Sonntag, 1. Dezember 2019

Mehr als 1500 Radikale sind in Braunkohle-Tagebaue im Osten eingedrungen


Radikale in Braunkohle-Tagebaue eingedrungen
Fernwärme für Cottbus gefährdet

Mehr als 1500 Radikale sind in mehrere Braunkohle-Tagebaue im Osten eingedrungen. Wegen der Aktionen mussten Kraftwerke heruntergefahren werden, die Leag warnte vor einer Unterbrechung der Fernwärmeversorgung von Cottbus. Auch Gegendemonstranten für einen langsameren Strukturwandel machten sich bemerkbar.

Mehr als 1500 radikale „Aktivisten“ waren am Samstagmorgen in verschiedene Braunkohle-Tagebaue im Lausitzer Revier sowie im Gebiet um Leipzig eingedrungen.

In den Tagebauen Welzow-Süd, Jänschwalde und Vereinigtes Schleenhain wurde der Betrieb wegen „Ende Gelände“-Aktionen zeitweise eingestellt, auch mehrere Schienenzufahrten zu Braunkohlekraftwerken seien blockiert worden.

Wegen der Aktionen mussten Kraftwerke heruntergefahren werden, die Leag warnte vor einer Unterbrechung der Fernwärmeversorgung der Großstadt Cottbus. Die Tagebau-Betreiber Leag und Mibrag erstatten Anzeige.

Vereinzelt gab es offenbar Rangeleien zwischen Demonstranten und der Polizei, in Jänschwalde seien drei Beamte leicht verletzt worden, sagte Brandenburgs Polizeisprecher Torsten Herbst.

Die Protestierer durchbrachen gewaltsam Polizeiketten im Südraum Leipzig. „Die Friedlichkeit können wir nicht bestätigen“, sagte Polizeisprecher Andreas Loepki zu Erklärungen von „Ende Gelände“, dass es keine Aktionen gegen Menschen geben werde.

Gegendemonstranten für langsameren Strukturwandel

Vor Ort machten sich aber auch Gegendemonstranten bemerkbar, die für einen langsameren Strukturwandel eintreten und um ihre Arbeitsplätze fürchten.

Mehrere Zehntausend Menschen ohne Job befürchtet etwa Toralf Smith. „Zum anderen wäre aber auch die Energieversorgung in Deutschland und in Europa extrem gefährdet. Denn so weit sind wir noch nicht, dass die Erneuerbaren das machen können. Aber nichtsdestotrotz es gab ja durch die KWSB, das ist die Kommission, landläufig Kohle-Kommission, einen klaren Kompromiss, an dem übrigens auch NGOs wie Greenpeace und BUND beteiligt waren, und zugestimmt haben. Darin heißt es, bis ’38 auszusteigen. Und die Zeit brauchen alle, die einen um die Energieversorgung sicherstellen und die anderen, um den Strukturwandel hinzukriegen. Noch ist hier nichts mit Strukturwandel, und mit dem Kopf durch die Wand geht gar nichts“, sagte Smith Reuters TV.“

1500 Radikale in den Tagebauen

Wie die Organisation „Ende Gelände“ mitteilte, gelangten gegen 09.00 Uhr gut tausend Demonstranten in die Tagebaue Welzow-Süd in Brandenburg sowie Vereinigtes Schleenhain im Grenzgebiet zwischen Sachsen und Sachsen-Anhalt bei Leipzig. Weitere knapp tausend Aktivisten beteiligten sich demnach seit 08.00 Uhr an Aktionen in und um den brandenburgischen Tagebau Jänschwalde.

Insgesamt waren den Angaben von Ende Gelände zufolge rund 4000 Aktivisten unterwegs, um die Infrastruktur in den Braunkohlerevieren Lausitz und im Raum Leipzig zu blockieren. Sie wollen damit gegen die aus ihrer Sicht unzureichende Klimapolitik der Bundesregierung protestieren. In Jänschwalde drangen demnach rund 500 Demonstranten in den Tagebau ein, weitere 450 blockierten eine Kohlebahn, die mit dem Braunkohlekraftwerk Jänschwalde verbunden ist.

„Wir befinden uns an einem kritischen Punkt – das Zeitfenster, um die Klimakrise zu stoppen, schließt sich rapide“, erklärte Sprecher Johnny Parks. Nach den bundesweiten Klimaprotesten am Freitag gehe die Bewegung nun einen Schritt weiter und leiste zivilen Ungehorsam, fügte Sprecherin Sina Reisch hinzu.
Während wir handeln, diskutiert die Bundesregierung ein vollkommen unzureichendes Kohleausstiegsgesetz. Leider hat dieses politische Versagen System.“
Reisch forderte aber nicht nur einen schnellen, sondern auch einen „sozial gerechten Strukturwandel“ in der Lausitz. „Der dringend notwendige Kohleausstieg darf nicht auf dem Rücken der Beschäftigten umgesetzt werden“, sagte die Sprecherin. Das zur Abfederung des Strukturwandels vorgesehene Geld in Milliardenhöhe müsse „wirklich der Region und den dort lebenden Menschen zugute kommen“ und dürfe nicht „den Kohlekonzernen den Kohleausstieg vergolden“.

Der Braunkohletagebau Jänschwalde befindet sich wegen fehlender Umweltverträglichkeitsprüfungen derzeit auf gerichtliche Anordnung hin in einem sogenannten Sicherheitsbetrieb. „Mit unserer heutigen Aktion zeigen wir, dass der Tagebau dauerhaft stillgelegt werden muss“, sagte Ende-Gelände-Sprecher Parks. Das Kraftwerk Jänschwalde gilt als eines der klimaschädlichsten in Europa.

Bei Klimaprotesten in ganz Deutschland waren am Freitag nach Veranstalterangaben mehr als 600.000 Menschen auf die Straße gegangen. Die hauptsächlich von Schülern und Studierenden getragene Bewegung Fridays for Future fordert eine grundlegende Überarbeitung des Klimapakets der Bundesregierung und einen schnelleren Kohleausstieg. (afp)

Mit freundlicher Genehmigung von EpochTimes.de

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