Thema: Öffentlich-Rechtliche
Die öffentlich-rechtlichen Sender werden hunderte Millionen an Mehreinnahmen nicht für eine bessere demokratische Kontrolle der Politik verwenden - sondern für weitere Sport-Übertragungen. Es ist völlig schleierhaft, warum der internationale Kommerz-Sport nicht eine Sache der Privatwirtschaft ist. Warum beginnen die Sender nicht endlich mit Enthüllungsgeschichten aus der korrupten Welt des Sport-Geschäfts?
Das ZDF bekommt davon einen jährlichen Anteil von 25 Millionen Euro. Insgesamt erreicht es damit die Rekordeinnahme von 1,7 Milliarden Euro – allein durch Rundfunkgebühren. Das berichtet das Handelsblatt, dem der ZDF-Haushaltsplan für 2014 vorliegt. Insgesamt liegt der ZDF-Etat bei knapp über 2 Milliarden Euro.
Nicht nur die Zwangsabgaben treiben das ZDF-Budget in die Höhe. Die Werbeeinnahmen werden sich ebenfalls erhöhen: Sie sollen sich nächstes Jahr auf 137,7 Millionen Euro belaufen – ein Plus um 21,1 Millionen Euro.
Grund der Steigerung: 2014 stehen wieder Mega-Sportereignisse an, für das das ZDF die Rechte hält. Dazu gehören die Olympischen Winterspiele im russischen Sotchi und die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien.
Wie wichtig diese Sport-Events sind zeigt sich im ZDF-Haushaltsplan für dieses Jahr. Dort zeigen sich die Verantwortlichen unglücklich darüber, dass 2013 keine sportlichen Großereignisse und somit schlechte Werbeeinnahmen ins Haus stehen.
Trotz Supersportjahr 2014 rechnet sich der ganze Aufwand nicht: denn für Olympische Spiele, Fußball-WM und Leichtathletik-Europameisterschaft werden im Haushaltsplan 164 Millionen Euro veranschlagt. Das übersteigt die geplanten Jahres-Werbe-Einnahmen bereits um 26,3 Millionen Euro.
Obwohl die Rechte für die nächste Fußball-WM-Qualifikation der Männer an RTL gegangen sind (mehr hier), hat das ZDF die Lust an Sportübertragungen noch lange nicht verloren. Laut Handelsblatt plant der Sender für 2014 mit Sportprogrammkosten in Höhe von 328 Millionen Euro.
So ganz genau weiß ja niemand, wozu es die mit einer staatlichen Zwangsgebühr finanzierten Sender gibt: Doch wenn man einmal unterstellt, dass es Wählerstomzähler Jörg Schönenborn (hier mit Putin) ernst meint mit seiner Demokratie-Abgabe: Warum wird nicht ein Großteil der Mittel in eisenharten, teuren investigativen Journalismus gesteckt? Die Sender haben genug gute Leute, die das machen könnten. Und es gäbe wahrlich genug aufzudecken: Gerade im Sportbereich – Sotschi, Katar, Brasilien – zeigt sich, dass es hier nicht um Köperertüchtigung oder Unterhaltung geht, sondern um ein durch und durch korruptes Business. Menschen werden ausgebeutet, die Natur wird zerstört, Gelder versickern.
Wo sind die Aufdecker-Geschichten von ARD und ZDF? Nicht die salbungsvollen Quartals-Kommentare, sondern die wirklichen Enthüllungen, die sich die Sender als einzige leisten können, weil die Zwangsgebühren erheben.
Kritische Sportjournalisten wie Jens Weinreich müssen sich als Einzelkämpfer über Wasser halten – oder werden bei den Sendern sogar vor die Tür gesetzt, wie es Weinreich beim DLF widerfahren ist.
Natürlich verleitet die Tatsache, dass die Sender die Rechte für diese fragwürdig gewordenen Veranstaltungen gekauft haben, dazu, schönfärberisch zu berichten: Die Sender sind Teil des Systems geworden – und verraten so ihren Grundsatz-Auftrag.
