Sonntag, 28. Juni 2020

Sahra Wagenknecht - Tönnies Schweinesystem und grüne Arroganz

Muss Fleisch teurer werden?


Sahra Wagenknecht

Haben Sie ein schlechtes Gewissen, wenn Sie #Fleisch im Supermarkt kaufen? Wer die aktuell wieder aufgebrandete Diskussion um die Fleischproduktion verfolgt, könnte den Eindruck bekommen, es wären die Niedrigverdiener, die sich beim Aldi ein günstiges Schnitzel holen, die verantwortlich sind für die schlechten Zustände in den Schlachtfabriken von #Tönnies, Wiesenhof und Co. Dabei waren es 20 Jahre Bundesregierungen, die das Lohndumping ermöglichten, die Werkverträge, die Vergabe an Sub-Sub-Sub-Unternehmer und schlussendlich die fast sklavenähnlichen Zustände an deutschen Schlachthöfen, wo die Arbeiter kaum besser behandelt werden, als das Vieh, dass sie verarbeiten sollen. Jahre, in denen Deutschland vom Fleisch-Importeur, zum zweitgrößten Exporteur von Schweinefleisch der Welt wurde und Schlachthöfe in halb Europa aus dem Geschäft drängte.
Anstatt eine völlig fehlgeleitete Debatte darüber zu führen, ob es eine Fleischssteuer braucht oder ob die Preise im Supermarkt erhöht werden sollten, müssen wir über ein System sprechen, dass es Leuten wie Tönnies ermöglichte, mit Ausbeutung von Mensch und Tier Milliardenvermögen aufzubauen und mit Lohndumping die Fleischindustrie in halb Europa zu zerstören.

**Quellen und weiterführende Links:**

In der vom Verein Lobbycontrol unterhaltenen Datenbank Lobbypedia, lassen sich für 2002 bis 2017 insgesamt neun Spenden von Tönnies an die CDU finden:
https://www.rnd.de/politik/tonnies-sp... 

Über die Arbeitsbedingungen bei Tönnies: 
 https://www.nachdenkseiten.de/?p=60935 

Frankreich legte schon 2011 Beschwerde bei der EU-Kommission gegen deutsches Lohndumping in Fleischindustrie ein, Belgien 2013. Die hiesigen Schlachthöfe rollen den europäischen Markt auf. Führte Deutschland zur Jahrtausendwende noch deutlich mehr Fleisch aus den EU-Staaten ein als aus, so hat sich das Verhältnis inzwischen umgekehrt.” 
 https://www.welt.de/wirtschaft/articl... 

“Der französische Industrieminister Arnaud Montebourg hält dem Nachbarn vor, mit Lohndumping die heimische Fleischindustrie in die Krise zu stürzen”: 
 https://www.welt.de/wirtschaft/articl... 

 “Der Chef des österreichischen Verbandes der landwirtschaftlichen Veredelungsproduzenten beklagt: „Von den 14 größten Schlachthöfen Österreichs sind im Vorjahr fünf insolvent geworden.“ Schuld daran sei das „Lohndumping“ an deutschen Schlachthöfen, deren Arbeitsbedingungen „moderner Sklaverei“ glichen.” 
 https://www.tagesschau.de/ausland/fle... 

"Werkverträge sind weit verbreitet. Fast 90 Prozent aller deutschen Unternehmen lagern mindestens einen Kernprozess mittels Werkvertrag aus, heißt es in einer Studie des ZEW": https://www.tagesschau.de/inland/werk... 

“Nach Einschätzung des DGB sind diese Werkverträge wie in der Fleischindustrie auch heute schon nicht rechtens.”: 
 https://www.tagesschau.de/inland/werk... 

“Alle Fleischkonzerne in Deutschland umgehen die Mitbestimmung. Tönnies hat, obwohl die meisten Betriebe in Deutschland ihren Standort haben, seine zentrale Holding in die Briefkastenfirma Tönnies Holding Verwaltungs ApS, ohne anwesendes Personal, ins dänische Städtchen Brorup verlegt.” https://www.nachdenkseiten.de/?p=60935 

“Die Verbraucherorganisation Foodwatch meint: „Niemand sollte suggerieren, dass eine Mehrwertsteuererhöhung für Fleisch die Probleme in der Nutztierhaltung lösen kann“: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaf... 

"Ein höherer Preis durch eine neue Fleischsteuer oder Tierwohlabgabe garantiert leider keine bessere Qualität, kein höheres Tierwohl oder Arbeitssicherheit in Schlachtereien”
https://www.t-online.de/nachrichten/d... 

Fleischatlas 2018: 
https://www.boell.de/de/fleischatlas-...

Grafiken und Bilder in Reihenfolge des Erscheinen:
Schlachthof: Pixabay / BlackRiv
Grillfleisch: Pixabay / AlbanyColley
Infografiken: CC-BY Böll Stiftung / Fleischatlas 2018
Packung Rindfleisch: Pixabay / Shutterbug75
Fleischtheke: Pixabay / Karamo
Kühe: Pixabay / franzl34

Kommentare

Corinna Rohde
Sie sind die einigste Politikerin die endlich mal den Finger in die Wunde legt super. Eine gute Freundlin von mir hat 40 Jahre gearbeitet muss Flaschen sammeln und Mini jobs annehmen, ihre mini rente reicht nicht aus um vernünftig leben zu können. Sie kann sich noch nicht mal ein vernünftiges Gebiss leisten. Das geld geht ja weg für überteuerter Medikamnten bei der Krankenkasse

Cherry Pie
Durch die Corona Krise hat man nun viel klarer gesehen, was für korrupte Strukturen sich in Deutschland verbergen.

