Nachdem BILD China die Corona-Rechnung präsentiert hat, antwortet die Chinesische Botschaft in einem offenen Brief:
Sehr geehrter Herr Reichelt, sehr geehrte Mitglieder der BILD-Chefredaktion, Mit einigem Befremden habe ich heute Ihre Berichterstattung zur Corona-Pandemie im Allgemeinen und zu der vermeintlichen Schuld Chinas daran im Besonderen verfolgt. Einmal abgesehen davon, dass wir es als ziemlich schlechten Stil betrachten, ein Land für eine Pandemie verantwortlich zu machen, unter der die ganze Welt zu leiden hat, und dann auch noch eine explizite Rechnung angeblicher chinesischer Schulden an Deutschland zu präsentieren, ignoriert der Artikel einige wesentliche Fakten. 1. Sie schreiben, das Virus breitete sich aus, "auch, weil die chinesische Führung wichtige Informationen wochenlang unterdrückte". Und: "China hat seine Informationspflichten gegenüber der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verletzt." Dazu stellen wir fest: Bereits am 31.12.2019 haben die chinesischen Behörden die WHO über Fälle von Lungenentzündung unbekannter Ursache in Wuhan informiert. Ab dem 3. Januar 2020 informierte China die WHO und andere Länder wie die USA regelmäßig über den Verlauf. Zu dieser Zeit meldete Wuhan 44 Patienten mit der mysteriösen Krankheit. Am 8. Januar 2020 wurde der Krankheitserreger SARS-CoV-2 erstmals identifiziert. Am 11. Januar stellte China vollständige Genomsequenzen des neuartigen Corona-Virus öffentlich online und teilte die genetischen Daten mit der WHO. Am 20. Januar bestätigte China aufgrund von fundierten epidemiologischen Untersuchungen die Übertragung des neuartigen Coronavirus von Mensch zu Mensch. Drei Tage danach wurde die Millionenmetropole Wuhan abgeriegelt und noch nie dagewesene umfassende, gründliche und rigorose Quarantänemaßnahmen wurden landesweit ergriffen. Die WHO bestätigt exakt diese Timeline und sie ist hier nachzulesen. Am 11. März schließlich erklärte die WHO die durch das COVID-19-Virus verursachte Krankheit zur Pandemie. 2. Sie schreiben: "Die britische Denkfabrik Henry-Jackson-Society kommt in einer aktuellen Studie zum Schluss: China ist RECHTLICH VERANTWORTLICH für die wirtschaftlichen Folgen." Dazu stellen wir fest: Viele Länder, die jetzt mit COVID-19 zu kämpfen haben, hatten Zeit, sich auf die grenzüberschreitende Ausbreitung des Erregers vorzubereiten, nachdem China seinen Ausbruch im Rahmen der IHR-Richtlinien gemeldet hatte. Bei den Behauptungen von einigen wenigen Politikern bzw. Experten oder Medienvertretern, dass China nach internationalem Recht rechtswidrig gehandelt habe und nun verpflichtet sei, ausländische Regierungen zu entschädigen, geht es nicht wirklich um internationales Recht, um Völkerrecht. Es geht ihnen um gegenseitige Schuldzuweisungen, um von eigenen Versäumnissen und Schwächen abzulenken. Sitzung des EU-Parlaments unter der Teilnahme der EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen am 26. März 2020 in Straßburg. Erlauben Sie mir zum Schluss noch eine persönliche Bemerkung: Wir betrachten den Stil, in dem Sie in Ihrer heutigen Berichterstattung auf der Seite 2 gegen China "zu Felde ziehen", als infam. Ihr Bericht entbehrt nicht nur ganz wesentlicher Fakten und genauer Zeitabläufe, sondern auch einem Mindestmaß an journalistischer Sorgfaltspflicht und Fairness. Wer so aufrechnet, wie Sie das mit der BILD-Zeitung von heute tun, schürt Nationalismus, Vorurteile sowie Fremden- und Chinafeindlichkeit. Es wird weder der traditionellen Freundschaft zwischen beiden Völkern noch einem seriösen Verständnis von Journalismus gerecht. Ich frage mich gerade vor diesem Hintergrund, woher in Ihrer Redaktion die Abneigung gegen unser Volk und unseren Staat kommt? Für eine Krise dieses Ausmaßes gibt es kein Drehbuch. Auch