Die Zuseher können das Programm nicht ändern. Auch ein Boykott hilft nicht, weil die Erhebung der Quoten intransparent ist und immer manipuliert werden kann.
In vielen Ländern gab es in den vergangenen Tagen Proteste gegen die Medien (hier). Das wünschen wir den Sendern nicht.
Was wir ihnen wünschen: Eine Revolution von innen, bei der sich die Aufrechten in den Sendern erheben und den willfährigen Managern an der Spitze die Stirn bieten. Ein Ende des Duckmäusertums, das von jenen erzwungen wird, die wollen, dass ihre Sender endlich auch die Sender der Gebührenzahler werden.
Mit freundlicher Genehmigung von DEUTSCHE WIRTSCHAFTS NACHRICHTEN
Kommentare
» der Kommentar des Blogschreibers «
Die Versuchung war schon immer groß für unsere Wichtigtuer, Einfluss auf die Programmgestaltung der Ö-R zu nehmen und ihre Parteidoktrin dem Wahlvolk manipulativ unter zu jubeln.
Es war bestimmt nicht der erste Fall: 2008 forderte der Fraktionschef der Berliner CDU, Friedbert Pflüger, den ARD-Polittalk "Anne Will" absetzen zu lassen. Sie hatte in einer Sendung einen Bericht über die Regierungsarbeit des rot-roten Senats in seinen Augen zu wohlwollend und wahrheitsverzerrend angekündigt.
Am 17. Mai 2010 schrieb die Süddeutsche über den Fall Brender:
"Im Selbstbedienungsladen - Union missbraucht ZDF - Die Union will einen neuen ZDF-Chefredakteur und bekommt ihn. Als Nachfolger für Nikolaus Brender steht Peter Frey bereit." und weiter:
"Das Beispiel ZDF zeigt, dass man ohne Parteibuch in Deutschland im öffentlichen Raum wenig werden kann. Unerheblich, dass immer weniger Leute zur Wahl gehen und somit die Parteien von immer weniger Deutschen gewählt werden. Zur Macht gehört, sie ausüben zu wollen. Und Medien bedeuten in der modernen Gesellschaft: Macht."
Für meinen Begriff ist die "Demokratieabgabe" eine Einnahmeerhöhung für die ohnehin üppigst ausgestatteten Ö-R-Anstalten, um bei der immer mehr stattfindenden politischen Einflussnahme auf Sendetermine und Programminhalt, keine Einwände zu erheben.
Ganz nebenbei mutieren die Sender zu einem Staatsfernsehen und bringen in den Zeiten mit den meisten Zuschauern statt aufzuklären, politisch gewollte Verblödungssendungen und eben zu Kommerz- und Werbeorgien verkommene Sportveranstaltungen. Geld dafür ist wegen der Zwangsabgabe ja genug vorhanden, Werbeeinnamen tun ein Übriges.
Ihre eigentliche, vom Gesetz vorgegebene Aufgabe wird wegen der politischen Einflussnahme und der dadurch bedingten Angst um den eigenen Arbeitsplatz, so gut wie nicht mehr, oder nur noch zu nachtschlafender Zeit, wahrgenommen.
Man kann sich dazu vergleichsweise die Selbstverpflichtung des ZDF oder die ARD-Leitlinien von 2004 und 2013 ansehen und staunen, was sich mitlerweile durch immer stärker werdenden, politischen Druck alles geändert hat.
Ein äusserst interessantes Video mit der frisch gebackenen
Dr. Anna Terschüren: "Der Rundfunkbeitrag ist verfassungswidrig.
Die druckfrische Doktorarbeit von Anna Terschüren erhielt übrigens die Bestnote "summa cum laude", aber sie wird natürlich bei den öffentlich-rechtlichen totgeschwiegen.
