So hatte das nicht mal die Stasi drauf!
„Wo man so laut schreien muss: Wir sind ein Volk von freien Menschen!, da will man nur die Tatsache verdecken, das die Freiheit vor die Hunde gegangen ist oder das sie vor Hunderttausenden von Gesetzen, Verordnungen, Verfügungen, Anweisungen, Regelungen und Polizeiknüppeln so abgenagt worden ist, das nur noch das Geschrei übrig geblieben ist.“ (B.Traven)
Lichtfest Leipzig am 10.10.2014
Lichtfest im Visier: 25 Jahre nach der friedlichen Revolution kehren die Gewehre zurück
Michael FreitagLichtfest im Visier: 25 Jahre nach der friedlichen Revolution kehren die Gewehre zurück
Nicht alles auf der Welt ist friedlich. Nicht alle Menschen sind es. Doch was im Nachgang des gestrigen Abends und dem Leipziger Lichtfest seit heute im Netz kursiert, sind Bilder von Scharfschützen, welche von nahezu allen Dächern rings um den Augustusplatz die Menge im Auge haben. Einige von ihnen mit ausgerichtetem Lauf durch das Visier ihrer Gewehre.
Es war bereits am gestrigen Abend gemunkelt worden und am heutigen Morgen begannen sich die Gerüchte zu bestätigen. Als sich gestern ab etwa 18 Uhr die Menschen auf dem Augustplatz sammelten, waren sie schon da. Offenbar Sondereinsatzkommandos mit Ferngläsern, in Kampfmontur und Scharfschützengewehren. Weniger überraschend vielleicht die Existenz der Männer aufgrund der hochrangigen Riege der internationalen Gäste später auf der Bühne. Deren Schutz hatte bereits den gesamten Tag über zu verstärkten Sicherheitsmaßnahmen geführt, auch Joachim Gauck war permanent von Sicherheitskräften umgeben.
Was jedoch angesichts der heute aufgetauchten Bilder sehr bedenklich stimmen muss, sind Aufnahmen von bereits auf die Menge zielenden Personen auf den Dächern des Gewandhauses, der Alten Post und der Oper. Nicht etwa reine Beobachtung via Fernglas oder erhöhte Obacht sondern ein verstörendes Verständnis für den Anlass in Leipzig könnten auch weitere Informationen zeigen.
Leserbeitrag: Gedanken zum Lichtfest
Natürlich war ich dabei ...
Erste Zeugen haben gegenüber L-IZ angegeben, dass zum Teil auch Laserpointer durch die Massen gehuscht sein sollen. Ein Vorgang, welcher üblicherweise nur bei unmittelbarer Schussbereitschaft eintreten soll. In einem Leserbrief hatte ein weiterer Leser am heutigen Nachmittag bereits seine Eindrücke und Beobachtungen geschildert.
25 Jahre nach der friedlichen Revolution sind also am gestrigen Abend neben der starken Überwachung des Menschenzuges auch die Gewehre nach Leipzig zurückgekehrt.
Lichtfest im Visier
http://www.l-iz.de/Leben/F%C3%A4lle%20und%20Unf%C3%A4lle/2014/10/Lichtfest-im-Visier-25-Jahre-nach-der-friedlichen-Revolution-57641.html
Danke Klaus für die Bilder und die Unterstützung
Fotos: Privat
Hallo Gerd, hallo Lesende
AntwortenLöschenSo hatte das nicht mal die Stasi drauf!
Doch, hatte sie auch.Als damaliger Anwohner an der Strecke der Festumzüge, zum Beispiel Turn und Sportfest in Leipzig, waren genau Scharfschützen auf den Dächern, die Gemeinschaftsräume der Häuser am Georgiring mit Blick zur Tribüne, wo die Repräsentanten der Partei und Regierung dem Volke zujubelten, hatten besonderen Besuch von Männern in Lederjacken, die nicht Besucher von dortigen Bewohnern waren.Seine eigene Wohnung konnte man nur durch Vorzeigen des Personalausweises aufsuchen, Besucher wurden zum Besuchenden begleitet und wenn dieser ihn nicht in Empfang nahm, musste er die Sperrzone sofort verlassen.
