Wenn dem Einen oder Anderen beim Lesen dieses Berichts Ähnlichkeiten, bzw. Übereinstimmung bis ins Detail, zu den deutschen Hofberichterstatter-Medien vorkommen, so ist das bestimmt kein Zufall. Die Atlantikbrücke verbindet so Einiges. [Anmerkung des Blogschreibers]Von Reinhard Werner 15. Juli 2020 Aktualisiert: 15. Juli 2020 21:29
Vor drei Jahren holte die „New York Times“ Bari Weiss vom „Wall Street Journal“ zu ihrer Meinungsseite. Damit wollte das Blatt darauf reagieren, dass man das Meinungsbild in den USA vor der Präsidentenwahl 2016 so falsch eingeschätzt hatte. Nun warf Weiss das Handtuch.
Das Kündigungsschreiben einer profilierten Journalistin der „New York Times“ („NYT“) sorgt derzeit in den USA für Aufsehen. Erst vor drei Jahren war die 36-jährige Bari Weiss als Redakteurin der Meinungsseite, die selbst Beiträge zu Politik und Kultur verfasste, vom „Wall Street Journal“ zur „NYT“ gewechselt. Das Blatt hatte sie selbst angeworben, um nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten, die man eigenen Angaben zufolge nicht für möglich gehalten hatte, ein breiteres Spektrum der Bevölkerung abzubilden.
Bari Weiss spricht von „Bürgerkrieg“ zwischen „Woken“ und Liberalen
Nun hat Bari Weiss in einem Schreiben an den Herausgeber A. G. Sulzberger, das sie auch auf ihrem Blog veröffentlichte, erklärt, dass das Blatt seine Lektion nicht gelernt habe und ideologischen Konformitätszwang toleriere, statt freien Austausch von Meinungen zu fördern.
Mehr als 1.000 Mitarbeiter der „NYT“ hatten jüngst in einem Schreiben an den verantwortlichen Redakteur James Bennet gegen die Veröffentlichung eines Gastbeitrages des republikanischen Senators Tom Cotton protestiert, der darin einen Einsatz des Militärs gegen extremistische Ausschreitungen im Umfeld der landesweiten „Black Lives Matter“-Proteste gefordert hatte. Bennet trat wenige Tage später von seinem Posten zurück – nachdem dem Beitrag eine redaktionelle Ergänzung beigefügt wurde, wonach der Essay „unsere Standards verfehlt hat und nicht hätte veröffentlicht werden sollen“.
Bereits in diesem Zusammenhang schrieb Weiss auf Twitter von einem „Bürgerkrieg“ zwischen jungen „Woken“ und „den (meist 40+) Liberalen“. Mehrere Redaktionskollegen nahmen daran Anstoß – dies allerdings zum Teil selbst in einer Rhetorik, die, möglicherweise ungewollt, Weiss in ihren Bedenken zu bestätigen schien. So stellte Peter S. Goodman die Forderung nach robustem Vorgehen gegen Gewalttäter in eine Reihe mit Holocaustleugnung oder weißem Rassismus.
Nun zieht Bari Weiss eine ernüchternde Bilanz:
Ich bin mit Dankbarkeit und Optimismus zu der Zeitung gegangen. Ich wurde mit dem Ziel verpflichtet, Stimmen hereinzubringen, die andernfalls nicht bei uns auftauchen würden: Erstmalige Schreiber, Zentristen, Konservative und andere, die nicht von vornherein davon ausgehen würden, dass die Times ihre Heimat sein würde.“
New York Times durch Trump-Wahl auf dem falschen Fuß erwischt
Dass es der „NYT“ nicht gelungen sei, den Ausgang der Wahl von 2016 zu antizipieren, habe gezeigt, dass sie „kein gefestigtes Verständnis von dem Land hat, über das sie schreibt“. Diesem „kritischen Mangel“ hätten ihr Kollege Dean Baquet und sie gegensteuern sollen.
