Dienstag, 2. Mai 2017

Meister übertriff Akademiker - Meisterfeier 2017 in Düsseldorf

Thema: Handwerk

Dienstleistungspaket:
Bundesbildungsministerin Wanka verspricht gemeinsamen Kampf für Meisterbrief

Deutsches Handwerksblatt schreibt dazu in der Ausgabe der Handwerkskammer Südwesrfalen:

Sie ist aktuelle Preisträgerin des Georg Schulhoff-Preises, der nur selten an amtierende Bildungsminister geht, wie Andreas Ehlert, Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf, betonte. Doch weil Johanna Wanka sich nicht nur gegenüber der OECD um die berufliche Bildung verdient gemacht habe, genieße sie laut Ehlert das Vertrauen des Handwerks und wurde als Festrednerin zur 68. Meisterfeier der Kammer eingeladen. Dort erinnerte sie daran, daß beim Versuch aus Brüssel, die Meisterpflicht abzuschaffen, Handwerk, Politik und Wissenschaft zusammen für den Erhalt gekämpft hätten, und versprach, daß es auch angesichts des Dienstleistungspaketes so sein werde.

„Wir wollen, daß in diesem Land jeder die Chancen erhält, die ihm entsprechen“, so Wanka. volkswirtschaftlich sei das wichtig, um Deutschlands Platz als viertstärkste Industrienation zu sichern. Wichtiger aber sei es für das Lebensglück des Einzelnen. Unter Meistern, Technikern und Akademikern sei die Arbeitslosigkeit gering, ein Wichtiger Faktor für persönliches Glück.

Um mehr Menschen für die duale Ausbildung zu begeistern und ihnen den Abschluß zu ermöglichen, plädierte die CDU-Politikerin dafür, die Hauptschulen zu stärken, regionale Unterschiede bei Angebot und Nachfrage von Ausbildungsplätzen auszugleichen und es kleinen Betrieben zu erleichtern, auszubilden. Abschließend hatte sie eine gute Nachricht, für die 942 Jungmeister, das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft habe in einer Umfrage herausgefunden, daß 28 Prozent der Meister und Techniker einen höheren Stundenlohn erhalten als ein Durchschnittsakademiker. MD

"Die ganze Welt beneidet uns um Sie"

Meisterfeier - Kammerpräsident Andreas Ehlert fordert von der Politik, mehr in berufliche und in die Qualität der schulischen Bildung zu investieren

von Melanie Dorda in der Handwerkszeitung
Sie sind großartige Botschafter des Handwerks“, begrüßte Andreas Ehlert die, 942 Jungmeisterinnen und Jungmeister zur 68. Meisterfeier der Handwerkskammer Düsseldorf. Und mit Bezug auf das internationale Renommee dieses Abschlusses fügte der Kammerpräsident später hinzu: „Wir alle müssen uns Sie zum Vorbild nehmen! Denn die ganze Welt beneidet uns. Um Sie!“

Der Meisterbrief sei Dreh- und Angelpunkt der gesamten Qualifikationskultur, betonte Ehlert. Ohne ihn gäbe es weder Ausbildung in den Betrieben, noch Fachkräfte, noch Untemehmernachwuchs. Deswegen tue das Handwerk alles dafür, die duale Ausbildung und den Meisterbrief wettbewerbsfähig zu halten.

Handwerksorganisationen kümmerten sich darum, daß die Berufsbilder modern und attraktiv blieben. Zudem beschreite das Handwerk neue Wege, um berufliche Bildung auch jenseits von Ausbildung und Meisterbrief auszubauen: mit Einsatz für ein Berufsabitur, dualen und trialen Angeboten oder im Bereich „MeisterPlus“. Doch ob berufliche Bildung attraktiv bleibe, hänge auch von politischen Rahmenbedingungen in Land, Bund und EU ab. Sorge bereite dem Handwerk laut Ehlert aktuell das Dienstleistungspaket, das er als „Frontalangriff auf den Meisterbrief“ bezeichnete. Um so mehr begrüßte er die von Bundesrat und Bundestag dagegen eingebrachte Subsidiaritätsrüge.

