Thema:
Russland
Präsidentenwahl in Russland
Putin für vierte Amtszeit wiedergewählt
Die Behörden in Moskau bestätigen: Wladimir Putin hat die Präsidentenwahl in Russland gewonnen.
Übersicht
- Russland hat am Sonntag seinen Präsidenten gewählt. Wahlberechtigt sind etwa 109 Millionen Menschen.
- Die Wahlleitung sprach Wladimir Putin nach Teilauszählungen 71,97 Prozent der Stimmen zu.
- Nach ersten Zählungen lag die Wahlbeteiligung um 18 Uhr bei knapp 64 Prozent und damit etwas tiefer als vor vier Jahren.
- Es galt als sicher, dass Amtsinhaber Putin die Wahl gewinnt und somit bis 2024 an der Spitze Russlands bleiben kann. Ihm wurde ein Stimmenanteil von etwa 70 Prozent vorhergesagt.
- Die sieben anderen Kandidaten galten von vornherein als chancenlos. Der einzige ernsthafte Herausforderer Alexej Nawalny wurde von der Wahl ausgeschlossen.
Vierte Amtszeit
Russlands Präsident Wladimir Putin hat sich mit einem klaren Wahlsieg sechs weitere Jahre an der Macht gesichert. Ersten Hochrechnungen zufolge errang der 65-Jährige gut 72 Prozent der Stimmen, wie die zentrale Wahlkommission am Sonntag mitteilte.
Putins stärkster Herausforderer, der Kommunist Pawel Grudinin, kam demnach auf lediglich 15,9 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag der Nachrichtenagentur Tass zufolge bei knapp 64 Prozent. Die Opposition beklagte Unregelmässigkeiten bei der Abstimmung. Sie war auf den vierten Jahrestag der Krim-Annexion gelegt worden, die Putins Popularitätswerte in die Höhe schnellen liess.
Die übrigen sechs Kandidaten, darunter der Rechtsradikale Wladimir Schirinowski und die liberale TV-Moderatorin Xenia Sobtschak, erzielten nach Angaben der Wahlkommission lediglich Ergebnisse im einstelligen Prozentbereich. Politische Beobachter halten die Wahl ohnehin für orchestriert.
Putins wohl ärgster Widersacher Alexej Nawalny durfte nicht bei der Wahl kandidieren. Er war zuvor in einem von vielen als politisch motivierten Prozess verurteilt worden und rief daraufhin zum Boykott der Abstimmung auf.
Wahlbeteiligung tiefer als 2012?
Nach ersten Zählungen lag die Wahlbeteiligung um 18 Uhr bei knapp 60 Prozent und damit höher als 2012 zur selben Zeit. Insgesamt hatten damals 65,3 Prozent der Wahlberechtigten abgestimmt. Die Nachrichtenagentur Tass rechnet aber damit, dass diesmal insgesamt knapp 64 Prozent an die Urne gingen.
Die Wahlbeteiligung gilt als wichtiger Indikator für Putins Rückhalt in der Bevölkerung. Entsprechend beharrlich hatte die russische Führung die Bürger aufgerufen, ihre Stimme abzugeben.
2500 Verstösse
Bei der Präsidentenwahl in Russland haben Wahlbeobachter vor Schliessung der Wahllokale mehr als 2500 Manipulationsversuche registriert. Mitarbeiter der oppositionsnahen Beobachterstelle Golos dokumentierten besonders viele Vorfälle in Moskau, St. Petersburg und in der südrussischen Stadt Krasnodar, wie einer Karte der Organisation am Sonntag zu entnehmen war.
Zweitbester Kandidat mit 16 Prozent
Der kommunistische Präsidentenkandidat Pawel Grudinin hat nach ersten Auszählungen mit knapp 16 Prozent den zweiten Platz bei der Wahl in Russland erreicht. Das teilte die Wahlleitung in Moskau am Sonntag mit. Dahinter liegt der nationalistische Politiker Wladimir Schirinowski mit knapp sieben Prozent.
Die liberale TV-Journalistin Xenia Sobtschak erreichte demnach 1,4 Prozent. Die restlichen vier Kandidaten bekamen jeweils weniger als ein Prozent der Stimmen. Bereits im Vorfeld galt die Wiederwahl des Amtsinhabers Wladimir Putin als sicher. Niemand rechnete den Herausforderern realistische Chancen aus, mehr als zehn Prozent der Stimmen zu erhalten. Vor allem Protestwähler hätten für Grudinin gestimmt, sagten Experten in einer ersten Einschätzung.
