Freitag, 13. Juli 2012

18 Stunden durften sich BILD-Leser verdutzt die Augen reiben


In Konstantin Weckers Webmagazin Hinter den Schlagzeilen
fand ich diesen Beitrag:

„War das noch die BILD, die Wallraff als Zentralorgan der Finanzspekulanten unter dem Decknamen “Hans Esser” einst ausgeforscht hatte?
Die BILD, gegen die die APO wegen Volksverhetzung geklagt und demonstriert hatte?
Die BILD, die regelmäßig Gegner der Bankenmacht, von Benno Ohnesorg, Rudi Dutschke bis lateinamerikanische Theologen der Befreiung und nun Blockupies in den Rufmord getrieben und geschrieben hatte?
18 Stunden hatte ein Redakteur von BILD die zarte Illusion, er könne Liebeslieder schön finden und beschreiben, obwohl diese von einem Bankengegner gesungen worden waren. Und er hatte es einfach getan. Naiv möchte man meinen.
18 Stunden war in BILD sowas wie Rückgrat, geradezu ein Hauch von Freiheit, redaktioneller wie künstlerischer. Da war ein Musiker ohne die üblichen Totschlagzeilen gewürdigt worden, obwohl der links steht.
Am Samstag um ca. 18 Uhr war nämlich der Beitrag auf BILD.de zu lesen
http://www.diether-dehm.de/images/stories/files/Bild_online%207%20Juli%202012.pdf
über Diether Dehm und seine CD “GROSSE LIEBE.RELOADED”. Dann prasselte der Druck auf die Redaktion. Aus höchsten Kreisen von CDU, SPD, FDP usw.
Die Bildspitze wurde zur Ordnung gerufen. Zur herrschenden Ordnung. Der redaktionelle Eigenständigkeit so fremd ist, wie Mondgestein. Oder wie weiland Bahro dem Honecker. Am Sonntag gegen 12 Uhr tilgte BILD.de dann den Beitrag. Spurlos. Als habe es ihn nie gegeben. Ohne Begründung. Wie man das bei den Mächtigen gewöhnt ist. Berlusconi ließ grüßen. Auch die Leserkommentare waren getilgt. Noch Fragen?
BILD bleibt BILD. Der Ausrutscher ist weggebügelt. Wer sich sein eigenes Bild von den so weggebügelten Songs machen will, kann sich’ s hier anhören:
http://diadem-reloaded.de/?page_id=25


und ergänzend dazu steht bei www.Bildblog.de

„Diether Dehm selbst erklärte uns auf Anfrage, ihm seien inzwischen Namen “aus den Fraktionsspitzen der drei Parteien” zu Ohren gekommen, die am Sonntag bei “Bild” “vorstellig geworden” sein sollen, um sich über die positive Berichterstattung über Dehm und seine neue CD zu beschweren.
Dass Bild.de den Artikel dann wieder offline genommen habe, sieht Dehm als Teil einer Kampagne gegen seine Partei, wie er uns schreibt:
Es ist nicht nur “Bild”, sondern das Gros der Verlagskonzerne, die LINKE nur skandalisiert in ihre Blätter lassen. Wir erleben gerade eine Auferstehung von Zensur a la McCarthy und Berlusconi, damit um Gotteswillen die Wut über die Zockerbanken in der Eurokrise nicht nach links geht.
Das treffe dann sogar seine “kleine, ziemlich unverdächtige Liebeslieder-CD”.
Die Pressestelle der Axel Springer AG antwortete auf unsere Anfrage, wir wüssten ja, dass der Verlag “zu Redaktionsinterna keine Auskunft” gebe. So sei es auch in diesem Fall.“

Fragen sich einige immer noch verwundert: „Was läuft hier eigentlich?“
Da drehen ausgewachsene „Demokraten“ beinahe durch, weil das „Staatsorgan“ einen Musiker würdigt, der in der „falschen Partei“ ist. Wo ist dieses Land nur hingekommen?
Sind das etwa die gleichen "Demokraten", die so laut was von Pressefreiheit geschrien haben als Christian Wulff der BILD was verbieten wollte?

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