Spitz auf Knopf
Die nächsten Monate können uns einen ewigen politischen Karfreitag oder die Wiedergeburt der Hoffnung bescheren. Der Rubikon setzt auf Letzteres und braucht dazu Ihre Unterstützung.von Roland Rottenfußer
Eine Kanzlerin, die ins Straucheln gerät und zurückrudern muss. Eine Bevölkerung, deren Stimmung sich gegen die Corona-Politik der Regierung dreht. Die erste erfolgreiche und friedliche Großdemonstration im neuen Jahr. Um die Buschwindröschen tanzen die ersten Zitronenfalter in der Frühlingssonne. Manches scheint sich momentan zum Besseren zu wenden. Auf der anderen Seite aber auch: ein scheinbar endloser Lockdown. Krude Repressionsfantasien der Mächtigen, einschließlich Ausgangssperren. Fortgesetzter Testwahnsinn, der weiter für hohe Infektionszahlen sorgen und eine faktische Apartheid zwischen Corona-Mitmachern und -Kritikern etablieren würde … In der jetzigen Lage könnten sich die Dinge in beide Richtungen entwickeln, zwei „Erzählungen“ konkurrieren miteinander. Die eine läuft auf eine Voll-Diktatur zu, die andere darauf, dass sich das System selbst ad absurdum führen und durch wachsenden Widerstand in der Bevölkerung gestürzt werden könnte. Obwohl viele jetzt erschöpft sind, ist es nicht an der Zeit, in Lethargie zu versinken. Wir müssen unsere Anstrengungen noch einmal bündeln und auf die Hoffnung setzen. Der Rubikon wird mit seiner Aufklärungsinitiative nicht nachlassen. Aber er schafft es nicht ohne seine Leserinnen und Leser.
Karl Lauterbach will es noch einmal wissen: „Jetzt kommt noch
Letztes Gefecht? Hat sich der SPD-Politiker mit dieser Formulierung etwa auf seine sozialistischen Wurzeln besonnen? Oder verschwimmen die politischen Gegensätze, jetzt, da selbst die Linkspartei immer lauterbachförmiger wird? Jedenfalls profiliert sich der „Gesundheitsexperte“ als integraler Teil einer Internationalen, die dabei ist, das Menschenrecht mit Füßen zu treten.
Die Menschen werden seit Anfang November mit einem Dauerlockdown in Atem gehalten, der seinen Zweck ganz offensichtlich nicht erfüllt. Weder die ersten Impfungen noch Dauerwerbesendungen für die Regierungspolitik scheinen zu helfen. Weder zunehmend harte Maßnahmen noch weichliche Zugeständnisse ― etwa die Erlaubnis für Bürger, sich die Haare schneiden zu lassen. Selbst Corona-Zwingherr Markus Söder scheint nicht mehr so recht an die Impfstoffe zu glauben und versuchte unlängst, eine Impfung mit AstraZeneca als Mutprobe zu verkaufen:
„Irgendwann wird man bei AstraZeneca speziell mit sehr viel Freiheit operieren müssen und sagen müssen: Wer will und wer es sich traut quasi, der soll auch die Möglichkeit haben.“
Das ist ehrlicher als das meiste, was wir von Politikern in letzter Zeit gehört haben. Es gibt ja mittlerweile erhebliche Zweifel an der Unbedenklichkeit des Mittels für jüngere (!) Probanden. Woher aber nehmen die Akteure die Sicherheit, dass nicht im Laufe der Zeit weitere Probleme ― auch mit anderen Wirkstoffen ― auftreten können? Ist es verantwortbar, mit der Gesundheit der Menschen Russisch Roulette zu spielen und bis zum nächsten Skandal nach dem Motto „Augen zu und durch“ zu verfahren?
Die neue Impf-Unterschicht
Die einzige Antwort der Politik auf das Scheitern ihrer bisherigen Linie ist „mehr desgleichen“. Damit wird die körperliche, psychische und soziale Gesundheit der Menschen angegriffen und das Immunsystem systematisch heruntergefahren, sodass die erwünschten hohen Infektionszahlen vermutlich bis Ultimo erreicht werden können. Denselben Effekt haben andauernde Appelle, sich testen zu lassen ― demnächst wohl untermauert durch einen De-facto-Testzwang in vielen Lebenssituationen. An Schulen, in Betrieben oder am Eingang von Geschäften, Kinos und anderen Stätten des öffentlichen Lebens wird man wohl schon bald andauernd sein Nichtinfiziertsein nachweisen müssen.
