Merkel setzt sich durch
Ohne schlüssige Begründung:
EU beschließt neue Sanktionen gegen Russland
Angela Merkel hat sich in der EU durchgesetzt: Die EU-Sanktionen gegen Russland wegen der Ukraine-Krise treten am Freitag in Kraft. Eine Begründung für die neuerliche Eskalation gibt es nicht. Angela Merkels Argumente, die wir im folgenden im Wortlaut dokumentieren, enthalten keine neuen Fakten. Stattdessen werden die zwei bisherigen Bedingungen - Nachweis der Schuld der Russen am Abschuss von MH17 und Scheitern der Waffenruhe - einfach unter den Tisch gekehrt. Demnach hätte die EU nämlich jetzt keine neuen Sanktionen verhängen dürfen.
Die EU-Sanktionen gegen Russland wegen der Ukraine-Krise treten am Freitag in Kraft. Die Deutsche Presseagentur meldet, dass dies von EU-Diplomaten am Donnerstag in Brüssel mitgeteilt wurde.
Damit folgt die EU den Vorgaben von Bundeskanzlerin Angela Merkel: Sie hat sich dafür ausgesprochen, die beschlossenen neuen EU-Wirtschaftssanktionen gegen Russland rasch in Kraft treten zu lassen. Zwar gebe es beim Waffenstillstand in der Ostukraine Fortschritte, sagte Merkel am Mittwoch im Bundestag. Aber der Waffenstillstand und die Freilassung von Gefangenen seien nur zwei von zwölf Punkten des zwischen der Ukraine und Russland ausgehandelten Friedensplans. Weil es „Unklarheit“ über die Erfüllung vieler anderer Punkte gebe, sei die Bundesregierung für eine Veröffentlichung und damit Verhängung der Sanktionen.
In der europäischen Wirtschaftselite wird dagegen der Widerstand gegen Merkels an die USA gekoppelte Politik nun auch von führenden Vertretern geäußert: Der österreichische Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl bezeichnete die Sanktionen als Unsinn und kritisierte, dass Merkel die EU-Außenpolitik mit den USA abstimme.
Die Argumente, die Merkel vorbrachte, sind ausgesprochen vage. Die Tatsache, dass die Waffenruhe eingehalten wird – bis vor wenigen Tagen noch eine Condition sine qua non – heute hinfällig. Die Aufklärung des Abschusses von Flug MH17, jener Tragödie, wegen der die ganze Sanktions-Orgie erst begonnen hat – zur Geheimen Verschlusssache erklärt und in der Schublade verschwunden.
Im folgenden die Erklärungen von Merkel am Mittwoch im Bundestag, warum jetzt schnellstens neue Sanktionen in Kraft gesetzt werden müssen, im Wortlaut:
Plenarprotokoll 18/50
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Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht
50. Sitzung
Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014
Bundeskanzlerin Angela Merkel:
… Wenn wir in diesen Tagen und gerade in dieser Woche über unsere nationalen Herausforderungen beraten, so tun wir dies in einem stark veränderten internationalen Umfeld. Als wir im vergangenen Jahr die Schwerpunkte der Arbeit unserer Großen Koalition verabredet haben, haben wir überlegt, wie wir das Gedenkjahr 2014 gestalten können, das Gedenken an den Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren, an den Beginn des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren und die Feiern zum Mauerfall vor 25 Jahren. Wie selbstverständlich erschien es uns da, dass die Völker in Europa im 21. Jahrhundert selbst entscheiden, welchen Weg sie einschlagen wollen, dass ihre territoriale Integrität geschützt ist und die Verabredungen über unsere europäische Sicherheitsarchitektur eingehalten werden.
Wie anders verläuft jetzt das Jahr 2014! Aus dem Wunsch der Ukraine, ein Assoziierungs- und Freihandelsabkommen mit der EU zu unterzeichnen, ist ein tiefgreifender Konflikt mit Russland entstanden. Annexion der Krim, Unterstützung der Separatisten in Donezk und Luhansk durch Russland und aktives Eingreifen durch russische Soldaten und Waffenlieferungen sind nur drei Stichpunkte dieser Entwicklung. Angesichts dieses akuten Konflikts sind wir vor die Frage gestellt: Was haben wir aus der Geschichte gelernt? Was sind unsere Antworten in solchen Konfliktfällen heute? Vier Prinzipien leiten dabei unser Handeln: Erstens. Der Konflikt ist nicht militärisch zu lösen. Zweitens. Die 28 Mitgliedstaaten der Europäischen Union und die Vereinigten Staaten von Amerika finden gemeinsame Antworten. Drittens. Die Verletzung der territorialen Integrität eines Landes und seine Destabilisierung nehmen wir nicht hin; deshalb verhängen wir Wirtschaftssanktionen. Viertens. Gleichzeitig arbeiten wir fortwährend für eine diplomatische Lösung des Konflikts. Die Tür zu Verhandlungen ist und bleibt offen. In diesen Tagen gilt es, den Zwölf-Punkte-Plan der Präsidenten der Ukraine und Russlands umzusetzen. Waffenstillstand und Freilassung von Gefangenen sind hierbei nur zwei Elemente von zwölf Punkten. Vor allem geht es um eine dauerhafte Überwachung des Waffenstillstands durch die OSZE, den Abzug russischer Soldaten und der Waffen aus der Region sowie die freie Entscheidung der Menschen in Donezk und Luhansk über ihren zukünftigen Status. Das alles gehört zusammen.
