Freitag, 9. Oktober 2020

Rubikon - Der Fallzahlen-Fake

Der Fallzahlen-Fake
Um weitere Freiheitseinschränkungen zu rechtfertigen, schüren Behörden und „Experten“ durch Falschinterpretation der Corona-Testergebnisse die Angst in der Bevölkerung.
von Harald Walach

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Dies gilt auch, wenn jemand partout Panik schüren will. Auf allen Kanälen hören wir derzeit das alte Lied von den steigenden Corona-Fallzahlen. „Übersehen“ wird dabei meist die Tatsache, dass die Anzahl der Tests im gleichen Zeitraum in vielen Europäischen Ländern massiv angestiegen ist. Der Prozentsatz der positiv Getesteten im Verhältnis zu allen Tests sinkt derzeit sogar. Anstatt aber das Angstlevel der Bevölkerung an die Realität anzupassen, manipulieren Medien und Staat die Realität so lange, bis das erwünschte Angstlevel erreicht ist. Ein zweiter Lockdown könnte so erzwungen werden. Der Artikel vermittelt Fakten und Tabellen, die die Wahrheit transparent machen.


„Mehr Fälle“, hört man. Ein neuer Lockdown? Weil ich diese
Nachrichten für unglaubwürdig halte, habe ich mir einmal wieder die Daten angesehen — nicht die „Zahlen“, die ja immer noch in unglaublich inkompetenter Weise unstandardisiert in den Medien kolportiert werden.
Steigen die Fallzahlen in Europa?
Die Abbildung 1 zeigt die Fallzahlen in Europa, die auf die Anzahl der Tests in jedem Land standardisiert sind, ausgedrückt in Prozent für den 15. August 2020 und für den 25. September 2020.

Zum Nachlesen für unsere — in Physik promovierte — Kanzlerin, die behauptet hat, wir hätten in Europa steigende Fallzahlen. Und für alle anderen, die den Unterschied zwischen standardisierten und nicht standardisierten Zahlen nicht kennen: Es handelt sich um die Anzahl der Fälle in einem Land gerechnet auf die Anzahl der Tests, ausgedrückt in Prozent. Wenn also an der Skala links eine „16“ steht, dann heißt das, dass in einem Land 16 Prozent aller Getesteten als Sars-CoV-2-Fälle identifiziert worden sind — und dies für den 15. August 2020 und den 25. September 2020, also in der zeitlichen Entwicklung.

Weil häufig die gleichen Leute öfter getestet werden, ist das nicht identisch mit der Anzahl Menschen, aber approximativ, also annähernd. Alle Daten von Worldometer, Zugriff am 15. August und 25. September 2020.

Tabelle 1

Abbildung 1: Prozentuale Anzahl der CoV2-Fälle in einem Land, gerechnet auf die Anzahl der durchgeführten Tests am 15. August 2020 (blau) und am 25. September 2020 (rot) für alle europäischen Länder.

Was sehen wir?
Es gibt in einigen Ländern einen leichten Anstieg der auf Tests standardisierten Fälle. Von hinten her gesehen in der Ukraine, Slowakei, Slowenien, Montenegro, Moldawien, Liechtenstein, Ungarn, Frankreich, Spanien, Tschechien; ganz geringfügig in Bosnien (von 10,76 auf 11,39 Prozent) und Österreich (von 2,32 auf 2,71 Prozent). Es gibt leichte Abfälle in Belgien, Deutschland, Finnland, der Isle of Man, in Irland, Italien, Holland, Nord Mazedonien, Norwegen, San Marino, Serbien, Schweden, in der Schweiz und Großbritannien (dem Boris Johnson soeben einen neuen teilweisen Lockdown verpasst).

Für Deutschland ist ein Rückgang von ohnehin niedrigen 2,17 Prozent positiver Tests auf 1,80 Prozent zu vermelden.

