Samstag, 23. April 2016

Boliviens Außenminister David Choquehuanca: "Wir wollen nur, dass es in Bolivien keine Armen mehr gibt"

Thema: Bolivien

Boliviens Chefdiplomat im RT-Interview:
"Wir wollen nur, dass es in Bolivien keine Armen mehr gibt"

Boliviens Außenminister David Choquehuanca erklärt in einem exklusiven Interview mit RT, in welchen Bereichen die Zusammenarbeit seines Landes mit Russland besonders fruchtbar sein kann. Choquehuanca spricht über Versuche, die Regierung von Eva Morales zu destabilisieren und soziale Netzwerke als ein politisches Instrument zu missbrauchen.

Vergangene Woche besuchte der Außenminister Boliviens die Russische Föderation. David Choquehuanca spricht mit RT über die Ziele seines Besuches in Russland und darüber, wie sich die bilaterale Zusammenarbeit der beiden Staaten entwickeln wird.

Herr Choquehuanca, wie entwickeln sich die Beziehungen zwischen Bolivien und der Russischen Föderation?
    Ich bin aus Bolivien hierher gekommen, um die Beziehungen zwischen Russland und Bolivien zu festigen. Russland hat vielfältige Möglichkeiten, und Bolivien hat andere Möglichkeiten. Und diese Möglichkeiten können einander ergänzen. Auf diese Weise können wir zusammen viele Aktivitäten zum Vorteil unserer Völker vorantreiben. Wir haben Interessen in solchen Bereichen wie Kohlenwasserstoffe sowie Bildung und Gesundheitswesen.

    Russland verfügt über fortgeschrittenes Wissen in der Bildung und im Gesundheitswesen. Bolivien hat kaum Technologien. Bolivien braucht Investitionen. Wir brauchen aber Investitionen mit Technologietransfer. Und Russland ist bereit, in einen solchen Technologietransfer zu investieren. Wir möchten Investitionen erhalten, die uns helfen, die Armut zu bekämpfen. In der Vergangenheit haben wir zwar Investitionen bekommen, aber sie haben uns noch ärmer gemacht. Wir wollen diesen Typ von Investitionen nicht mehr.
Bolivien hat eine 500-jährige Geschichte des Kolonialismus hinter sich. Was erwarten Sie heute von Beziehungen zu einem europäischen Land wie Russland?
    Das Wichtigste ist die gegenseitige Achtung unserer Gesetze und unserer Souveränität. Man sollte nicht versuchen, einander etwas aufzuzwingen, sondern man sollte versuchen, die Eigenart unserer Völker zu verstehen. Und man sollte Verständnis für die Projekte haben, die unsere Völker souverän umsetzen wollen. Wenn wir unsere Beziehungen aufgrund des gegenseitigen Respekts und der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten entwickeln werden, wenn uns keine Bedingungen gestellt werden, dann wird es uns gut gehen.

    Wir haben Bodenschätze, wir sind reich an Naturressourcen. Wir haben viele Möglichkeiten. Was das Potential der Tourismusbranche in Bolivien betrifft, da liegen wir weltweit auf Platz 3. Wir haben aber bisher keine langfristige Staatspolitik entwickelt, um dieses touristische Potential effizient zu nutzen. Russland kann mit uns diesbezüglich in einen Erfahrungsaustausch treten. Wir können zusammenarbeiten, wovon unsere Völker nur profitieren werden.
In den vergangenen Monaten stießen linke Regierungen in Lateinamerika auf große innenpolitische Probleme, etwa in Argentinien, in Venezuela, aktuell erleben wir große Demonstrationen in Brasilien. Wie wird ihre Regierung darauf reagieren?
    Wir sind fest davon überzeugt, dass die Macht, die Dinge zu ändern, nicht nur in den Händen von Präsidenten, Ministern und Parlamentariern liegt. Die Macht, die Dinge zu ändern, liegt vor allem in den Händen unserer Völker. Es sind unsere Völker, die die Macht haben, die Dinge zu ändern. Sie wählen ihre Präsidenten. Unsere Völker sind klug.

    Vielleicht sind unser Völker nicht darauf vorbereitet, sich sozialen Netzwerken zu widersetzen. Dahinter steckt eine Strategie. Ich weiß nicht genau, von wo aus sie umgesetzt wird, aber sie kommt von außen. Diese Strategie zielt darauf ab, die fortschrittlichen und revolutionären Regierungen zu schädigen. Es besteht weltweit die Tendenz, Chaos zu stiften und Unsicherheit zu säen. Soziale Netzwerke haben kein eigenes Gesicht. Sie werden wohl wissen, was in Ägypten passiert ist.
Die nächsten Wahlen werden in Bolivien erst in einigen Jahren stattfinden. Was haben Sie bisher erreicht?
    Tatsächlich ist noch viel Zeit bis zur Wahl, denn sie wird erst 2020 stattfinden.

    Zum Zeitpunkt, als unsere Partei an die Regierung gekommen ist, haben 38 von 100 Bolivianern unter der Armutsgrenze gelebt. Momentan sind es nur noch 17 von 100. Im Jahr 2020 werden es 9 von 100 sein.

    Wir hoffen sehr, dass wir unser ʻPatriotisches Programmʼ bis zum Jahr 2025 erfüllen zu können. Egal, wer dann an der Macht sein wird. Wir wollen nur, dass es in Bolivien keine Armen mehr gibt.

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