Der Ruderwettbewerb
Eine Satire - die auf sehr viele Bereiche anwendbar ist
und - es könnte schon so gewesen sein - so unrealistisch ist es gar nicht
Vor einiger Zeit verabredeteten eine deutsche und eine japanische Firma ihre Leistungsfähigkeit zukünftig durch einen jährlich stattfindenden Ruderwettbewerb unter Beweis zu stellen.
Das Kräftemessen sollte mit einem Ruder-Achter auf dem Rhein ausgetragen werden.
Sofort wurden auf beiden Seiten Mannschaften zusammengestellt und diese begannen lange und hart zu trainieren, wollten sie doch für ihre Firmen Höchstleistungen erzielen.
Als der große Wettkampftag kam, waren beide Mannschaften topfit.
Der Startschuss fiel, das Rennen begann und die Boote pflügten das Wasser, doch
- oje - die Japaner gewannen mit einem Kilometer Vorsprung.
Wie konnte das sein obwohl man doch monatelang hart trainiert hatte?
Großes Rätselraten bei der deutschen Mannschaft. Verständlicherweise war das deutsche Team am Boden zerstört und die Moral auf dem Tiefpunkt.
Da man es sich einfach nicht erklären konnte entschied die Geschäftsleitung, dass der Grund für diese vernichtende Niederlage unbedingt herausgefunden werden muss.
Als erstes wurde ein Untersuchungsausschuss gebildet der das Problem analysieren und geeignete Maßnahmen zur Abhilfe empfehlen sollte.
Wie natürlich immer in solchen Fällen, meldeten sich selbsternannte Experten aus der zweiten und dritten Reihe der regionalen Politik. Im politischen Alltag fanden sie keine Beachtung aber hier meinten sie, ihr unqualifiziertes Wissen und ihre hohlen Sprüche beisteuern zu müssen. Schließlich gehe es ja um Deutschland und das Ansehen Deutschlands in der Welt und da habe die Politik doch wohl ein Wörtchen mitzureden. Mal so nebenbei gefragt: Ist denn für den Abend eine kleine Feier geplant?
Die Untersuchung dauerte lange. Man stellte fest, dass es nur minimale technische Unterschiede an den Geräten gab. Beide Manschaften bestanden aus acht Personen. Allerdings fand man nach einiger Zeit heraus, dass bei den Japanern sieben Leute rudern und ein Mann steuert, während es im deutschen Team umgekehrt ist, ein Mann rudert und sieben steuern.
Hier war wohl anzusetzen und so engagierte das obere Management umgehend eine Beraterfirma und gab ihr den Auftrag eine Studie über die Struktur des deutschen Teams anzufertigen.
Einige Monate später, bei inzwischen beträchtlich gestiegenen Kosten, präsentierten die Berater mit großem Trara das Ergebnis. Ihr Fazit: Es waren zu viele Steuerer und zu wenig Ruderer im Boot.
Um einer weiteren Niederlage gegen die Japaner vorzubeugen, wurde die Hierachie geändert. Das Team bildeten jetzt vier Steuermännern, zwei Obersteuermännern, ein Steuerdirektor und ein Ruderer. Außerdem wurde für den Ruderer ein Leistungsbewertungssystem eingeführt, um ihm mehr Ansporn zu geben. "Wir müssen seinen Aufgabenbereich erweitern und ihm mehr Verantwortung geben" hieß es von Seiten der Geschäftsleitung.
In den verbliebenen Monaten wurde wieder hart trainiert und trotzdem, das nächste Rennen gewannen wieder die Japaner, diesmal mit einem Vorsprung von zwei Kilometern.
Nach diesem erneuten Desaster entschied die Geschäftsleitung den Ruderer wegen schlechter Leistungen zu entlassen, das Boot und die Ruder zu verkaufen und alle geplanten Investitionen zu stoppen.
Der Beratungsfirma wurde höchstes Lob ausgesprochen und das, durch die Umstrukturierungsmaßnahme eingesparte und durch den Verkaufserlös erzielte Geld zahlte sich das obere Management als Provision aus. So landete es auf jeden Fall in den richtigen Taschen und kam nicht versehentlich dem Ruderer als Abfindung zugute.
Ein Leistungsvergleich ist erst wieder für das nächste Jahr geplant, aber sicher nicht mehr im Rudern und ganz sicher nicht mehr gegen Japaner und deren unstrukturierter Art der Teamarbeit.
Ähnlichkeiten mit dem Geschehen rund um die Corona-Pandemie, die beschlossenen Maßnahmen, die Masken- und die Impfstoffbeschaffung sind rein zufällig 😂🤣
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