Zur Erinnerung: Die Falsch-positiv-Rate des PCR Tests liegt bei circa 2,1 Prozent, eingerechnet die falsch als Sars-CoV-2 identifizierten anderen Coronaviren (1). Das heißt, 20 Länder von den insgesamt 47 — einschließlich Deutschland — liegen unter dieser Nachweisschwelle und schwimmen im statistischen Rauschen. Den größten Rückgang sieht man in Schweden von 7,7 auf 5,9 Prozent, einem Land, dem man ja noch vor nicht allzu langer Zeit das komplette Chaos prophezeit hatte. Wenn man also nüchtern auf diese standardisierten Zahlen blickt, sieht man: Sie gehen eher zurück als nach oben.

Es gibt also wahrlich keinen Grund zur Aufregung — und die verbreitete Botschaft, es gebe steigende Zahlen, ist einfach und leicht sichtbar nur eines: falsch.
Woher kommt das?
Die Leser meiner früheren Blogs wissen inzwischen: Das kommt daher, dass immer mehr getestet wird.

Ich zeige das, der Übersichtlichkeit halber, für eine Auswahl prominenter Länder in den nächsten drei Abbildungen nochmals: Die Entwicklung der absoluten Fallzahlen (Abbildung 2), die Entwicklung der absoluten Testzahlen (Abbildung 3) und die Entwicklung der standardisierten Fallzahlen (Abbildung 4) — immer bezogen auf die Zahlen aus der Worldometer-Datenbank vom 15. August und 25. September, den beiden Tagen, an denen ich auf die Datenbank zugegriffen habe.

Tabelle 2

Abbildung 2: Absolute Anzahl der Fälle für die Länder Österreich, Belgien, Deutschland, Italien, Schweden, Schweiz und England am 15. August 2020 und am 25. September 2020.

Tabelle 3

Abbildung 3: Absolute Anzahl der Tests für die Länder Österreich, Belgien, Deutschland, Italien, Schweden, Schweiz und England 15. August 2020 und am 25. September 2020 (kumulative Anzahl)

Tabelle 4

Abbildung 4: Standardisierte Anzahl der Fälle für die Länder Österreich, Belgien, Deutschland, Italien, Schweden, Schweiz und England am 15. August 2020 und am 25. September 2020.

Wir sehen an Abbildung 2: Unsere Kanzlerin hat in dem Sinne recht, dass die absoluten Zahlen steigen, in allen abgebildeten Ländern bis auf Schweden, wo die Entwicklung stagniert. Das ist so, wie man Abbildung 3 entnehmen kann, weil in praktisch allen Ländern die Anzahl der Tests seit dem 15. August massiv angestiegen ist; in der Schweiz und Schweden wurde nur ein wenig mehr getestet als zuvor.

Setzt man diese beiden Größen, die absolut gefundene Anzahl der Fälle (Abbildung 2) ins Verhältnis zur Anzahl der durchgeführten Tests (Abbildung 3) und standardisiert diese auf Prozent, dann sieht man in Abbildung 4 das, was man in Abbildung 1 für ganz Europa für die hier ausgewählten Länder sieht: Es gibt einen geringfügigen Anstieg der Fallzahlen nur in Österreich (von 2,32 auf 2,71 Prozent). Ein starker Abfall ist in Schweden zu verzeichnen und ein leichter Abfall auch in allen anderen Ländern.

Frau Bundeskanzlerin, Herr Wieler, Herr Drosten, alle Wissenschaftsredakteure der großen Zeitungen und vor allem die in den Fernsehanstalten: Sie sollten vielleicht einmal einen Nachhilfekurs in Statistik besuchen, um zu verstehen, wie man Zahlen interpretiert und kommuniziert.

Es gibt keine steigenden Zahlen! Das anscheinende Steigen der Fallzahlen kommt von der vermehrten Testung!

Und wenn man dies in Rechnung stellt, dann fallen die Zahlen nicht erst seit August, sondern schon seit Mai ab — auf jeden Fall in Deutschland, aber auch in den meisten anderen europäischen Ländern. Und wer in der Öffentlichkeit etwas anderes sagt, der lügt entweder, weil er die Öffentlichkeit absichtlich in die Irre führen will, oder er ist Zahlenanalphabet und sollte dann nicht die Funktion haben, öffentlich Zahlen zu kommunizieren.

