Ich bin Dr. Saher Arour, Gefäßchirurg in Deutschland.
Heute stehe ich an der Seite meiner syrischen Kollegen, die jeden
Tag Angriffen und Tot gegenüberstehen. Der Krieg in Syrien ist eine der
größten humanitären Katastrophen seit dem Zweiten Weltkrieg. Die
medizinische Lage verschlechtert sich zunehmend und hat einen Punkt
erreicht, in dem bis heute 70 Prozent der gesundheitlichen Infrastruktur
zerstört wurden.
Ich bin selbst nach Syrien gegangen. Habe selbst mein Möglichstes
getan, um den Menschen vor Ort zu helfen. Habe mich selbst all den
Gefahren für meine persönliche Sicherheit entgegengestellt. Meine
syrischen Kollegen begegnen diesen Gefahren und Bedrohungen täglich, und
doch lassen sie nicht davon ab, ihre Arbeit fortzusetzen, um Leben zu
retten.
Im Namen aller, die trotz all der Gefahren vor Ort, trotz der
Bedrohung ihres eigenen Lebens und trotz der gezielten Angriffe auf
medizinische Einrichtungen immer noch da sind, um ihre Aufgabe
fortzusetzen; im Namen aller, die täglich ihr Leben für die Menschen vor
Ort aufs Spiel setzen; im Namen aller, die nicht aufgeben, um den
Menschen in Syrien ihre Zukunft zurückzugeben, rufe ich Sie dazu auf,
für die Einhaltung des internationalen Völkerrechts einzustehen.
Schützen Sie uns bei unserer Arbeit, beenden Sie die Angriffe auf
medizinische Einrichtungen und helfen Sie uns, die zivile Bevölkerung
vor Ort zu schützen und zu retten.
“Die Tötung von medizinischen Fachkräften, allein aus dem Grund, dass
sie Menschenleben retten, ist eine Verachtung der Menschlichkeit
selbst“
Es ist unsere Verpflichtung, uns gegen die inakzeptablen
Geschehnisse in Syrien zu erheben: Dagegen, dass Ärzte,
Krankenschwestern, Hebammen und andere medizinische Fachkräfte getötet
werden, deren einziges Vergehen es ist, Leben inmitten des inzwischen
sieben Jahre andauernden Konfliktes zu retten. Anschläge auf
Krankenhäuser und medizinisches Personal sind Kriegsverbrechen. Im
vergangen Jahr wurden nach Angaben des Syrian Hospitals Monitoring
Reports alle 107 Krankenhäuser in Aleppo, Idlib, Latakia, Hama, Deraa,
Quneitra und Homs mindestens einmal durch einen direkten oder indirekten
Luftangriff attackiert. Einige Krankenhäuser waren 25 Mal Ziel solcher
Angriffe. Im Durchschnitt waren es drei Luftangriffe je Krankenhaus.
Allein in den letzten 7 Tagen wurden erneut sechs Krankenhäuser,
medizinische und zivile Zentren und ein Rehabilitationszentrum für
Querschnittsgelähmte, vorwiegend im Norden Syriens, bombardiert. Diese
Angriffe müssen sofort beendet werden. Sie sind eine Verletzung des
internationalen Völkerrechts und eine Verleumdung der Würde des Menschen
sowie der Menschlichkeit selbst.
Ich möchte Ihnen von Dr. Ali Darwhish erzählen, der am 26. März
2017 ums Leben kam, während er im Krankenhaus in Latamneh (Nord-Syrien)
operierte. „Das Krankenhaus war Ziel eines Chlorangriffs; Dr. Darwhish
weigerte sich, das Krankenhaus zu verlassen und seinen Patienten im
Stich zu lassen; er wurde bei dem Angriff selbst vergiftet und starb.
Der Arzt hinterlässt Tausende Menschen ohne Zugang zu medizinischer
Versorgung inmitten eines Krieges, durch den gerade diese Hilfe für die
Opfer des Krieges unabdinglich ist. Ganze Familien waren gezwungen zu
fliehen.“
Das Völkerrecht, welches Handlungen und Grenzen in Kriegen
definiert, verbietet Angriffe auf medizinische Einrichtungen und
medizinisches Personal. Im Namen des Völkerrechts und als Doktor der
Medizin beantrage ich daher nachdrücklich:
-
Die wirksame Umsetzung der Resolution 2286 (2016), welche Angriffe
auf Krankenhäuser und medizinisches Personal aufs Schärfste verurteilt
und Regierungen dazu drängt, die Verantwortlichen für derartige Angriffe
zur Rechenschaft zu ziehen.
-
Die sofortige Öffnung eines sicheren humanitären Korridors für
internationale Hilfskonvois, sodass medizinische Hilfsgüter an
Krankenhäuser und medizinisches Personal vor Ort geliefert werden
können, damit die Menschen vor Ort besser behandelt werden können.
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