Unter den Autoren, die Bari Weiss für die Zeitung gewinnen konnte, waren unter anderem der venezolanische Dissident Wuilly Arteaga, die iranische Schachmeisterin Dorsa Derakhshani oder der Hongkonger Christ und Demokrat Derek Lam – aber auch Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali oder Ex-Clinton-Praktikantin Monica Lewinski.
Der Erfolg sei begrenzt geblieben:
„Die Lektionen, die auf die Wahl hätten folgen sollen, wie die Wichtigkeit, andere Amerikaner zu verstehen, die Notwendigkeit, Tribalismus zu widerstehen oder der zentrale Charakter des Meinungsaustauschs für eine demokratische Gesellschaft wurden nicht gelernt. Stattdessen hat sich in der Presse ein neuer Konsens gebildet, aber möglicherweise speziell auch in diesem Blatt: Nämlich, dass Wahrheit kein kollektiver Entdeckungsprozess ist, sondern ein Dogma, das ein paar wenigen Aufgeklärten zugänglich wäre, deren Aufgabe es sei, alle anderen darüber zu unterrichten.“
Twitter sei zwar nicht der wichtigste Verbreitungskanal der „New York Times“, aber sei zu deren leitendem Redakteur geworden. Die „NYT“ habe sich den Vorgaben der dort dominanten Kreise unterworfen und am Ende sei es bei der Themenauswahl eher darum gegangen, dem engsten Publikumskreis zu gefallen, als einer neugierigen Öffentlichkeit etwas über die Welt zu lesen zu geben und sie ihre eigenen Schlüsse ziehen zu lassen.
Jeshiva-Studentin als „Nazi“ beschimpft
Die ehemalige Jeshiva-Studentin Bari Weiss schildert in weiterer Folge, sie sei nicht nur von einem linksradikalen Twitter-Pöbel als „Nazi“ und „Rassistin“ angegriffen worden und man habe daran Anstoß genommen, wie sie „schon wieder über die Juden“ schreibe. Es seien eigene Kollegen gewesen, die sich diesem angeschlossen, sie öffentlich der Lüge bezichtigt und ihre Entlassung gefordert hätten. Disziplinarmaßnahmen habe es nie gegeben.
Es gibt für all das Begriffe: unrechtmäßige Diskriminierung, feindselige Arbeitsumgebung und Kündigungsdruck. Ich bin keine Juristin. Aber ich weiß, dass das nicht erlaubt ist.“
In der Führungsetage habe man ihr im Vertraulichen erklärt, man bewundere ihre Courage, aber nach außen habe niemand etwas unternommen, was auch nur ansatzweise als Ausdruck der Solidarität gewertet hätte werden können.
„Als Zentristin in die Arbeit zu einer amerikanischen Zeitung zu gehen, sollte keine Tapferkeit erfordern“, schreibt Weiss. Mittlerweile sei es in dem Blatt eher eine Hypothek, intellektuell neugierig zu bleiben – und erst recht, Risiken einzugehen. Eine andere Überlegung griff Platz:
„Warum sollten wir etwas Herausforderndes für unsere Leser bieten, oder etwas Mutiges schreiben, wenn das doch nur durch den ermüdenden Prozess der ideologischen Koscher-Erklärung gehen muss – wo wir doch unsere Jobs (und unsere Klicks) auch sichern können, indem wir den 4.000ten Meinungsbeitrag publizieren, der erklärt, Donald Trump sei eine einzigartige Gefahr für unser Land und die Welt? So aber wird Selbstzensur zur Norm.“
Message Control und Selbstzensur
Weiss schildert zudem, wie gering die Bereitschaft zur Solidarität gegenüber den eigenen Mitarbeitern sei. Solange jemand voll auf der Linie der neuen Orthodoxie bleibe, blieben er und seine Arbeit unbehelligt. Alle anderen müssen die digitale Verdammnis fürchten:
Online-Gift wird so lange entschuldigt, wie es sich gegen die richtigen Ziele richtet.“
Mittlerweile würden Meinungsbeiträge, die noch vor zwei Jahren problemlos publiziert worden wären, den Autor und den Redakteur in ernste Schwierigkeiten bringen, wenn nicht gar den Job kosten.
