„HartzIV bedeutet nicht Armut“, mit dieser respektlosen und verletzenden Aussage hat CDU-Politiker Jens Spahn am Wochenende Schlagzeilen gemacht.
Dieser Satz tat mir weh. Mein Name ist Sandra, ich bin 40
Jahre alt, wohne in Baden-Württemberg und habe einen zehnjährigen Sohn.
Leider bin auch ich Empfängerin von Sozialleistungen – sprich Hartz IV. Das
öffentlich zuzugeben, fällt mir nicht leicht. Doch der Wille, die
Aussagen von Jens Spahn nicht einfach vorüberziehen zu lassen, ist
stärker als die Scham. Denn mit seinen jüngsten Aussagen verstärkt
Herr Spahn das Bild, das viele Menschen von Menschen wie mir haben: „Das
sind doch Schmarotzer!“, „Die leben von meinen Steuergeldern!“, „Die
soll doch einfach arbeiten gehen!“
Jens Spahns Kommentar zeugt nicht nur von Unkenntnis. Er entlarvt,
wie weit Herr Spahn sich von meiner Realität und der von Millionen
Deutschen entfernt hat. Deshalb lade ich Sie ein, Herr Spahn:
Meistern Sie für einen Monat Ihren Alltag zum HartzIV-Grundregelsatz von
416,00 EUR im Monat.
Ich erhalte vom Jobcenter im Monat 950 EUR plus Kindergeld i.H. von
194 EUR. Davon zahle ich selbst Miete, Strom und Gas – rund 620 EUR.
Dazu kommen die Kosten für Telefon, Medikamentenzuzahlungen, Essensgeld
und Ausflüge im Hort meines Sohnes. Für Lebensmittel, Kleidung, Schuhe,
Fahrtkosten bleiben mir in guten Monaten 350 bis 400 EUR. An
Freizeitgestaltung, Hobbies, Freunde treffen, Kino, Urlaub oder
Restaurantbesuche mag ich gar nicht erst denken. Es ist unglaublich
hart.
Vielleicht verhungere ich nicht, aber wehe meine Waschmaschine geht kaputt oder eine Klassenfahrt steht an. Dann wird es richtig eng.
Zudem teile ich mir das Sorgerecht mit dem Kindsvater, das heißt ich
bin zur Hälfte alleinerziehend. Das bedeutet weitere Abzüge für mich.
Insgesamt bleiben mir rund 10 EUR am Tag zum Leben für mich und meinen Sohn. Das bedeutet finanzielle Armut, Herr Spahn.
Deshalb fordern wir Sie auf: Zeigen Sie uns für nur einen Monat,
wie Sie auf Basis des HartzIV-Grundregelsatzes Ihren Alltag meistern.
Dann gehen wir beide einen Kaffee trinken und unterhalten uns noch
einmal darüber, was Armut bedeutet.
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