Montag, 8. Oktober 2018

Der Fall Skripal - eine Meisterleistung der Kriegslügner und Propagandisten

Thema: Skripal

Lügen ohne Ende
Der „Fall Skripal“ verkommt zur Meisterleistung der Kriegslügner und Propagandisten.
von Rubikons Weltredaktion

Das Rätsel um die Skripal-Vergiftungen wird immer undurchsichtiger. Nun „fand“ man Anfang September praktischerweise zwei Verdächtige, die – sollten sie tatsächlich für die Vergiftungen in Salisbury verantwortlich sein – dilettantischer nicht hätten handeln können. Craig Murray über die entsprechenden „Erkenntnisse“ und Entwicklungen.

Das Mysterium wird immer größer
von Craig Murray

Der Zeitpunkt, zu dem „Boshirov und Petrov“ angeblich ihre Attacke in Salisbury ausführten, fällt genau in das Zeitfenster, in dem die Skripals sämtlichen Berichten zufolge ihr Haus mit ausgeschalteten Handys verlassen hatten.

Eine entscheidende Lücke im Bericht der britischen Regierungen zu den Vergiftungen in Salisbury wurde nun geschlossen – nämlich der Mangel an Zeugen. Diese Unklarheit wurde scheinbar sehr überzeugend beseitigt – die beiden Männer scheinen genau zum für die Tat passenden Zeitpunkt nach Salisbury gereist zu sein.

Im Trüben fischen

Bisher (1) wurde weder ihre Identität noch der Zweck ihres Aufenthaltes in Salisbury geklärt. Auch darüber, ob sie russische Agenten sind, herrscht noch keine Klarheit. Sollten sie russische Agenten sein, wären sie bemerkenswert dilettantische Attentäter. Und die neuen Beweise bringen den etablierten Zeitrahmen durcheinander – und machen die Theorien der „Experten“ darüber zunichte, warum die Nowitschok-Dosis nicht tödlich war.

Dieser BBC-Report liefert eine sehr nützliche chronologische Zusammenfassung der Ereignisse.

Am Sonntag, den 4. März, wurde das fahrende Auto der Skripals per Videobeobachtung um 9.15 Uhr nacheinander an drei verschiedenen Orten in Salisbury gesehen. Beide hatten ihre Handys ausgeschaltet – was für die nächsten vier Stunden auch so bleiben sollte und damit die Ortung der Geräte vereitelte.

Von Tarnkappen und Siebenmeilenstiefeln

Es gibt keine Videoaufzeichnungen, die darauf hinweisen, dass die Skripals in ihr Haus zurückgekehrt sind. Deswegen ist man bisher stets davon ausgegangen, dass sie gegen 9.00 Uhr die Türklinke zum letzten Mal berührt hätten.

Die Metropolitan Police gab jedoch an, dass Boshirov und Petrov am Tag der Vergiftungen erst um 11.48 Uhr in Salisbury angekommen seien. Das bedeutet, dass sie frühestens gegen 12.00 Uhr ein Nervengift auf die Türklinke der Skripals aufgebracht haben könnten. Es gab jedoch nie einen Hinweis darauf, dass die Skripals am Sonntag, den 4. März nach 12.00 Uhr in ihr Haus zurückgekehrt sind. Hätten sie es doch getan, hätten sie und/oder ihr Auto erfolgreich alle Video-Überwachungskameras umschifft. Zur Erinnerung: Als sie losfuhren, wurden sie nacheinander von drei verschiedenen Kameras erfasst. Auch Borishov und Petrov wurden nach ihrer Ankunft wiederholt gefilmt.

Chronologie der Ereignisse

Um 13.30 Uhr wurden die Skripals wieder von einer Videokamera erfasst, als sie die Devizes Road entlangfuhren. Danach können ihre Bewegungen bis zu ihrer Aufnahme ins Krankenhaus klar bezeugt werden oder wurden aufgezeichnet.

...und immer wieder die Türklinke

Selbst wenn also die Skripals „unsichtbar“ nach Hause gefahren sein sollten, bevor sie auf der Devizes Road wieder gesehen wurden, bedeutet dies, dass 13.15 Uhr der spätestmögliche Zeitpunkt war, zu dem sie die Türklinke berührt haben könnten. Der zeitliche Abstand zwischen der Aufbringung des Nowitschok auf die Türklinke und der Berührung durch die Skripals hätte also höchstens eine Stunde und fünfzehn Minuten betragen. Erinnern Sie sich an all diese „Experten“, die uns im Brustton der Überzeugung erzählt haben, dass das Nervengift – das „zehnmal stärker als VX ist“ –, nicht tödlich war, weil es über Nacht auf der Türklinke zerfallen war? Nun, das kann nicht stimmen. Die Zeit zwischen Aufbringung und Kontakt betrug zwischen einer Minute und höchstens einer guten Stunde, wenn man von der aktuellen Zeitachse ausgeht.

Im Übrigen ist auch beachtenswert, dass die Skripals – wie auch die arme Dawn Sturgess und Charlie Rowley – zu den Schlüsselzeiten und während ihrer weitläufigen Bewegungen praktisch unsichtbar für die Video-Überwachungskameras waren, während „Petrov und Boshirov“ während der Gesamtheit ihres kurzen Aufenthaltes oft und in bester Qualität erfasst wurden.

Dies ist besonders bemerkenswert im Zusammenhang mit dem Aufenthaltsort der Skripals am 4. März um 12.00 Uhr. Die Regierung kann lediglich behaupten, dass sie um diese Zeit nach Hause zurückgekehrt sind, weil sie darauf besteht, dass die Skripals das Nervengift über die Türklinke aufgenommen haben. Warum aber wurde ihr Auto so oft beim Wegfahren aufgezeichnet und kein einziges Mal auf ihrem Rückweg? Es erscheint sehr wahrscheinlich, dass sie mit dem Nervengift irgendwo anders in Berührung gekommen sind, während sie unterwegs waren.