Putin siegt deutlich laut Prognosen
Russlands Staatschef Wladimir Putin ist bei der Präsidentschaftswahl am Sonntag ersten Prognosen zufolge mit fast 74 Prozent wiedergewählt worden. Putin kam den Nachwahlbefragungen zufolge auf 73,9 Prozent der Stimmen. Die Opposition und die Wahlbeobachtergruppe Golos hatten mehr als 2000 Verstösse bei der Wahl gezählt, darunter mehrfach abgegebene Stimmen und die Behinderung von Wahlbeobachtern.
Stimme aus der All
Anton Shkaplerov ist derzeit als einziger Russe auf der internationalen Raumstation ISS stationiert. Damit seine Stimme den Weg aus dem All auf die Erde fand, kontaktierte er einen Vertrauensmann per Video. Dieser setzte vor den Augen Shkaplerovs ein Häkchen an der von ihm gewünschten Stelle.
«Trefft die Urne!»
Auch die russische Fussballnationalmannschaft hat am Sonntag an der Präsidentenwahl teilgenommen. «Wir fahren wählen», hiess es auf dem offiziellen Twitterkonto der Sbornaja. Ein Foto zeigte, wie die Spieler in ihrem Trainingslager in einen Bus steigen.
Das rief sofort Beobachter auf den Plan, die die sportlichen Möglichkeiten der Sbornaja nicht sehr hoch einschätzen. «Verfehlt die Urne nicht!», twitterte ein User. «Das ist das einzige, was diese Holzfüsse treffen», entgegnete ein anderer.
Das Gastgeberteam der Fussball-WM im Sommer wird trainiert vom früheren Dresden-Torwart Stanislaw Tschertschessow. Es hofft, über die Gruppenphase mit Saudi-Arabien, Ägypten und Uruguay hinaus ins Achtelfinale zu kommen
«Ich oder das Chaos»
Seit 18 Jahren steht er an der Spitze des Landes, am Sonntag schickte sich Russlands starker Mann an, ein viertes Mal Präsident zu werden. Wladimir Putin verkörpert für viele Russen die wiedergewonnen Grösse ihrer Heimat nach den Jahren unter seinem Vorgänger Boris Jelzin. Damals herrschte nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion der ungezügelte Kapitalismus, und der in den Medien omnipräsente Staatschef versteht es, immer wieder vor einem Rückfall in das Chaos der 90er Jahre zu warnen.
Geschickt führt der 65-jährige Putin das russische Wirtschaftswachstum ins Feld, das vor allem durch die sprudelnden Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft gespeist wird. Dass er unablässig die Karte nationaler Stärke spielt und sich sogar mit der Supermacht USA anlegt, bringt ihm bei einem grossen Teil der Bevölkerung Sympathien ein.
Dass kurz vor der Präsidentschaftswahl vom Sonntag die Nervengiftaffäre um einen ehemaligen russischen Agenten und Überläufer hochkochte und Grossbritannien umgehend Moskau die Schuld für den Anschlag gab, kam Putin im eigenen Land zugute. Seine Anhänger scharten sich umso fester um ihn. Schon frühere Wahlkämpfe hatte Putin mit dem Tenor «Ich oder das Chaos» geführt und gewarnt, die Opposition werde nichts als «Erniedrigung, Abhängigkeit und Zerfall» über Russland bringen.
Status quo oder Nichtwahl
«Das sind nicht wirklich Wahlen wie in westlichen Ländern», sagte Stepan Gonscharow vom unabhängigen Umfrageinstitut Lewada der Nachrichtenagentur AFP. Die Russen hätten keine echte Auswahl zwischen starken Präsidentschaftskandidaten. «Wenn sie ihr Missfallen ausdrücken wollen, gehen sie nicht hin», sagte Gonscharow.
2012 hatten nach offiziellen Angaben 65,3 Prozent der Wähler teilgenommen. Diesmal berichteten die Wahlbehörden durchgehend von einer höheren Beteiligung.
Mit freundlicher Genehmigung von 20min.ch
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