Sendung am 17. April 2016 | 21:45 Uhr Heute kleiner Lohn, morgen Altersarmut - Versagt der Sozialstaat? |
Die Gäste im Studio
© Will Media Fotograf: Borrs/Yunck |
|
Die Angst vor Altersarmut wächst. Trotz Beschäftigungsboom heute droht vielen Geringverdienern wohl eine Rente nur knapp über Sozialhilfeniveau. Ein Leben lang gearbeitet und im Alter arm - funktioniert da noch der Sozialstaat? Müssen die Rentenkürzungen jetzt rückgängig gemacht werden?
Link zur Sendungsseite: (hier)
Link zum Anne-Will-Blog: (hier)
Kommentare aus dem Blog
Helmut S. schrieb
Das Thema kommt mehr als ein Jahrzehnt zu spät, aber zur Zeit Gerd Schröders waren die Themen der Journalisten "der Markt regelt alles" und "die Chancen der Globalisierung." Ein paar Korrekturen:
1. Es gibt keinen Beschäftigungsboom, die vorhandene Arbeitszeit hat sich nicht verändert. Durch Minijobs und Zwangsteilzeit ist Arbeit nur anders verteilt. Außerdem wird nur die Minderheit der Arbeitslosen gezählt, die meisten sind aus der Statistik wegdefiniert.
(tagesschau.de : was die Statistik verbirgt)
2. Geringverdiener beikommen nicht "eine Rente nur knapp über Sozialhilfeniveau". Bis weit in die Mittelschicht hinnein bleibt dei Rente unterhalb der Grundsicherung.
(Quelle: ich glaube Monitor oder Report in dieser Woche))
Brigitte H. schrieb
Bei der heutigen Arbeitsmarktsituation ist Altersarmut vorprogrammiert. Nur wenige Arbeitnehmer sind so gut situiert, daß sie sich eine private Altersvorsorge leisten können. Die Wirtschaft boomt zwar, doch schlägt sich das nicht auf die Einkommen der Arbeiter und kleinen Angestellten nieder. Daher sind sehr viele im Alter auf die gesetzliche Rente angewiesen. Da das Rentenniveau kontinuierlich zurückgefahren wird, wird auch die Rente immer weniger.
Ich meine, die Absenkung des Rentenniveaus muß sofort gestoppt und in den nächsten Jahren wieder hochgefahren werden. Und der Staat, sowie die Unternehmer müssen sich stärker an der Rente beteiligen. Denn es ist bloße Augenauswischerei, wenn die Menschen im Alter wegen zu wenig Rente aufstocken müssen. Das ist doch nur ein anderer Topf aus dem das Geld kommt.
Man muß auf jeden Fall vermeiden, daß alte Menschen, die jahrelang gearbeitet haben, bei den Ämtern betteln gehen müssen, das ist menschenunwürdig.
Auch finde ich es nicht für richtig, daß diejenigen, die für das Bruttosozialprodukt in Deutschland nichts beigetragen haben, ebenso behandelt werden wie solche, die jahrelang in die Sozialkassen eingezahlt haben.
Geld ist genug da, das sieht man deutlich in der jetzigen Flüchtlingskrise, wo die Millionen nur so sprudeln!
Werteverteidiger schrieb
Es ist traurig das die Deutschen auf die hohlen Phrasen von Freiheit und Selbstverantwortung der großbürgerlichen Lobbyzeitungen hereingefallen sind. In Deutschland will heute keiner mehr solidarisch mit dem Normalbürger sein. War Einer gegen den Kahlschlag der Sozialen Sicherungssysteme war ihm die üble Nachrede der bürgerlichen Zeitungen sicher - siehe Oskar Lafontaine. Die Merkels Und Lindners werden dagegen mit riesigen Parteispenden von den Reichen überhäuft damit gerade ein solidarisches Rentensystem, indem alle Bürger einzahlen, nicht einmal im Ansatz in Erwägung gezogen wird. In Dänemark hat eine "altmodische" Regierung dafür gesorgt das der Normalbürger 80% seines Lohnes als Altersversorgung ausgezahlt bekommt. In Deutschland haben die Parteien der Mitte diesen Satz auf 43% gedrückt und wurden dafür von der "unparteiischen" Presse als alternativlos gelobt. Im Gegenzug dafür gibt es in Deutschland halt deutlich mehr Millionäre als in Dänemark. Zu so unterschiedlichen Ergebnissen führen halt unterschiedliche Interessenvertretungen. Wer halt nichts für seinen Mitmenschen tun will und sich selber nur an der Welt bereichern will der schmiert seinen Mitmenschen eben die hohle Phrase "Freiheit" um den Mund und ist fein und billig raus aus der Sozialen Marktwirtschaft und niemand merkt das die sog Mitteparteien zu echten Totengräbern der Soziale Marktwirtschaft degeneriert sind. Eine Soziale Marktwirtschaft können nur Parteien die den Kapitalisten zivilisieren wollen.