Bei Weigerung, sich an dem Spiel zu beteiligen, droht ein Leben als Paria, dem der volle Genuss seiner Grundrechte menschenrechtswidrig verweigert wird. Jeder und jede wird künftig genötigt werden, sich als Werkzeug zur Verfügung zu stellen, um die Coronazahlen weiter nach oben zu treiben. Ungeachtet der Möglichkeit von falsch positiven Tests, schweben wir alle in der Gefahr einer Zwangsquarantäne, die uns jederzeit aus unserem Alltag reißen kann, auch wenn wir gesund sind.
Zudem dürfte das Netz, mit dem man uns zu fangen versucht, zunehmend engmaschiger werden. Auch Privatpersonen, die wir besuchen möchten, könnten uns jederzeit auffordern, an der Wohnungstür einen kleinen Coronatest zu machen. „Es ist doch nur ein kleiner Test“, um es in den Worten einer kurzen, aber genialen YouTube-Rede von Hans-Jörg Karrenbrock zu sagen. Und wer würde guten Freunden schon so einen kleinen Liebesdienst verweigern und sie unnötig in Gefahr bringen? Auch menschliche Beziehungen, die die bisherigen Phasen des Corona-Wahnsinns unbeschadet überstanden haben, könnten dann zerbrechen.
Skeptiker werden den Mitmachern vorwerfen, als verlängerter Arm der Regierung die Repression bis hinein ins Private zu tragen; Mitmacher werden den Skeptikern vorwerfen, keine Rücksicht auf ihre Gesundheit zu nehmen, ja sogar völliges Desinteresse an ihrem Überleben an den Tag zu legen.
Das Leben in Corona-Deutschland wird noch unerträglicher werden. Natürlich erst, nachdem wir in Phase 1 die Lauterbach-Ausgangssperren erduldet haben und so gut wie gar nichts mehr „durften“.
Der Niedecken-Effekt
Es könnte sich auch etwas einstellen, das ich als den Wolfgang-Niedecken-Effekt bezeichne. Der BAP-Frontmann, bekennender Impfenthusiast und Regierungsunterstützer, ließ bei einem Auftritt bei Maybrit Illner durchblicken, wie sehr er sich danach sehne, wieder auf die Bühne zu kommen.
Illner: „Jeder freut sich natürlich jetzt für Sie, dass da ein Impftermin in Aussicht steht. Aber als Künstler, als Star können Sie ja im Grunde nur die Hoffnung haben, dass möglichst bald Ihr gesamtes Publikum auch geimpft ist, oder?“
Niedecken: „Ja, klar, also ich kann nur dazu auffordern, sich impfen zu lassen, denn nur so kriegen wir irgendwann diese Herdenimmunität erreicht, und dann kann man auch wieder Konzerte spielen.“
Das ist Journalismus heute.
Das ist der Zustand der etablierten Kulturszene heute.
Verdammt lang her, dass die mal mehr waren als Sprachrohre der Pharmaverkäufer und einer zunehmend autoritär agierenden „Politelite“. Gefährlich ist es obendrein, sich bei dieser medialen Jagd nach Impffreiwilligen zum Treiber machen zu lassen ― wenn man zum Vergleich die neuesten Nachrichten zum Thema AstraZeneca-Impfungen liest.
Schuld an Grundrechtsverletzungen sind deren Gegner
Das Niedecken-Interview hat dabei noch einen besonders heimtückischen Unterton: Im Fall, dass es nicht so schnell klappt mit der neuen BAP-Tournee, würde Niedecken dies nicht der Politik anlasten, die seit einem Jahr ein fast vollständiges De-facto-Kulturverbot im öffentlichen Raum verhängt hat ― nein, „wir“ wären schuld, die Impfverweigerer, die den Staat zwingen, die Kulturtempel weiter geschlossen zu halten. Hochbegabungen wie der BAP-Sänger würden durch unsere übergroße Schuld in ihren Wohnungen verkümmern. Keine Rede davon, dass sich eingebettete Kulturrebellen wie Niedecken mit ihrem Schweigen, schlimmer noch: ihrer offen zur Schau getragenen Verachtung für Anti-Maßnahmen-Proteste im Grunde ihr eigenes Grab geschaufelt haben.
