|
Regierung will Bienenkiller erlauben
Letztes Jahr verbot Agrarminister Schmidt Pestizide, die Bienen
töten. Jetzt gibt er dem Druck von BASF, Bayer und Co. nach – und könnte
das Gift schon in den nächsten Tagen wieder freigeben. Mit 200.000
Unterschriften und einer Zeitungsanzeige können wir ihn stoppen.
|
Liebe Leser,
Frühling – milde Luft, die Sonne gewinnt an Kraft, die Blumen
sprießen. Doch wenn die Imker in diesen Tagen ihre Bienenstöcke öffnen,
droht den Bienen ein böses Erwachen.
Denn Agrarminister Christian Schmidt (CSU) will das Verbot von so
genannten Neonikotinoiden aufweichen. Das sind Pestizide mit einer
furchtbaren „Nebenwirkung“: Sie töten Bienen. Seit 2009
ist das Ackergift daher nicht mehr erlaubt. Schmidt selbst begründete
das Verbot im letzten Jahr noch mit der Gefahr eines „millionenfachen
Bienentods“ – und feierte sich selbst auch noch als Bienenretter.[1]
Doch nun will der Minister die Pestizide teilweise wieder erlauben. Eine Kehrtwende, von der allein Konzerne wie Bayer, BASF oder Syngenta profitieren.
Und fällt das Verbot in Deutschland, könnten die Bienenkiller bald in
der gesamten EU wieder auf die Äcker kommen. Eine Verordnung, die das
Verbot aushöhlt, liegt bereits vor.[2] Schmidt könnte sie in den
nächsten Tagen in Kraft setzen. Und dabei hofft er, dass die Öffentlichkeit von seiner Kehrtwende nichts mitbekommt.
Und genau da können wir ihn packen: Sobald wir
200.000 Unterschriften beisammen haben, veröffentlichen wir den Appell
gegen die Bienenkiller im „Bayernkurier“ – dem Hausblatt der CSU, das
auch von vielen Imker/innen und Landwirt/innen gelesen wird. Will
Schmidt den Eindruck vermeiden, er sei vom Bienenfreund zum Bienenfeind
mutiert, muss er von seinem Plan abrücken.
|
Seit 2009 werden die Neonikotinoide vom jeweiligen Landwirtschaftsminister jedes Jahr aufs Neue verboten. Auslöser dafür war ein Neonikotinoid der Firma Bayer, das zehntausende Bienenvölker am Oberrhein tötete. Dass Neonikotinoide daraufhin verboten wurden, ist ein großer Erfolg vieler Imker/innen und engagierter Bürger/innen.
Sie erhalten Rückendeckung aus der Wissenschaft. Immer mehr Studien
bestätigen, dass Neonikotinoide verboten gehören. Selbst die
EU-Lebensmittelbehörde EFSA, nicht für strikten Umweltschutz bekannt,
attestiert den Pestiziden ein „hohes Risiko“ für Bienen und andere
Bestäuber.[3] Das Gift raubt den Bienen die Orientierung, so dass sie ihren Stock nicht wiederfinden. Ganze Völker können daran zu Grunde gehen.
Das Bienensterben wird weltweit zum Problem – auch durch die vielen
Pestizide.[4] In einigen Regionen Chinas sind die Bienen bereits
ausgestorben.[5] Dort bestäuben nun Menschen die Blüten der Obstbäume. Keine dauerhafte Lösung: Sterben die Bienen, brechen die Erträge über kurz oder lang ein.
Minister Schmidt geht dennoch einem Ablenkungsmanöver der Chemielobby
auf den Leim: Inzwischen sei das Saatgut so behandelt, dass kaum noch
Neonikotinoid-Staub in die Umwelt gelangen könne.[6] Doch der Staub ist
längst nicht das einzige Problem: Wenn das behandelte Saatgut keimt,
gelangen die Pestizide auch in Blätter und Blüten.[7] Dort nehmen die
Bienen das Gift dann hochkonzentriert auf. Nur ein komplettes Verbot kann das verhindern – so wie es auch unser Kampagnenpartner, der Berufsimkerverband DBIB, fordert.
Millionen Menschen sind besorgt über das Bienensterben. Gemeinsam
demonstrieren jedes Jahr zehntausende Landwirt/innen, Imker/innen und
Verbraucher/innen für eine bienenfreundliche Landwirtschaft. Deswegen
wäre es für Schmidt auch so peinlich, wenn seine Wandlung jetzt
öffentlich würde – und gemeinsam können wir genau das schaffen!
|
Herzliche Grüße
Chris Methmann, Campaigner
PS: Frankreich macht vor, wie es geht: Vor zwei Wochen hat die
Nationalversammlung ein Verbot von Neonikotinoiden beschlossen.[8]
Punkt. So viel Konsequenz wünschen Sie sich auch von Agrarminister
Schmidt? Dann unterzeichnen Sie gleich jetzt unseren Appell gegen die
Bienenkiller.
|
[1] „Schmidt: Bienenschutz
hat höchste Priorität. Landwirtschaftsminister Schmidt unterzeichnet
Eilverordnung“, Pressemitteilung des Bundesministeriums für Ernährung
und Landwirtschaft, 21. Juli 2015
[2] „Gift für die Bienen“, Süddeutsche Zeitung, 29. März 2016
[3] EFSA, „Existing Scientific Evidence of the Effects of Neonicotinoid Pesticides on Bees“, 2012
[4] UNEP, „Global Honey – Bee Colony Disorders and other Threats to Insect Pollinators“, 2010
[5] „Menschliche Bienen in China“, Galileo-Reportage, 21. Juni 2015
[6] Antwort der Bundesregierung auf die
Kleine Anfrage der Abgeordneten Harald Ebner, Steffi Lemke, Friedrich
Ostendorff, Nicole Maisch und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN,
Bundestags-Drucksache 18/7607
[7] EFSA, „Existing Scientific Evidence of the Effects of Neonicotinoid Pesticides on Bees“, 2012
[8] „Frankreich will Insektizide von Syngenta und Bayer verbieten“, Neue Zürcher Zeitung, 18. März 2016
|
|
|
|
Keine Kommentare :
Kommentar veröffentlichen
Der Kommentar erscheint manchmal erst nach Freigabe