Sendung am 29. Mai 2016 | 21:45 Uhr
Erdoğans Durchmarsch - Wer stoppt den Boss vom Bosporus? |
Die Gäste im Studio
© Will Media Fotograf: Borrs/Yunck
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- Norbert Röttgen (CDU) Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestags
- Sevim Dağdelen (Die Linke) Sprecherin für Internationale Beziehungen der Bundestagsfraktion
- Mustafa Yeneroğlu (AKP) Abgeordneter der Großen Nationalversammlung der Türkei
- Burak Çopur Politikwissenschaftler und Türkei-Experte
- Christiane Hoffmann Stellvertretende Leiterin des SPIEGEL-Hauptstadtbüros
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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan demonstriert seine Macht. Die Immunität von mehr als einem
Viertel der Abgeordneten im türkischen Parlament wird aufgehoben. Im Streit um die Visafreiheit droht er
erneut damit, das Flüchtlingsabkommen mit der EU platzen zu lassen. Die Bundeskanzlerin zeigt sich jedoch
unbeeindruckt angesichts der Drohungen aus Ankara. Unterschätzt Merkel den Machthunger Erdoğans? Und wird die
für kommende Woche geplante Resolution des Bundestages zum Völkermord an den Armeniern den Streit mit der
Türkei weiter eskalieren lassen?
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Kommentare aus dem Blog
Peter Fischer schrieb
Also das ist schon seltsam, erst versetzt man Herrn Erdogan überhaupt in die Lage mit Macht zu spielen und dann wundert man sich wenn er es tut. Was soll das? Auch die Frage der Aufnahme der Türkei in die EU sollte nach gesundem Menschenverstand allein durch die geografische Lage der Türkei, die nämliche gar nicht zu Europa gehört, entschieden sein. Aber gesunder Menschenverstand hat nach meiner Einschätzung noch nie zu einer politischen Entscheidung gepasst. Es geht immer um die zwangsläufige Erweiterung der Schuldenbasis um durch neue Schuldner oder neues Eigentum das nötige Wachstum der Kredite zu gewährleisten. Wird wohl nicht mehr lange dauern, bis in unseren Geschichtsbüchern steht, dass die Türkei schon immer ein Teil Europas war!
Anne Lahn schrieb
Aktuell betreibt (vor allem) Frau Merkel gegenüber der Türkei und Erdogan Appeasement-Politik. Aus machtpolitischen Gründen muss der Türkei-Deal unbedingt funktionieren, damit sie "Kompetenz" in der Flüchtlingspolitik beweisen kann. Mit rationalen Gründen ist das Türkei-Abkommen nicht zu begründen (Menschenrechtsverletzungen in der Türkei, Grenzpolitik, Bekämpfung demokratischer Strukturen, Unterstützung des IS).
Wohin Appeasement-Politik führen kann, zeigt ein Blick in die deutsche Geschichte.
Bettina Schubert schrieb
Wenn man einen großen Fehler macht und sich weigert, diesen zu korrigieren, dann folgt zwangsläufig bald der nächste. Frau Merkel und EU weigern sich, die Sicherung der EU-Außengrenzen selbst vorzunehmen und delegieren das an andere Länder. So machen sie sich vom Sultan abhängig. Die EU muss schnellstens Frontex ausbauen, die Außengrenzen dicht machen und alle Boote zurückschicken -dann bricht das Schleppergewerbe zusammen, Erdogan wird nicht gebraucht, niemand ertinkt und unsere Länder können ihre innere Sicherheit erhalten. Australien, Indonesien und andere Länder haben das vorgemacht. Man könnte ja unsere Sicherheitsverantwortlichen mal zu Schulungen nach Australien oder Mazedonien schicken.
Wir sollten nicht an Erdogan herummeckern. Er baut die Türkei zu einem fundamentalislamischen Land um und nutzt Schwächen und Fehlverhalten der EU dafür aus. Das ist zwar für uns schlecht, aber legitim. Es gehören immer zwei dazu- einer, der etwas macht, ein anderer, der es gewähren lässt. Merkel hat sich in Abhängigkeit von Erdogan begeben- ein schwerer Fehler, der unserem Land noch schwer schaden wird (Visafreiheit). Unser Problem heißt nicht Erdogan- es trägt die Namen Merkel, Schulz, Juncker.
Bürger schrieb
Es ist einfach unerklärlich und unentschuldbar, dass den Muslimischen Verbänden erlaubt wird, hier in Deutschland gute Ländereien in teuersten Lagen zu kaufen um Moscheen zu errichten.
Die eigenen Bürger in diesem Lande zahlen sich an Steuern und Abgaben krumm und bucklig und können sich keine Wohnung in den Städten mehr leisten - aber für Moscheen ist Platz überall, wo diese gewünscht sind.
Blödere Politik kann es wohl nicht mehr geben; ich bin froh, dass ich der älteren Generation angehöre und nicht mehr so lange diese unsäglichen Zustände ertragen muss.
Rita Heinrich schrieb
Ich kann mich Ihrem Kommentar nur anschließen. Das ist politisch alles so gewollt. Alles wird dereguliert und die Nation wird unterwandert und von führenden Politikern hinter´s Licht geführt. Bis die Narren das endlich merken, ist es längst zu spät. Rs gibt bestimmt noch ein paae aufrichtige Politiker, aber ich kenne keinen.