Derselbe Effekt könnte sich auch in anderen Branchen einstellen, sobald jeder Bürger eine Impfaufforderung erhalten hat. Jetzt, im Frühling 2021, regt sich teilweise noch zaghaftes Genörgel beim Einzelhandel, bei Kino-, Sauna- und Bibliotheken-Betreibern und anderen Downgelockten. Ärger über die Rücksichtslosigkeit des Staates, dem sie doch durch glänzende Hygienekonzepte, soweit es irgendwie ging, entgegengekommen waren ― bis hin zu aufgemalten Pünktchen auf dem Boden des Kino-Foyers, die markierten, wo die Besucher sich aufzustellen hatten. Wenn jedoch jeder eine Impfaufforderung bekommen hat, könnte dieser Ärger die Richtung wechseln und sich auf uns richten: jene Unbelehrbaren, die nicht nur die welterlösende Spritze verweigern, sondern sich auch zieren, sich am Eingang testen zu lassen, die trotzig zu Hause hocken und sich lieber ein Video mit Boris Reitschuster reinziehen.
Natürlich gibt es immer auch jene Hoffnungsträger, die ― ausgehend von einer ähnlichen Grundsituation ― ganz anders denken. Paul Brandenburg etwa ― Arzt und Unternehmer ― überraschte im Talk mit Gunnar Kaiser mit einer ganz anderen Haltung. Auch er habe Angst vor Diffamierung und beruflichen Nachteilen, sagte Brandenburg. Aber: „Was hilft mir mein guter Ruf, wenn ich mich andauernd verbiegen muss?“ Viele, zu viele betrachteten leider das Sichverbiegen als das kleinere Übel. Und entsprechend sieht das Land heute auch aus.
Merkels Ablenkungsmanöver
Das Scheitern von Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Frage der „Osterpause“ erscheint in Anbetracht der dramatischen und negativen Entwicklungen, die im Gange sind, eher wie eine Farce. Tausende von Bürgerinnen und Bürgern dürften am Gründonnerstag ihr Lammfleisch und ihre Schokoladenosterhasen eingekauft haben ― befriedigt, es der Kanzlerin gezeigt zu haben. Nichts jedoch hat sich dadurch gebessert. Merkel hat ihnen nur „gewährt“, was sie ihnen nie hätte nehmen dürfen und was ihnen in jedem anderen Jahr zuvor selbstverständlicherweise möglich war.
Die Menschen haben für ein paar Tage von Freiheit und vom Sturz Merkels geträumt. Als sie aufgewacht waren, steckten sie im selben dystopischen Alptraum fest wie zuvor, und die Regierenden bastelten derweil ungeniert an weiteren Zwangsmaßnahmen.
Interessant ist dieser Vorfall allenfalls unter einem Aspekt: Erstmals stand die Kanzlerin aus den richtigen Gründen in der Kritik, also nicht nur deshalb, weil sie die Sehnsucht der Bevölkerung nach Durchimpfung nicht zeitnah zu stillen wusste. Auch nicht wegen der privaten Verfehlungen einiger zweitrangiger Unionspolitiker in der Frage des „Masken-Skandals“. In der Osterpausen-Affäre ging es tatsächlich einmal um den Vorwurf übertriebener und nicht durchführbarer Einschränkungen der Freiheit. Es wurde aber spätestens beim Merkel-Interview mit Anne Will überdeutlich, dass die geschickte Taktiererin einen Schritt zurück, jedoch zehn Schritte vorwärts gehen möchte auf dem Weg zur Demokratiezerstörung.
Geplanten „Lockerungen“, wie sie von dem saarländischen Ministerpräsidenten Tobias Hans geplant wurden und die ohnehin nur mit einer verschärften Testpflicht erkauft worden wären, erteilte die Eiserne eine Absage. Alles, was in den Monaten zuvor selbst in manchen Mainstream-Sendungen an Erkenntnissen über die negativen wirtschaftlichen und psychologischen Folgen des Lockdowns erarbeitet worden war, erscheint null und nichtig. Die Kanzlerin schaltet auf Schallplatte mit Sprung.
Warum es dennoch Hoffnung gibt
Einen Vorteil hat die andauernde Düsternis der politischen Lage jedoch, dieser scheinbar endlose Tunnel ohne ein Licht am Ende: Immer mehr Menschen dürfte klar geworden sein, dass „die“ uns nicht von allein wieder freilassen werden. Bis an unser Lebensende könnten sie neue Mutationen, neue schockierende Infektionszahlen, neue Vorwände für harte, scharfe und strenge Einschränkungen unserer Freiheit aus dem Hut zaubern.
