Thema:
G20 Hamburg
G20-Gipfel in Hamburg Bezahlte Demonstranten gegen Katar
Stand: 18.07.2017 07:13 Uhr
Ein ägyptischer Geschäftsmann hat offenbar Flüchtlinge bezahlt, um beim G20-Gipfel gegen Katar zu demonstrieren. Als nicht alle Geld erhielten, haben einige Flüchtlinge spontan ihren Protest geändert - und nicht mehr gegen, sondern für Katar demonstriert.
Von Falah Elias und Demian von Osten, WDR
Es war eigentlich nur eine kleine Demonstration am Rande von G20 - doch die Hintergründe sind bemerkenswert und politisch brisant: Vor der Christuskirche in Hamburg versammelten sich am Samstag des G20-Wochenendes etwa 140 Menschen und hielten Plakate gegen den Staat Katar in die Luft. "Katar fördert den Terrorismus" stand da auf Deutsch und Englisch.
Der Protest fällt in die Zeit einer zugespitzten diplomatischen Krise zwischen Katar auf der einen Seite und Saudi-Arabien, Ägypten und weiteren arabischen Staaten auf der anderen. Arabische Medien berichteten großflächig über die Hamburger Demonstration, auch wenn eigentlich nur wenige Menschen kamen. Sky News Arabia berichtete in einer Liveschalte.
Auch ein anderer ägyptischer Sender sowie Medien aus Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten griffen die Proteste gegen Katar in Hamburg auf. Die ägyptische Zeitung "Ägypten heute" schreibt von 7000 Menschen, die gegen Katar demonstriert hätten.
Protest war offenbar ein Fake
Doch offenbar war der Protest nicht echt: Flüchtlinge berichten übereinstimmend gegenüber dem ARD-faktenfinder und dem Flüchtlingsportal WDRforyou, dass zumindest einige Demonstranten für ihren Protest bezahlt wurden.
Ahmad O.*, ein 30-jähriger syrischer Flüchtling aus Hamburg, berichtet, er sei in einem Park von zwei ägyptischen Männern namens Amro und Mohamed angesprochen worden. Sie boten Ahmad O. 1000 Euro an. Dafür sollte er an der Demonstration gegen Katar teilnehmen und Freunde mitbringen. Jeder bekäme jeweils weitere 100 Euro, versicherten die beiden Ägypter gegenüber Ahmad O.
Aus Anti- wurde Pro-Katar-Protest
Der Syrer rief daraufhin Freunde an und so kamen mehrere Hundert Menschen zu der Demonstration: Syrer, Iraker, Ägypter, Nordafrikaner. "Es gab sogar Hafenarbeiter, die wegen des Geldes mitkamen", erzählt Ahmad O. "Als wir dort waren, haben sie uns aber Geld für nur 100 Leute gegeben. Weitere 300 Leute haben nichts bekommen. Die wurden sehr sauer und haben dann Parolen für Katar gerufen. Die Demo ist zu einer pro-Katar-Demo geworden."
Andere Flüchtlinge bestätigen die Geschichte. Mustafa Hassan aus einem Flüchtlingsheim in Hamburg schrieb an WDRforyou: "Leute im Flüchtlingscamp haben mir gesagt: Komm mit uns. Zwei Stunden für 100 Euro. Wir gehen zusammen. Wir müssen an einer Demo gegen Katar teilnehmen. Es gibt nichts zu befürchten. Ich habe das abgelehnt."
In einem Video von der Demonstration eines anderen mutmaßlichen Flüchtlings behauptet eine Stimme ebenfalls, sie seien bezahlt worden, um gegen Katar zu demonstrieren. Die Polizei bestätigt, dass etwa 140 Personen unter dem Titel "Aufstand gegen Katar wegen Unterstützung des Terrorismus" an der Demonstration teilnahmen. Dass Flüchtlinge bezahlt wurden, haben die Polizisten aber nicht beobachtet.
Laut Polizei lösten sich aber 50 junge Männer aus der Versammlung und "störten den Versammlungsverlauf erheblich", wie es auf Anfrage an die Pressestelle heißt. Die jungen Männer seien anschließend weggelaufen. Auf Videos ist zu sehen, wie sie die Demonstrationsschilder mit den Füßen zertreten und Parolen für Katar rufen.
*Name geändert
Quelle: ARD Faktenfinder
Keine Kommentare :
Kommentar veröffentlichen
Der Kommentar erscheint manchmal erst nach Freigabe