Thema:
USA
Blick auf die USA, Teil 2
Amerika als Vorbild für die Welt – aus, vorbei?
von Martin Suter
Militärisch, wirtschaftlich und kulturell scheint es mit der Supermacht bergab zu gehen. Stimmt der Eindruck? Teil 2 unseres Blicks auf die USA.
Die Hinweise verdichten sich: Die seit dem Ende des Kalten Kriegs dominanten USA geraten zunehmend ins Hintertreffen. In drei Punkten lässt sich dies mit Trends beim Militär und der strategischen Weltlage verdeutlichen (nachzulesen hier).
Für einen drohenden Niedergang der Supermacht sprechen auch noch weitere Punkte, abseits des militärischen und geopolitischen Bereichs:
1. Liberale Demokratie zieht als Kulturexport nicht mehr
Demokratische Regierungssysteme nach dem Prinzip, das die USA seit bald 230 Jahren vorleben, erreichten im Jahr 2006 ihre grösste Verbreitung. Um die 60 Prozent aller Staaten weltweit waren demokratisch regiert. Danach drehte der Trend: In wichtigen Staaten wie der Türkei, Bangladesch, Kenia oder Nigeria erlahmte die Demokratie. Auch ausserhalb des Wirkungskreises von China und Russland verbreiteten sich autoritäre Regierungsformen.
Selbst der charismatische Ex-US-Präsident Barack Obama hatte nach dem Fiasko des Irak-Kriegs dieser unvorteilhaften Entwicklung wenig entgegenzusetzen. Der populistische Nachfolger Donald Trump wird noch weniger Widerstand gegen antidemokratische und antifreiheitliche Trends leisten. Dass Russland massiv in die letzten Präsidentschaftswahlen eingreifen konnte, führte der Welt zusätzlich vor, wie verletzlich Amerikas Demokratie geworden ist. Das politische Modell USA ist kein Vorbild mehr.
2. Kulturkämpfe weisen auf wachsende Dekadenz hin
Neben Trump dominierten in der öffentlichen Diskussion dieses Jahr Themen mit wenig Lösungspotenzial. Die Enthüllungswelle sexueller Missetaten fegt zwar verdientermassen einen Mann nach dem anderen aus seiner Machtposition. Doch die #MeToo-Bewegung läuft Gefahr, in ein parteipolitisches Hickhack zu münden, was ihre soziale Relevanz mindern könnte.
Wenig zukunftweisend sind die beiden anderen Grossdebatten um historische Denkmäler und den Protest von Sportlerstars gegen Rassismus. Sie stellen eine unergiebige Nabelschau dar, die nirgendwo hinführt. Ernsthafte, auf die Lösung kommender Probleme gerichtete Diskussionen finden in den USA derzeit kaum statt – ein Zeichen zunehmender Dekadenz.
3. Technologische Wachstumsmotoren stottern
Die fünf grossen US-Technologiekonzerne Google, Apple, Amazon, Facebook und Microsoft sind in ihren Sparten weltweit führend. Von ihnen abgesehen, büsst die Volkswirtschaft der USA ihre Vorreiterrolle jedoch zunehmend ein. In China werden schon heute mehr Start-up-Firmen gegründet, und die Zahl der chinesischen Patentanmeldungen hat jene in den USA überflügelt.
Es hapert auch bei der industriellen Fertigungskapazität. Während China in der Hochtechnologie auf vollständige Herstellungsketten zurückgreifen kann, können US-Unternehmen längst nicht mehr alle Komponenten ihrer Produkte im eigenen Land fabrizieren. Warnende Stimmen fürchten, dass die Abhängigkeit von chinesischen Herstellern die Spitzenstellung – und die Sicherheit – der US-Rüstungsproduktion untergräbt. Eine Abhilfe gegen diesen Trend ist nicht in Sicht.
4. Trumps «MAGA» ist nicht der «Sputnik-Schock»
Um nicht abzusteigen, müssten sich die USA aufrappeln wie einst im Kalten Krieg. Der vom ersten sowjetischen Satelliten ausgelöste «Sputnik-Schock» löste 1957 eine landesweite Anstrengung aus mit dem Ziel, den angeblichen Rückstand der USA wettzumachen. Zwölf Jahre später landeten Amerikaner als Erste auf dem Mond.