Brigitte H. schrieb
Der Vorsitzende der evangelischen Kirche in Deutschland fordert flächendeckenden Islamunterricht in deutschen Schulen. Bei einem Bevölkerungsanteil der Muslime in Deutschland von unter 10%, eine sehr überzogene Forderung, wie ich finde.
Ob man diesen vorauseilenden Gehorsam allerdings dem Einfluß eines Herrn Erdogan zuschieben kann, glaube ich nicht unbedingt.
Anton H. schrieb
Leider ist absehbar, dass dieser Vorschlag nicht ganz ohne Grund kommt. Wir haben im Moment zwar eine Atempause, aber die kann schnell enden. Man bedenke mal, was passiert, wenn der Erdogan seine Drohung wahr macht? Dann sind wir bald mit einigen Millionen mehr Muslimen "ausgestattet".
Ernst schrieb
Auf dem G7 Treffen in Japan wurde der Syrien-Konflikt und die Kriege im Irak, Afghanistan und Libyen offenbar nicht im Kontext mit der Flüchtlingsbewegung gesehen, denn wie soll man die Tatsache, dass sieben der mächtigsten Staaten der Welt nicht in der Lage sind, die IS und die anderen Söldner-Milizen im Nahen Osten zu stoppen, anders interpretieren, als mit dem mangelnden Willen der Staaten?
Auch verwarfen die USA, Kanada und Japan die Idee der EU und Angela Merkels, sich stärker in der Flüchtlingskrise zu engagieren. Mir zeigt das nur eines: Auf all diese Politiker kann man getrost verzichten. Ohne sie ginge es den Menschen auf der Welt sehr viel besser. Nur der massiven staatlichen Propaganda ist es wohl zuzuschreiben, dass die Menschen Politikern immer noch so viele und sogar immer mehr Entscheidungen über das Leben jedes einzelnen Bürgers überlassen.
Miriam1998 schrieb
Das war mal deutlicher und erhellender, als was man allgemein über die Hintergründe zu den Problemen eines Landes hört. Auf diese Weise sollten die Dinge auf den Tisch gelegt werden und schon sieht die Sache anders aus. Ausnahmsweise hat Norbert Röttgen ebenfalls einen erhellenden Beitrag geleistet und schön zu erkennen, dass man auch in der Politik "nicht alles weiss und sehr wohl die Dinge falsch einschätzt". Herrn Erdogans Auftreten ist nicht richtig, aber im Hinblick auf die Entwicklungen, "könnte" man seine Position jetzt besser verstehen. Schade, dass er sich als patriarchalischer Desport präsentiert, der es nötig zu haben scheint, zu protzen mit einem albernen Palast, für das er das Geld des türkischen Volkes ausgibt, das nebenbei. Vielleicht ist diese Wandlung eine Art Selbstverteidigung, denn, was man immer ahnte, hat sich die deutsche Regierung ebenfalls sehr polemisch, zumindest aber überspitzt in ihrer Präsentierung der "türkisch-deutschen" Frage verhalten. Wo aber tun sie das allgemein nicht. jaja, "wer den Balken im eigenen Auge nicht sieht....., wohl aber den Splitter im Auge des anderen". Man kann Herrn Erdogan nur wünschen, dass er seine törichten Prozesse -auch noch ein doch sehr dubioses Staats-Recht verbiegend- freiheitlich denkender Menschen überdenkt und genauer hinschaut. (Oft sind die, die kritisieren denn doch eher Freunde als die, die schleimen. ) Als Glaubender muss er wissen, das Könige nichts gelten.
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Pressestimmen
Erdogan-Talk bei "Anne Will":
Türkisch für Fortgeschrittene
Stimmt unser Bild von der Türkei und ihrem Präsidenten Erdogan? Darüber diskutierte Anne Will mit ihren Gästen - und lieferte eine bemerkenswerte Lehrstunde ab, die immerhin versöhnlich endete.
Spiegel.de
War es Völkermord?
"Ich habe doch Nein gesagt"
Der Sendungstitel "Boss vom Bosporus" lässt Schlimmes befürchten. Aber Anne Wills Talkrunde löst sich vom türkischen Präsidenten Erdoğan und liefert eine spannende Diskussion.
Süddeutsche.de
TV-Kritik: Anne Will
Nachbarn kann man sich nicht aussuchen
Das gilt auch für die Türkei. Sein eigenes Verhalten gegenüber einem Nachbarn kann man aber anpassen. Dabei muss man sich ja nicht an Alexander Gauland orientieren.
Ganze 83 Prozent der Deutschen sagten, sie wollten Erdogan nicht als Nachbarn haben. So begann gestern Abend Anne Will ihre Sendung und nahm damit satirisch Stellung zur aktuellen Debatte um den Nachbarschaftsphilosophen der AfD, Alexander Gauland. Da fragte sich der Zuschauer unwillkürlich, wie es wohl wäre, wenn man einen Nachbarn hätte, der in einem Palast mit tausend Zimmern residiert.
FAZ