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Nach den Panama-Enthüllungen darf die Politik nicht wieder
nur halbherzig handeln. Noch ist die Aufregung frisch – lassen Sie uns
also gemeinsam Finanzminister Schäuble und Justizminister Maas auf
wirksame Maßnahmen gegen Geldwäsche verpflichten.
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Liebe Leser,
wir haben alle geahnt, wie leicht es für Reiche ist, ihr Vermögen in
Scheinfirmen zu verstecken. Aber wissen Sie, was für mich der
eigentliche Skandal an den Panama-Enthüllungen ist? Deutschland selbst ist eine Steueroase![1]
Die Regierung zeigt beim Thema Geldwäsche und Steuerflucht gern auf
andere. Doch die Panama-Papiere beweisen: Diktatoren und zwielichtige
Geschäftsleute verbergen ihre Vermögen auch in Deutschland. In der Rangliste undurchsichtiger Finanzplätze liegt Deutschland auf Platz 8 – also weit vor Panama.[2]
Justizminister Heiko Maas (SPD) will nun mit einem
„Transparenz-Register” Licht in die deutsche Schattenwirtschaft bringen.
Doch sein Plan ist viel zu zaghaft: Das Geflecht der Briefkastenfirmen
würde nur oberflächlich gesichtet, die Öffentlichkeit bliebe außen
vor.[3] Es ist aber ein harter Schlag gegen die „Briefkasten-Industrie” nötig!
Und mit einem starken Appell, einer medienwirksamen Aktion und der
Aufregung über die „Panama Papers” im Rücken können wir dafür sorgen,
dass Maas seine Pläne verschärft.
Pro 1.000 Unterschriften unter unserem Appell hängen wir einen
überdimensionalen, frisch gewaschenen Schwarzgeld-Schein vor seinem
Ministerium zum Trocknen auf. Halbherzigkeiten kann sich der Minister nicht mehr leisten – vor allem, weil die SPD angesichts ihrer Umfragewerte endlich mal wieder klare Kante zeigen müsste.
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Mit großen Worten hat Finanzminister Wolfgang Schäuble
(CDU) am Montag einen Aktionsplan gegen Geldwäsche und Steuerbetrug
vorgelegt. „Heiße Luft”, so unser Kampagnenpartner, das Netzwerk
Steuergerechtigkeit.[4] Der Finanzminister tadelt kleinere
Staaten wie Panama, hält aber gleichzeitig seine schützende Hand über
die deutsche Finanzindustrie. Wirksame Maßnahmen, die Geldwäsche in Deutschland verhindern, hat Schäuble bisher blockiert.
Dabei liegen in Deutschland etwa 3 Billionen Euro unversteuertes Geld
aus dem Ausland.[5] Und nicht immer geht es nur um Steuervermeidung
oder -betrug: Von der Hamburger Berenberg-Bank führen zum Beispiel
Spuren zu Drogenkartellen und Korruptions-Skandalen.[6] Deutschland – ein sicherer Hafen für zwielichtiges Geld!
Lasche Gesetze machen es möglich: Schwarzgeld-Anleger können ihre
Identität hinter Briefkastenfirmen verstecken, es mangelt an Ermittlern.
Und machen Banken Geschäfte mit Steueroasen, müssen sie kaum Strafen
fürchten. Deutschland verzichtet sogar darauf, die Zinserträge von
ausländischem Geld zu besteuern – eine Einladung für
Steuerflüchtlinge.[1]
Damit muss Schluss sein – Deutschland braucht jetzt ein wirksames Transparenz-Register! Dass wir beim Thema Steuern viel erreichen können, zeigt die Vergangenheit.
Bereits 2011 protestierten Campact-Aktive gegen eine Amnestie für
Steuerbetrüger, die ihr Geld in der Schweiz versteckt hatten. Der
rot-grüne Bundesrat stoppte das Projekt.[7] Und als 2013 die so
genannten „Offshore-Leaks” an die Öffentlichkeit gelangten, schuf
Finanzminister Schäuble wegen des öffentlichen Drucks eine
internationale “Koalition der Willigen”, die gegen einige Steueroasen
vorging.[8]
Ich glaube: Was beim internationalen Kampf gegen Steueroasen
gelang, können wir jetzt auch beim Kampf gegen Geldwäsche in Deutschland
schaffen. Wir können den Wirbel um die „Panama Papers” nutzen,
um Justizminister Maas und Finanzminister Schäuble zu einem
Transparenz-Register zu bringen, das seinen Namen auch verdient. Bitte
helfen Sie mit!
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Herzliche Grüße
Chris Methmann, Campaigner
PS: Sie haben die „Panama Papers” nur am Rande verfolgt? Aber dies
hier sollten Sie erfahren: Der „Spiegel” berichtet, ein Informant habe
jahrelang versucht, Finanzminister Schäuble brisante Infos über die
staatseigene Bundesdruckerei zukommen zu lassen.[9] Sie soll über
Briefkastenfirmen Schmiergeld gezahlt haben. Immer wieder ließ Schäuble
den Informanten abblitzen. Diese Gleichgültigkeit darf es nicht länger
geben!
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[1] „So Offshore ist Deutschland“, Süddeutsche Zeitung, 7. April 2016 [2] Tax Justice Network: „Financial Secrecy Index 2015“ [3]
Netzwerk Steuergerechtigkeit: „Transparenzregister der Bundesregierung
ist ein verspäteter Aprilscherz“, Pressemitteilung, 6. April 2016 [4]
Tax Justice Network: „Panama Papiere: 10-Punkte 'Non-Paper' aus dem
Finanzministerium enthält beinahe nur heiße Luft“, Presseerklärung, 10.
April 2016 [5] Markus Meinzer, „Steueroase Deutschland“, 2016 [6] „Exklusive Hamburger Bank pflegt Panama-Kontakte“, NDR, 4. April 2016 [7] „Steuerflucht-Kampagne beendet – mit Erfolg!“, Campact-Blog, 13. Dezember 2012 [8] "Wir werden nicht warten, bis die letzte Karibikinsel ihr Verhalten ändert", Süddeutsche Zeitung, 11. April 2013 [9] „Im Unterholz“, Der Spiegel, 15/2016
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