Das
1993 initiierte Great Ape Project beinhaltet die Forderung, die Großen
Menschenaffen - Orang Utans, Gorillas, Schimpansen und Bonobos -
aufgrund ihrer großen genetischen Ähnlichkeit mit dem Menschen und ihren
ähnlich komplexen kognitiven, affektiven und sozialen Fähigkeiten
bestimmte Grundrechte zuzuerkennen, die bislang dem Menschen vorbehalten
sind: Das Grundrecht auf Leben, auf individuelle Freiheit und auf
körperliche wie psychische Unversehrtheit, wodurch praktisch alle Fälle
erfasst sind, die Menschenaffen in Bezug auf Menschen betreffen können:
Jagd, Wildfang, Zirkus, Zoo, Tierversuche sowie Zerstörung ihrer
Lebensräume. Es solle den Großen Menschenaffen der gleiche moralische
und gesetzlich zu schützende Status zukommen, der allen Menschen
zukommt. Letztlich gibt es keinen vernünftigen Grund, ihnen die
geforderten Grundrechte vorzuenthalten.
Nach
ersten Erfolgen in Neuseeland und auf den Balearen ziehen sich die
Bestrebungen, die geforderten Grundrechte für die Großen Menschenaffen
in geltendes Landesrecht umzusetzen, sehr in die Länge.
Anfang
2016 initiierte das Great Ape Project daher eine Kampagne, die Großen
Menschenaffen bei der UNESCO als „Lebendiges Welterbe“ (Living World
Heritage) anerkennen zu lassen. Durch solche Anerkennung würde das
besonders geschützte Welterbe, das bislang ausschließlich
Naturlandschaften sowie menschengemachte Kulturschöpfungen umfassst,
erstmals auch auf bedrohte Tierarten ausgeweitet.
Die
Initiative geht Hand in Hand mit den ursprünglichen Forderungen des
Great Ape Project nach personalen Grundrechten für die Großen
Menschenaffen. Mit dem Appell an die UNESCO zieht sie gewissermaßen eine
weitere Ebene ein, die die eminente Dringlichkeit des Anliegens
unterstreicht: wenn nichts unternommen wird, könnten schon in zehn
Jahren die letzten Orang Utans aus der freien Wildbahn verschwunden
sein, bald darauf auch Gorillas, Bonobos und Schimpansen.
Die
Anerkennung der Großen Menschenaffen als „Lebendiges Welterbe“ könnte
zu erheblich besserem Schutz der noch in Freiheit lebenden Menschenaffen
beitragen, zu größerem Schutz ihrer natürlichen Heimaten sowie zu
größerem Schutz der den Lebensraum mit ihnen teilenden lokalen und
indigenen Bevölkerung. Zudem könnte sie beitragen zu besseren und
würdevolleren Lebensbedingungen für die in Zoogefangenschaft lebenden
und nicht wiederauswilderbaren Tiere sowie zur Schaffung von
Auffangstationen und Reservaten für verwaiste oder beschlagnahmte
Individuen. Sie könnte überdies beitragen zu einem Ende des Missbrauchs
von Menschenaffen als Versuchsobjekte sowie einem absoluten Verbot ihres
Einsatzes in Zirkussen oder zu sonstigen Unterhaltungszwecken;
letztlich auch ihrer Zurschaustellung in Zoos. Die vom Great Ape Project
geforderten Grundrechte für die Großen Menschenaffen kämen in
greifbarere Nähe.
Die
Kampagne hat bereits eine Vielzahl an Unterstützern gefunden:
zahlreiche Einzelpersonen, darunter renommierte Wissenschaftler und
Philosophen, haben eine der von der spanischen Sektion des Great Ape
Project geschalteten Online-Petitionen unterzeichnet und/oder in eigenen
Schreiben ihre Unterstützung bekundet; auch namhafte Tier-, Arten- und
Naturschutzorganisationen sind als Unterstützer mit dabei. Die
Unterschriften werden gesammelt und nach Erreichen einer relevanten
Anzahl - gedacht ist an eine Million - direkt dem World Heritage Center
der UNESCO in Paris übergeben.
Die
deutsche Sektion des Great Ape Project bringt hiermit eine eigene
online-Petition auf den Weg und legt zudem Unterschriftenlisten aus.
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