zu gewährleisten. Der Auf- und Ausbau einer gemeinsamen europäischen Außen- und Sicherheitspolitik ist in hohem Grade wünschenswert. Den Herausforderungen des Klimawandels, des internationalen Terrorismus, der Migration und der Demographie kann nur gemeinschaftlich begegnet werden.“
Der ehemalige Verfassungsrichter Hans Hugo Klein. (Foto: Konvent für Deutschland)
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Klein fordert eine Reform der europäischen Verträge: Erstens müsse klar geregelt werden, wie die Kompetenzen der EU eindeutig ausgelegt werden. Zweitens müsse das Subsidiaritätsprinzip präzisiert werden – „einschließlich der Befugnis der Mitgliedstaaten, bestehendes Unionsrecht unter gewissen Voraussetzungen durch nationales Recht zu ersetzen“. Drittens müsse das geltende EU-Recht einer strengen Prüfung unterzogen werden, ob es im Hinblick auf das verschärfte Subsidiaritätsprinzip weiterhin Bestand haben könne. „Diese Prüfung ist einem selbständigen Kompetenzgerichtshof zu übertragen, der nicht ein Organ der Union sein darf“, schreibt Klein.
Dem früheren Verfassungsrichter geht es um die Demokratie:
- „Sollen die Unionsbürger das Gefühl behalten (oder wieder gewinnen), ihr politisches Schicksal selbst zu bestimmen, und sich nicht in wachsendem Maße einer als fremd empfundenen Macht ausgeliefert sehen, bedarf es, um das Wort des britischen Premierministers Cameron aufzugreifen, einer ‚Repatriierung‘ von Zuständigkeiten der EU und einer nachhaltigen Ausdünnung des europäischen Normengeflechts.“
Mit freundlicher Genehmigung von DEUTSCHE WIRTSCHAFTS NACHRICHTEN
Kommentare
R.R sagt:
Man sollte endlich Nägel mit Köpfen machen ! Die EU in der derzeitigen Konstruktion ist nicht überlebensfähig und wird nur von den unfähigen Bürokraten zur Absicherung ihrer eigenen Pfründe am Leben gehalten. Solange unsere Lobbyisten-Regierung den Südländern und den Zockerbänkern unsere Steuergelder zur weiteren Verschwendung in den Rachen wirft, wird weitere Konkursverschleppung ermöglicht. Am Beispiel der Demos in der Türkei müsste eine Veränderung machbar werden; die derzeitigen EU-Bürokraten sind unfähig bis korrupt, um eine vernünftige Lösung zu finden.
Selbstdenker sagt:
Das Ergebnis des “Aufwachprozesses” der Menschen findet sich in diesem (aktuellen) Zitat wieder:
“Die Schwelle zum Bürgerkrieg wird dann überschritten, wenn die Leute begreifen, was mit ihnen passiert. Wenn sie erkennen, wer die Rechnung bezahlt für diese misslungene Politik und die Anmaßung der Finanzindustrie… Sie können in der deutschen Geschichte sehr gut studieren, wie sich eine Herde von Lämmern in ein Rudel reißender Wölfe verwandelt.” (Wolfgang Hetzer, Referatsleiter bei Europäischen Amt für Betrugsbekämpfung – OLAF-, am 11. April 2013 in der „WELT“)
Selbstdenker sagt:
Oh Oh, der “Gegenwind” ist wohl bei Frau Merkel schon angekommen?
http://de.nachrichten.yahoo.com/merkel-will-keine-zus%C3%A4tzlichen-kompetenzen-eu-abgeben-085752540.html
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