Neue Sanktionen wurden durch die Europäische Union beschlossen. Jetzt geht es um die Veröffentlichung und damit um das Inkrafttreten. Ich will für die Bundesregierung sagen: Angesichts der gegebenen Lage, die sicherlich eine Verbesserung im Zusammenhang mit den militärischen Aktivitäten mit sich bringt – es ist keine hundertprozentige Waffenruhe, aber immerhin eine Verbesserung; eine Unklarheit über die Erfüllung vieler der anderen von mir genannten Punkte besteht dennoch –, treten wir dafür ein, dass jetzt eine Veröffentlichung dieser Sanktionen erfolgt. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Ich hoffe, dass hierüber bald entschieden wird. Ich füge hinzu: Wenn die zwölf Punkte wirklich substanziell erfüllt werden, werden wir die Ersten sein, die die neuen Sanktionen wieder aufheben; denn sie sind kein Selbstzweck, sondern werden immer nur verhängt, wenn sie unvermeidlich sind. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Unser Ziel ist vollkommen klar: Wir unterstützen eine Ukraine, die in Frieden und eigener Selbstbestimmung über ihr eigenes Schicksal entscheiden kann, im Übrigen in guter Nachbarschaft mit Russland. Für uns sind gute Beziehungen zwischen der Europäischen Union und der Ukraine sowie zwischen Russland und der Ukraine keine Frage eines Entweder-oder – ich habe das im November vergangenen Jahres hier gesagt –, sondern ein Sowohl- als-auch. Dafür arbeiten wir. Ich weiß sehr wohl, dass der Weg zur Überwindung dieser Krise lang und steinig ist. Wir werden auch Rückschläge erleben. Wir brauchen einen langen Atem. Aber ich bin zutiefst überzeugt: So hart die gegenwärtige Situation auch ist, am Ende wird sich die Stärke des Rechts durchsetzen. Das sollte uns ermutigen. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Natürlich war die Lage in der Ukraine auch Thema auf dem Nato-Gipfel in Wales in der letzten Woche. Im Sinne unserer Bündnisverpflichtungen gemäß Artikel 5 des Nato-Vertrages wurde dort einmütig der sogenannte Readiness Action Plan beschlossen. Ziel ist eine deutliche Erhöhung der Reaktions- und Verteidigungsfähigkeit des Bündnisses als sichtbarer Ausdruck unserer Solidarität gerade mit unseren baltischen und osteuropäischen Bündnispartnern. Deutschland leistet dazu einen Beitrag. Wir erhöhen unseren Bereitschaftsgrad und die Fähigkeiten, indem wir das Multinationale Korps Nordost in Stettin stärken – ein gemeinsamer deutsch-dänisch-polnischer Vorschlag.
Es entspricht unserer Philosophie, dass wir planerisch, logistisch und durch Übungen die Voraussetzungen für eine rasche Verlegung größerer Verbände schaffen und dafür eine Fähigkeit zur regionalen Kooperation mit unseren Partnern aufbauen. Aber es war uns wichtig, dass sich diese Beschlüsse des Gipfels im Rahmen unserer euro-atlantischen Sicherheitsarchitektur bewegen, also auch der Nato-Russland-Grundakte. Die Prinzipien der Nato-Russland-Grundakte, die Sicherheit des euro-atlantischen Raums auf Basis demokratischer Prinzipien und kooperativer Sicherheit, sind nach wie vor grundlegend. Wir hoffen, dass sie eines Tages alle wieder eingehalten werden. Meine Damen und Herren, zeitgleich mit dem Ukraine-Konflikt in Europa mussten wir uns in Wales mit den dramatischen Konflikten in Syrien und im Irak auseinandersetzen …
» der Kommentar des Blogschreibers «
Die Bundestagsshow "Abstimmung für Waffenlieferungen" kürzlich war wohl der Probelauf. Dort hatte Frau Bundeskanzlerin schon im Vorfeld mit einigen Ministern die Lieferung unumkehrbar beschlossen und das Schauspiel wurde nur für die rasant weniger werdenden, unbelehrbaren Zuschauer aufgeführt, die immer noch glauben sie habe nur das Beste für's deutsche Volk im Sinn.
Jetzt zeigt sie auch in Brüssel ganz offen, dass sich ihre Art der Demokratie nicht von der Art der US-Demokratie unterscheidet und dass sie ohne Murren den Kommandos der US-Elite gehorcht.
Ich glaube beide Erichs wären stolz auf sie.
Wenn Obama glaubt er habe Hämorrhoiden, dann kann man ihn beruhigen, die hat er nicht, das ist nur die deutsche Kanzlerin ...