Meist würden Mitarbeiter gar keine Themenvorschläge mehr bringen, die in sozialen Medien Gegenwind hervorrufen könnten. Wagte es doch jemand, würde der Vorschlag im Regelfall abgebügelt. Sollte es aber doch ein unbequemer Text in die Veröffentlichung schaffen, würde jede einzelne Zeile vorsichtig einer Message Control unterzogen, verhandelt oder mit Warnungen versehen.
Selbst wenn es eine Mehrheit sein sollte, die nicht so denke, beugte diese sich dem Meinungsdruck. Einige, so Weiss, weil sie das Ziel für berechtigt hielten, andere, weil sie sich vom Konformismus ein bequemeres Redaktionsleben erhoffen, wieder andere aus Angst um ihre Jobs. Außerdem sei mit geistiger Freiheit nicht mehr viel zu gewinnen. Wer für seine Prinzipien einstehe, werde zur Zielscheibe. Glückwünsche zur eigenen Courage würden allenfalls via vertraulicher E-Mail einlangen.
„Journalismus kennt keine Ethik mehr“
Für unabhängig denkende junge Autoren formuliert Weiss in ihrem Kündigungsschreiben drei goldene Regeln:
Regel 1: Du sagst deine Meinung auf eigene Gefahr. Regel 2: Gehe nie das Risiko ein, eine Story wiederzugeben, die gegen den Narrativ geht. Regel 3: Glaub bloß keinem Verleger oder Herausgeber, der dich dazu drängt, gegen den Strom zu schwimmen. Im Ernstfall wird der Herausgeber vor dem Mob einknicken, der Verleger wird dich feuern oder versetzen, und du wirst zum Trocknen aufgehängt.“
Brent Bozell vom Media Research Center erklärte gegenüber „Fox News“, Weiss’ Schilderungen über das „illiberale Umfeld“ in der liberalen Zeitung komme nicht überraschend:
Was diese Journalistin gerade getan hat, ist, die ‚New York Times‘ nicht nur anzuklagen, sondern schuldig zu sprechen, unverhohlene Zensur zu betreiben. Wenn das keine Schockwellen durch die Welt des Journalismus sendet, dann deshalb, weil die Welt des Journalismus keine Ethik mehr kennt.“
Ayaan Hirsi Ali, die mittlerweile am Hoover Institut tätig ist, schrieb auf Twitter:
Die ‚New York Times‘ war einst eine große Zeitung. Jetzt nicht mehr. Eine kleine Gruppe von Zensurterroristen hält sie als Geisel. Gestern wurde James Bennet rausgeekelt, heute muss Bari Weiss gehen. Wer ist der nächste?“
Twitter als Richtschnur
Bozell geht davon aus, dass es der „NYT“ unter ihrer derzeitigen Führung nicht mehr gelingen könne, ihre Glaubwürdigkeit wieder herzustellen. Solange man dem Twitter-Mob nicht standhalte, sei der Journalismus bei der Zeitung „tot“ und ersetzt worden durch eine „Zensur, die von Radikalen kontrolliert wird“. Es sei letal für die eigene Seriosität, den eigenen Twitter-Feed für einen Seismografen hinsichtlich des Nachrichtenwerts von Informationen zu halten:
Twitter ist vollgestopft mit radikal linker Propaganda, die man bei der ‚New York Times‘ für Nachrichten hält.“
William A. Jacobsen, Medienkritiker und Professor an der Corbell Law School, zeigt sich von den Enthüllungen in Weiss‘ Kündigungsschreiben wenig überrascht:
Der Liberalismus der ‚New York Times‘ ist illiberal und intolerant. Wasser ist auch nass. Bari Weiss bestätigt, was Konservative längst wussten, aber Liberale wie Weiss zuvor nicht sehen wollten. Die bösartige Social-Justice-Kriegsführungskultur hat sich von den Universitäten in die Redaktionen verlagert, und für altmodische Liberale wie Weiss ist dort kein Platz.“
Spectator-Herausgeberin Amber Athey bezweifelt gegenüber „Fox News“, dass die meisten Medienkonsumenten überhaupt darauf Wert legten, nur in ihren Auffassungen bestätigt zu werden: „Medienkonsumenten suchen verzweifelt nach Inhalten, die sie herausfordern, eher sogar als nach solchen, die sie in ihren bereits bestehenden Weltbildern bestätigen.“
„Zunehmende Verengung der Debatte im Land gefährlich“
Auch Medienkritiker Jeffrey McCall von der DePauw University erklärt, er wäre nicht überrascht, würde eine Überprüfung die Anschuldigungen von Weiss bestätigen. Das Bild, das sie gezeichnet habe, sei „konsistent mit der Berichterstattung der Zeitung in den vergangenen Jahren.“ Die zunehmende Verengung der Debatte im Land sei gefährlich – nicht nur für den Journalismus, sondern für die öffentliche Debatte insgesamt.
