Thema:
Fake-News vom "Spiegel"
Fall Spiegel
US-Botschaft fordert Betrugs-Untersuchung
Der deutsche US-Botschafter fordert eine Untersuchung in der Affäre um den Reporter Claas Relotius.
Claas Relotius (33) wurde Anfang Dezember mit dem Deutschen Reporterpreis 2018 ausgezeichnet, am 19. Dezember wird klar: Der Spiegel-Journalist dürfte für den grössten Betrugsfall in der deutschen Medienlandschaft seit den gefälschten Hitler-Tagebüchern 1983 verantwortlich sein.
Wegen des Betrugsfalls beim «Spiegel» hat der US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, eine unabhängige Untersuchung gefordert und dem Nachrichtenmagazin «anti-amerikanische Berichterstattung» vorgeworfen. Die Chefredaktion wies diesen Vorwurf zurück. Die Betrugsenthüllungen «bereiten der Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika grosse Sorgen», teilte der Vertreter von US-Präsident Donald Trump in Deutschland in einer am Freitagabend verbreiteten Erklärung mit.
Dies sei vor allem deshalb der Fall, weil es in einigen dieser gefälschten Berichte um US-Politik und bestimmte Teile der amerikanischen Bevölkerung gegangen sei. «US-Botschafter Richard Grenell hat diese Bedenken heute in einem Brief an die «Spiegel»-Chefredaktion dargelegt und eine unabhängige und transparente Untersuchung der Angelegenheit erbeten», heisst es in der Mitteilung der Botschaft weiter.
Noch schärfer äusserte sich Grenell im eigentlichen Brief an die Chefredaktion in Hamburg, den diese bei «Spiegel Online» veröffentlichte. «Es ist eindeutig, dass wir Opfer einer Kampagne institutioneller Voreingenommenheit wurden», schrieb er demnach. «Die anti-amerikanische Berichterstattung des «Spiegel» hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen; seitdem Präsident Trump im Amt ist, stieg diese Tendenz ins Uferlose.» Reporter würden «offenkundig das liefern, was die Unternehmensleitung verlangt», schrieb Grenell weiter. Sie hätten über die USA «regelmässig Informationen und Berichte veröffentlicht, deren Unwahrheit sich herausgestellt hätte, wenn die Fakten zuerst mithilfe der US-Botschaft überprüft worden wären».
Kritik am Präsidenten, nicht an Amerika
Der «Spiegel» wies diese Behauptung in einem Antwortschreiben zurück, das ebenfalls ins Netz gestellt wurde. «Wenn wir den amerikanischen Präsidenten kritisieren, ist das nicht Anti-Amerikanismus, sondern Kritik an der Politik des Mannes im Weissen Haus», schrieb der stellvertretende Chefredakteur Dirk Kurbjuweit. Deutschland habe den USA sehr viel zu verdanken. «Es gibt beim «Spiegel» keine institutionelle Voreingenommenheit gegenüber den USA.»
Tatsächlich habe ein Reporter «Berichte weitgehend erfunden», darunter solche aus den USA. «Wir entschuldigen uns bei allen amerikanischen Bürgern, die durch diese Reportagen beleidigt und verunglimpft wurden. Uns tut das sehr leid. Das hätte niemals passieren dürfen», erklärte Kurbjuweit. Zugleich bat er Grenell darum, die von ihm angedeuteten weiteren Fälle fehlerhafter Berichterstattung über die USA zu benennen, damit ihnen nachgegangen werden könne.
Enger Vertrauter
Grenell ist ein Vertrauter Trumps und gilt als wichtigster Botschafter des Präsidenten in Europa. Trump unterstellt Medien immer wieder die Verbreitung von «Fake News». Ihm selbst wird aber ebenfalls vorgeworfen, es nicht so genau mit der Wahrheit zu nehmen: Nach einer Statistik der «Washington Post» hat er in den ersten 649 Tagen seiner Amtszeit 6420 falsche oder irreführende Behauptungen aufgestellt – im Schnitt fast zehn pro Tag.
Seit «Der Spiegel» den Betrugsfall im eigenen Haus am Mittwoch bekannt gemacht hat, reissen die Diskussionen darüber nicht ab. In der aktuellen Ausgabe hat das Nachrichtenmagazin eine eigene Titelgeschichte dazu gemacht. Und nicht nur das ist ungewöhnlich: Die Titelseite kommt diesmal auch ohne Foto oder Illustration aus. Stattdessen ist dort in grossen Buchstaben das Motto des «Spiegel»-Gründers Rudolf Augstein zu lesen: «Sagen, was ist.»
Super-GAU für Redaktion
«Dieses Haus ist erschüttert. Uns ist das Schlimmste passiert, was einer Redaktion passieren kann. Wir hatten über Jahre Reportagen und andere Texte im Blatt, die nicht die Wirklichkeit abbildeten, sondern in Teilen erfunden waren», heisst es in der «Hausmitteilung» zum Auftakt der eigenen Berichterstattung über den Betrugsfall.
Demnach hat der Journalist Claas Relotius in «grossem Umfang seine eigenen Geschichten gefälscht und Protagonisten erfunden». Er hat die Vorwürfe den Angaben zufolge eingeräumt und am vergangenen Montag seinen Vertrag nach anderthalb Jahren gekündigt. Von ihm sind dem «Spiegel» zufolge seit 2011 knapp 60 Texte im Heft und bei «Spiegel Online» erschienen – zunächst war er als freier Mitarbeiter tätig gewesen, dann als festangestellter Redakteur. (sda)
Claas Relotius (33) wurde Anfang Dezember mit dem Deutschen Reporterpreis 2018 ausgezeichnet, am 19. Dezember wird klar: Der Spiegel-Journalist dürfte für den grössten Betrugsfall in der deutschen Medienlandschaft seit den gefälschten Hitler-Tagebüchern 1983 verantwortlich sein.
