T-Online schrieb:
Warnung
an die Banken - "Zypern war ein Testballon"
25.03.2013,
18:39 Uhr | t-online.de - Frank Lansky, mit dapd, dpa
Schrecken bei Anlegern am Frankfurter Aktienmarkt: Die
Bankenpläne für Zypern sollten nach Einschätzung von Eurogruppenchef Jeroen
Dijsselbloem zum Vorbild für die Eurozone werden. Die Rettung von Zypern sei
ein Einschnitt im Kampf gegen die Schuldenkrise gewesen, sagte der
niederländische Finanzminister der "Financial Times". Die Aussagen
versenkten den DAX und vor allem die Bankaktien. Börsianer befürchten nun auch
in anderen Ländern einen Zugriff auf das Geld Bankkunden, was auch die
deutschen Kleinsparer nicht kalt lassen dürfte. Dies alles könnte einen Ansturm
auf die Kreditinstitute in der Eurozone auslösen - was letztlich die
Krisenstaaten destabilisieren würde. Doch ein Experte beruhigt.
Warnschuss vor den Bug der Banken
Der bisherige Ansatz, die Risiken vom Finanzsektor zu nehmen
und dem öffentlichen Sektor aufzuladen, sei der falsche Weg, sagte der
Niederländer, der auch niederländischer Finanzminister ist. In Zypern werden
Großanleger, Eigentümer und Gläubiger der beiden größten Banken der Insel zu
ihrer Rettung herangezogen. Die zweitgrößte Bank, Laiki, soll aufgespalten
werden und am Ende de facto vom Markt verschwinden. Kunden mit Einlagen von
mehr als 100.000 Euro müssten mit erheblichen Verlusten rechnen. Bei der Bank
of Cyprus wird es ebenfalls einen Haircut geben.
Länder der Eurozone mit großem Banken-Sektor wie Luxemburg,
Malta und Slowenien sollten eine Verkleinerung prüfen, forderte Dijsselbloem in
dem Interview. Ziel müsse es sein, Risiken vom öffentlichen Sektor
fernzuhalten. Eine direkte Rekapitalisierung der Banken durch den
Rettungsmechanismus ESM sei nicht die Lösung für Länder mit Bankenproblemen.
Künftig soll geprüft werden, inwieweit Aktionäre, Anleihegläubiger und auch die
Kunden einer Bank herangezogen werden, so der Chef der Eurogruppe.
Zypern als Testballon für künftige Krisen
Börsianer sprachen nach der Aussage des Eurogruppen-Chefs
davon, dass die Eurogruppe offenbar teste, wie weit sie gehen könne. Nun sei
auch in den anderen Euro-Peripherieländern eine Kapitalflucht zu befürchten.
Wolfgang Duwe, Aktienstratege bei der Bremer Landesbank,
zeigte sich nicht angetan von der Reaktion der Märkte – er hatte nach der
Zypern-Einigung ein Allzeithoch im DAX erwartet. "Die Aussage von Jeroen
Dijsselbloem war wohl kein Versprecher – sondern tatsächlich eher ein
‘Testballon‘ der Eurogruppe." Inhaltlich sei ein solches Vorgehen künftig
durchaus denkbar, ergänzte Duwe im Gespräch mit t-online.de.
Experte beruhigt deutsche Kleinsparer
Allerdings müssten Kleinsparer in Deutschland nicht zittern
– "ganz im Gegenteil. Das Vorgehen in den vergangenen Tagen hat die
Kleinanleger eher gestärkt. Denn die Zypern-Verhandlungen haben die Summe von
100.000 Euro nun als Grenze eingezogen," erläuterte Duwe.
Vor der Einigung vom Wochenende sahen das die Bürger anders:
Obwohl die Bundesregierung garantierte, dass alle deutschenSpareinlagen sicher
sind, drückte die Euro-Kriseauf die Stimmung der Deutschen. Laut dem
ARD-"Deutschlandtrend" machte sich jeder Zweite (48 Prozent) Sorgen
um seine Ersparnisse. Auch die Leser von t-online.de glauben an eine mögliche
Teilenteignung, wie die Umfrage oben rechts belegt.