Man kann nun darüber spekulieren, warum das geschieht. Ich denke, die plausibelste Begründung ist immer noch die: Die Medien haben ganz zu Anfang sehr rasch das Narrativ vom Killervirus geprägt und sich darin überboten, dieses möglichst gruselig zu untermalen. Das hat die Politik vor sich her getrieben, die mit heftigen Maßnahmen reagiert hat und wiederum die Medien in eine Berichtseskalation getrieben hat.

Ich nenne das „Gehirnmasken“, die uns allen verpasst wurden. Es sind nicht mehr viele, die ein geradliniges Denken beibehalten — und jene, die das tun, werden meistens als „Verschwörungstheoretiker“ oder „Corona-Leugner“ verunglimpft. Oder ignoriert. Das stellt übrigens ein neues Buch von Clemens G. Arvay sehr schön dar, das ich gerade angefangen habe zu lesen, und das ich allen zur Lektüre empfehle (2).

Noch ein kleiner tröstender Nachsatz: Ein gerade erschienenes Editorial im British Medical Journal spekuliert über die Gründe, warum die Infektion überall von selber zurückgeht, obwohl doch die Menge der Personen, die Antikörper in sich tragen, relativ gering ist (3).

Peter Doshi fasst eine zunehmende Anzahl von Studien zusammen, die zeigen, dass eine bereits bestehende Bekanntschaft mit anderen Coronaviren offenbar ausreicht, um T-Zellen, also Gedächtniszellen, zu aktivieren, die dann das neue Virus abfangen, noch bevor es zu Symptomen kommt. Dabei kommt es zu keiner merklichen Bildung neuer, spezifischer Antikörper. Warum? Offenbar deswegen, weil das Maß an Immunität, das wir alle bereits gegen verschiedene andere Coronaviren haben, meistens ausreicht.

Das haben übrigens Sucharit Bhakdi, Stefan Hockertz, Beda Stadler und andere Immunologen von Anfang an vermutet. Vielleicht wäre es gut, wenn die Politik zur Abwechslung mal auf die Immunologen und nicht auf die Virologen hören würde? Die verstehen nämlich mehr vom Immunsystem, das im Bezug auf Covid-19 eine, wenn nicht die entscheidende Rolle spielt.



Redaktionelle Anmerkung:

Dieser Text erschien zuerst unter dem Titel „Sars-CoV-2: Mehr Fälle? Definitiv nicht!“ auf dem Blog von Prof. Harald Walach.

Quellen und Anmerkungen:

(1) Matheeussen, Veerle; Corman, Victor M.; Donoso Mantke, Oliver; McCulloch, Elaine; Lammens, Christine; Goossens, Herman et alii, International external quality assessment for Sars-CoV-2 molecular detection and survey on clinical laboratory preparedness during the Covid-19 pandemic, April/May 2020, Eurosurveillance.
(2) Arvay, Clemens G., Wir können es besser. Wie Umweltzerstörung die Corona-Pandemie auslöste und warum ökologische Medizin unsere Rettung ist, Köln: Quadriga, 2020.
(3) Doshi, Peter, Covid-19: Do many people have pre-existing immunity?

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Harald Walach Harald Walach, Jahrgang 1957, promovierte in klinischer Psychologie und Wissenschaftstheorie und ist Professor an der Medizinischen Universität Poznan, Polen, sowie Gastprofessor im Department Psychologie der Universität Witten/Herdecke. Seine Forschungsschwerpunkte sind angewandte Forschungsmethodik mit speziellem Blick auf die komplementärmedizinischen Verfahren; Meditation, Bewusstsein und Gesundheit; Selbstheilung und Placeboeffekte. Er ist Autor von mehr als 300 wissenschaftlichen Artikeln, Buchkapiteln und zahlreichen Büchern. Er gehört zu den 5 Promille der weltweit meistzitierten Autoren. Weitere Informationen unter harald-walach.de.
Dieses Werk ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen dürfen Sie es verbreiten und vervielfältigen.

Der Artikel ist erschienen bei :Rubikon-News

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