Kommentare
Ekkehardt Fritz Beyer sagt:
Merkel: … „Wie selbstverständlich erschien es uns da, dass die Völker in Europa im 21. Jahrhundert selbst entscheiden, welchen Weg sie einschlagen wollen“ …
Warum scheut Brüssel dann Volksabstimmungen zur EU-Zugehörigkeit wie der Teufel das Weihwasser?
Warum setzt Dr. Merkel eine Solche für ihr Volk nicht durch? Liebt nicht auch sie „alle Deutschen“?
Selbstdenker sagt:
“Bundespolitik: Meineid für die Deutschen und Vertrag für die USA”:
http://www.buergerstimme.com/Design2/2014-09/bundespolitik-meineid-fuer-die-deutschen-und-vertrag-fuer-die-usa/
nicole sagt:
Ich hoffe, Putin schüttelt dieser heuchlerischen Kanzlerin u. allen weiteren EU Politiker in nächster Zeit nicht mehr die Hände. Telefongespräche mit Putin nur noch auf dessen Anrufbeantworter. Diese US hörige EU u. Kanzlerin haben den Bürgern mit Ihrer Politik enormen Schaden zugefügt.
Nachfrager sagt:
Man möchte schreiend davonlaufen.
- Die US- Regierung beabsichtigt, Syrien auch ohne UN- Mandat und/oder die Zustimmung des US-Kongresses unter Beschuss zu nehmen- unter dem Vorwand, ISIS, die sie selbst zu verantworte haben, ausschalten zu wollen. In Wahrheit will man Assad stürzen und jenen Plan eines umfassenden Kriegs in Syriezu Ende bringen, den Putin letztes Jahr geschickt verhindern konnte.
- Ohne Legitimation und stichhaltige Begründung werden von weitere Sanktionen gegen Russland verhängt, die ausschliesslich der EU und nicht den USA schaden. Die Regierenden schämen sich nicht mal mehr der unverhohlenen Lüge.
Ein Wahrhaft grosser Tag für ‘unsere demokratischen, westlichen Werte in der EU', vielleicht kann man ja in einer Woche nach Schottland ziehen.
ronja w. sagt:
Man kann Merkels Worte nur mit Wut und Verzweiflung im Bauch lesen. Diese Frau will mit dem Kopf durch die Wand. Die unbegründeten Sanktionen, schaden uns nur selber. Frau Merkel, man kann es nicht anderst sagen, ist Obamahörig und das ist eine große Gefahr für Deutschland. Sie würde alles tun, um Obama zufrieden zustellen, egal was aus Deutschland wird!
bluesbower sagt:
Es wird deutlich, dass die Merkel-Regierung nichts anderes ist als eine Befehlsempfängerin der USA. Die USA wollen den Konflikt mit Russland und als Stellvertreter soll die EU diesen Konflikt austragen.
Merkel verstößt einmal mehr gegen ihren Amtseid, Schaden von Deutschland abzuwenden.
Logan sagt:
Ich hoffe, dass es jetzt auch dem letzten Deppen einleuchtet, dass dies bereits vor der Ukraine-Krise geplant war. Man will einen Wirtschaftskrieg vom Zaun brechen, koste es was es wolle und ohne jegliche nachvollziehbare Begründung.
Man nennt sowas auch “Wirtschaftsbasierter Angriffskrieg”. Bei der WTO sollten doch mittlerweile alle Alarmglocken läuten.
Olaf Klebe sagt:
Diese Bundesregierung handelt offensichtlich und unverholen gegen die Interessen der Bürger dieses Landes. Sie handelt in Sicherheits- und Finanzpolitischen Fragen ohne daß das Parlament ein wirkliches Mitspracherecht hätte. Das hat mit Demokratie nicht viel zu tun.
Somit hat diese Regierung ihre Legitimation verloren.
Wir sind das Volk und es liegt an uns, diesem Treiben ein Ende zu bereiten.
Wenn wir es nicht tun, wird es keiner tun! Aber wir haben die Folgen zu tragen.
Lassen Sie uns nach Berlin gehen und handeln.
Gemeinsam sind wir stark!
karli sagt:
Artikel 26 Grundgesetz regelt Näheres.
http://dejure.org/gesetze/GG/26.html
Merkel ist den USA verpflichtet. Nach ihrem Vorstellungsgespräch in den USA 2003 ist dort der Groschen gefallen. Die musste Kanzlerin werden, damit Europa zugunsten der USA umgepflügt werden kann.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/beitrag-in-us-zeitung-merkels-bueckling-vor-bush-a-237040.html
Wer glaubt da nicht an manipulierte Wahlen in 2005 – 2009 – 2013?
Die Briten geben doch zu, nicht nur Abzuhören sondern auch Daten verfälschen zu können.
AdiEU! sagt:
Wie war Frau Merkels Verhalten damals, beim völkerrechtswidrigen Einmarsch der Amerikaner in den Irak? Und jetzt diese Scharfmacherei im Interesse der USA.
Manche nennen Frau Merkel schon die “amerikanische Bundeskanzlerin”.
AdiEU!
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