Jeder wird irgendwann in seinem Leben Patient sein.
Dann sind wir auf Ärzte angewiesen, die ihr medizinisches Können nicht
hinter dem Gewinngedanken anstellen. Das passiert leider täglich an
deutschen Kliniken.
Leidtragende der Ökonomisierung an deutschen Krankenhäusern sind alle Patienten, an denen man nicht viel verdienen kann.
Ich rufe alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, den im
stern erschienenen Ärzte-Appell zu
unterstützen, der für Furore sorgt. 36 ärztliche Organisationen und
mehr als 1500 Ärzte haben ihn schon unterzeichnet. Er richtet sich
„gegen das Diktat der Ökonomie an deutschen Krankenhäusern“ und geht uns alle an. Schließen Sie sich an, indem Sie hier auf Change.org meine Petition unterschreiben!
Ich
weiß, wovon ich rede. Mein Name ist Ludwig Hammel, ich leide an einer
rheumatischen Erkrankung, so wie 1,5 Millionen andere Patienten in
Deutschland. Meine Krankheit heißt Morbus Bechterew, sie befällt vor
allem die Wirbelsäule und führt unbehandelt dazu, dass diese komplett
versteift. Morbus Bechterew ist schwer zu diagnostizieren, weil die
ersten Symptome unspezifisch sind. Ich litt sieben Jahre unter starken
Rückenschmerzen im tiefen Lendenbereich und irrte von Arzt zu Arzt, bis
ich endlich bei einem Rheumatologen landete, der die Diagnose sofort
stellte. Ein Röntgenbild, Labor ein paar Funktionsteste reichten dafür.
Ich war Leistungssportler, Ski- und Surflehrer, konnte aber wegen der
Schmerzen keinen Sport mehr ausüben. Meine Krankheit war weit
fortgeschritten, als die Diagnose endlich stand. Je früher aber
rheumatologische Krankheiten diagnostiziert werden, desto weniger
Spätfolgen erleiden die Betroffenen.
Durch den hohen ökonomischen Druck hat sich die Situation für alle Patienten verschlechtert.
Ich weiß das, weil ich seit 31 Jahren in der Patientenselbsthilfe tätig
bin und mir täglich am Telefon neue Schauergeschichten meiner
Schicksalsgenossen anhöre. Morbus-Bechterew-Kranke irren
durchschnittlich zehn Jahre von Arzt zu Arzt, bis die Diagnose steht.
Viele werden wegen „Bandscheibenvorfall“ unnötig operiert. Warum? Weil
damit viel Geld zu verdienen ist.
Denn das
Fallpauschalensystem, nach dem alle Krankenhausbehandlungen abgerechnet
werden, belohnt jegliche Form von Aktionismus. Auch unnötige Operationen
und Behandlungen. Das aber, was wir wirklich brauchen, bringt
Kliniken kein Geld: Zeit für das ärztliche Gespräch und die nötigen
Untersuchungen. Zeit, die Ärzte brauchen, um wie Detektive nach der
richtigen Diagnose zu fahnden. Medikamentöse Therapie, Krankengymnastik
und viel Bewegung.
Deshalb unterstütze ich als Patient den
Ärzte-Appell im stern von ganzem Herzen und habe diese Petition
gestartet, um allen Patienten die Möglichkeit zu geben sich den
Forderungen anzuschließen.
Ich fordere den Gesundheitsminister Jens Spahn auf, die drei zentralen Forderungen des Ärzte-Appells im stern zu erfüllen:
- Beenden
Sie die ökonomisch gesteuerte gefährliche Übertherapie (= die
Verordnung unnötiger medizinischer Behandlungsmaßnahmen) sowie
Unterversorgung von Patienten.
- Schaffen Sie das
Abrechnungssystem nach „Fallpauschalen“ mit seinen vielen Fehlanreizen
ab, die dazu führen, dass wir Patienten nicht die notwendige Diagnostik
und Therapie bekommen, sondern oft nur das, was sich fürs Krankenhaus am
besten rechnet. Oder reformieren Sie dieses System grundlegend.
- Sorgen
Sie dafür, dass es überall in Deutschland leistungsfähige Krankenhäuser
gibt, die einen hohen Versorgungsstandard für Patienten sicherstellen.
Und zwar auch für Patienten mit chronischen Krankheiten wie mich, deren
Behandlung keine hohen Gewinnmargen verspricht.
Die von mir
geschilderte Über- bzw. Unterversorgung ist mir auch bei anderen
chronischen Krankheiten wie z.B. Diabetes, Multiple Sklerose, Psoriasis,
Asthma oder Morbus Crohn bekannt. Und selbstverständlich gibt es auch
Ärzte, leider zu wenige, die sich die nötige Zeit und Zuwendung für den
Patienten nehmen. Dennoch: Es muss sich jetzt was ändern! Hinter mir
weiß ich die 15.000 Mitglieder der Deutschen Vereinigung Morbus
Bechterew e.V. Das ist ein Anfang, wir gehen voran.
Liebe
Patientinnen und Patienten, liebe Selbsthilfeverbände, liebe Bürgerinnen
und Bürger, folgt unserem Beispiel und unterschreibt meine Petition!
Den Original-Ärzteappell finden Sie hier.
Der Ärzteappell wird bislang unterstützt von:
- Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF)
- Attac – AG Soziale Sicherungssysteme
- Berufsverband Deutscher Anästhesisten e.V.
- Berufsverband der Deutschen Chirurgen e.V.
- Berufsverband Deutscher Internisten e. V. (Präsidium)
- Berufsverband Deutscher Neuroradiologen e.V.
- Bezirksärztekammer Nordbaden (Vorstand)
- Bezirksärztekammer Südwürttemberg (Vorstand)
- Bundesdirektorenkonferenz
als Verband der Leitenden Ärztinnen und Ärzte der Kliniken für
Psychiatrie und Psychotherapie (BDK) e.V.
- Bundesvertretung der Medizinstudierenden Deutschland (BVMD)
- Deutscher Ärztinnenbund e. V. (DÄB)
- Deutschen Dermatologischen Gesellschaft e.V. (DDG)
- Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI)
- Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH)
- Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM)
- Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensiv- und Notfallmedizin (DGIIN)
- Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH)
- Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V. (DGKJ)
- Deutsche Gesellschaft für Neuroradiologie e.V.
- Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Rehabilitation und Prävention e.V. (DGPRP)
- Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRäC)
- Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN)
- Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie e.V. (DGSP)
- Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI, Präsidium)
- Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V. (DNEbM)
- Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland e.V. (GAÄD)
- German Society of Residents in Urology (GeSRU)
- Landesärztekammern Berlin
- Landesärztekammer Westfalen-Lippe
- Landesärztekammer Niedersachsen
- Landesärztekammer Hamburg (Vorstand)
- Landesärztekammer Mecklenburg-Vorpommern
- Liste Junge Ärztinnen & Ärzte (Ärztekammer Nordrhein)
- Marburger Bund, Landesverband Hamburg
- Marburger Bund, Landesverband Niedersachsen
- Mezis e. V. – Initiative unbestechlicher Ärztinnen und Ärzte
- Verband der niedergelassenen Diabetologen Niedersachsens e.V.
- Verein der Demokratischen Ärztinnen und Ärzte (VDÄÄ)
- Verein #twankenhaus
- Mindestens 1500 Ärztinnen und Ärzte, die den Appell namentlich untergezeichnet haben.
Keine Kommentare :
Kommentar veröffentlichen
Der Kommentar erscheint manchmal erst nach Freigabe