Donald Trump hat mit «Make America Great Again» auch einen neuen Aufbruch auf die Fahnen geschrieben. Doch er strebt nach vergangener Glorie. Nur wenn sich Amerika neue Ziele setzt und diese auch klar verfolgt, kann es den Abstieg ins Mittelmass verhindern.
Die Hinweise verdichten sich: Die seit dem Ende des Kalten Kriegs dominanten USA geraten zunehmend ins Hintertreffen. In drei Punkten lässt sich dies mit Trends beim Militär und der strategischen Weltlage verdeutlichen (nachzulesen hier).
Für einen drohenden Niedergang der Supermacht sprechen auch noch weitere Punkte, abseits des militärischen und geopolitischen Bereichs:
1. Liberale Demokratie zieht als Kulturexport nicht mehr
Demokratische Regierungssysteme nach dem Prinzip, das die USA seit bald 230 Jahren vorleben, erreichten im Jahr 2006 ihre grösste Verbreitung. Um die 60 Prozent aller Staaten weltweit waren demokratisch regiert. Danach drehte der Trend: In wichtigen Staaten wie der Türkei, Bangladesch, Kenia oder Nigeria erlahmte die Demokratie. Auch ausserhalb des Wirkungskreises von China und Russland verbreiteten sich autoritäre Regierungsformen.
Selbst der charismatische Ex-US-Präsident Barack Obama hatte nach dem Fiasko des Irak-Kriegs dieser unvorteilhaften Entwicklung wenig entgegenzusetzen. Der populistische Nachfolger Donald Trump wird noch weniger Widerstand gegen antidemokratische und antifreiheitliche Trends leisten. Dass Russland massiv in die letzten Präsidentschaftswahlen eingreifen konnte, führte der Welt zusätzlich vor, wie verletzlich Amerikas Demokratie geworden ist. Das politische Modell USA ist kein Vorbild mehr.
2. Kulturkämpfe weisen auf wachsende Dekadenz hin
Neben Trump dominierten in der öffentlichen Diskussion dieses Jahr Themen mit wenig Lösungspotenzial. Die Enthüllungswelle sexueller Missetaten fegt zwar verdientermassen einen Mann nach dem anderen aus seiner Machtposition. Doch die #MeToo-Bewegung läuft Gefahr, in ein parteipolitisches Hickhack zu münden, was ihre soziale Relevanz mindern könnte.
Wenig zukunftweisend sind die beiden anderen Grossdebatten um historische Denkmäler und den Protest von Sportlerstars gegen Rassismus. Sie stellen eine unergiebige Nabelschau dar, die nirgendwo hinführt. Ernsthafte, auf die Lösung kommender Probleme gerichtete Diskussionen finden in den USA derzeit kaum statt – ein Zeichen zunehmender Dekadenz.
3. Technologische Wachstumsmotoren stottern
Die fünf grossen US-Technologiekonzerne Google, Apple, Amazon, Facebook und Microsoft sind in ihren Sparten weltweit führend. Von ihnen abgesehen, büsst die Volkswirtschaft der USA ihre Vorreiterrolle jedoch zunehmend ein. In China werden schon heute mehr Start-up-Firmen gegründet, und die Zahl der chinesischen Patentanmeldungen hat jene in den USA überflügelt.
Es hapert auch bei der industriellen Fertigungskapazität. Während China in der Hochtechnologie auf vollständige Herstellungsketten zurückgreifen kann, können US-Unternehmen längst nicht mehr alle Komponenten ihrer Produkte im eigenen Land fabrizieren. Warnende Stimmen fürchten, dass die Abhängigkeit von chinesischen Herstellern die Spitzenstellung – und die Sicherheit – der US-Rüstungsproduktion untergräbt. Eine Abhilfe gegen diesen Trend ist nicht in Sicht.
