Thema:
Deutschland
Heimplatz oft nur mit Sozialhilfe
41 Prozent aller Pflegebedürftigen in Dcutschland können den Eigenanteil der stationären Pflegekosten nicht bezahlen. Bertelsmann-Stiftung stellt Studie vor.
Hagen/Berlin. Vielen alten Menschen fehlt das Geld, um sich im Pflegeheim stationär versorgen zu lassen. Bundesweit müssen 41 Prozent der Pflegebedürftigen Sozialhilfe beantragen, um den Platz zu finanzieren. Das geht aus einer Studie hervor, die die Prognos AG im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung durchgeführt hat. „Ist das Geld zu knapp für die Versorgung im Heim, hat das zur Folge, dass Angehörige einspringen oder Pflegebedürftige zusätzliche Sozialleistungen beantragen“, sagt Dr. Stefan Etgeton, Projektleiter der Bertelsmann-Stiftung. Nach seinen Erkenntnissen ist die Entscheidung zur heimischen Pflege oder zur Versorgung im Heim nicht immer so frei wie vermutet, „sondern ist eng mit der Höhe des Einkommens der Pflegbedürftigen gekoppelt“. Die Zahl der Pflegebedürftigen wird nach der Studie von heute 2,6 Millionen Menschen auf 3,4 Millionen im Jahr 2030 anwachsen.
Eine besonders große Kluft gibt es zwischen den Kosten für die stationäre Pflege und dem Einkommen der Betroffenen vor allem in NRW, Baden-Württemberg und dem Saarland. Bundesweit reiche das durchschnittliche Einkommen in 62 Prozent der ausgewerteten Kommunen der über 80-Jährigen für die Zuzahlung im Ptlegeheim nicht aus.
Professionelle Pflege kostet in den Heimen den Angaben zufolge zwischen 88 und 153 Euro am Tag. Im Hochsauerlandkreis sind es 135 Euro, im Kreis Olpe und im Kreis Siegen-Wittgenstein 141 Euro, in Hagen 134 Euro, im Märkischen Kreis 139 Euro und im Ennepe-Ruhr-Kreis 138 Euro.
In den ostdeutschen Bundesländern decken sich in der Regel die Einkünfte der Senioren mit den stationären Pflegekösten. Grund sei die schlechtere Bezahlung der Fachkräfte dort, so die Studie. Im Westen und Süden Deutschlands sei das Einkommen der Pflegekräfte fast deppelt so hoch. Die Bruttogehälter lagen demnach zwischen monatlich 1.714 und 3.192 Euro. Etgeton: „Altenpflegekräfte müssen leistungsgerecht bezahlt werden, ohne die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen zu überfordern.“
Kommentar
Wenn wir am Ende unserer Tage nur noch eine Last sind
Joachim Karpa - WP 13.10.2016
Blättem Sie nicht weiter. Das ist ein Thema, das jeden betrifft. jeden Tag hinterlässt es mehr Spuren. Selbst Verdrängungskünstler aller Art und von Schönheitschirurgen verjüngte Figuren holt es ein: das Alter. Spätestens nach dem Berufsleben wird es jedem bewusst. Und jetzt? Sicher, nach der Arbeit. heißt noch lange nicht vor dem Tod. Das Ende unserer Tage darf sich gerne Zeit lassen. Trotzdem: Wir haben viele Vorläufer. Eltern, Omas und Opas, die sich für immer von uns verabschiedet haben.
Auf welche Weise? Würdig? Angemessen? Mit Zuwendung? Oder abgeschoben? 41 Prozent der Pflegebedürftigen in unserem reichen Land kann den Eigenanteil für den kostspieligen Heimplatz nicht aufbringen. Von personeller Unterbesetzung und mangelhafter Betreuung in vielen Heimen, nicht zu reden.
Wen kümmert es? Die Alten haben keine Lobby, sie gelten als ökonomische Belastung. Sie alle kennen die Begriffe: Rentenlast. Pflegelast. Versicherungen und Banken sprechen gar vom Langlebigkeitsrisiko. Wirtschaftlich gesehen. Die Wegwerfgesellschaft wuchert in den Köpfen und treibt seltsame Blüten.
Wohin mit den Menschen, die am Lebensabend Pflege und Nähe brauchen? Die Menschlichkeit einer Gesellschaft zeigt sich im Umgang mit seinen schwächsten Mitgliedern. Wie es um sie, die Gesellschaft. steht, wird uns täglich vorgeführt. Die Würde ist im Umgang mit den Alten auf der Strecke geblieben. Sie wissen nicht, wovon die Rede ist? Ein Besuch im Altersheim klärt Sie auf. Schwarzmalerei? Mitnichten. Auch wenn Sie nichts davon wissen wollen, schon gar nicht beim Frühstück. auch Ihr letztes Stündlein wird kommen. Dann ist es auch lhr Thema und Sie selbst können nichts mehr tun.
Quelle Artikel und Kommentar: gedruckte Westfalenpost 13.10.2016
» der Kommentar des Blogschreibers «
Man muss schon ein ziemlicher Realitätsverweigerer sein, um angesichts solcher Berichte zu behaupten: "Deutschland geht es gut und das ist ein Grund zur Freude". Auch wenn diese Aussage schon etwas her ist, die Verhältnisse waren damals schon bekannt.
Wenn man allerdings hauptsächlich in Kreisen von Bankdirektoren und Wirtschaftskapitänen verkehrt und nur zu wenigen Anlässen in die Niederungen des Alltags herabsteigt, dann bekommt man die Probleme des Volkes nicht mit. Dann ist man natürlich auch total überrascht, wenn einem, wie zum 3. Oktober, nicht unbedingt zugejubelt wird.
War diese Frau jemals die "Bundeskanzlerin aller Deutschen", die sie doch sein wollte oder war das das gleiche Geschwätz wie "Klimakanzlerin", "Bildungskanzlerin" u.s.w.?
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