Keiner von uns wird möglicherweise jemals wieder in seinem Leben einen Einkauf ohne Maske und angeekelt vor ihm zurückweichenden Corona-Phobikern erleben, eine Tagesschau ohne Seuchenpanik, belebte Plätze mit fröhlichen, ausgelassenen Menschen.
Wenn, ja wenn nichts geschieht. Wenn wir nichts tun.
Für viele Menschen, auch solche, die nicht von Anfang an mit einer „Rubikon-Einstellung“ an die Krise herangegangen waren, gab es in diesem Winter einen Umkehrpunkt, einen Moment, in dem sie verstanden haben. Für Margit Geilenbrügge kam dieser Moment am 19. Januar 2021, dem Tag einer jener rituellen Ministerpräsidentenkonferenzen, die stets damit enden, dass die Qualen für die Bürger verlängert oder noch verschärft werden.
„Bisher hatte ich immer noch ein wenig gehofft, die Bundesregierung könnte doch noch zur Vernunft kommen und zu demokratischen Verhältnissen zurückfinden. Aber in diesem Moment wusste ich: Die staatliche Repressionsmaschinerie wird weiterlaufen, wenn wir sie nicht ‚von unten‘ stoppen.“
Hoffnung könnte paradoxerweise gerade aus der Erhöhung des Leidensdrucks in der Bevölkerung erwachsen. Und das ist eine traurige Nachricht, die mich keineswegs mit Befriedigung erfüllt. Ich hatte, zusammen mit vielen hellsichtigen und mutigen Kolleginnen und Kollegen vom Rubikon, schon sehr früh gewarnt und auf eine rasche Lösung ohne schwerwiegende Schäden an der demokratischen, ökonomischen und psychischen Substanz des Landes gehofft.
Die Mehrheit der Menschen aber wählte den Weg einer sehr harten Lektion. Dieser Weg beinhaltet, ein Wahnsystem so lange auszureizen, bis sich sein Scheitern auf überdeutliche und katastrophale Weise zeigt ― worauf eine Umkehr möglich wird. Eine Hoffnung besteht also darin, dass der Bogen reißen könnte, wenn er überspannt wird.
Zweifelnde überzeugen
In der jetzigen Phase der Krise ― also nach einem langen, harten Winter mit dem Ergebnis, dass auch der Frühling uns nicht in die Freiheit entlässt ― können wir gegenüber noch „Schlafenden“ leichter argumentieren. Wir können dabei an eine gewachsene Unzufriedenheit mit der Regierung anknüpfen. Sogar bei Maybrit Illner wurde eine Grafik gezeigt, die besagt, dass nur noch 30 Prozent der Menschen mit der Corona-Politik der Regierung zufrieden seien. Manche sind es natürlich aus den falschen oder zweitrangigen Gründen, aber an diese Unzufriedenheit können wir mit gezielten Informationen und Argumenten anknüpfen.
Manche halten es für unmöglich, die Mehrheit umzustimmen. „Die Deutschen sind halt gehorsam“, heißt es. Ja, sind sie. Wir müssen aber auch bedenken, dass die bisherige Fügsamkeit der Bürgerinnen und Bürger bestimmte Voraussetzungen hatte, die nicht mehr gegeben sind. Aus der Perspektive bisheriger Corona-Mitmacher gesprochen:
- Wir dachten, wir müssten nur eine Weile mitmachen, dann wäre der Spuk bald zu Ende. Niemals war ein „Leben unter der Maske“ intendiert. Jetzt merken wir: „Die“ geben uns die Freiheit niemals wieder. Wir müssen sie uns holen.
- Wir dachten, wir würden mit dieser Phase des Durchhaltens etwas Gutes tun und Leben retten. Jetzt merken wir: Durch unsere Duldung des Corona-Regimes unterstützen wir Verhältnisse, die mittel- und langfristig noch mehr Tote, noch mehr seelisches und soziales Leid verursachen werden, als es das Virus selbst jemals könnte. Unsere Absicht, „gut“ zu sein, muss nun ihre Richtung wechseln und ins Corona-skeptische Lager fließen.