4. Trumps «MAGA» ist nicht der «Sputnik-Schock»
Um nicht abzusteigen, müssten sich die USA aufrappeln wie einst im Kalten Krieg. Der vom ersten sowjetischen Satelliten ausgelöste «Sputnik-Schock» löste 1957 eine landesweite Anstrengung aus mit dem Ziel, den angeblichen Rückstand der USA wettzumachen. Zwölf Jahre später landeten Amerikaner als Erste auf dem Mond.
Donald Trump hat mit «Make America Great Again» auch einen neuen Aufbruch auf die Fahnen geschrieben. Doch er strebt nach vergangener Glorie. Nur wenn sich Amerika neue Ziele setzt und diese auch klar verfolgt, kann es den Abstieg ins Mittelmass verhindern.
Mit freundlicher Genehmigung von 20min.ch
Kommentare
Mike am 29.12.2017 17:52
Kulturell kann man sich ja streiten, aber militärisch und wirtschaftlich sind sie der EU immer noch meilenweit voraus. Die neue Konkurrenz sitzt in Asien, da wird es zukünftig für den ganzen Westen enger.
Peppo am 29.12.2017 18:08
US Wahlen
Warum wird hier vom Eingreifen Russlands in die US Wahlen berichtet als ob es bewiesene Fakten wären?!
Samuel am 30.12.2017 16:38
Vorbild USA?!?
Warum sollte man sich ein Land als Vorbild nehmen, das mehrere Schiessereien an Schulen im Jahr hat, nur das Geld zählt und die Reichen immer reicher werden, und die Armen immer ärmer werden, und mehrere Jobs haben und halbwegs über die Runden kommen. In diesem System will niemand leben.
Phil Sparks, US-Bürger am 30.12.2017 15:55
AMERICANS FIRST
Die Europeans sollen sich uns besser anpassen. Teilweise können vor allem die Schweizer nicht fliessend englisch. Das stört uns Amerikaner
Schnüffel am 30.12.2017 16:33
@Phil Sparks, US-Bürger
Dafür beherrschen wir mehr als nur eine Sprache. Die Amis jedoch nur ihr Englisch. Da bin ich lieber Schweizerin und spreche Italienisch, Französisch, Deutsch und Englisch. Wetten da komm ich weiter? Wie bei manchen anderen Angelegenheiten auch. Bin froh hier zu leben und nicht in einem Land mit Grössenwahnsinn!!!
Hallo Gerd Dietrich,
AntwortenLöschenTag vor Tag gehören die Besuche dieses Blogs und https://robert-diegrossenreligionen.blogspot.de/,
zu meiner Pflichtaufgabe.
Ich möchte euch recht herzlich danken für eure unermüdliche Arbeit.
Bitte macht weiter so, Blogs wie eure werden immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Durch die Foristin Herbst bin ich darauf aufmerksam geworden, dass die Kommentierung „Anonym“ wieder möglich ist.
Zu den unter „Eigener Sache 2“ eingestellten Kommentaren von Fritz Wagner und Ralf Nietschmann, möchte ich mich äußern.
Ich kann Fritz Wagner sehr gut verstehen, dass er sich die Belastungen einer Privatklage nicht mehr antun will. Ich wünsche Fritz Wagner privat alles erdenklich Gutes und freue mich, wenn er sich weiter aktiv zu gesellschaftlichen Dingen im Internet äußert.
Ich bin der festen Überzeugung, dass jeder/e Forist/in, der/die sich mit der Sache Lieske beschäftigt hat, deutlich über die leider auch unangenehmen Seiten des Internets ausführlich informieren konnte. Dazu schrieb ich hier auf dem Blog sinngemäß folgendes.
Eine so widerwärtige Person, wie Lieske sich mit unterschiedlichen anonymen Namen im Internet bewegt, besonders als Marie, habe ich mir nicht vorstellen können.
Es lohnt sich wirklich nicht mehr auf diese Person einzugehen. Soll sie ihr Spielchen besonders bei Will weiter betreiben, oder auf ihrer Homepage mit Boris Reitschuster ins Bett steigen. Beide passen ja als Putin und Russenhasser gut zu einander.
Freundliche Grüße
Bernd Locker