Walter Neumann schrieb
Sehr geehrter Herr Westcoast.
Wenn ich lese oder höre, dass der Steuerzahler jährlich mit Milliarden die Rentenversicherung stützen muss, bekomme ich „so einen Hals“. Warum?
Lt. Altersvorsorgegesetz müssen Beschäftigte per Versicherungspflicht im Umlageverfahren für die aus dem Arbeitsleben ausgeschiedenen die Rentenzahlung leisten. Entsprechend der eigenen Einzahlungen wird ihre Rente abgesichert. Der Generationenvertrag schlechthin. Unseren Bundesregierungen aller Zeiten beliebte es, vor allen Dingen vor Wahlen, dass sie für gewisse Gruppen Sonderrechte in die Rentenversicherung einbauten, dafür leistet sie einen Bundeszuschuss aus Steuermitteln, der Allgemeinheit.
Leider hat sie jedoch seit Einführung 1957 noch nie einmal die von ihr zusätzlich initiierten Kosten vollständig ausgeglichen. Immer fehlt ein Betrag. Mittlerweile belaufen sich diese fehlenden Beträge bis 2012 auf rd. 700 Milliarden €.
Wenn Politiker und mit ihnen die meisten Medien vom Bundeszuschuss für die Rentenversicherung sprechen, dann unterschlagen sie regelmäßig, dass damit noch nicht einmal alle zusätzlichen rentenversicherungsfremden Leistungen aus Steuermitteln abgedeckt werden. Im Gegenteil wurde allen Einzahlern und allen Rentnern bis heute weit über 700 Mrd. € an zusätzlicher Steuer auferlegt! Eine eigene nicht vorhandene Steuer nur für rentenversicherte AN und Rentner also, weil sie mit ihren Rentenbeiträgen Rentenfremde Leistungen begleichen müssen.
Mit freundlichen Grüßen Walter Neumann
-
theo malz schrieb
schonmal das Wort Beitragsbemessungsgrenze gehört???
Genau das ist der Reichenschutz in Deutschland!!!
Schutzzone.
Wenn jemand 6.000 Euro mtl. verdient und nur für 3.700 Beiträge zahlen muß, das ist die B. Und die MuSS WEg.
Dietmar R schrieb
Die Frage ist eindeutig mit ja zu beantworten- der Sozialstaat versagt hier ganz eklatant. Gerade die Rentenversicherung war und ist ein besonderes Merkmal des Sozialstaates gewesen, der die Solidarität der Generationen im Besonderen zum Ausdruck brachte.
Schon Adenauer hat sich nicht mehr für die Nachhaltigkeit des Systems interessiert, sondern dies bereits angefangen zu plündern, um seine Politik besser finassieren zu können. Die Rentenversicherung in der Urform ist und bleibt das beste Alterssicherungssytem im Rahmen des Generationenvertrages, das sicher wäre (Blüm-Spruch), wenn die Politik nicht dieses System sukzessive zerstört hätte.
Die Krönung des politischen Dilettantismus war und ist die Riester-Rente, die eine Gelddruckmaschine für die privaten Versicherer darstellt, und die Menschen noch mehr verarmen lässt, nicht nur wegen der Nullzins-Politik Draghis, sondern auch, weil die die es nötig hätten, dieses Geld nicht aufbringen können.
