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Umfragewerte im Sturzflug
Deutsche für Abkehr von den USA
10.09.2014, 15:16 Uhr | dpa, t-online.de
Die Bundesbürger sehen Amerika so kritisch wie lange nicht mehr und wollen sich politisch von den USA emanzipieren. Zu diesem Schluss kommt die große transatlantische Erhebung eines US-Instituts. Vor allem für Präsident Barack Obama ist die Umfrage eine Ohrfeige.
Nur noch 58 Prozent der Bundesbürger hätten eine positive Meinung von den Vereinigten Staaten, teilte das US-Institut German Marshall Fund (GMF) mit. Im Vorjahr waren es noch 68 Prozent.
Vor allem US-Präsident Obama erlebt einen herben Imageverlust. Lediglich 56 Prozent der Deutschen sind demnach einverstanden mit seiner Außenpolitik - das sind ganze 20 Prozentpunkte weniger als 2013. Zum Vergleich: 2010 äußerten noch 87 Prozent Zustimmung.
Deutschland weit unter europäischem Durchschnitt
Im Durchschnitt der Ergebnisse aus allen europäischen Ländern kommt Obama noch auf 64 Prozent Wohlgefallen. Schlechter steht der Präsident allerdings im eigenen Land da. Erstmals sind mehr Bürger gegen seine Außenpolitik als dafür.
Einer der Gründe für die abgekühlte Beziehung der Deutschen zu dem Präsidenten sei die Affäre um die umfassenden Spähangriffe des US-Geheimdienstes NSA, heißt es in der jährlich erscheinenden Studie Transatlantic Trends. Die Behörde spähte auch das Handy von Kanzlerin Angela Merkel aus.
Konsequenzen aus dem Verdruss
"Die Turbulenzen in den transatlantischen Beziehungen während des vergangenen Jahres spiegeln sich in den Daten wider", erklärt die GMF-Präsidentin Karen Donfried. Allerdings machten aktuelle Krisen wie in der Ukraine und im Nahen Osten deutlich, wie wichtig die Kooperation im Atlantik-Raum bleibe.
Die Deutschen ziehen konkrete Konsequenzen aus ihrem Verdruss über die Amerikaner: Erstmals seit Beginn der Erhebung vor zwölf Jahren will eine Mehrheit der Bundesbürger, dass ihr Land sich in der Sicherheits- und Außenpolitik unabhängiger von den USA macht.
Größere Selbstständigkeit gewünscht
57 Prozent der Befragten hätten in der repräsentativen Umfrage diesen Wunsch nach größerer Selbstständigkeit geäußert - 17 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Im europäischen Durchschnitt liegt der Wert bei 50 Prozent. 19 Prozent in Deutschland möchten dagegen eine engere Partnerschaft mit den Vereinigten Staaten. 2013 waren es 25 Prozent.
Dennoch meinen laut der Umfrage noch immer 60 Prozent der Deutschen, dass die USA in der Welt eine starke Führungsrolle haben sollten. Der Wert ist im Vorjahresvergleich lediglich um drei Prozentpunkte gesunken. Viel wichtiger ist den Deutschen aber eine globale Führungsrolle der Europäischen Union. Dafür sprachen sich 87 Prozent der Befragten aus.
Transatlantic Trends 2014 ist eine jährliche Umfrage, die in den USA und in Europa durchgeführt wird. Die Leitung obliegt dem German Marshall Fund of the United States (GMF) und der Compagnia di San Paolo, unterstützt vom Barrow Cadbury Trust, der BBVA Foundation sowie dem schwedischen Außenministerium.
Neben zehn Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (Frankreich, Deutschland, Griechenland, Großbritannien, Italien, Niederlande, Polen, Portugal, Schweden und Spanien) wurden auch die USA, Russland sowie die Türkei untersucht. Die Meinungsumfrage wurde von TNS Opinion zwischen dem 2. und 26. Juni 2014 durchgeführt.
An der 13. Befragung dieser Art per Telefon und in persönlichen Interviews nahmen in den verschiedenen Ländern jeweils rund 1000 bis 1500 Menschen teil. Die Umfrage wurde zwischen dem 2. und 25. Juni durchgeführt, also vor jüngsten außenpolitischen Entwicklungen etwa in der Ukraine oder im Irak und Syrien.
