So. 28. Juni 2020, 12.03 - 13.00 Uhr
Wie schaffen wir endlich den Systemwechsel?
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Corona bringt mit einem Schlag ein Problem ans Tageslicht, das lange bekannt ist, an dem bisher aber keiner etwas verändert hat: Dazu gehören die prekären Arbeitsbedingungen in den Schlachthöfen genauso wie die unwürdige Massentierhaltung.
Westfleisch, Wiesenhof, Tönnies: Die Corona-Krise kehrt zurück, ausgerechnet in der Fleischindustrie. Am schlimmsten betroffen ist der Tönnies-Standort in Rheda-Wiedenbrück: Mehr als 1500 Beschäftigte sind infiziert, 7000 Mitarbeiter in Quarantäne. Nach anfänglichem Zögern hat die NRW-Landesregierung die Reißleine gezogen: Bis Ende des Monats gelten in den Kreisen Gütersloh und Warendorf strenge Auflagen, um die Ausbreitung des Virus zu stoppen. 640.000 Menschen sind davon betroffen. Das wiegt umso schwerer, weil im bevölkerungsreichsten Bundesland die Sommerferien beginnen und ganz Deutschland Angst davor hat, dass durch den Reiseverkehr das Virus in ihre Region geschleppt wird.
Prekäre Arbeitsbedingungen und Dumpingpreise
Corona bringt mit einem Schlag wieder ein Problem ans Tageslicht, was seit Jahren bekannt ist, an dem bisher aber keiner etwas verändert hat: Dazu gehören die prekären Arbeitsbedingungen in den Schlachthöfen genauso wie die Massentierhaltung. Landwirtschaftsministerin Klöckner will jetzt gegen die Dumpingpreise bei Fleisch und Wurst vorgehen: Eine Tierwohlabgabe soll kommen. Das Instrument der Werksverträge, das den großen Fleischkonzernen erlaubt, Arbeiter aus Osteuropa zu Dumpinglöhnen zu beschäftigen, soll ab 2021 verboten werden. Ist das Problem damit gelöst?
Plötzlich sind sich fast alle einig, dass sich an dem System etwas ändern muss
Selbst der Großunternehmer Tönnies verspricht das. Kann man darauf vertrauen? Die Selbstverpflichtungen der Fleischindustrie standen bisher nur auf dem Papier. Deutschland ist in den letzten 15 Jahren zum zweitgrößten Schweinefleischexporteur der Welt aufgestiegen. Die großen Fleischkonzerne verdienen kräftig daran, während Landwirte um ihre Auskommen fürchten; ihre Tiere sind kaum noch etwas wert. Masse statt Klasse heißt das Prinzip mit fatalen Auswirkungen für Mensch, Umwelt und Tier. Können wir auf Dauer an der globalisierten Landwirtschaft festhalten oder müssen wir zurück zur regionalen Versorgung? Wie bleibt Fleisch erschwinglich ohne dass das Tierwohl auf der Strecke bleibt?
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Kommentare
Kommentar 916:
Zimmermann schreibt am 28.06.2020, 14:25 Uhr :
Eins wurde in der Sendung nur gestreift, daher noch eine Ergänzung: Der Konsument hierzulande kauft viel zu preisfixiert ein. Er vergleicht, benotet, misst und disst allenthalben, um nur ja keinen Cent zuviel auszugeben - und bucht dann eine teure Urlaubsreise. Lieber soll im Supermarkt eine Packung Wurst unter einen Euro Kosten als das etwa am nächsten Ballermann-Urlaub gespart wird. Wenn dann logischerweise die Lebensmitteleinzelhandelsketten das absurde Phänomen eben aufgreifen und in der Werbung nutzen wollen, kommt eben der Aufschrei Dagebliebenen und derjenigen die noch auf Qualität achten. Etliche Verbraucher ändern ihr geiziges Verhalten aber trotzdem nicht. Das Thema ist nicht gerade neu.
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Antwort von
Simone , geschrieben am 28.06.2020, 14:39 Uhr :
Gäbe es in Deutschland anständige Löhne/Gehälter und weniger Steuern darauf, könnte sich die Menschen Urlaub UND gutes Fleisch leisten.
Antwort von
Jonas Giebl , geschrieben am 28.06.2020, 14:47 Uhr :
Und stellen Sie sich vor, der Kunde darf das! Man nennt es Marktwirtschaft weil man nicht da kaufen muss wo es am teuersten ist!
Kommentar 902:
E.Dreier schreibt am 28.06.2020, 14:09 Uhr :
Warum wird Tönnies nicht angeklagt, verurteilt und für den Schaden haftbar gemacht? Hält die NRW CDU ihre schützende Hand drüber?