Die noch amtierende Redakteurin der Meinungsseite, Kathleen Kingsbury, erklärte gegenüber „Fox News“, man „erkennt die vielen Beiträge an, die Bari zu ‚Times Opinion‘ geleistet hat“. Kingsbury erklärte, sie sei „entschlossen, sicherzustellen, dass die ‚Times‘ weiterhin Stimmen, Erfahrungen und Positionen über das gesamte politische Spektrum zu Wort kommen lässt“.
Herausgeber Sulzberger gab bislang nicht einmal seiner eigenen Zeitung gegenüber eine Stellungnahme ab. Sprecherin Eileen Murphy erklärte: „Wir sind entschlossen, eine Umgebung sicherzustellen, in der ein ehrlicher, suchender und empathischer Dialog zwischen Kollegen geführt wird, und wo wechselseitiger Respekt von allen gefordert wird.“
Das Kündigungsschreiben einer profilierten Journalistin der „New York Times“ („NYT“) sorgt derzeit in den USA für Aufsehen. Erst vor drei Jahren war die 36-jährige Bari Weiss als Redakteurin der Meinungsseite, die selbst Beiträge zu Politik und Kultur verfasste, vom „Wall Street Journal“ zur „NYT“ gewechselt. Das Blatt hatte sie selbst angeworben, um nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten, die man eigenen Angaben zufolge nicht für möglich gehalten hatte, ein breiteres Spektrum der Bevölkerung abzubilden.
Bari Weiss spricht von „Bürgerkrieg“ zwischen „Woken“ und Liberalen
Nun hat Bari Weiss in einem Schreiben an den Herausgeber A. G. Sulzberger, das sie auch auf ihrem Blog veröffentlichte, erklärt, dass das Blatt seine Lektion nicht gelernt habe und ideologischen Konformitätszwang toleriere, statt freien Austausch von Meinungen zu fördern.
Mehr als 1.000 Mitarbeiter der „NYT“ hatten jüngst in einem Schreiben an den verantwortlichen Redakteur James Bennet gegen die Veröffentlichung eines Gastbeitrages des republikanischen Senators Tom Cotton protestiert, der darin einen Einsatz des Militärs gegen extremistische Ausschreitungen im Umfeld der landesweiten „Black Lives Matter“-Proteste gefordert hatte. Bennet trat wenige Tage später von seinem Posten zurück – nachdem dem Beitrag eine redaktionelle Ergänzung beigefügt wurde, wonach der Essay „unsere Standards verfehlt hat und nicht hätte veröffentlicht werden sollen“.
Bereits in diesem Zusammenhang schrieb Weiss auf Twitter von einem „Bürgerkrieg“ zwischen jungen „Woken“ und „den (meist 40+) Liberalen“. Mehrere Redaktionskollegen nahmen daran Anstoß – dies allerdings zum Teil selbst in einer Rhetorik, die, möglicherweise ungewollt, Weiss in ihren Bedenken zu bestätigen schien. So stellte Peter S. Goodman die Forderung nach robustem Vorgehen gegen Gewalttäter in eine Reihe mit Holocaustleugnung oder weißem Rassismus.