Anstatt eine große Rentenkasse für alle zu machen, einschl. der Pensionäre, in der alle leistungsgerecht einzahlen, wurde und wird dieses System mehr und mehr an die Wand gefahren. Nur die staatliche Rentenkasse ist sicher- alles andere ist ein Förderprogramm für die Wirtschaft auf Kosten aller Generationen...
Reiner Bergmann schrieb
Was soll das ganze Gequatsche. Es gibt ein gut funktionierendes System. Nur nicht bei uns, sondern in der Schweiz. Das interessante daran ist die erste von drei Stufen. Hier zahlt jeder ein, Selbstständige, Beamte usw.
Die solidarische Komponente besteht darin, dass es bei den Beiträgen keine Obergrenzen gibt. Diese gibt es aber bei den Rentenzahlungen. Somit bedeutet diese erste Stufe eine kräftige Umverteilung von oben nach unten. Nun die entscheidende Frage an die Politik.
Wieso will man dieses System nicht auch bei uns umsetzen?
Spielen dabei Lobbyisten eine Rolle, oder liegt es an fehlender Solidarität? Wollen sich bestimmte Bevölkerungsgruppen weiterhin die Taschen füllen, auf Kosten der Rentner? Wenn ein an sich funktionierendes System wegen fehlender Solidarität an die Wand gefahren wird, sollte man dann nicht gegen die Verantwortlichen vorgehen?
Staatlich verordnete Überversorgung auf der einen, Armut auf der anderen Seite.
Die Politik wäre gut beraten, die extremen Ungerechtigkeiten dieses Systems so weit wie möglich zu beseitigen, dieses Zukunftssicher zu machen und die Lobbyisten in die Schranken zu weisen. Die Unverschämtheiten der Beamtenlobby, der sie ja selbst angehören, stehen dabei an erster Stelle.
-
Aufstand der Benachteiligten schrieb
Die Politik weiß das alles, aber die Politik weiß auch, daß der Deutsche ein Phlegma ist.
Hat doch supi geklappt die letzten 20 Jahre.
Weniger Lohn, weniger Rente. Später Rente.
Diätenerhöhung, allein 2014 um 900 Euro und nun scho wieder.
Sind ja alles so kluge Köpfe wie Bundesrichter in Berlin!!
Es braucht wohl doch einen Aufstand!!
E. Ruck schrieb
Weiß gar nicht, warum eine so große Aufregung wegen der Renten besteht. Die weise und vom Ende her denkende Kanzlerin hat mit Millionen Zuwanderern für eine sichere Rente für die Kinder und Enkel aller hier gesorgt, wir sind auf einem guten Weg, wir schaffen das!!
Von nichts kommt nichts schrieb
Nein, der Sozialstaat funktioniert nicht mehr. Und zwar nicht nur nicht in der freien Wirtschaft, sondern auch selbst im öffentlichen Dienst, wo ja bekanntlich die Kommunen, das Land oder der Bund Arbeitgeber ist.
Die drei untersten Entgeltstufen fallen nicht mal mehr unter die letzte Tariflohnerhöhung von 2,3% und werden pauschal mit 75€ brutto abgegolten, weil das Bruttoentgelt dafür viel zu gering ausfällt.
Danke für den Fuffi.
Insgesamt 2.209 Kommentare gibt es - hier - zu lesen.
Im AW-Blog wurde von vielen Foristen eine Bürgerversicherung für die Rente vorschlagen. In der Diskussion war dies allerdings kein Thema. Ebenso sieht es in den Medien aus. Im letzten "Spiegel" gab es zur Rente einen Artikel "Operation Gießkanne". Da ging es um Seehofer, der nun auch - es stehen bald wieder Wahlen ins Haus - sein Herz für die Rentner entdeckt hat. Aber die Politiker bis auf die Linken, die die Bürgerversicherung im letzten BT-Wahlprogramm hatte, verfahren nach der Devise: "Wasch' mir den Pelz, aber mach' mich nicht nass". Man möchte keine Bürgerversicherung, denn dann müsste man ja bei der eigenen Pension Abstriche machen. Deshalb will man jetzt auch mit der größten Rentenerhöhung seit über 20 Jahren die Rentner ruhig stellen, um die eigenen Schäfchen weiterhin ins Trockene bringen zu können. Passend dazu ist auch der heutige Vorschlag der JU, das Rentenalter auf 70 zu erhöhen. Dann können die Arbeitnehmer schuften, während inzwischen die Funktionäre, die in der Politik Karriere gemacht haben, ihre Pension genießen.
