Top-Themen der deutschen Mainstreammedien 11.04.2013:
Abteilung Wirtschaft:
Spiegel: Kirch-Anwälte gegen Deutsche Bank: Tag der Rache
Stern: Schuldenkrise, Zypern braucht 5,5 Milliarden Euro zusätzlich
Focus: bei Focus gibt es keine Abteilung "Wirtschaft", stattsessen "Finanzen"
Zypern braucht 23 statt 17,5 Milliarden.
EuroNikosia gibt zu: Brauchen noch mehr Milliarden.
Zyprer ohne Perspektive: „Sie haben panische Angst vor der Zukunft“
FR-Online: Zypern will 23 Milliarden Euro
FAZ: Schuldenkrise Zyperns Finanzbedarf steigt auf 23 Milliarden Euro
Sueddeutsche: Wolfgang Schäuble zu Offshore-Geschäften "Wir werden nicht warten, bis die letzte Karibikinsel ihr Verhalten ändert"
nirgends ist was vom Zugriff auf Bank-Einlagen zu lesen.
nur hier:
Bank-Einlagen
Deutsche
Wirtschafts Nachrichten
Veröffentlicht: 11.04.13, 02:40 |
Aktualisiert: 11.04.13, 10:22 |
Die EU-Kommission hat einen Entwurf vorgelegt, wie
Banken-Rettungen künftig aussehen sollen. Der Kern des Papiers: Alle müssen
bluten. Neu an dem Papier: Auch die Kredite, die sich Banken untereinander
gewährt haben, werden rasiert. Über die Höhe der Beteiligung der kleinen Sparer
müssen sich die Finanzminister noch einigen.
Jeder Bank-Kunde hat
mit einer auch noch so geringen Einlage ein Ticket zum Tanz auf dem Vulkan
gelöst.
Wenn sich die EU-Finanzminister am Freitag in Dublin
treffen, werden sie über einen Gesetzes-Entwurf der EU-Kommission diskutieren.
Diese regelt, wie in Zukunft die Banken gerettet werden. Das Modell folgt dem
Experiment, welches die EU in Zypern durchgeführt hat: Alle müssen
bluten.
Die Reihenfolge dürfte, wie Reuters berichtet, etwas so
aussehen:
Großanleger und Aktionäre der Banken werden als erste
rasiert. Als nächste werden auch die anderen Banken Verluste hinnehmen müssen.
Denn der Entwurf sieht vor, dass auch die Interbanken-Kredite einen
Haircut erleiden. Am Ende schließlich werden alle Bank-Guthaben über
einer bestimmten Grenze gekürzt.
Diese Grenze ist noch Gegenstand der Diskussion: Offiziell
gilt eine 100.000 Euro-Grenze als „heilig“, wie EU-Kommissar Olli Rehn neulich
sagte (hier).
Doch dabei muss es nicht bleiben: Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hatte
gesagt, dass man die Einlagen unter 100.000 Euro schonen möchte, wenn möglich (hier).
Wenn jedoch die Beiträge der großen Einleger nicht reichen,
dann wird diese Grenze mit Sicherheit fallen. Ihre Garantie ist ohnehin rein
theoretischer Art: Denn die Staaten können Einlagen – egal in welcher Höhe –
nur garantieren, wenn sie sich das Geld für diese Garantie vom Steuerzahler
holen. In beiden Fällen ist das ein Griff in Taschen der Bürger – mit dem
einzigen Unterschied, dass die Bürger den Banken entfliehen können, den Steuern
nicht.
Das Gesetz soll 2015 in Kraft treten. Der erste Entwurf wird
nun im Europa-Parlament und auf der Ebene der Finanzminister diskutiert.
Dass nun auch Kredite, die sich die Banken gegenseitig
gewährt haben, von den Verlusten betroffen sein sollen, ist neu. Es wird dazu
führen, dass der Interbanken-Markt nie wieder zum Leben erwacht. Sehr
zum Bedauern von EZB-Chef Mario Draghi ist dieser Markt seit der Finanzkrise
klinisch tot.
Aus gutem Grund: Denn niemandem trauen die Banken weniger
als anderen Banken. Die gigantische Derivatenblase, von der praktisch alle
Banken bedroht sind (hier),
hat das Misstrauen unter den Banken gewaltig erhöht. In der
Vergangenheit haben sich die Banken auch gegenseitig mit den Derivaten
ausgetrickst: Die älteste Bank der Welt, die Banca Monte dei Paschi di Siena (MPS)
wurde von der Deutschen Bank und der Normura über den Tisch gezogen und geriet
durch diese Geschäfte an den Rand der Pleite (hier).
Weil in der EU wegen der komplizierten Entscheidungen kein
Entwurf schnell umgesetzt werden kann, dürfte die EZB gezwungen sein, bis zum
Inkrafttreten der neuen Regelungen massiv Geld zu drucken.
Formal hatte Draghi angekündigt, dies über die sogenannten
OMTs zu machen: Das sind im Grunde kleine Bailouts, weil es Geld aus diesem
Topf nur zu harten Spar-Auflagen geben wird. Daher hat bisher niemand davon
Gebrauch gemacht, weil kein Land die Sparkommissare der Troika (Men in Black)
über die Grenze lassen will.
Daher ist zu erwarten, dass sich die EZB nach den LTROs
und OMTs irgendwelche andere Mechanismen einfallen lassen wird, wie sie
leichter Geld in die Märkte pumpen kann.