Optimismus für die Eurozone
Einen lang anhaltenden Vertrauensverlust für die Eurozone
sieht der Experte der Bremer Landesbank durch den offensichtlichen Testballon
durch die Eurogruppe nicht. "Der Rücksetzer am Montag an der Börse und die
Verluste bei Bankaktien renken sich wieder ein."
Auch für den Euro zeigte sich der Experte optimistisch: Die
Gemeinschaftswährung werde sich festigen, nachdem sie zuletzt wegen Zypern
abgeschwächt hatte. "Insgesamt zeigte die Eurozone Handlungsfähigkeit,
auch wenn alles viel zu lange gedauert hat."
Oligarchen-Geld auf Zypern
Duwe hält ansonsten die Teilenteignung von Großanlegern bei
Banken in Zypern für Richtig – schließlich hätten sie über höhere Zinsen und
die wahrscheinlich nicht erfolgte Versteuerung vom zwielichtigen
Geschäftsmodell profitiert.
Tatsächlich ist Zypern bislang ein sicherer Hort für
zwielichtiges Kapital aus Osteuropa gewesen. Der Bundesnachrichtendienst geht
lauteiner Studie vom November 2012 von 26 Milliarden Dollar an russischen
Geldern aus. Zudem warnte der deutsche Auslandsgeheimdienst, 80 russische
Oligarchen hätten die zyprische Staatsangehörigkeit angenommen – damit hätten
sie die Niederlassungsfreiheit in der EU erhalten.
Hans-Henning Schröder, Professor beider Stiftung
Wissenschaft und Politik in Berlin, sagte jüngst im Gespräch mit t-online.de,
warum sich Russland so vehement engagiert hat, sei klar: Viele Freunde von
Präsident Wladimir Putin hätten eine Menge Geld verloren.
Der russische Ministerpräsident Dmitri Medwedew kritisierte
den Zypern-Rettungsplan derweil scharf. Die geplanten saftigen Abgaben auf
Bankguthaben über 100.000 Euro verurteilte er als "Plünderung". Das
könne Auswirkungen auf den Bankensektor weltweit haben, sagte er russischen
Medienberichten zufolge. Russland werde die Konsequenzen des Rettungsplans
sorgfältig bedenken müssen.
Quelle:
t-online.de - Frank Lansky, mit dapd, dpa
Putin
verfügt Umstrukturierung russischen Kredits an Zypern
Thema: Einmal-Steuer-Entscheidung in Zypern
16:52 25/03/2013
MOSKAU,
25. März (RIA Novosti)
Der russische Präsident Wladimir Putin hat die Regierung und
das Finanzministerium beauftragt, eine Umstrukturierung des Zypern im Jahr 2011
eingeräumten Kredits zu durchdenken, wie Putins Sprecher Dmitri Peskow am
Montag in Nowo-Ogarjowo, der Vorstadtresidenz des Präsidenten bei Moskau,
mitteilte.
„Im Hinblick auf die von der Eurogruppe gefällten Entscheidungen hält es Putin für möglich, die Anstrengungen des zyprischen Präsidenten und der EU-Kommission zur Überwindung der Krise in der Wirtschaft und im Finanz- und Bankensystem dieses Landes zu unterstützen. Putin beauftragte die Regierung und das Finanzministerium, mit den Partnern die Bedingungen für eine Umstrukturierung des früher an Zypern gewährten Kredits durchzuarbeiten“, so Peskow.
Russland hatte der Inselrepublik 2011 einen Kredit in Höhe von 2,5 Milliarden Euro mit einer Laufzeit von 4,5 Jahren gewährt. Anfang dieses Jahres bat Zypern, die Tilgungsfrist um weitere fünf Jahre zu strecken.