Virgo sagt:
Leider fehlt noch eine sehr interessante Information in diesem sehr guten Artikel, der es selbst in die Mainstream Nachrichten der ARD schaffte. Man möge sich die Verteilung der Interessenvertreter im ZDF anschauen:
http://www.tagesschau.de/inland/zdf-bundesverfassungsgericht100.html
Bei der Verteilung kann einem nichts mehr wundern, denn das hat nichts mit einer Repräsentation der Bevölkerung zu tun.
Eugen sagt:
Diese Sender werden von Partei-Politikern kontrolliert. Wer brav ist, darf an die Töpfe und mehr verdienen als die Bimbeskanzlerin. Wer nicht spurt wird rausgemobt oder darf über die Jubiläumsfeier des Kleintierzüchterverein Hinterwaldingen berichten.
Da immer mehr Leute unzufrieden sind, wird jetzt zur großen Propaganda-Hirnbewaschung gerufen. Das bedeutet Fake-Studien, die über überglückliche Europäer berichten und natürlich Bier und Spiele (für die der Dumm-Michel zur Zahlung verordnet wird). Natürlich darf man bei allem auch nicht die Peitsche vergessen (Rente mit 80, Negativzinsen, Leiharbeit usw.). Sonst wird’s dem Schafvolk noch zu wohl.
Selbstdenker sagt:
Die systematische und zielgerichtete Verblödung der Massen ist kein Zufall.
Es ist im “Plan” ein wichtiger Punkt, dem die Eliten besondere Aufmerksamkeit schenken.
Schließlich “ebnet” die Verblödung durch die Medien den Weg für “weiterführende Ziele der Eliten:
http://www.dorfling.de/index.php/home/chef-blog/politik/505-politik-und-buerger-gemeinsam-erreichen-wir-den-abgrund-schneller
Klabautermann sagt:
“Eine Revolution von innen. Ein Ende des Duckmäusertums.”
Es wird ein schöner Traum bleiben.
Karrieregeile gegelte Bussibussifutzis, die ihr Hirn nebst Ethik und Moral spätestens beim ersten Einstellungsgespräch abgegeben haben, beherrschen das Terrain. Sie sind die Könige der allgemeinen Volksverblödung.
Mit einem letzten frenetischen “Tor”-Gebrüll werden wir ohnehin irgendwann alle gemeinsam über die letzte Klinge in den Abgrund springen.
Das Universum und den lieben Gott wird es nicht jucken. Das Leben geht auch ohne uns weiter.
guantanamera sagt:
Eine Revolution von innen? In Deutschland? Träumen darf man ja. Mehr wird nicht drin sein.
Erst wenn der Euro so zusammenkracht, dass nichts mehr zu vertuschen und zu reparieren ist, erst dann wird es Veränderungen geben. Aber die werden nicht zum Besseren sein. Neustart und Alles bleibt beim Alten.
Die Deutschen kann man doch vergessen. Deutschland schafft sich nicht ab. Deutschland hat sich schon abgeschafft. Vielleicht, aber nur vielleicht, haben noch die Franzosen Kraft für eine Revolution von innen. Wir sollten Spendengelder für diesen Fall bereit halten. Wenigstens das.
argus germanicus sagt:
Hallo Vorsicht, wenn die Franzosen Revolution machen…
Nicht das da hernach wieder ein zu kurz geratener Korse entspringt
…und nicht immer so auf den Michel draufschlagen – nach 68 Jahren Umerziehung ist immer noch erstaunlich viel gesunder Menschenverstand im Restvolk vorhanden, nur leider reicht es noch nicht für eine “kritische Masse”, dazu muss sich der Druck im Reaktionsgefäß noch deutlich erhöhen
Burckhard sagt:
Ich zahle seit 1.01.2013 keine Zwangsabgabe in Form von Rundfunkgebühren weil diese schlichtweg verfassungswidrig sind. Googelt mal.
Wenn viele nicht zahlen bewegt sich vielleicht etwas. Also mitmachen
Freitag, 22. November 2013
GEZ: Hunderte Millionen für Sport-Events statt für Aufklärung
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