- Wir dachten, das Gefährlichste, was wir tun könnten, sei, aufzubegehren. Dafür bekämen wir Geldstrafen verpasst, die uns ruinieren würden. Jetzt merken gerade Geschäftsleute und Angehörige besonders gebeutelter Branchen: Eben durch ihr Stillhalten bluten sie längerfristig auch finanziell aus. Sie sind ohnehin ruiniert, Strafen hin oder her. Und auch Menschen, die nicht direkt betroffen sind, werden finanziell schwere Verluste erleiden, wenn die große Wirtschaftskrise kommt und die historisch hohen Schulden den gemeinschaftlichen Wohlstand belasten.
- Wir dachten, wenn wir mitmachen, mögen uns unsere „Entführer“ aus den obersten Etagen der Politik. Jetzt merken wir: Im Grunde verachten sie uns und gehen über uns hinweg, egal, was wir tun.
- Wenn wir nichts tun, werden sie uns unsere Grundrechte für immer entziehen ― wollt ihr das?
- Wenn wir nichts tun, werden die Schäden der Maßnahmen jene, die das Virus selbst verursacht, um ein Vielfaches übersteigen ― wollt ihr das?
- Die Stimmung ist dabei zu kippen. Nach und nach werden sich immer mehr Menschen von der Corona-Politik der Regierung abwenden ― wollt ihr die Letzten sein, die ihr die Treue halten, und so riskieren, dass euch die Geschichte verurteilt?
Angst vor Diktatur als selbsterfüllende Prophezeiung
Zu den genannten Argumenten kommt jetzt noch die Möglichkeit, auf die vielen Fehlleistungen der Politik in den letzten Wochen zu verweisen. Selbst relativ robuste Krisen-Durchsteher werden spüren, dass die Einschläge näherkommen, dass immer mehr Geschäfte schließen, die man gernhatte, dass immer mehr Bekannte in wirtschaftliche Not geraten. Die Betreffenden werden dann in die Hartz-IV-Hölle eingeschleust werden und zu spüren bekommen, was sie an „ihrem Staat“ haben. Und sie werden ihre Erfahrungen an andere weitergeben.
Leider haben pessimistische Analysen der politischen Lage nicht bei allen die gewünschte Wirkung.
Wenn Menschen mit großer Wahrscheinlichkeit glauben, dass die Demokratie bald gänzlich durch ein totalitäres System abgelöst werden wird, steigt nicht unbedingt ihre Widerstandskraft, sie sinkt. Die meisten wollen nicht ewig bei den Verlierern stehen, bei den Ausgestoßenen und Verachteten.
Und sie haben schlicht Angst, unter den neuen Herren berufliche Nachteile zu erleiden oder im schlimmsten Fall von Verhaftung bedroht zu sein. Vorsorglich manipulieren diese „normalen“ Menschen dann ihr Verhalten in Richtung des erwarteten Willens der Machthaber.
Ja, auch der eigene Geist wird mit allen Mitteln der Autosuggestion auf Linie gebracht. Wer sich erfolgreich einredet, die Regierungslinie aus eigenem Antrieb zu unterstützen, braucht sich nicht mehr mit Selbstvorwürfen zu plagen, feige zu sein. Man darf die Lage nicht beschönigen, auch ich verwende oft eine drastische Sprache. Ich warne aber davor, eine Entwicklung hin zur Diktatur als unausweichlich darzustellen. Ich glaube tatsächlich nicht, dass sie dies ist. Besser ist es, davon auszugehen, dass wir in einem komplexen, in Entwicklung befindlichen System leben, dessen demokratische Komponenten zwar schwer angeschlagen sind, sich jedoch durch gemeinschaftliche Anstrengung als reparabel erweisen könnten. Das bedeutet in der Praxis: Chancen sehen und ergreifen.
Nicht nur hoffen ― mitmachen!
Der Weg sollte ohnehin vorwärts führen, wie Sven Böttcher in seinem furiosen Buch „Wer, wenn nicht Bill?“ deutlich gemacht hat. Weder die alte Normalität noch eine uns aufgezwungene neue werden die Lösung bringen. Vielmehr das radikal Neue, eine freie, liebevolle und auch umweltschonende Gesellschaft, in der es uns allen unnormal gut geht.