Russische Agenten?

„Boshirov und Petrov“ sind bei diesem Fall sicher von Interesse. Jedoch nur Theresa May behauptete, dass sie russische Agenten seien – die Polizei tat dies nicht, äußerte jedoch die Vermutung, dass es nicht ihre echten Identitäten sind. Es scheint sehr wahrscheinlich, dass ihr Erscheinen an diesem Tag etwas mit den Skripals zu tun hatte. Sie könnten sie aber auch außerhalb ihres Hauses getroffen haben. Die Hinweise deuten jedenfalls darauf hin – und nicht auf die Theorie mit der Türklinke. Ein solches Treffen könnte erklären, warum die Skripals ihre Handys ausgeschaltet hatten, um einer Beobachtung zu entgehen.

Agenten auf "Räuber und Gendarm"-Niveau

Bezeichnend ist auch, dass die Polizei im Fall Dan Sturgess keine Anklage gegen „Boshirov und Petrov“ erhoben hat. Wenn die Regierungsversion zutrifft, wäre dies nämlich zumindest Totschlag gewesen.

Wenn „Boshirov und Petrov“ Geheimagenten sind, ist ihre Inkompetenz verblüffend. Sie bedienten sich öffentlicher Verkehrsmittel statt eines Autos und hinterließen die deutlichsten Spuren auf den Überwachungs-Videos. Sie scheiterten mit ihrem Mordversuch. Sie ließen überall Spuren von Nowitschok zurück und hätten sich sogar selbst damit vergiften können. Zudem ließen sie die „Mordwaffe“ herumliegen, so dass sie gefunden werden konnte. Ihr Zeitplan war sehr straff – und hing vom Sonntagsfahrplan der britischen Bahn ab.

Noch ist gar nichts geklärt

Es gibt noch andere Erklärungen dafür, wer „Boshirov und Petrov“ wirklich sind — die wahrscheinlichste Erklärung ist, dass sie aus der Ukraine stammen. Aus meiner Zeit als britischer Botschafter in Usbekistan weiß ich, dass es in der sowjetischen Chemiewaffen-Testanlage in Nukus eine große Gruppe ukrainischer Wissenschaftler gab. Aber es gibt auch noch viele andere Möglichkeiten.

Die gestrigen Enthüllungen tragen sicher zu unseren Kenntnissen über den Skripal-Fall bei. Sie werfen aber ebenso viele Fragen auf, wie sie beantworten.


Craig Murray, früherer britischer Diplomat, arbeitet heute als Menschenrechtsaktivist und Blogger. Bekanntheit erlangte er, als er während seiner Zeit als Botschafter in Usbekistan das dortige Karimov-Regime immer wieder wegen dessen Menschenrechtsverletzungen kritisierte.


Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien zuerst unter dem Titel „The Mystery deepens". Er wurde vom ehrenamtlichen Rubikon-Übersetzungsteam übersetzt und vom ehrenamtlichen Rubikon-Korrektoratsteam lektoriert.

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Originalquelle: Rubicon.news

1 Kommentar :

  1. Heute 9.10.18 in allen Nachrichtensendungen der ARD:
    "Eine Gruppe von Journalisten hat nach eigenen Angaben auch die wahre Identität des zweiten mutmaßlichen Skripal-Attentäters enthüllt. Demnach soll es sich um einen Militärarzt des russischen Geheimdiensts GRU handeln.Investigativ-Journalisten haben nach eigenen Angaben die Identität des zweiten Verdächtigen im Fall des Giftanschlags auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal aufgedeckt. Der Mann mit dem Decknamen Alexander Petrow heiße tatsächlich Alexander Jewgeniewitsch Mischkin und sei ein russischer Geheimdienstagent, teilte das in Großbritannien ansässige Recherchenetzwerk "Bellingcat" mit..."
    Bellingcat ist das Netzwerk, das auch bei MH17 für das JIT "ermittelt". AntiBellingcat wies nach, dass Bellingcat gelogen hatte. Der AntiBellingcat-Bericht in voller Länge auf Englisch ist hier abrufbar:

    http://www.segodnia.ru/sites/default/files/pdf/The%20Falsification%20of%20Open%20Sources%20About%20MH17.pdf

    JIT soll die Schuldfrage klären, wer MH17 2014 abgeschossen hat, Russland oder die Ukraine, wobei nur die Ukraine in der Kommission ist. Was mag da wohl rauskommen? Die Ukraine vertritt in der JIT der Leiter des ukrainischen Sicherheitsdiensts, Vasyl Hrytsak. Hrytsak hatte sich auch den "Babtschenko-Mord" mit ausgedacht:

    https://kurier.at/politik/ausland/erschossener-journalist-babtschenko-doch-am-leben/400043545

    Hrytsak ist auf dem Bild links zu sehen. Alles sehr, sehr seriös. (Ironie aus)

    Definition:
    "Investigativer Journalismus (von lateinisch investigare ‚aufspüren‘, ‚genauestens untersuchen‘) setzt eine langwierige, genaue und umfassende Recherche vor Veröffentlichung voraus."

    Nun gehört zu investigativem Journalismus ja mindestens dazu , dass der Zeitplan für den Anschlag überhaupt stimmt. Da ist es egal, ob der Russe Mischkin oder sogar Putin heißt. Aber das ist bei der "investigativen" ARD völlig unwichtig. Hauptsache, man kann gegen Russland hetzen. Murrays Bericht sucht man in unserem ÖR-TV vergeblich.

    Willi Schmidt

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