Mehr Mittel für Bildungszentren

Ihm persönlich bereite seiner Rede zufolge zudem die berufliche Bildung in Nordrhein-Westfalen Sorge. Zu viele Schulabgänger seien nicht ausbildungsreif, da Grundkenntnisse in Lesen, Schreiben, Rechnen und in sozialen Kompetenzen fehlten. Der Kammerpräsident forderte mehr Qualität und bessere Betreuung an den Schulen. Es müsse etwas gegen Unterrichtsausfall und fachfremd erteilten Unterricht getan werden. Besonders arg stehe es um die Berufskollegs. Der Kammerpräsident bemängelte, . daß NRW bundesweit am geringsten in berufliche Bildung investiere. Von einer Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung könne da ihm zufolge keine Rede sein. Auch weil Hochschulgebühren längst kein Thema mehr seien, während Meister weiterhin auf einem Großteil ihrer Kosten sitzenblieben. Ehlert plädierte dafür, jedem, der die Meisterprüfung erfolgreich absolviert hat, die Gebühren zu erstatten. Auch wünschte er sich von der Politik mehr Mittel für die Berufsschulen und handwerklichen Bildungszentren. „Nordrhein-Westfalen muß ein Land werden, das Bildungschancen bietet und Lust auf Unternehmertum macht. Eine engagierte Politik für Handwerk, Mittelstand und. berufliche Bildung muß Teil einer solchen Neuausrichtung sein“, so Ehlert. Dafür bräuchte es einen : Konsens aller Parteien über Wahlperioden hinweg.

Auch Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel gratulierte zum Meisterbrief, für ihn ein „veritables Wertpapier“. Er lobte das Handwerk als wichtigen Wirtschaftsfaktor Düsseldorfs, das darüber hinaus auch einen Beitrag zum Zusammenhalt der Stadtgesellschaft leiste, da es vielen geflüchteten Menschen über Ausbildung und Arbeit ermögliche, sich zu integrieren.

Karrierechancen dank Ausbildung

Festrednerin Johanna Wanka bescheinigte den Handwerkerinnen und Handwerkern, mit dem Meisterbrief ein international anerkanntes Gütesiegel erworben zu haben. Als Antwort auf Ehlerts Forderungen versprach die Bundesbildungsministerin, das Thema Meister-BAföG trotz bereits erfolgter Novellierungen weiter auf der Tagesordnung zu behalten.

Sie lobte die „Wir können Technik“-Kampagne der Handwerkskammer‚ mit der mehr Frauen dazu ermutigt werden sollen, technische Handwerksberufe zu ergreifen. Die Zahlen seien hier rückläufig. Sie selbst wolle mit dem anwesenden Handwerkspräsidenten Hans Peter Wollseifer zusammen überlegen, was man hier noch tun könne. Da= rüber hinaus sprach sich die gelernte Agrotechnikerin und studierte Mathematikerin dafür aus, die Hauptschulen zu stärken und regionale Unterschiede bei Angebot und Nachfrage von Ausbildungsplätzen ausgleichen zu wollen. Denn auf 100 junge Leute kämen laut Wanka heute 104 Ausbildungsplätze, nur lägen die oft in Ostdeutschland oder Bayern, während es in Düsseldorf und Köln mehr Bewerber als Stellen gäbe. Auch soll es kleinen Betrieben . erleichtert werden, Auszubildende zu finden.

Anreize für eine Ausbildung lieferten nicht nur Programme wie Erasmus, sondern auch die vielfältigen Karrieremöglichkeiten. So könne Wanka zufolge ein gelernter Tischler heute nach drei Jahren Arbeit in seinem Beruf, ohne Prüfung oder Probesemester, ein Designstudium beginnen. Den Jungmeistern empfahl die Bildungsministerin, regelmäßig in Weiterbildung zu investieren, um stets „Meister des eigenen Fachs zu bleiben“.

Quelle: Deutsches Handwerksblatt

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