„Im Hinblick auf die von der Eurogruppe gefällten Entscheidungen hält es Putin für möglich, die Anstrengungen des zyprischen Präsidenten und der EU-Kommission zur Überwindung der Krise in der Wirtschaft und im Finanz- und Bankensystem dieses Landes zu unterstützen. Putin beauftragte die Regierung und das Finanzministerium, mit den Partnern die Bedingungen für eine Umstrukturierung des früher an Zypern gewährten Kredits durchzuarbeiten“, so Peskow.
Russland hatte der Inselrepublik 2011 einen Kredit in Höhe von 2,5 Milliarden Euro mit einer Laufzeit von 4,5 Jahren gewährt. Anfang dieses Jahres bat Zypern, die Tilgungsfrist um weitere fünf Jahre zu strecken.
Zypern saniert sich auf Kosten Russlands
Thema: Einmal-Steuer-Entscheidung in Zypern
13:02 26/03/2013
MOSKAU, 26. März (RIA Novosti).
Die zyprische Regierung hat sich Sonntagnacht mit den Geldgebern auf einen neuen Rettungsplan geeinigt, schreibt die Zeitung „Wedomosti“ am Dienstag.
Damit wendete Zypern in letzter Minute die Staatspleite ab. Die 17 Finanzminister der Eurozone unterzeichneten eine vorläufige Vereinbarung. Die Kunden der beiden größten zyprischen Banken, der Bank of Cyprus und der Laiki Bank (Cyprus Popular Bank), werden jedoch Geld verlieren. Die Bank of Cyprus wird verkleinert. Auf Guthaben von mehr als 100.000 Euro wird eine Zwangsabgabe von 30 Prozent erhoben. Die Laiki Bank wird komplett zerschlagen. Faule Einlagen werden in einer „Bad“ Bank ausgelagert, die anderen Guthaben werden in der Bank of Cyprus deponiert. Konten mit Beträgen bis zu 100.000 Euro bleiben in der Bank of Cyprus.
Dieser Beschluss muss nicht vom zyprischen Parlament gebilligt werden, weil keine neue Steuer eingeführt, sondern die Banken restrukturiert werden. Das Gesetz über die Insolvenz der Banken war bereits am Freitag verabschiedet worden.
Was mit den anderen Bankguthaben geschieht, ist nach wie vor ungewiss. Experten zufolge gibt es Befürchtungen, dass Laiki-Bank-Kunden mit Guthaben von mehr als 100.000 Euro ihr ganzes Geld verlieren.
Mit dem neuen Rettungsplan werden vor allem die zyprischen und britischen Rentner abgesichert. Der neue Beschluss wird vor allem einige russischen Unternehmen treffen. Doch auch ein großer Teil der russischen Unternehmen mit Kapital in Zypern ist nicht von der Zwangsabgabe betroffen. Viele russische Firmen besitzen Konten bei der in dem Inselstaat ansässigen Russian Commercial Bank (Russki Kommertscheski Bank), einer Tochter von Russlands zweitgrößter Bank VTB Group, deren Einlagen mit keiner Sonderabgabe belegt werden.
Wie der Jurist Pawel Romanenko sagte, war die Laiki Bank bei russischen Kunden sehr beliebt, weil diese von Moskau aus problemlos ein Konto eröffnen konnten.
Die Eurogruppe beschloss zudem Einschränkungen für Abhebungen, um den Abzug von Kapital zu verhindern.
Russlands Vizepremier Igor Schuwalow konnte am Montag keine konkreten Zahlen über die Verluste der russischen Investoren benennen. „Erstens handelt es sich um Geld, das aus Russland ausgeführt wurde, um Steuerzahlungen zu umgehen. Meines Erachtens ist der Anteil dieses Geldes nicht hoch. Die meisten russischen Finanzmittel befinden sich absolut legal in Zypern“, sagte Schuwalow.
Das scheint ja noch sehr interessant zu
werden
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