Wegen des Betrugsfalls beim «Spiegel» hat der US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, eine unabhängige Untersuchung gefordert und dem Nachrichtenmagazin «anti-amerikanische Berichterstattung» vorgeworfen. Die Chefredaktion wies diesen Vorwurf zurück. Die Betrugsenthüllungen «bereiten der Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika grosse Sorgen», teilte der Vertreter von US-Präsident Donald Trump in Deutschland in einer am Freitagabend verbreiteten Erklärung mit.
Dies sei vor allem deshalb der Fall, weil es in einigen dieser gefälschten Berichte um US-Politik und bestimmte Teile der amerikanischen Bevölkerung gegangen sei. «US-Botschafter Richard Grenell hat diese Bedenken heute in einem Brief an die «Spiegel»-Chefredaktion dargelegt und eine unabhängige und transparente Untersuchung der Angelegenheit erbeten», heisst es in der Mitteilung der Botschaft weiter.
Noch schärfer äusserte sich Grenell im eigentlichen Brief an die Chefredaktion in Hamburg, den diese bei «Spiegel Online» veröffentlichte. «Es ist eindeutig, dass wir Opfer einer Kampagne institutioneller Voreingenommenheit wurden», schrieb er demnach. «Die anti-amerikanische Berichterstattung des «Spiegel» hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen; seitdem Präsident Trump im Amt ist, stieg diese Tendenz ins Uferlose.» Reporter würden «offenkundig das liefern, was die Unternehmensleitung verlangt», schrieb Grenell weiter. Sie hätten über die USA «regelmässig Informationen und Berichte veröffentlicht, deren Unwahrheit sich herausgestellt hätte, wenn die Fakten zuerst mithilfe der US-Botschaft überprüft worden wären».
Kritik am Präsidenten, nicht an Amerika
Der «Spiegel» wies diese Behauptung in einem Antwortschreiben zurück, das ebenfalls ins Netz gestellt wurde. «Wenn wir den amerikanischen Präsidenten kritisieren, ist das nicht Anti-Amerikanismus, sondern Kritik an der Politik des Mannes im Weissen Haus», schrieb der stellvertretende Chefredakteur Dirk Kurbjuweit. Deutschland habe den USA sehr viel zu verdanken. «Es gibt beim «Spiegel» keine institutionelle Voreingenommenheit gegenüber den USA.»
Tatsächlich habe ein Reporter «Berichte weitgehend erfunden», darunter solche aus den USA. «Wir entschuldigen uns bei allen amerikanischen Bürgern, die durch diese Reportagen beleidigt und verunglimpft wurden. Uns tut das sehr leid. Das hätte niemals passieren dürfen», erklärte Kurbjuweit. Zugleich bat er Grenell darum, die von ihm angedeuteten weiteren Fälle fehlerhafter Berichterstattung über die USA zu benennen, damit ihnen nachgegangen werden könne.
Enger Vertrauter
Grenell ist ein Vertrauter Trumps und gilt als wichtigster Botschafter des Präsidenten in Europa. Trump unterstellt Medien immer wieder die Verbreitung von «Fake News». Ihm selbst wird aber ebenfalls vorgeworfen, es nicht so genau mit der Wahrheit zu nehmen: Nach einer Statistik der «Washington Post» hat er in den ersten 649 Tagen seiner Amtszeit 6420 falsche oder irreführende Behauptungen aufgestellt – im Schnitt fast zehn pro Tag.
Seit «Der Spiegel» den Betrugsfall im eigenen Haus am Mittwoch bekannt gemacht hat, reissen die Diskussionen darüber nicht ab. In der aktuellen Ausgabe hat das Nachrichtenmagazin eine eigene Titelgeschichte dazu gemacht. Und nicht nur das ist ungewöhnlich: Die Titelseite kommt diesmal auch ohne Foto oder Illustration aus. Stattdessen ist dort in grossen Buchstaben das Motto des «Spiegel»-Gründers Rudolf Augstein zu lesen: «Sagen, was ist.»
Super-GAU für Redaktion
«Dieses Haus ist erschüttert. Uns ist das Schlimmste passiert, was einer Redaktion passieren kann. Wir hatten über Jahre Reportagen und andere Texte im Blatt, die nicht die Wirklichkeit abbildeten, sondern in Teilen erfunden waren», heisst es in der «Hausmitteilung» zum Auftakt der eigenen Berichterstattung über den Betrugsfall.
Demnach hat der Journalist Claas Relotius in «grossem Umfang seine eigenen Geschichten gefälscht und Protagonisten erfunden». Er hat die Vorwürfe den Angaben zufolge eingeräumt und am vergangenen Montag seinen Vertrag nach anderthalb Jahren gekündigt. Von ihm sind dem «Spiegel» zufolge seit 2011 knapp 60 Texte im Heft und bei «Spiegel Online» erschienen – zunächst war er als freier Mitarbeiter tätig gewesen, dann als festangestellter Redakteur. (sda)
Mit freundlicher Genehmigung von 20min.ch
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