Focus-online
Luxemburger auf dem Ego-Trip:
Der EU-Präsident aus der Steuer-Oase:
Juncker entlarvt sich in Interview selbst
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Man soll jedem Menschen eine zweite Chance geben. Auch Berufspolitikern. Und sogar Jean-Claude Juncker, dem nagelneuen Präsidenten der EU-Kommission. Vielleicht, so hofft man, ist er ja doch nicht so skrupellos, verschlagen und ich-bezogen, wie ihn viele Wegbegleiter aus zwei Jahrzehnten Europapolitik beschreiben.
Und ob er es ist. Ein einziges Interview genügt, um letzte Zweifel zu zerstreuen. Seine Majestät, Jean-Claude der Erste, geruht, den wichtigsten europäischen Zeitungen huldvoll ein Sammelgespräch zu gewähren (Le Monde, La Repubblica, Süddeutsche und andere). Und steckt gleich zu Anfang die Grenzen ab: "Ich antworte nicht auf widerliche Fragen."
Der Erfinder der Steueroase Luxemburg
Widerliche Fragen? Für Juncker ist das bereits der Fall, wenn Journalisten nachhaken, warum er zu seiner Zeit als Regierungschef Luxemburg in eine Steueroase für Weltkonzerne verwandelte – zu Lasten Rest-Europas.
Als sich Juncker dann doch zu einer Antwort herablässt, behauptet er: "Wir haben keine Politik in Luxemburg gemacht, mit dem Ziel anderen Ländern Steuereinnahmen wegzunehmen." Nein? Sondern? "Wir haben um moderne Unternehmen wie AOL, Amazon geworben." Ach so! Und wie, bitte, hat Luxemburg geworben? "Die dazugehörigen Steuerbeschlüsse haben die Steuerbehörden getroffen, nicht die Regierung." Na dann ist ja alles in Ordnung! Was kann denn, bitteschön, ein Regierungschef Juncker dafür, wenn die Steuerbehörden ohne sein Wissen diesen Internetgiganten Milliarden erlassen.
Der Herrscher über Europa
Allein diese Antwort dürfte Sprachforschern einmal als Musterbeispiel dienen: für Doppelzüngigkeit in Perfektion. Jean-Claude Juncker kann aber auch anders. In dankenswerter Klarheit kürt er sich verbal zum absolutistischen Herrscher über Europa. Nur er allein habe dafür gesorgt, dass Dauerschuldensünder Frankreich schon zum zweiten Mal ohne Sanktionen der EU davonkommt: "Ich habe mich anders entschieden.... Dieses Mal werde ich Frankreich, Belgien und Deutschland nicht diktieren, was sie zu tun haben."
Man beachte – erstens – das doppelte "Ich". Zweitens das "Diktieren". Und drittens das überraschende "Deutschland". Was hat ein Land ohne jegliche Neuverschuldung ("Schwarze Null") neben diesen notorischen Defizit-Staaten und Stabilitätspakt-Brechern zu suchen? Gar nichts. Juncker wollte uns wohl nur wieder mal eins auswischen. Hat leider nicht geklappt.
Der Schuldenmacher auf Pump
Juncker versucht´s trotzdem noch einmal. Er kämpft – gegen deutschen Widerstand – massiv für sein 300-Milliarden-Euro-Programm. Mit dieser Geldflut auf Pump will er – Verzeihung: ER – Europa ökonomisch retten: "Ein Baum wächst nicht nur mit Erde und Luft, er braucht auch eine Gießkanne. Das ist der Grund, warum ich dieses Investmentpaket vorgeschlagen habe."
Wir registrieren nicht nur das soundsovielte "Ich" in diesem Interview. Sondern auch, dass Jean-Claude Juncker den Kernirrtum aller Politiker begeht: Er bildet sich ein, mehr von Wirtschaft zu verstehen, als die wirtschaftlich handelnden Personen (Selbständige, Angestellte, Arbeiter, Unternehmer).
Damit liegt Juncker natürlich komplett falsch. Um in seinem Bild bleiben: Die Natur weiß es stets besser als jeder Politiker. Sie bietet dem Baum nicht nur Erde und Luft, sondern auch Sonne und Regen. Daher braucht ein Baum ebensowenig eine Gießkanne wie die Wirtschaft – und schon gar keinen Möchtegern-Alleinherrscher mit einem Gartenschlauch voller Milliarden-Subventionen.
Quelle: Focus-online
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