In meinem Artikel „Frühlingserwachen“ habe ich einige Hoffnungsszenarios genannt, die sich bewahrheiten könnten, jedoch nicht müssen. Wir sollten die Szenarios nicht passiv bestaunen wie eine Morgenröte am fernen Horizont, sondern sie als Baustellen betrachten, die uns zum Mitarbeiten auffordern. Demonstrationen, Zivilcourage im Alltag, der Klageweg, die Beeinflussung von Politikern, die Möglichkeit, der Regierung durch gezielte Wahlentscheidungen zumindest einen Warnschuss mitzugeben ― an all diesen Vorstößen können wir uns als Einzelne beteiligen.
Enorm wichtig bei alldem ist eine gut aufgestellte alternative Medienlandschaft. Ich kann es nur wiederholen: Wenn nicht so sehr Tatsachen, sondern Worte ― Narrative ― ein Problem verursacht haben, dann können andere, wahrhaftigere Narrative dieses Problem entscheidend zu lösen helfen. Wer selbst nicht die Zeit oder Kraft hat, viel zu tun, kann den Helfern helfen und sie stellvertretend den Kampf führen lassen. Er ist dann ebenso Teil einer Bewegung, die man im historischen Rückblick vielleicht einmal als bedeutsam betrachten wird.
Über den Rubikon
Nicht allen Leserinnen und Lesern ist bewusst, dass wir den enormen Ausstoß an Artikeln beim Rubikon mit einem relativ kleinen Kernteam bewältigen. Zu viert sind wir in der Redaktion ― Text und Bild ―, wobei wir alle „nebenher“ noch andere Aufgaben zu bewältigen haben, die nicht direkt mit der Rubikon-Redaktion zu tun haben.
Dazu kommt unser Lektorinnen-Team, das uns mit seiner sehr präzisen, zuverlässigen Arbeit von der Pflicht entbindet, auch noch jeden Artikel durchzukorrigieren. Hinzu kommt Jens Wernicke, unser Herausgeber, als wichtiger Impulsgeber und Stratege. Auch die IT-Redaktion ist zum Glück in guten Händen, denn ein redaktionell noch so gutes Magazin riskiert ohne ausreichenden technischen Support, bald vom Netz genommen zu werden ― aus politischen oder auch aus anderen Gründen.
Der Rubikon hat zudem „nebenher“ noch einen Buchverlag gegründet, der in einer Zeit, in der viele Verlage ins Straucheln geraten, einen furiosen Start geschafft hat. Wir wollen auch offline und physisch verstärkt präsent sein und unsere Aufklärungsinitiative auf mehreren Kommunikationskanälen vorantreiben. Nicht jedes vergleichbare alternative Magazin verfügt auch über einen so umfangreichen Ausstoß an guten Interview-Videos mit illustren Gästen. All das will vom Arbeitsaufwand her bewältigt werden. Es will aber auch finanziert werden.
Wir befinden uns ― kollektiv psychologisch ― derzeit in folgender Situation: Bei vielen, auch zuvor regierungstreuen Bürgerinnen und Bürgern bröckelt derzeit das Vertrauen zur offiziellen Corona-Politik. Die Menschen sind nicht nur erschöpft und genervt von den endlosen Zumutungen und Gängelungen durch die Politik, sie spüren auch, dass irgendetwas am herrschenden Narrativ nicht stimmen kann. Vielfach fehlen ihnen aber die richtigen Worte und Informationen, um ihr nur vage gefühltes Unbehagen zu untermauern. Angesichts des fortwährenden Bombardements mit linientreuen Argumentationsmustern zweifeln sie dann vielleicht an ihrem eigenen Urteilsvermögen und geraten in einen Zustand der depressiven Erstarrung. Sie können weder vor ― in Richtung aktiven Widerstandshandelns ― noch zurück zu ihrem alten Glauben an die Weisheit der Regierung.
Die Schlüsselrolle unabhängiger Informationen
In dieser Situation kommt alternativen Medien eine Schlüsselrolle zu. Sie füllen die Informations- und Motivationslücke bei vielen unzufriedenen Bürgerinnen und Bürgern. Sie bieten frische und einleuchtende Perspektiven an, die die Mainstream-Medien nicht ohne Grund zu unterdrücken versuchen.
Nicht zuletzt vermögen unabhängige Medien bei vielen Menschen deren verschütteten Selbstbehauptungswillen zu wecken ― als Subjekte des demokratischen Prozesses und im Abwehrkampf gegen einen sich immer übergriffiger gebärdenden Staat.