Deutschland muss seinen seinerzeit durchdachten Notfallplan nach dem deutschen Infektionsschutzgesetz überarbeiten. Dass wir zusammen aus der Pandemie-Krise lernen und kooperieren, ist gefordert mehr denn je. Inzwischen bescheinigen uns auch namhafte internationale Wissenschaftler, dass China durch sein schnelles und entschiedenes Handeln einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung dieser Pandemie geleistet hat und zumindest einen Monat Zeit für den Rest der Welt gewonnen. Davon lesen wir in Ihrem Beitrag leider gar nichts. Mit freundlichen Grüßen, Tao Lili Sprecherin der chinesischen Botschaft in Deutschland |
2020-04-17 Auf unseren offenen Brief zur Zurückweisung bezüglich der hetzerischen Berichterstattung hat der Chefredakteur von BILD am 17. April mit einem offenen Brief geantwortet, in dem abermals mit Unwahrheiten und politischer Verleumdung über China hergezogen ist, was uns Anlass gibt, unsere entschiedene Ablehnung nochmals zum Ausdruck zu bringen. China ist seit dem Ausbruch der neuartigen Corona-Epidemie in offener, transparenter und verantwortungsbewusster Weise vorgegangen, indem wir der WHO über die Epidemie frühstmöglich berichtet, mit anderen Ländern zusammengearbeitet und gleichzeitig umfassendste, strengste und gründlichste Maßnahmen ergriffen haben. Damit haben wir nicht nur stufenweise wichtige Erfolge innerhalb von China erzielt, sondern auch Zeit für andere Länder verschaffen bzw. Erfahrungen gesammelt. Das sind unbestreitbare Tatsachen, die von der internationalen Gemeinschaft umfassend gewürdigt sind. Der Gesundheit und Sicherheit der Bevölkerung wird von der Kommunistischen Partei Chinas und der chinesischen Regierung höchste Priorität eingeräumt. Das wird vom chinesischen Volk geschätzt, und die strengen Maßnahmen, die leider riesigen Wirtschafsverlust zur Folge haben, auch von der chinesischen Bevölkerung vom Herzen unterstützt und befürwortet. Was in China passiert, kann das chinesische Volk besser beurteilen. Wir brauchen keine erhobenen Zeigefinger von außen. Der Ursprung des Virus ist eine wissenschaftliche Frage, mit der sich Wissenschaftler und medizinische Experten auseinandersetzen sollten. WHO-Vertreter und renommierte Mediziner haben bereits mehrmals darauf hingewiesen, dass Behauptungen wie „Labor-Entweichen" wissenschaftlicher Grundlage entbehren. Ferner möchte ich darauf hinweisen, dass China laut Angaben der Weltorganisation für geistiges Eigentum am 7. April die meisten Patente beim PCT (Patent Coorperation Treaty) für das Jahr 2019 angemeldet hat. Trotz all dieser Anfeindungen haben wir auch erfreulicherweise gesehen, dass China und Deutschland bei der Bekämpfung der Epidemie immer enger austauschen, zusammenarbeiten, gegenseitig unterstützen und einander beistehen. Dadurch wird das Verständnis zwischen den beiden Völkern verstärkt und die sachorientierte Zusammenarbeit weiter ausgebaut. Das wollen einige wenige Medienvertreter angeblich nicht wahrnehmen, aber zum Trost, ich zitiere, hat uns ein deutscher Staatsbürger geschrieben: „BILD ist nicht Deutschland! Gott sei Dank!" Wir hoffen, dass alle Medien den Kampf gegen COVID-19 in den Vordergrund stellen, die Epidemie nicht politisieren und sich konstruktiv für die internationale Virus-Bekämpfung einsetzen. Botschaft der Volksrepublik China in der Bundesrepublik Deutschland |
RT-Deutsch
Kategorie Nachrichten & Politik
Quelle: RT_Deutsch.de
Was man grundsätzlich mit diesr "Zeitung" machen sollte, ist an der rechten Seite des Blogs unter "Für einen erfolgreichen Geschäftsabschluss" gut dargestellt.
AntwortenLöschenSchon bei Reichelts Vorgängern konnte man den Verdacht haben, dass Größenwahn und Überheblichkeit zwingende Vorraussetzungen für den Posten des Chefredakteurs sind.
Ein Leser des Blogs