Nun zieht Bari Weiss eine ernüchternde Bilanz:
Ich bin mit Dankbarkeit und Optimismus zu der Zeitung gegangen. Ich wurde mit dem Ziel verpflichtet, Stimmen hereinzubringen, die andernfalls nicht bei uns auftauchen würden: Erstmalige Schreiber, Zentristen, Konservative und andere, die nicht von vornherein davon ausgehen würden, dass die Times ihre Heimat sein würde.“
New York Times durch Trump-Wahl auf dem falschen Fuß erwischt
Dass es der „NYT“ nicht gelungen sei, den Ausgang der Wahl von 2016 zu antizipieren, habe gezeigt, dass sie „kein gefestigtes Verständnis von dem Land hat, über das sie schreibt“. Diesem „kritischen Mangel“ hätten ihr Kollege Dean Baquet und sie gegensteuern sollen.
Unter den Autoren, die Bari Weiss für die Zeitung gewinnen konnte, waren unter anderem der venezolanische Dissident Wuilly Arteaga, die iranische Schachmeisterin Dorsa Derakhshani oder der Hongkonger Christ und Demokrat Derek Lam – aber auch Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali oder Ex-Clinton-Praktikantin Monica Lewinski.
Der Erfolg sei begrenzt geblieben:
„Die Lektionen, die auf die Wahl hätten folgen sollen, wie die Wichtigkeit, andere Amerikaner zu verstehen, die Notwendigkeit, Tribalismus zu widerstehen oder der zentrale Charakter des Meinungsaustauschs für eine demokratische Gesellschaft wurden nicht gelernt. Stattdessen hat sich in der Presse ein neuer Konsens gebildet, aber möglicherweise speziell auch in diesem Blatt: Nämlich, dass Wahrheit kein kollektiver Entdeckungsprozess ist, sondern ein Dogma, das ein paar wenigen Aufgeklärten zugänglich wäre, deren Aufgabe es sei, alle anderen darüber zu unterrichten.“
Twitter sei zwar nicht der wichtigste Verbreitungskanal der „New York Times“, aber sei zu deren leitendem Redakteur geworden. Die „NYT“ habe sich den Vorgaben der dort dominanten Kreise unterworfen und am Ende sei es bei der Themenauswahl eher darum gegangen, dem engsten Publikumskreis zu gefallen, als einer neugierigen Öffentlichkeit etwas über die Welt zu lesen zu geben und sie ihre eigenen Schlüsse ziehen zu lassen.
Jeshiva-Studentin als „Nazi“ beschimpft
Die ehemalige Jeshiva-Studentin Bari Weiss schildert in weiterer Folge, sie sei nicht nur von einem linksradikalen Twitter-Pöbel als „Nazi“ und „Rassistin“ angegriffen worden und man habe daran Anstoß genommen, wie sie „schon wieder über die Juden“ schreibe. Es seien eigene Kollegen gewesen, die sich diesem angeschlossen, sie öffentlich der Lüge bezichtigt und ihre Entlassung gefordert hätten. Disziplinarmaßnahmen habe es nie gegeben.
Es gibt für all das Begriffe: unrechtmäßige Diskriminierung, feindselige Arbeitsumgebung und Kündigungsdruck. Ich bin keine Juristin. Aber ich weiß, dass das nicht erlaubt ist.“
In der Führungsetage habe man ihr im Vertraulichen erklärt, man bewundere ihre Courage, aber nach außen habe niemand etwas unternommen, was auch nur ansatzweise als Ausdruck der Solidarität gewertet hätte werden können.