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Antwort von
sigi e , geschrieben am 28.06.2020, 14:19 Uhr :
für was soll er angeklagt werden ( verurteilt haben Sie Ihn ja anscheinend schon ) ? Dafür das er Arbeitsplätze schafft oder dafür dass das Merkel Regime die Corona Legende mit aller Macht am Leben erhalten will und dementsprechend "testet" ?
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Heinz Becker , geschrieben am 28.06.2020, 14:42 Uhr :
@sigi e, genauso sehe ich das auch. Das RKI schreibt in seinem COVID-19-Lagebericht vom 18.06.2020 auf Seite 11: "Seit der 15. KW 2020 wurde keine Influenza-Aktivität mehr beobachtet, seit der 16. KW 2020 gab es keine Nachweise von SARAS-CoV-2 nehr". Kann jeder selber nachlesen.
Kommentar 886:
Nele schreibt am 28.06.2020, 13:48 Uhr :
Großes Lob an den Presseclub heute. Denn uns war bis zur Sendung der Gesamtzusammenhang der Zustände in dieser Sparte der Lebensmittelbranche gar nicht in der Deutlichkeit bewusst. Danke, dass Sie uns das Thema nähergebracht haben. Die vielen Facetten von den Aspekten Tierwohl über Ökologie, Sozialpolitik bis zu wirtschaftlichen Belangen wurden, so gut es in der Kürze der Zeit ging, deutlich gemacht: verständlich, klar und fundiert. Dankeschön deshalb an Oda Lambrecht nach Hamburg, an Tanja Busse nach Köln, an Werner Eckert nach Mainz und an Christian Wernicke nach Köln. Auch die Moderation durch Ellen Ehni fanden wir sehr gelungen und war gewohnt auf hohem Niveau. So stellen wir uns Journalismus vor, nämlich kompetent, sachlich und unaufgeregt, und dafür schalten wir nächstes Mal gerne wieder ein.
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Antwort von
Heinz Becker - - - ZENSIERT - - -
Sehr romantisch wie sie die Sendung gesehen haben. Ich nehme an, bei ihnen werden Schnitzel, Steaks und halbe Hähnchen ein letztes Mal gestreichelt, bevor sie auf den Teller kommen und dann ihrer endgültigen Betimmung zugeführt werden?
Kommentar 872 wurde nachträglich gesperrt
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aber die Antwort von Heinz Becker war schon geschrieben,
wurde aber zahlenmäßig nicht mal erfasst, also - - - ZENSIERT - - -
Außerdem haben schon die Klimahüpfer gefordert Fleisch müsse teurer werden. Was hat ALDI also gemacht?
Fleich- und Wurst-Preise um ca. 20% erhöht. Das ging ganz schnell, aber wem ist damit, außer ALDI, jetzt geholfen?
Kommentar 866:
E.Dreier schreibt am 28.06.2020, 13:30 Uhr :
Müsste erst Corona kommen um diese Skandale nicht nur in der Schweinehaltung, Tierhaltung, Schlachbetriebe, Politikergeklüngel und das Drumherum mal aufzudecken? WAS haben die Journalisten vorher gemacht?
Kommentar 857:
Heinz Becker schreibt am 28.06.2020, 13:25 Uhr :
Zum Wissen über die Corona-Pandemie gehört auch noch der COVID-19-Lagebericht des RKI vom 18.06.2020, und da besonders die Seite 11. Interessant ist, dass darauf nicht mehr eingegangen wird, auch nicht auf die Aussage des WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus, dass die Politisierung der Coronavirus-Pandemie die Lage nur verschlimmert habe. Es sind doch offizielle Quellen, aus denen wir uns informieren sollen, wie Frau Merkel gefordert hat.
Kommentar 975:
Jürgen Jandt schreibt am 28.06.2020, 14:59 Uhr :
Ein ehrlicher Dank geht an Frau Ehni und ihre Gäste, die Sendung hat gezeigt, welche enorme Bandbreite das Thema "Fleisch" allein in Deutschland besetzt. Beim "Systemwandel" spielen dann auch entsprechend viele "Player" mit, sodass wir gespannt sein dürfen, welche Lobby die Vernunft diesmal in die Schranken weist. Das Jahr 2019 war geprägt vom "Klimawandel", falls einige sich erinnern. Wie realistisch ist auch daher die Annahme, das Deutschland den Systemwandel beim Fleisch "wuppt"? Es fielen die Namen Klöckner (Tierwohl-Abgabe) sowie Kohl und Schröder ('Aufweichung' der Werkverträge). Ist es nun eine Verschwörung oder nur Zufall, dass (nach knapp 15 Jahren Regierungsverantwortung und fast 19 Jahren CDU-Parteiführung) kein Zusammenhang der Situation mit Frau Dr. Merkel erwähnt wird?
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