Kein Podcast
Neben meiner vollen Zustimmung möchte ich noch auf etwas anderes hinweisen: Diese ganzen Waren- und Dienstleistungsmakler (Amazon, Ebay, Uber, Lieferando usw.) machen heute ebenfalls viel höhere Gewinne als die tatsächlichen Anbieter und Produzenten. Auch hier entstehen immer mehr Monopole, die allesamt marktfeindlich sind. Es ist schon befremdlich, dass diejenigen, die sich nach außen hin für freie Märkte einsetzen, eigentlich versuchen, eine Planwirtschaft umzusetzen, deren Pläne sie selbst bestimmen wollen. Im Grunde läuft alles auf eine Versklavung der Bevölkerung hinaus. Einziger Unterschied zu früher: Damals kannten die Sklaven das Gesicht ihres Sklavenhalters, heute stehen undurchsichtige Konzernstrukturen an dessen Stelle. Für die Sklavenhalter mehr als bequem. Wenn diese den Politikern dann auch noch die Gesetze diktieren, ist Demokratie ausgeschlossen und es entsteht eine Weltdiktatur der Konzerne. Oder wie ich es nenne: Status Quo.

German Bader
Hallo Frau Wagenknecht. Sie sind eine der ganz, ganz wenigen Personen in der Politik, der ich traue, von der ich glaube, dass sie meint, was sie sagt und der es um die Menschen geht. Schade, dass ich als Österreicher Sie nicht wählen kann.

Paul B.
For allem versucht mal in einer Großstadt qualitativ hochwertigea Fleisch zu kaufen. Alle bekommen ihr Fleisch vom gleichen Großhändler, nur die Preise werden gelabeled entsprechend dem Verkaufsort. Ich bin noch mit eigenen Schweinen aufgewachsen, das heutige Bio-Super-Tierwohl-Fleisch ist dagegen ne Schuhsohle. Und sonst, wer schon mal für 450€ Vollzeit gearbeitet hat, wählt keine CDU/SPD, sondern AFD damit die freaks die anderen ärgern.


1 Kommentar :

  1. Jedem, der es wissen will, sind die menschenschinderischen Ausbeuterverhältnisse im besten Niedriglohnsektor Deutschland (beileibe nicht nur in der Fleiscindustrie) seit vielen Jahren bekannt und jeder, der sich dafür interessiert, weiß, dass Deutschland in Europa Vorreiter des mörderischen neoliberalen Schweinesystems ist. Trotzdem wählt die Mehrheit weiter die kriminellen und korrupten Interessenvertreter der Ausbeuter. Dasaus ergibt sich der Schluss: Die Mehrheit der Wähler ist mit dem menschenschinderischen Schweinesystem einverstanden. Und solange das so ist, wird sich an diesen Zuständen nichts ändern. Die Deutschen haben das Ausbeutersystem bekommen, das sie gewählt haben. Sie machen sehr wohl auch mit ihrem Konsumverhalten die Menschenschinder von Amazon über Lieferando, bis Tönnies immer reicher. Niemand ist gezwungen, Lieferando und Amazon reich zu machen und niemand ist gezwungen, antibiotikaverseuchten Abfall zu essen. Niemand ist gezwungen, korrupte Interessenvertreter eines menschenverachtenden Systems zu wählen, Putzpersonal zu Dumpinglöhnen auszubeuten, insofern betrachte ich die "Empörung" sämtlicher Politiker sämtlicher Parteien, die diese Zustände vorsätzlich herbeigeführt haben, als auch die scheinheilige "Empörung" ihrer Wähler, die diese korrupten Interessenvertreter von Menschenschindern als ihre Vertreter gewählt haben und mit ihrem Konsumverhalten zudem die Menschenschinder immer reicher machen, als reine Heuchelei.
    Dass sich nach Corona auch nur das Mindeste ändern wird, ist allenfalls naives Wunschdenken, es wird alles sehr viel schlimmer werden, wenn die Wähler die korrupten Interessenvertreter der Menschenschinder nicht vom Acker jagen - und das wird nicht geschehen, weil die Mehrheit diese Verhältnisse gut findet und sich mit hohlen Phrasen von Solidarität, Lebensrettung, Heldenfeiern selbst beweihräuchert, damit sich an diesem mörderischen System, das jeden Tag unzählige Menschen tötet, nichts ändert. Die seichten Phrasen werden der manipulativ verblödeten Masse von den Planungs-Strategen dieses mörderischen Systems in den Köpfen durch ständige Wiederholung verankert und das eigenständige Denken hat die neoliberal gehirngewaschene Mehrheit schon lange vollständig aufgegeben.
    Während sich das Bürgertum seiner Solidarität rühmt und Helden feiert, bringen die Interessenvertreter der Multimilliardäre immer mehr Menschen um, aber das kümmert die Solidaritätsheuchler, die sich mit hohlen Phrasen selbst feiern und vollkommen empathielos zusehen, wie dieses mörderische System immer mehr Menschen tötet, nicht im Geringsten. Ihr eigenes, mies bezahltes Putz- und sonstiges Diensleistungspersonal haben die Solidaritätsheuchler im Coronawahn im Stich gelassen, dem Sterben der in Isolationsfolter gewzungenen Alten ungerührt zugesehen, ihren Konsum auf Amazon, Liefenrando und Co. verlagert und eine Änderung des Ausbeutersystems fordern die Solidaritätsheuchler, die sich für das neoliberale Tötungsprogramm als Lebensretter feiern, nicht.
    Marie

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