Frankreich und Italien haben bereits gegen den Haircut im
Interbanken-Geschäft protestiert. Sie dürften es schwer haben, sich
durchzusetzen: Italien ist seit der Wahl handlungsunfähig, Präsident Francois
Hollande kämpft, kaum im Amt, bereits ums Überleben.
Das Konzept ist klar: Die Staaten wollen sich von den
Banken abkoppeln, weil die Beispiele Zyperns, Sloweniens, Frankreichs und
Italiens zeigen, dass die Banken selbst den Überblick verloren haben.
Die Strategie erklärt auch, warum der Banken-Crash in Zypern
bisher vergleichsweise geringe Auswirkungen auf den Finanzmärkten ausgelöst
hat. Wie sich jetzt herausstellt, haben vor der Einführung der
Kapitalverkehrskontrollen 6.000 Anleger Guthaben über 100.000 Euro außer Landes
gebracht. Die europäischen Banken waren schon viel früher gewarnt worden
und kommen mit einem blauen Auge davon (hier).
Damit sollten die Sparer in ganz Europa beruhigt werden.
Die EU hat Zypern als kleines Land dazu verwendet, um den
Ernstfall einmal durchzuspielen. Das hat, aus Sicht der EU, gut funktioniert.
George Soros sagte in seiner Rede in Frankfurt, mit Zypern habe Angela Merkel
einen glänzenden Sieg errungen, weil ihr nun niemand in Europa widersprechen
werde. Wolfgang Schäuble soll am Tag nach der Banken-Schließung in Zypern
sehr zufrieden gewesen sein.
Die offiziellen Schlupflöcher haben verhindert, dass es
einen Bank-Run gegeben hat. Damit wurden die Sparer in Deutschland und
in den anderen europäischen Ländern eingelullt: Es wurde ihnen vorgegaukelt,
dass es sich um eine ganz und gar harmlose, aber eben notwendige Maßnahme
handelt. Angela Merkels Aussage, dass die Aktion unvermeidbar gewesen sei,
um die Verursacher der Krise zu treffen, ist ihr von der deutschen
Öffentlichkeit dankbar abgekauft worden und hat die Beliebtheit der Kanzlerin
weiter gesteigert.
Dass die Opfer des nächtlichen Zugriffs die einfachen
zypriotischen Krankenschwestern, Rentner und kleinen Unternehmen sind, wurde in
Europa nicht mehr zur Kenntnis genommen.
Im Gegenteil: Durch eine „zufällig“ ausgerechnet jetzt
veröffentlichte Studie der EZB, der zufolge die Zyprioten viel reicher sein
sollen als die Deutschen (hier),
wurde der Neidfaktor sehr raffiniert bedient. Tatsächlich ist die Studie
wertlos, weil sie Äpfel mit Birnen vergleicht. Unter Vermögen versteht man in
jedem Euro-Land etwas anderes, externe Faktoren wie Preistreiberei durch
Blasenbildung wurden naturgemäß ausgeblendet.
Für den einfachen Bank-Kunden ist es gut, dass die
Form der europäischen Banken-Rettung immer konkretere Formen annimmt: Er kann
nämlich handeln und sein Geld von der Bank holen. Zwar ist es wegen der
umfassenden Manipulationen der Zentralbanken einigermaßen seriös, andere
Anlageformen zu finden. Der Bank-Kunde in Deutschland hat aber vermutlich bis
zur Bundestagswahl im September Zeit, Maßnahmen für seine persönliche Vorsorge
zu treffen.
Die Härte, mit der die EU nun die Banken-Rettung durchziehen
will, hat einen weiteren Vorteil: Der einfache Bank-Kunde kann spätestens jetzt
erkennen, dass er in dem Moment, in dem er sein Geld auf die Bank bringt, keinerlei
Rechtsanspruch mehr besitzt, dass er das Geld wiederbekommt (mehr dazu
hier).
Angesichts der Zockerei der Banken bei den Derivaten war es
nämlich bisher schon so: Wenn man heute einer Bank 500 Euro gibt, ist es nicht
anders, als würde man die 500 Euro einem Drogensüchtigen im
fortgeschrittenen Stadium zu getreuen Händen überlassen – mit der Bitte, das
Geld doch sicher aufzubewahren und damit keine Dummheiten zu machen.
Das ist vielleicht keine schöne Erkenntnis.
Aber sie erklärt dem einzelnen, dass der Tanz auf dem
Vulkan keine Party an der Wall Street ist, sondern jeder einzelne mit seinen
Bank-Einlagen das Ticket zur Spaziergang auf der Lava gelöst hat.
Wenn es schließlich zu den ersten Crashs kommt, kann keiner
mehr sagen, er wäre nicht gewarnt worden.
...und dann noch dies:
Da will man nicht den Retter spielen
Deutsche Bank gefährdet alle: 48 Billionen Euro in riskanten Wetten
Die Deutsche Bank könnten den Deutschen schon bald Sorgen bereiten. Mit 48 Billionen an riskanten Wetten steht die Bank wegen ihres geringen Eigenkapitals nicht besonders solide da. Experten warnen seit langem vor den Gefahren.
Freitag, 12. April 2013
EU-Gesetz: Zugriff auf Bank-Einlagen wird konkret
die Verschleierung in Deutschland geht weiter
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