Donnerstag, 26. Oktober 2017

Raqqa - So siehts in der syrischen Deeskalations-Zone aus

Thema: Syrien

Hungertod
So siehts in der syrischen Deeskalations-Zone aus
(Link zu den Bildern am Ende des Artikels)

Auch in jenen syrischen Regionen, in denen Waffenruhe herrscht, ist die humanitäre Lage katastrophal. Die Schwächsten der Schwachen leiden.

Erfolgsmeldungen über die Eroberung der syrischen IS-Hochburg Raqqa liessen die USA und ihr Militärbündnis feiern. Doch der Horror im siebenjährigen syrischen Bürgerkrieg geht unvermindert weiter. Das zeigen Fotos der nur einen Monat alten Sahar Dofdaa.

Das Mädchen wurde in einem Spital in der von Rebellen gehaltenen Stadt Hamouria wegen akuter Unterernährung behandelt: Es wog weniger als zwei Kilo, hatte kaum mehr Kraft zum Schreien, sein ausgemergeltes Gesicht liess es wie eine Greisin aussehen. Diesen Sonntag starb das Kind.

Seine junge Mutter hatte keine Milch mehr für ihr Kind produziert, der Vater verdient im Schlachthaus nicht genug Geld, um an teure Milch zu kommen, wie die Nachrichtenagentur AFP schreibt.

Belagerte Eskalationszone

Die Familie lebt in der Region Ghouta, östlich der Hauptstadt Damaskus. Die Gegend gehört eigentlich zu einer von vier sogenannten Deeskalationszonen, für die ab Mai eine Waffenruhe zwischen den Aufständischen und der syrischen Armee und ihren Verbündeten ausgehandelt worden war. 400'000 Menschen sollen in diesen Zonen leben, die meisten von ihnen in Ost-Ghouta.

Humanitäre Hilfe kommt hier kaum durch: Zuletzt erreichte am 23. September ein Konvoi der UNO die Region. Er hatte Nahrung und Medikamente für rund 25'000 Menschen dabei – ein Tropfen auf den heissen Stein. «Die Hilfe, die in der Region ankommt, deckt die Bedürfnisse von fünf bis zehn Prozent allein bei den unterernährten Kindern», sagt der Arzt Abu Yahya von der türkischen NGO Social Development International.

In den letzten Monaten untersuchten Yahya und sein Team nach eigenen Angaben 9700 Kinder aus Ost-Goutha. «80 litten unter gravierender und akuter Unterernährung, 200 unter einer moderat-akuten Unterernährung und 4000 Kinder leiden an Nahrungsdefiziten.»

Die Vereinten Nationen hoffen nun nach der Befreiung der syrischen Stadt Raqqa auf eine Verbesserung bei der humanitären Hilfe für das Land. Der Verlust der inoffiziellen Hauptstadt für die Terrormiliz Islamischer Staat ändere die Situation für Unterstützung, sagte der Regionalchef des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen für den Nahen Osten, Muhannad Hadi, der Nachrichtenagentur AP. (gux/afp)

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