Rudi Dutschke, Anführer der 68er-Studentenbewegung, sagte:
„Wir in einer autoritären Gesellschaft aufgewachsenen Menschen haben nur eine Chance, unsere autoritäre Charakterstruktur aufzubrechen, wenn wir es lernen, uns in dieser Gesellschaft zu bewegen als Menschen, denen diese Gesellschaft gehört, denen sie nur verweigert wird durch die bestehenden Macht- und Herrschaftsstrukturen des Systems.“
Alternative Medien können diesen Stolz in den Menschen wecken, während „normale“ Medien Stück für Stück versuchen, diesen zu brechen und der Konsumentenherde automatisierte Stillhalte- und Gehorsamsreflexe anzutrainieren. Alternative Medien können weit über den Kreis ihrer unmittelbaren Leser hinaus ausstrahlen, indem sie ansteckende Ideenkeime verbreiten. Die Lage wirkt oft düster, manches Mal glauben wir, wir redeten gegen eine Wand. Gleichzeitig gilt aber: Man kann nicht nichts bewirken. Alles, was wir nach außen aussenden, kann Frucht bringen. Und vielleicht geschieht dies schon jetzt in weitaus größerem Ausmaß, als wir denken.
Daher bitten wir unsere Leserinnen und Leser auch um zwei Dinge: um Spenden, die wir zur Aufrechterhaltung, zur Verbesserung und Erweiterung unseres Programms dringend benötigen. Und um Unterstützung durch Verbreitung unserer Artikel.
Lassen Sie Rubikon-Gedanken viral gehen ― ebenso natürlich wie die Videos und Artikel anderer Medien, die sich in diesen Tagen durch Integrität und Freiheitsliebe auszeichnen. Haben wir keine Angst vor Gegenwind und vor Diffamierung! Die „lächerliche“ Idee von heute kann rasch zur viel gelobten Pionierleistung von morgen werden.
Die Saat wird aufgehen
Sollte die Katastrophenpolitik der Regierung(en) nicht im erwünschten Tempo ― also zum Beispiel in diesem Frühjahr oder Sommer ― zu stürzen sein, heißt es: einen langen Atem zu haben und auf die langfristige Wirkung unserer Arbeit zu vertrauen. Die Angst, die die Mächtigen derzeit mit ihren aufgeblasenen Inzidenzzahlen zu erzeugen wissen, wächst schon jetzt nicht mehr so schnell wie die Anzahl der Bürgerinnen und Bürger, die von dieser Politik genug haben. Die persönlichen Negativerfahrungen und die Katastrophennachrichten im Zusammenhang mit den Maßnahmen werden über kurz oder lang ihre Wirkung tun. Dies kann schon relativ bald geschehen oder erst nach weiteren quälenden Monaten oder gar Jahren. Jeder und jede kann auch das Tempo dieser Entwicklung beeinflussen.
Die Grundrechtsaktivistin Friederike Pfeiffer-de Bruin sagte bei einem Interview am Rande der Großdemonstration in Kassel am 20. März 2021:
„Auch wenn wir nicht sofort die Resultate sehen: All das, was wir jetzt in die Welt senden ― die Liebe, die Verbundenheit, den Wunsch nach Frieden ―, das wird ins Feld gehen. Das wird Resultate zeigen. Und wenn es erst in drei Jahren ist oder in fünf Jahren oder in fünfzig. Das ist bedeutsam, das ist jeden Tag wieder neu wichtig.“
Ich weiß, die Älteren von uns werden bei diesen Zeitvorstellungen nervös. Deshalb sollten wir uns jetzt auch alle anstrengen, dass nicht nur die Nachwelt unser Tun mit Ruhm bekränzen wird, sondern dass wir selbst recht bald wieder in einer Welt leben können, in der es ― trotz aller verbleibenden Fehler und Mühen ― doch weitaus freier und menschlicher zugehen wird als heute.
Make totalitarism history!
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Roland Rottenfußer, Jahrgang 1963, war nach dem Germanistikstudium als Buchlektor und Journalist für verschiedene Verlage tätig. Von 2001 bis 2005 Redakteur beim spirituellen Magazin connection, später für den „Zeitpunkt“. Aktuell arbeitet er als Lektor, Buch-Werbetexter und Autorenscout für den Goldmann Verlag. Seit 2006 ist er Chefredakteur von Hinter den Schlagzeilen |
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