Quelle: t-online.de
Kommentare
romoal
Ja liebe Merkel und alle anderen deutschen Politiker, dann richtet euch einmal nach den Wünschen der Bevölkerung. Und kriecht denen nicht immer in den Allerwertesten!
klauslill
Die einstmals hohen Werte der USA sind den Bach runter, es zählt nur noch Macht und Geld. Dass das uns Deutsche abschreckt, ist doch verständlich. Obama war ein Hoffnungsträger, der viele Menschen sehr enttäuscht hat. Er ist nur eine Marionette des Kapitals. Und wir merken, dass Deutschland immer weniger Souveränität besitzt. Die große Globalisierung ist kein Segen, eher ein Fluch.
Hops
Europa muss eigenständig werden und ein gleichwertiger Partner in der Welt! Keine Abhängigkeit zu Russland und den USA ! Wir müssen endlich selbst entscheiden und nicht immer uns ducken,weil es mal den 2. Weltkrieg gab!
KristjanSteifen
Jawoll, eine Abkehr von unseren Besatzern würde ich auch begrüssen.
Maile4u
Dafür dass wir noch immer ein besetztes Land ohne Friedensvertrag mit den USA sind sind die Umfrageergebnissen noch absolut positiv.
Bei Kenntnis aller Fakten würde der Ruf nach Selbständigkeit und Rückholung von allen deutschen aber in den USA gelagerten Goldbeständen so unüberhörbar werden, dass ihn auch eine ferngesteuerte Kanzlerin nicht mehr überhören könnte.
Geloeschter User
Maile4u! Nagel auf den Kopf getroffen! Ami raus, Gold wieder rein! Aber das ist leider schon weg. Und die 300 Mio. Euro Besatungskosten p.A. könnten wir auch besser verwenden statt 70000 US-Söldner damit zu belustigen. Aber erst mal ein souveräner Staat werden. Leide wissen die meisten in diesem Land nicht, was oder wer wir sind. Da liegt das Problem.
gmalony
Die Menschen sind inzwischen müde von den kriegslüsternen Aktionen und Lügen der USA. Auch die ferngesteuerte Medienkampagne fast der gesamten deutschen Presse stößt so manchen noch klar denkenden Bürger erheblich auf. Der extreme Gesichtsverlust der deutschen Regierung wegen NSA und FuxxtheEU zerstört den Rest an Freundschaft, die meines Erachtens immer nur einseitig ausgelegt war. Nun ist inzwischen dem auch naivsten Amerikafreund wohl aufgefallen, dass die Freihandelsabkommen TTIP und CETA ein Beschiss und Verrat an der deutschen Bevölkerung darstellen.
Wir Europäer sind etwas ganz besonderes und haben unter schweren Opfern so etwas wie die beste Demokratie für ein freies Europa erkämpft.
Nur schlechte Menschen können diese Errungenschaften an diese Kriegstreiber verkaufen. Für eine freie EU, ohne Einfluss der USA und Russlands.
AntoniaAusTirol
Wir sollten endlich mal Erwachsen werden und uns von USA lösen, aufrüsten, Flugzeugträger und Atom U-Boote bauen. Nicht unser ganzes Militärmaterial an Israel, Polen und die Türkei verschenken. Es kann doch nicht wahr sein, dass wir mithelfen den Gazastreifen platt zu machen nur weil es die Israelis und Amerika so wollen.
EB58
Nur, weil er in Amrika als zu schwach angesehen wird, macht er im Rahmen der Ukraine Krise auf dicke Hose, verlangt unterwürfiges Verhalten aller NATO-Staaten (ja, sogar Anerkennung einer gewaltsam an die Macht geputschen Regierung; aus reinem Opportunismus) und zerstört die Basis für Frieden - unter FEUNDEN - in Europa. Er wird sich wieder vom Acker machen, und wir können sehen, wie wir mit Russland klar kommen. Wir brauchen mehr - von den USA unabhängige - europäische Selbstständigkeit. Allerings müssten dazu auch die europäischen Regierungschefs und Außenminister sachliches, vernünftiges - einfach intelligentes - eigenständiges Denken entwickeln. Wie sagt doch Fr. Merkel: "Ich möchte diesem Volke dienen"; das ist schwer, wenn der Wirtschaft, dem Militärbündnis, ja sogar (einer Maut) aus dem Koalitionsvertrag dienen muss.
Danke Klaus für den Link
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