Hallo liebe Leser,
erinnern Sie sich an das Schicksal von Anne Frank? Die
Familie von Anne ist vor den Nazis in die Niederlande geflohen. Doch
ihr Versteck in Amsterdam, in dem Anne ihr später weltberühmtes Tagebuch
schrieb, wurde verraten. Die Familie wurde verhaftet und nach Auschwitz
verschleppt.
Einer der letzten Auschwitz-Prozesse ist aktuell am Landgericht Neubrandenburg anhängig. Es ist zugleich der erste Prozess zur Deportation der Familie Frank. Angeklagt ist Hubert Zafke, der damals als SS-Mann im Vernichtungslager Auschwitz war. Ihm wird vorgeworfen, in mindestens 3.861 Fällen Beihilfe zum Mord geleistet zu haben.
Der Angeklagte zeigt keine Reue.
Und behauptet sogar, er habe nichts gewusst. Dass Auschwitz eine
Mordfabrik war, konnte ihm beim Anblick der ausgezehrten Häftlinge,
Gaskammern und Krematorien aber nicht verborgen geblieben sein.
Doch das Landgericht Neubrandenburg zeigt kein Interesse, den Fall zu verhandeln und verzögert das Verfahren.
Mindestens 14 Deportationszüge trafen ein, während Zafke in Auschwitz war. Mit
dem Transport, in dem Anne Frank war, wurden über tausend Menschen
deportiert. Alle Kinder unter 15 Jahren wurden direkt nach der Ankunft
ermordet. Unter ihnen waren die 7-jährige Mirjam Katz und die 8-jährige
Ursula Gerson. Auch ihre Familien hatten in den Niederlanden Zuflucht
gesucht. Anne Frank und ihre Schwester Margot starben kurz vor Ende des
Krieges, krank und völlig ausgezehrt, im Konzentrationslager
Bergen-Belsen.
Jahrzehnte blieben die Täter von damals weitgehend ungestraft. Nun droht auch der Prozess gegen Hubert Zafke zu scheitern.
Auschwitz-Überlebenden
begegnen die Richter der Schwurgerichtskammer mit Missachtung: Zwei
Nebenkläger, die durch das Strafverfahren Gerechtigkeit für ihre in
Auschwitz ermordete Mutter erwarteten, versuchte man aus dem Verfahren
zu werfen.
Zahlreiche Befangenheitsanträge wurden vom Gericht als
unbegründet zurückgewiesen. Inzwischen wurde Strafanzeige wegen
Rechtsbeugung erstattet!
Wir fordern, den Prozess gegen Hubert Zafke unverzüglich neu zu eröffnen und endlich zu verhandeln!
Die Hoffnung, dass in diesem Verfahren noch ein Urteil gesprochen wird
und den Opfern und ihren Angehörigen damit ein Stück weit Gerechtigkeit
zuteil wird, geben wir nicht auf.
Ein OFFENER BRIEF von
Holocaust-Überlebenden und Akteuren aus Bildung, Wissenschaft und
Zivilgesellschaft wurde in nur drei Wochen von mehr als 15.000 Menschen
unterstützt.
Hochachtungsvoll
Roman Guski, Context. Bausteine für historische und politische Bildung e.V.
Dr. Constanze Jaiser, Agentur für Bildung – Geschichte, Politik und Medien e.V.
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