Trigger-Warnung:
Dieser Text enthält eine Beschreibung des Vorgangs der
Genitalverstümmelung, was für Leser*innen verstörend sein kann.
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Ich war 7 Jahre alt als mir meine Kindheit und Weiblichkeit geraubt wurde!
Meine eigene Mutter und Tante hielten mich während meiner Beschneidung
fest. Nach der Beschneidung entzündete sich die Wunde jedoch. Urin und
Blut konnten aus der kleinen Öffnung, die man mir gelassen hatte, nicht
richtig abfließen.
Wochenlang rang ich mit dem Tod – und bezwang ihn.
Weltweit
werden täglich zehntausende Mädchen an den Genitalien verstümmelt.
Tausende sterben grausam an den Folgen der Genitalverstümmelung (FGM =
Female Genital Mutilation).
Aufgrund der starken Zuwanderung ist
die Zahl der von FGM betroffenen Mädchen und Frauen in Deutschland
deutlich gestiegen. Aktuell seien geschätzt 58.000 Frauen betroffen und
mindestens 13.000 weitere Mädchen gefährdet.
Doch Gynäkolog*innen,
Kinderärzt*innen, Hebammen, Lehrer*innen, Sozialarbeiter*innen,
Kindergärtner*innen und Polizist*innen wissen oft nicht, was zu tun ist,
wenn sie mit einem Fall von FGM konfrontiert werden. Aus diesem Grund
fordere ich mehr Aufklärung für alle, die mit betroffenen Frauen und
Mädchen zu tun haben.
Die betroffenen Frauen brauchen eine
vernünftige ärztliche Beratung und Betreuer*innen müssen sensibilisiert
werden, damit sie eine drohende Genitalverstümmelung erkennen und
verhindern können. Es geht aber auch um die Verhinderung dieser
grausamen Tradition durch die Familie, mittels adäquater Aufklärung der
Mütter und Familien und vernünftigen sensiblen Coaching.
Bei
der Genitalverstümmelung werden den Mädchen ohne Narkose, ohne
medizinische Versorgung, die Klitoris und die inneren Schamlippen
herausgeschnitten. Die äußeren Schamlippen werden entweder geritzt,
geschält oder werden ebenfalls entfernt. Durch den brutalen Eingriff
wird die Harnröhre, die direkt unter der Klitoris sitzt verletzt. Dann
werden die verbliebenen Hautreste zusammengenäht bis auf eine winzige
Öffnung, die oft nicht größer als 4-5 Millimeter ist, sodass eine
verschlossene und komplett blanke Vagina übrig bleibt. Aus dieser
winzigen Öffnung muss nun fortan der Urin und Menstruationsblutung
abfließen. Urinieren dauert teilweise über 20 Minuten. Wenn die Periode
kommt, erleiden wir Höllenqualen. Der Unterleib fühlt sich an, als ob
ein wildes Tier im Bauch wühlt zerrt und Stücke herausreißt. Diese Qual
kann Tage dauern. In dieser Zeit können wir weder lernen noch arbeiten.
Wir kotzen uns die Seele aus dem Leib. Uns ist schwindlig und wir können
uns nicht aufrecht bewegen, nur auf allen Vieren vom Bett zu Toilette
kriechen wie ein verwundetes Tier.
Ich fordere von der
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (und ggfs. weitere zuständige
Minister*innen) dieser Grausamkeit in Deutschland ein Ende zu setzen,
über die reine Strafbarkeit durch den §226a StGB hinaus, und sich für
ein Aktionspaket für mehr Aufklärung rund um die Genitalverstümmelung
einzusetzen. Das Aktionspaket muss folgende Maßnahmen beinhalten:
- Behandlung
des Themas FGM im Studium/in der Ausbildung von Mediziner*innen,
Hebammen, Lehrer*innen, Sozialarbeiter*innen, Kindergärtner*innen,
Jurist*innen und Polizist*innen
- Verpflichtende Weiterbildungen
für berufstätige Gynäkolog*innen, Kinderärzt*innen, Hebammen,
Lehrer*innen, Sozialarbeiter*innen, Kindergärtner*innen, Jurist*innen
und Polizist*innen
- Alle weiblichen Einreisenden aus betroffenen
Ländern, müssen ein Flugblatt rund um das Thema “Strafbarkeit von FGM in
Deutschland” und “Möglichkeiten der Behandlung von FGM und
Rekonstruktion der Vulva” in verschiedenen Sprachen sowie
niederschwellig auch für Analphabet*innen erhalten. Bei Gesprächen
sollten adäquat ausgebildete und sensibilisierte Dolmetscherinnen und
Dolmetscher eingesetzt werden.
Mehr Informationen rund um das Thema FGM, finden Sie auf der Seite meines Vereins Nala e.V.
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