„Als Zentristin in die Arbeit zu einer amerikanischen Zeitung zu gehen, sollte keine Tapferkeit erfordern“, schreibt Weiss. Mittlerweile sei es in dem Blatt eher eine Hypothek, intellektuell neugierig zu bleiben – und erst recht, Risiken einzugehen. Eine andere Überlegung griff Platz:
„Warum sollten wir etwas Herausforderndes für unsere Leser bieten, oder etwas Mutiges schreiben, wenn das doch nur durch den ermüdenden Prozess der ideologischen Koscher-Erklärung gehen muss – wo wir doch unsere Jobs (und unsere Klicks) auch sichern können, indem wir den 4.000ten Meinungsbeitrag publizieren, der erklärt, Donald Trump sei eine einzigartige Gefahr für unser Land und die Welt? So aber wird Selbstzensur zur Norm.“
Message Control und Selbstzensur
Weiss schildert zudem, wie gering die Bereitschaft zur Solidarität gegenüber den eigenen Mitarbeitern sei. Solange jemand voll auf der Linie der neuen Orthodoxie bleibe, blieben er und seine Arbeit unbehelligt. Alle anderen müssen die digitale Verdammnis fürchten:
Online-Gift wird so lange entschuldigt, wie es sich gegen die richtigen Ziele richtet.“
Mittlerweile würden Meinungsbeiträge, die noch vor zwei Jahren problemlos publiziert worden wären, den Autor und den Redakteur in ernste Schwierigkeiten bringen, wenn nicht gar den Job kosten.
Meist würden Mitarbeiter gar keine Themenvorschläge mehr bringen, die in sozialen Medien Gegenwind hervorrufen könnten. Wagte es doch jemand, würde der Vorschlag im Regelfall abgebügelt. Sollte es aber doch ein unbequemer Text in die Veröffentlichung schaffen, würde jede einzelne Zeile vorsichtig einer Message Control unterzogen, verhandelt oder mit Warnungen versehen.
Selbst wenn es eine Mehrheit sein sollte, die nicht so denke, beugte diese sich dem Meinungsdruck. Einige, so Weiss, weil sie das Ziel für berechtigt hielten, andere, weil sie sich vom Konformismus ein bequemeres Redaktionsleben erhoffen, wieder andere aus Angst um ihre Jobs. Außerdem sei mit geistiger Freiheit nicht mehr viel zu gewinnen. Wer für seine Prinzipien einstehe, werde zur Zielscheibe. Glückwünsche zur eigenen Courage würden allenfalls via vertraulicher E-Mail einlangen.
„Journalismus kennt keine Ethik mehr“
Für unabhängig denkende junge Autoren formuliert Weiss in ihrem Kündigungsschreiben drei goldene Regeln:
Regel 1: Du sagst deine Meinung auf eigene Gefahr. Regel 2: Gehe nie das Risiko ein, eine Story wiederzugeben, die gegen den Narrativ geht. Regel 3: Glaub bloß keinem Verleger oder Herausgeber, der dich dazu drängt, gegen den Strom zu schwimmen. Im Ernstfall wird der Herausgeber vor dem Mob einknicken, der Verleger wird dich feuern oder versetzen, und du wirst zum Trocknen aufgehängt.“
Brent Bozell vom Media Research Center erklärte gegenüber „Fox News“, Weiss’ Schilderungen über das „illiberale Umfeld“ in der liberalen Zeitung komme nicht überraschend:
Was diese Journalistin gerade getan hat, ist, die ‚New York Times‘ nicht nur anzuklagen, sondern schuldig zu sprechen, unverhohlene Zensur zu betreiben. Wenn das keine Schockwellen durch die Welt des Journalismus sendet, dann deshalb, weil die Welt des Journalismus keine Ethik mehr kennt.“
Ayaan Hirsi Ali, die mittlerweile am Hoover Institut tätig ist, schrieb auf Twitter:
Die ‚New York Times‘ war einst eine große Zeitung. Jetzt nicht mehr. Eine kleine Gruppe von Zensurterroristen hält sie als Geisel. Gestern wurde James Bennet rausgeekelt, heute muss Bari Weiss gehen. Wer ist der nächste?“