Was mir immer mehr auffällt, sind aber die Gleichnisse zur DDR, egal ob „ Jubelveranstaltungen“, oder gleichgeschaltete Medien. Leider wollen das aber viele unserer Mitbürger vorallen in den alten Bundesländern so nicht sehen.
Ich habe das Lichterfest im mdr zum Teil verfolgt. Da es live übertragen wurde, kam auch ein älterer Bürger ganz kurz zu Worte. Was er sagte, sollte man sich überlegen. Sinngemäß: Einige, die in der Nikolaikirche und hier sprachen,gehörten nicht 1989 dazu. Wem meinte er wohl damit ? Die Reporterin zog ganz schnell weiter, so eine Meinung wollte man nicht hören.
Bemerkenswert Bernd Lutz Lange, der bekannte Leipziger Kabarettist, am 9.10. 1989 Mitverfasser des Aufrufes der sechs , Masur, Gewandhauskapellmeister, Zimmermann Theologe, Wötzel, Pommert, Meyer, alle führende SED Funktionäre damals, der der Einladung zur Veranstaltung, auch in der Nikolaikirche, fernblieb, weil die drei SED Funktionäre keine Einladung erhielten.
Nun kann man ja durchaus zu SED Funktionären eine kritische Meinung haben, aber damals haben sie in dieser angespannten Situation Mut bewiesen und wenn es anders gekommen wäre, hätten sie Bautzen von der schlimmsten Seite erleben dürfen.
Andere Festredner haben sich damals nicht plaziert, sie sind erst später zu Bürgerrechtlern votiert.
Man muss es immer wieder erwähnen, wie es wirklich war, denn unsere jüngeren Menschen werden ja nur mit gezielter und gewünschter Meinungsmache versorgt.
Mit freundlichen Gruß
Ralf Nietzschmann
Hallo Gerd, hallo Lesende,
AntwortenLöschenErgänzung
da in meinem Freundeskreis die Diskussionen über den 25. Jahrestag der Ereignisse des 9.10.1989 im vollen Gange ist, möchte ich den Lesern/innen dieses Blogs, wenn sie darin interessiert sein sollten, auf zwei Links verweisen, besonders lesenswert sind die Kommentare unter den
Rückblick des Tickers zum Lichtfest in der Leipziger Volkszeitung unter:
http://www.lvz-online.de/nachrichten/aktuell_themen/lichtfest--leipzig-gedenkt-der-montagsdemos/das-passiert-heute-in-leipzig-live-ticker-zum-lichtfest/r-lichtfest--leipzig-gedenkt-der-montagsdemos-a-257952.html
Besonders die Deutung des Lichterfestes bei http://kreuzer-leipzig.de/2014/10/09/die-verkitschte-revolte/
stimmt uns, die aktiv die Ereignisse erlebt haben , sehr nachdenklich.
Noch etwas zu Bernd Lutz Lange, der ja leider in den alten BL nicht so bekannt ist.
Er war einer der besten Kabarettisten in der DDR und danach besonders in unserer sächsischen Heimat. Ein Mensch, der stets aufrichtig und von seiner Meinung überzeugt ist und war, verbiegen ließ und läßt er sich nicht. Im Juli dieses Jahres wurde er 70 Jahre alt und beendete seine Bühnenlaufbahn.Am 6. Oktober 2014 wurde Bernd-Lutz Lange mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
Typisch B.L. Lange, war seine Entscheidung an den Feierlichkeiten in der Nikolaikirche, im Gewandhaus und auf dem Augustusplatz nicht teilzunehmen kurz und bündig – Wir waren damals sechs - , in Anspielung an den von mir erwähnten Aufruf. So, wie ich Lange kennen lernen durfte, war das eine logische Entscheidung. Ich glaube nicht, dass er neben Gauck und Tillich repräsentativ für das Volk sich präsentieren wollte.
B.L Lange würde auch nie auf die Idee kommen sich als Bürgerrechtler feiern zu lassen, obwohl er häufig im Kabarett bis an die Grenze gegangen ist und durchaus Auftrittsverbot in Kauf genommen hat.
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Nietzschmann