AntwortenLöschenDabei muss man nur in die Nachbarländer schauen, um sich erfolgreiche Rentenreformen abzugucken, die alle auf einer Bürgerversicherung basieren. Beispiel Schweiz und Österreich.
Österreich:
Die Altersversorgung ist 80 % des letzten Erwerbseinkommens, bei einem Eintrittsalter von 65 für Männer und 60 für Frauen. Vergleichbar nur noch mit den Beamten in Deutschland. Die deutschen Medien (Focus,FAZ) schreiben selbstredend ganz im Sinne der deutschen Politiker dieses System schlecht. Es gibt inzwischen sechs Länder in Westeuropa, wo alle Verdiener Beiträge zahlen müssen und daraus ihre Rente bekommen.
Im AW-Blog Seite 197 hatte ich mit 2 Forist/innen darüber diskutiert. Beide sind offenbar Arbeitnehmer, profitieren also nicht von Beamten- und Politikerprivilegien. Aber allein die Tatsache, dass die Linken die Bürgerversicherung vorschlagen, führt zu hasserfüllten irrationalen Äußerungen wie "wenn die SED-Nachfolger ans Ruder kommen, dann gute Nacht Deutschland. Da kann man gar nicht so schnell gucken, wie sozialistische Misswirtschaft dieses Land ruiniert hat." oder "Hemmungslose Neuverschuldung und maximale Umverteilung sind die einzigen Antworten der Linken." oder "wenn über 40 Jahre sozialistische Misswirtschaft auf deutschem Boden als Fakt nicht ausreichen, dann tut es mir wirklich leid."
Teil 2 folgt
Ist das nun pure Dummheit oder Böswilligkeit?
AntwortenLöschenIn Thüringen gibt es seit knapp 2 Jahren eine RRG-Regierung unter Führung der Linken. Von Wirtschaftscrash keine Spur. Das ist das Bundesland mit den niedrigsten Löhnen aber den höchsten Pensionen für ausgeschiedene Landesminister dank CDU. Neuverschuldung würde bei den Linken durch größere Einnahmen (Reichensteuer, Vermögensteuer, Änderungen bei der Erbschaftsteuer) nicht wahrscheinlich sein. 40 Jahre Misswirtschaft hatten bis 1989 die zu verantworten, die 1968 den "Prager Frühling" in der CSSR niederwalzten, um an der Macht zu bleiben. Das Programm der Linken basiert auf einem demokratischen, marktwirtschaftlichen Sozialismus, den Dubcek und sein Vordenker Ota Sik auch wollten. Es wurde aus reinem Machterhalt von Breschnew, Ulbricht usw. als Konterrevolution diffamiert und verhindert.
(Übrigens, demokratischer Sozialismus steht auch im Parteiprogramm der SPD, nur hat man es da inzwischen vergessen)
Dieser sogenannte 3.Weg zwischen Kapitalismus und Kommunismus, der die Schwächen beider Systeme beseitigen soll, liegt nahe bei der sozialen Marktwirtschaft der Ordoliberalen, die unter Ludwig Erhard in Deutschland praktiziert wurde. Das erfordert einen starken Staat, der den Ordnungsrahmen für die Wirtschaft setzt und kontrolliert.(Nachzulesen bei S.Wagenknecht “Freiheit statt Kapitalismus”) Nur so kann “Wohlstand für alle” lt. Ludwig Erhard erreicht werden.
Ota Sik, der nach der Wende Berater von Präsident Havel war, konnte seine Visionen nicht mehr durchsetzen. Der Neoliberalismus, der nach dem Untergang des Ostblocks überall dominierte, verhinderte dies und hat auch zu den jetzigen Verwerfungen bei der Rente in Deutschland geführt.
Fazit: Methoden zum Macht- und Privilegienerhalt können sehr unterschiedlich sein. Im "realen Sozialismus" war es die Gewalt, heute werden Rentner "gekauft".
franzi