Twitter als Richtschnur
Bozell geht davon aus, dass es der „NYT“ unter ihrer derzeitigen Führung nicht mehr gelingen könne, ihre Glaubwürdigkeit wieder herzustellen. Solange man dem Twitter-Mob nicht standhalte, sei der Journalismus bei der Zeitung „tot“ und ersetzt worden durch eine „Zensur, die von Radikalen kontrolliert wird“. Es sei letal für die eigene Seriosität, den eigenen Twitter-Feed für einen Seismografen hinsichtlich des Nachrichtenwerts von Informationen zu halten:
Twitter ist vollgestopft mit radikal linker Propaganda, die man bei der ‚New York Times‘ für Nachrichten hält.“
William A. Jacobsen, Medienkritiker und Professor an der Corbell Law School, zeigt sich von den Enthüllungen in Weiss‘ Kündigungsschreiben wenig überrascht:
Der Liberalismus der ‚New York Times‘ ist illiberal und intolerant. Wasser ist auch nass. Bari Weiss bestätigt, was Konservative längst wussten, aber Liberale wie Weiss zuvor nicht sehen wollten. Die bösartige Social-Justice-Kriegsführungskultur hat sich von den Universitäten in die Redaktionen verlagert, und für altmodische Liberale wie Weiss ist dort kein Platz.“
Spectator-Herausgeberin Amber Athey bezweifelt gegenüber „Fox News“, dass die meisten Medienkonsumenten überhaupt darauf Wert legten, nur in ihren Auffassungen bestätigt zu werden: „Medienkonsumenten suchen verzweifelt nach Inhalten, die sie herausfordern, eher sogar als nach solchen, die sie in ihren bereits bestehenden Weltbildern bestätigen.“
„Zunehmende Verengung der Debatte im Land gefährlich“
Auch Medienkritiker Jeffrey McCall von der DePauw University erklärt, er wäre nicht überrascht, würde eine Überprüfung die Anschuldigungen von Weiss bestätigen. Das Bild, das sie gezeichnet habe, sei „konsistent mit der Berichterstattung der Zeitung in den vergangenen Jahren.“ Die zunehmende Verengung der Debatte im Land sei gefährlich – nicht nur für den Journalismus, sondern für die öffentliche Debatte insgesamt.
Die noch amtierende Redakteurin der Meinungsseite, Kathleen Kingsbury, erklärte gegenüber „Fox News“, man „erkennt die vielen Beiträge an, die Bari zu ‚Times Opinion‘ geleistet hat“. Kingsbury erklärte, sie sei „entschlossen, sicherzustellen, dass die ‚Times‘ weiterhin Stimmen, Erfahrungen und Positionen über das gesamte politische Spektrum zu Wort kommen lässt“.
Herausgeber Sulzberger gab bislang nicht einmal seiner eigenen Zeitung gegenüber eine Stellungnahme ab. Sprecherin Eileen Murphy erklärte: „Wir sind entschlossen, eine Umgebung sicherzustellen, in der ein ehrlicher, suchender und empathischer Dialog zwischen Kollegen geführt wird, und wo wechselseitiger Respekt von allen gefordert wird.“
Mit freundlicher Genehmigung von: EpochTimes.de
Zumindest darin sind die Mitglieder der "Westlichen Wertegemeinschaft" gleich: Die Manipulation der Medien auf beiden Seiten des Atlantiks. Sie verstehen sich nicht als neutrale Berichterstatter sondern als Lautsprecher der Verlags-Eigentümer, und die wollen nicht über Politik berichten, die wollen selber Politik machen.
AntwortenLöschenDie Art der Propaganda und wie sie ihre Leser manipulieren erinnert stark an psychologische Kriegsführung.
Nur gut dass es noch Journalisten gibt, die das nicht mitmachen und auch offen dazu stehen, obwohl sie von ihren ehemals "guten Kollegen" diffamiert, beleidigt und mit Dreck beworfen werden.
Ein Leser des Blogs