Samstag, 21. Mai 2016

Londons Ex-Bürgermeister gewinnt einen Wettbewerb um das beste satirische Gedicht über den türkischen Präsidenten

Thema: London

Schmähgedicht-Wettbewerb
Boris Johnsons Erdogan-Gedicht gewinnt

Mit einem Limerick gewinnt Londons Ex-Bürgermeister einen Wettbewerb um das beste satirische Gedicht über den türkischen Präsidenten.

Ein Wettbewerb in Grossbritannien um das beste satirische Gedicht über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hat einen überraschenden Gewinner hervorgebracht: Die Auszeichnung holte sich am Donnerstag der frühere Londoner Bürgermeister Boris Johnson.

Im April hatte die konservative britische Zeitschrift «The Spectator» den Aufruf aus Solidarität mit dem ZDF-Moderator und Satiriker Jan Böhmermann gestartet. Der Sieger bekommt umgerechnet rund 1400 Franken.

«Der junge Typ aus Ankara»

Johnson legte sich mit einem reimenden Fünfzeiler, einem sogenannten Limerick, ins Zeug. So sprach er unter anderem von einem «jungen Typen aus Ankara», der sich mit einer Ziege «die Hörner abstiess». Selbstredend veröffentlichte der «Spectator» das Gedicht: «There was a young fellow from Ankara – Who was a terrific wankerer – Till he sowed his wild oats – With the help of a goat – But he didn’t even stop to thankera.»

Dem Magazin sagte Johnson, wenn jemand einen Witz über die Liebe zwischen dem türkischen Präsidenten und einer Ziege machen wolle, solle er dies in jedem europäischen Land tun dürfen, «auch in der Türkei».

Ermittlungen als «Skandal» bezeichnet

Böhmermann hatte in seiner Sendung ein ausdrücklich als «Schmähkritik» angekündigtes Gedicht über Erdogan vorgetragen und es in den Kontext einer Diskussion über die Grenzen von Satire und Meinungsfreiheit gestellt. Erdogan geht seitdem juristisch gegen Böhmermann vor. Das Hamburger Landgericht hat Teile des Gedichts verboten.

Johnson bezeichnete die Ermittlungen gegen Böhmermann als «Skandal». Die Zeitschrift «The Spectator» bezeichnete es nun als «wunderbar», dass ein britischer politischer Anführer gezeigt habe, dass Grossbritannien nicht vor dem «vermeintlichen Kalifen in Ankara» einknicken werde.

Einstiger «Spectator»-Chefredaktor

Ob die Entscheidung für den Gewinner unvoreingenommen gefällt wurde, darf allerdings angezweifelt werden – Johnson war früher Chefredakteur beim «Spectator». Mittlerweile steht er an der Spitze der Befürworter eines EU-Austritts Grossbritannien, über den die Bürger am 23. Juni in einem Referendum abstimmen. (kmo)

Mit freundlicher Genehmigung von 20min.ch

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