Thema:
Finanzprobleme
Zittern wegen Agrokor
Putin soll Rentner mitten in der EU vor „Finanz-Tsunami“ bewahren
Mitten in Europa kämpft ein kleines Nato-Land gegen einen „Finanz-Tsunami“ – und muss Hilfe in Moskau suchen.
Kroatiens Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic reiste nach Sotschi und wurde von Wladimir Putin empfangen. Es war kein "normaler" Besuch, denn es ging um das „Drei-Meere-Konzept“, ein umstrittenes Projekt, das von Russland als Bedrohung empfunden wird.
>Was ist passiert?
Aber nicht nur das, es ging auch um das Schicksal des mit fünf Milliarden Euro verschuldeten kroatischen Konzerns Agrokor, dem größten Lebensmittelhändler der Balkanregion. Agrokor stet alleine bei der russische Sberbank mit einer Milliarde Euro in der Kreide und ebenso ist die staatliche russische VTB Bank ein Gläubiger. Insgesamt ist der Konzern laut der Zeitung Kommersant, mit 6,5 Milliarden Dollar verschuldet – sechsmal mehr als der Wert der Assets des Unternehmens. Bereits im April 2017 musste der kroatische Oligarch Ivica Todoric der Verstaatlichung zustimmen, ansonsten wäre die Agrokor kollabiert.
Wie ist die Lage?
Wie das kroatische Portal 24sata berichtet, haben zahlreiche große Pensionsfonds in Agrokor investiert und zitiert einen Experten, demnach bei einem Zusammenbruch Agrokors eine halbe Million Rentner vom Totalverlust bedroht sind – das wäre ein „Finanz-Tsunami“. So hoffen Viele, dass der Konzern nicht pleitegeht, sondern zerschlagen wird.
Mit den Kroaten zittern auch noch österreichische und italienische Banken und der deutsche Versicherer AXA: Bei Agrokor hängen auch Kredite der österreichischen Erste Group und der Raiffeisenbank sowie der italienischen UniCredit und Intesa Sanpaolo. Anleiheninhaber sind laut FT T Rowe Price und Axa.
Wie ist die Aussicht?
Nach dem Nato-Beitritt des Balkanstaates 2009 war das Verhältnis zu Moskau abgekühlt. Zudem ist Russland eng mit dem Nachbarn Serbien verbündet, dem es jüngst sechs Kampfjets vom Typ MiG-29 geliefert hat. Nach dem Zerfall Jugoslawiens herrschte von 1991 bis 1995 Krieg zwischen den bisherigen Teilrepubliken Serbien und Kroatien.
Kommersant schreibt, dass die kroatische Präsidentin von Putin eine Lösung erreichen wolle: Die Sberbank als Hauptgläubiger kann faktisch über das Schicksal entscheiden. Die größte Sorge, die die Medien in Kroatien umtreibt: Wenn der Konzern scheitert, dann könnte Russland mit einem Schlag als Asset alle Einzelhandelsketten auf dem Balkan übernehmen. Die Sberbank hat diese Spekulationen zwar zurückgewiesen. Doch ehe die Bank ihre Kredite abschreiben muss, wird sie sich vermutlich um eine wirtschaftliche Lösung bemühen.
Um Russland günstig zu stimmen, sagte Grabar-Kitarovic, dass die EU-Sanktionen gegen Russland kroatischen Bürgern und Unternehmen geschadet hätten. Grabar-Kitarovic lud Putin zu einem Besuch nach Kroatien ein und stellte den Russen umfangreiche wirtschaftliche Kooperationen in Aussicht.
In diesem Zusammenhang dürfte Zagreb auch seine Energiepolitik überdenken: Im Jahr 2016 hatte Kroatien angekündigt, Kroatien werde die Ukraine künftig mit LNG-Gas beliefern. „Wir haben uns einer Reihe von wichtigen Fragen gewidmet, um die Zusammenarbeit mit Kroatin zu vertiefen. Wir werden insbesondere im Energiesektor zusammenarbeiten. Es gibt ein interessantes Projekt zur Gaslieferung vom LNG-Terminal in Kroatien. Dies wird unsere Energieunabhängigkeit stärken“, zitierte Ukrinform den ukrainischen Premier Wolodomyr Groisman. Zuvor hatte der kroatische Premier Andrej Plenkovic Kiew besucht.
Quelle: Deutsche Wirtschafts Nachrichten
Keine Kommentare :
Kommentar veröffentlichen
Der Kommentar erscheint manchmal erst nach Freigabe