Thema:
Türkei
Erdogan machts gerne
Was bedeutet eigentlich dieser Gruss?
An seinen Reden und Auftritten spreizt der türkische Präsident gerne vier Finger ab und winkelt den Daumen an. Den Vierfingergruss hat er allerdings abgeguckt.
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Das Vierfinger-Zeichen hat Erdogan von der islamistischen Muslimbruderschaft in Ägypten übernommen, die damit an die blutige Niederschlagung ihrer Proteste auf dem Kairoer Rabaa-Platz erinnert. Der Name des Platzes stammt eigentlich von einer Sufi-Heiligen des 8. Jahrhunderts, doch bedeutet Rabaa auf Arabisch auch «vier» – daher der Vierfingergruss.
Die Muslimbruderschaft hatte im Juli 2013 auf dem Platz gegen den Sturz von Präsident Mohammed Mursi durch das Militär protestiert. Im August räumte das Militär dann den Platz, wobei hunderte Menschen getötet wurden. Erdogan kritisierte damals die Absetzung Mursis ebenso wie die verhaltene Reaktion des Westens auf den Militärputsch scharf.
«Spiegel Online» hat mit einem türkischen Meinungsforscher gesprochen, dessen Institut den Ausgang der Präsidentenwahl 2014 genau wie kein anderes prognostizierte. Kemal Özkiraz sagt im Interview, dass er seinen Job als Meinungsforscher aufgeben werde, sollte Erdogan am 16. April eine Mehrheit für sein Präsidialsystem finden («Meine Aufgabe ist es, Prognosen zu treffen. Und wenn diese Prognosen am Wahltag von der Wirklichkeit eklatant widerlegt werden, hat es keinen Sinn, weiterzumachen.»).
Der 36-Jährige ist entsprechend davon überzeugt, dass das Referendum deutlich scheitern wird: Er bezieht sich auf eine Umfrage von Anfangs März und sagt: «40 Prozent sind gegen, 28 Prozent für das Präsidialsystem. Ein Drittel der Wähler hat noch keine Entscheidung getroffen oder will der Abstimmung fernbleiben.» Für eine Annahme des Referendums braucht es eine Zustimmung von 50 Prozent.
Wie wird sich der Konflikt mit den Niederlanden und der EU auf das Referendum auswirken? Özkiraz: «Ich glaube nicht, dass am Ende eine grosse Zahl der Bürger ihre Meinung zum Präsidialsystem aufgrund einer diplomatischen Krise mit den Niederlanden ändert.» Die Krise mit den Niederlanden sei eine künstliche Krise – provoziert von Erdogan und der AKP, die keine guten Argumente für die Verfassungsänderung hätten.
Mit freundlicher Genehmigung von 20min.ch
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